Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Leben u. Tod der Menschen. XXX. B.
Zahns mit seinem Bälglein und mit seinen Gefässen da-
selbst seine Entwikkelung gefunden. Daß sich ferner
diese kleine Gefässe in die ausdämpfende Gefässe der Ge-
bärmutter hineingepfropft, und allmählich ihr Wachs-
thum darinnen gefunden haben, ohne daß das Herz die-
sen Keim entwikkelt gehabt, fast auf die Art, wie die
Schmarozzerfrüchte leben, denen es an einem besondern
Herzen mangelt.

Diese Fälle dienen zu einem Beweise, daß überhaupt
die Schlagadern der Gebärmutter mit den Schlagadern
des Kuchens in einem Stükke fortgehen (z): ferner, daß
die Nahrungssäfte von jeder Art in dem Blute der Ge-
bärmutter überflüßig vorhanden sind, und daß auch die-
jenigen Theilchen darinnen vorkommen, so den Ueber-
zug der Glasur am Zahn ausmachen. Und man siehet
endlich noch daraus, daß die Frucht einigermassen als
ein Ast von der Mutter wachsen könne.

Das besondere Wachsen des Kopfes kann von dem-
jenigen Hindernisse herrühren, welches den freyen Lauf,
der abwärts fliessenden Säfte zu hemmen vermag. Es
haben diejenigen Halbmenschen, welche man Cretins
nennt, und deren Hals von abscheulichen Kröpfen ver-
unstaltet wird, allezeit einen sehr grossen Kopf, indessen
daß ihre Füsse öfters so schwächlich sind, daß sie ihnen
keine Dienste leisten können. So haben die Personen
welche mit der englischen Krankheit behaftet sind, bey
einer grossen Leber, auch einen sehr grossen Kopf.

§. 15.
Das übermäßige Wachsen.

Es hat dieses seine viele und wichtige Ursachen, und
es scheinen mir wenigstens einige darunter nicht leicht zu
erklären zu seyn.

Man
(z) L. XXIX.

Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
Zahns mit ſeinem Baͤlglein und mit ſeinen Gefaͤſſen da-
ſelbſt ſeine Entwikkelung gefunden. Daß ſich ferner
dieſe kleine Gefaͤſſe in die ausdaͤmpfende Gefaͤſſe der Ge-
baͤrmutter hineingepfropft, und allmaͤhlich ihr Wachs-
thum darinnen gefunden haben, ohne daß das Herz die-
ſen Keim entwikkelt gehabt, faſt auf die Art, wie die
Schmarozzerfruͤchte leben, denen es an einem beſondern
Herzen mangelt.

Dieſe Faͤlle dienen zu einem Beweiſe, daß uͤberhaupt
die Schlagadern der Gebaͤrmutter mit den Schlagadern
des Kuchens in einem Stuͤkke fortgehen (z): ferner, daß
die Nahrungsſaͤfte von jeder Art in dem Blute der Ge-
baͤrmutter uͤberfluͤßig vorhanden ſind, und daß auch die-
jenigen Theilchen darinnen vorkommen, ſo den Ueber-
zug der Glaſur am Zahn ausmachen. Und man ſiehet
endlich noch daraus, daß die Frucht einigermaſſen als
ein Aſt von der Mutter wachſen koͤnne.

Das beſondere Wachſen des Kopfes kann von dem-
jenigen Hinderniſſe herruͤhren, welches den freyen Lauf,
der abwaͤrts flieſſenden Saͤfte zu hemmen vermag. Es
haben diejenigen Halbmenſchen, welche man Cretins
nennt, und deren Hals von abſcheulichen Kroͤpfen ver-
unſtaltet wird, allezeit einen ſehr groſſen Kopf, indeſſen
daß ihre Fuͤſſe oͤfters ſo ſchwaͤchlich ſind, daß ſie ihnen
keine Dienſte leiſten koͤnnen. So haben die Perſonen
welche mit der engliſchen Krankheit behaftet ſind, bey
einer groſſen Leber, auch einen ſehr groſſen Kopf.

§. 15.
Das uͤbermaͤßige Wachſen.

Es hat dieſes ſeine viele und wichtige Urſachen, und
es ſcheinen mir wenigſtens einige darunter nicht leicht zu
erklaͤren zu ſeyn.

