Wir haben ehedem gezeigt, daß der Drukk der Mus- keln bei dem Zusammenhange der körperlichen Theile, und in der Vermehrung der Härte, etwas vermögend sey (i), wir haben aber auch gestanden, daß ohne diese Kraft die kleine Knochen des Gehörs zu einem ziemlich harten Knochen werden, daß das Felsenbein sich in einem sehr harten Knochen verwandeln lasse, und daß sich die glas- artige Rinde oder Glasur der Zähne aus einem zähen Safte, zu einer äussersten Zerbrechlichkeit, und zugleich zu einer grossen Härte verdichte. Und dennoch erhellet, auch so gar durch Krankheiten, daß die Stärke der Kno- chen mit der Arbeit der Muskeln grösser wächst. Man fand an dem zusammengezogenen Schenkel die Muskeln dünne, die Knochen glatt, durchsichtig, und die Hüfte zerbrochen. Die andere Seite hätte ihre Bewegung übrig behalten, es war aber auch das Wesen des Kno- chens in einem unverdorbenen Zustande (k).
Etwas kann hiebei der Drukk der klopfenden Schlag- ader, in Verdrängung des Saftes und in Verstopfung der festen Theile, ausrichten. Man siehet, wie sich die Knochen des Hinterhaupts, der Schläfe, des Vorder- hauptes, in eine zugleich harte und wenig breite Platte, an dem Orte verwandeln, wo grosse Stämme von Schlag- adern daneben liegen.
Da endlich auch die Säfte einer Frucht, bei Jüng- lingen nunmehro dichter werden, so entstehen feste Kör- per aus festen (l). Es gerinnet nemlich das Blut stär- ker als in der Frucht, der Harn enthält mehr Erde, und die Galle mehr Erde und Salz; anstatt des flüßi- gen Koths erfolget nunmehr ein Koth, welcher sich bin- det, und anstatt des wäßrigen Gallerts, in der Frucht, stellt sich nunmehr ein festeres Mark, und ein festeres Fett ein.
Billig
(i)[Spaltenumbruch]L. XI. p. 571.
(k)HEUERMAN T. IV. p. 37.
(l)[Spaltenumbruch]HAMBERGER Secret. p. 24.
Leben u. Tod der Menſchen XXX. B.
Wir haben ehedem gezeigt, daß der Drukk der Mus- keln bei dem Zuſammenhange der koͤrperlichen Theile, und in der Vermehrung der Haͤrte, etwas vermoͤgend ſey (i), wir haben aber auch geſtanden, daß ohne dieſe Kraft die kleine Knochen des Gehoͤrs zu einem ziemlich harten Knochen werden, daß das Felſenbein ſich in einem ſehr harten Knochen verwandeln laſſe, und daß ſich die glas- artige Rinde oder Glaſur der Zaͤhne aus einem zaͤhen Safte, zu einer aͤuſſerſten Zerbrechlichkeit, und zugleich zu einer groſſen Haͤrte verdichte. Und dennoch erhellet, auch ſo gar durch Krankheiten, daß die Staͤrke der Kno- chen mit der Arbeit der Muskeln groͤſſer waͤchſt. Man fand an dem zuſammengezogenen Schenkel die Muskeln duͤnne, die Knochen glatt, durchſichtig, und die Huͤfte zerbrochen. Die andere Seite haͤtte ihre Bewegung uͤbrig behalten, es war aber auch das Weſen des Kno- chens in einem unverdorbenen Zuſtande (k).
Etwas kann hiebei der Drukk der klopfenden Schlag- ader, in Verdraͤngung des Saftes und in Verſtopfung der feſten Theile, ausrichten. Man ſiehet, wie ſich die Knochen des Hinterhaupts, der Schlaͤfe, des Vorder- hauptes, in eine zugleich harte und wenig breite Platte, an dem Orte verwandeln, wo groſſe Staͤmme von Schlag- adern daneben liegen.
Da endlich auch die Saͤfte einer Frucht, bei Juͤng- lingen nunmehro dichter werden, ſo entſtehen feſte Koͤr- per aus feſten (l). Es gerinnet nemlich das Blut ſtaͤr- ker als in der Frucht, der Harn enthaͤlt mehr Erde, und die Galle mehr Erde und Salz; anſtatt des fluͤßi- gen Koths erfolget nunmehr ein Koth, welcher ſich bin- det, und anſtatt des waͤßrigen Gallerts, in der Frucht, ſtellt ſich nunmehr ein feſteres Mark, und ein feſteres Fett ein.
Billig
(i)[Spaltenumbruch]L. XI. p. 571.
(k)HEUERMAN T. IV. p. 37.
(l)[Spaltenumbruch]HAMBERGER Secret. p. 24.
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[828[830]/0882]
Leben u. Tod der Menſchen XXX. B.
Wir haben ehedem gezeigt, daß der Drukk der Mus-
keln bei dem Zuſammenhange der koͤrperlichen Theile, und
in der Vermehrung der Haͤrte, etwas vermoͤgend ſey (i),
wir haben aber auch geſtanden, daß ohne dieſe Kraft
die kleine Knochen des Gehoͤrs zu einem ziemlich harten
Knochen werden, daß das Felſenbein ſich in einem ſehr
harten Knochen verwandeln laſſe, und daß ſich die glas-
artige Rinde oder Glaſur der Zaͤhne aus einem zaͤhen
Safte, zu einer aͤuſſerſten Zerbrechlichkeit, und zugleich
zu einer groſſen Haͤrte verdichte. Und dennoch erhellet,
auch ſo gar durch Krankheiten, daß die Staͤrke der Kno-
chen mit der Arbeit der Muskeln groͤſſer waͤchſt. Man
fand an dem zuſammengezogenen Schenkel die Muskeln
duͤnne, die Knochen glatt, durchſichtig, und die Huͤfte
zerbrochen. Die andere Seite haͤtte ihre Bewegung
uͤbrig behalten, es war aber auch das Weſen des Kno-
chens in einem unverdorbenen Zuſtande (k).
Etwas kann hiebei der Drukk der klopfenden Schlag-
ader, in Verdraͤngung des Saftes und in Verſtopfung
der feſten Theile, ausrichten. Man ſiehet, wie ſich die
Knochen des Hinterhaupts, der Schlaͤfe, des Vorder-
hauptes, in eine zugleich harte und wenig breite Platte,
an dem Orte verwandeln, wo groſſe Staͤmme von Schlag-
adern daneben liegen.
Da endlich auch die Saͤfte einer Frucht, bei Juͤng-
lingen nunmehro dichter werden, ſo entſtehen feſte Koͤr-
per aus feſten (l). Es gerinnet nemlich das Blut ſtaͤr-
ker als in der Frucht, der Harn enthaͤlt mehr Erde,
und die Galle mehr Erde und Salz; anſtatt des fluͤßi-
gen Koths erfolget nunmehr ein Koth, welcher ſich bin-
det, und anſtatt des waͤßrigen Gallerts, in der Frucht,
ſtellt ſich nunmehr ein feſteres Mark, und ein feſteres
Fett ein.
Billig
(i)
L. XI. p. 571.
(k) HEUERMAN T. IV. p. 37.
(l)
HAMBERGER Secret. p. 24.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 828[830]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/882>, abgerufen am 22.11.2024.
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