Man
(z) L. XXIX.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0890" n="836[838]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leben u. Tod der Men&#x017F;chen. <hi rendition="#aq">XXX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
Zahns mit &#x017F;einem Ba&#x0364;lglein und mit &#x017F;einen Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;eine Entwikkelung gefunden. Daß &#x017F;ich ferner<lb/>
die&#x017F;e kleine Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e in die ausda&#x0364;mpfende Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Ge-<lb/>
ba&#x0364;rmutter hineingepfropft, und allma&#x0364;hlich ihr Wachs-<lb/>
thum darinnen gefunden haben, ohne daß das Herz die-<lb/>
&#x017F;en Keim entwikkelt gehabt, fa&#x017F;t auf die Art, wie die<lb/>
Schmarozzerfru&#x0364;chte leben, denen es an einem be&#x017F;ondern<lb/>
Herzen mangelt.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Fa&#x0364;lle dienen zu einem Bewei&#x017F;e, daß u&#x0364;berhaupt<lb/>
die Schlagadern der Geba&#x0364;rmutter mit den Schlagadern<lb/>
des Kuchens in einem Stu&#x0364;kke fortgehen <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">L. XXIX.</hi></note>: ferner, daß<lb/>
die Nahrungs&#x017F;a&#x0364;fte von jeder Art in dem Blute der Ge-<lb/>
ba&#x0364;rmutter u&#x0364;berflu&#x0364;ßig vorhanden &#x017F;ind, und daß auch die-<lb/>
jenigen Theilchen darinnen vorkommen, &#x017F;o den Ueber-<lb/>
zug der Gla&#x017F;ur am Zahn ausmachen. Und man &#x017F;iehet<lb/>
endlich noch daraus, daß die Frucht einigerma&#x017F;&#x017F;en als<lb/>
ein A&#x017F;t von der Mutter wach&#x017F;en ko&#x0364;nne.</p><lb/>
              <p>Das be&#x017F;ondere Wach&#x017F;en des Kopfes kann von dem-<lb/>
jenigen Hinderni&#x017F;&#x017F;e herru&#x0364;hren, welches den freyen Lauf,<lb/>
der abwa&#x0364;rts flie&#x017F;&#x017F;enden Sa&#x0364;fte zu hemmen vermag. Es<lb/>
haben diejenigen Halbmen&#x017F;chen, welche man Cretins<lb/>
nennt, und deren Hals von ab&#x017F;cheulichen Kro&#x0364;pfen ver-<lb/>
un&#x017F;taltet wird, allezeit einen &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;en Kopf, inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
daß ihre Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e o&#x0364;fters &#x017F;o &#x017F;chwa&#x0364;chlich &#x017F;ind, daß &#x017F;ie ihnen<lb/>
keine Dien&#x017F;te lei&#x017F;ten ko&#x0364;nnen. So haben die Per&#x017F;onen<lb/>
welche mit der engli&#x017F;chen Krankheit behaftet &#x017F;ind, bey<lb/>
einer gro&#x017F;&#x017F;en Leber, auch einen &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;en Kopf.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 15.<lb/>
Das u&#x0364;berma&#x0364;ßige Wach&#x017F;en.</head><lb/>
              <p>Es hat die&#x017F;es &#x017F;eine viele und wichtige Ur&#x017F;achen, und<lb/>
es &#x017F;cheinen mir wenig&#x017F;tens einige darunter nicht leicht zu<lb/>
erkla&#x0364;ren zu &#x017F;eyn.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[836[838]/0890] Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B. Zahns mit ſeinem Baͤlglein und mit ſeinen Gefaͤſſen da- ſelbſt ſeine Entwikkelung gefunden. Daß ſich ferner dieſe kleine Gefaͤſſe in die ausdaͤmpfende Gefaͤſſe der Ge- baͤrmutter hineingepfropft, und allmaͤhlich ihr Wachs- thum darinnen gefunden haben, ohne daß das Herz die- ſen Keim entwikkelt gehabt, faſt auf die Art, wie die Schmarozzerfruͤchte leben, denen es an einem beſondern Herzen mangelt. Dieſe Faͤlle dienen zu einem Beweiſe, daß uͤberhaupt die Schlagadern der Gebaͤrmutter mit den Schlagadern des Kuchens in einem Stuͤkke fortgehen (z): ferner, daß die Nahrungsſaͤfte von jeder Art in dem Blute der Ge- baͤrmutter uͤberfluͤßig vorhanden ſind, und daß auch die- jenigen Theilchen darinnen vorkommen, ſo den Ueber- zug der Glaſur am Zahn ausmachen. Und man ſiehet endlich noch daraus, daß die Frucht einigermaſſen als ein Aſt von der Mutter wachſen koͤnne. Das beſondere Wachſen des Kopfes kann von dem- jenigen Hinderniſſe herruͤhren, welches den freyen Lauf, der abwaͤrts flieſſenden Saͤfte zu hemmen vermag. Es haben diejenigen Halbmenſchen, welche man Cretins nennt, und deren Hals von abſcheulichen Kroͤpfen ver- unſtaltet wird, allezeit einen ſehr groſſen Kopf, indeſſen daß ihre Fuͤſſe oͤfters ſo ſchwaͤchlich ſind, daß ſie ihnen keine Dienſte leiſten koͤnnen. So haben die Perſonen welche mit der engliſchen Krankheit behaftet ſind, bey einer groſſen Leber, auch einen ſehr groſſen Kopf. §. 15. Das uͤbermaͤßige Wachſen. Es hat dieſes ſeine viele und wichtige Urſachen, und es ſcheinen mir wenigſtens einige darunter nicht leicht zu erklaͤren zu ſeyn. Man (z) L. XXIX.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/890
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 836[838]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/890>, abgerufen am 20.11.2024.