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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Leben u. Tod der Menschen. XXX. B.
gliederers nicht ausdehnen lassen wollen, auch nicht vom
Herzen ausdehnen, und sie werden enger und kleiner.

Wenn nun diese Gefässe blind werden; so ist dieses
ein gedoppelter Schritt, das Wachsthum zu verhindern.
Es wird nemlich die Anzahl derer Wege kleiner, durch
welche das Herz das dehnende Blut in die kleinsten Theile
des gesammten Körpers versprizzt, und eben so wird auch
die Proportion der flüßigen Theile zu den festen geringer,
und der ganze Körper dichter und härter (s). Man
wird auch diese Ursache nicht geringe schäzzen, wenn wir
uns nur darauf besinnen, daß sie durch den ganzen Kör-
per an Millionen von Schlagadern ihre Wirksamkeit
ausübt. So wird auch bei dem Knochen eine wichtige
Ursache von der Abnahme des Wachsthums vorkommen.

Wir haben kurz zuvor die Härte erwähnt, welche
sich nach und nach bei allen Theilen eines Kinderkörpers
einfindet. Es läst sich diese schon mit der Hand fühlen,
und das Auge des Mahlers empfindet es sogar. Wie
vertrokknet doch die zarte und geschwollene Haut eines
Kindes, und wie wird sie bei einer alten Frau hart; der
knorpliche Theil der Knochen, welcher grösser war, und
nachgehends mit dem knochigen Theil ein gleiches Ver-
hältniß ausmachte, verschwindet nunmehr völlig, so daß
nunmehr die sämmtlichen Knochen hart und zerbrechlich
werden: die Furchen an den Gefässen werden von dem
ausgetretenen Safte angefüllet, und es wird der ganze
Knochen nunmehr glatt, ausgefüllt, undurchsichtig, gleich-
sam ein geronnenes Ganze des ausgetretenen Saftes,
und dabei zugleich trokken, da doch in der Frucht, wenn
man ihn ein wenig drükkte, wie ein Schwamm einen
rothen Saft von sich gab. Das Fadengewebe verwan-
delt sich aus einem Gallerte in ein sehr weiches Fett, und
aus diesem in feste Fäden, da man es bei Erwachsenen,

und
(s) [Spaltenumbruch] Die Kalbsknochen haben
nur an Erdtheilen 4. 5 Unzen, die
[Spaltenumbruch] Ochsenknochen bis zur Helfte.
LEMBRY Alim. T. II. p. 423.

Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
gliederers nicht ausdehnen laſſen wollen, auch nicht vom
Herzen ausdehnen, und ſie werden enger und kleiner.

Wenn nun dieſe Gefaͤſſe blind werden; ſo iſt dieſes
ein gedoppelter Schritt, das Wachsthum zu verhindern.
Es wird nemlich die Anzahl derer Wege kleiner, durch
welche das Herz das dehnende Blut in die kleinſten Theile
des geſammten Koͤrpers verſprizzt, und eben ſo wird auch
die Proportion der fluͤßigen Theile zu den feſten geringer,
und der ganze Koͤrper dichter und haͤrter (s). Man
wird auch dieſe Urſache nicht geringe ſchaͤzzen, wenn wir
uns nur darauf beſinnen, daß ſie durch den ganzen Koͤr-
per an Millionen von Schlagadern ihre Wirkſamkeit
ausuͤbt. So wird auch bei dem Knochen eine wichtige
Urſache von der Abnahme des Wachsthums vorkommen.

Wir haben kurz zuvor die Haͤrte erwaͤhnt, welche
ſich nach und nach bei allen Theilen eines Kinderkoͤrpers
einfindet. Es laͤſt ſich dieſe ſchon mit der Hand fuͤhlen,
und das Auge des Mahlers empfindet es ſogar. Wie
vertrokknet doch die zarte und geſchwollene Haut eines
Kindes, und wie wird ſie bei einer alten Frau hart; der
knorpliche Theil der Knochen, welcher groͤſſer war, und
nachgehends mit dem knochigen Theil ein gleiches Ver-
haͤltniß ausmachte, verſchwindet nunmehr voͤllig, ſo daß
nunmehr die ſaͤmmtlichen Knochen hart und zerbrechlich
werden: die Furchen an den Gefaͤſſen werden von dem
ausgetretenen Safte angefuͤllet, und es wird der ganze
Knochen nunmehr glatt, ausgefuͤllt, undurchſichtig, gleich-
ſam ein geronnenes Ganze des ausgetretenen Saftes,
und dabei zugleich trokken, da doch in der Frucht, wenn
man ihn ein wenig druͤkkte, wie ein Schwamm einen
rothen Saft von ſich gab. Das Fadengewebe verwan-
delt ſich aus einem Gallerte in ein ſehr weiches Fett, und
aus dieſem in feſte Faͤden, da man es bei Erwachſenen,

und
(s) [Spaltenumbruch] Die Kalbsknochen haben
nur an Erdtheilen 4. 5 Unzen, die
[Spaltenumbruch] Ochſenknochen bis zur Helfte.
LEMBRY Alim. T. II. p. 423.
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[824[826]/0878] Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B. gliederers nicht ausdehnen laſſen wollen, auch nicht vom Herzen ausdehnen, und ſie werden enger und kleiner. Wenn nun dieſe Gefaͤſſe blind werden; ſo iſt dieſes ein gedoppelter Schritt, das Wachsthum zu verhindern. Es wird nemlich die Anzahl derer Wege kleiner, durch welche das Herz das dehnende Blut in die kleinſten Theile des geſammten Koͤrpers verſprizzt, und eben ſo wird auch die Proportion der fluͤßigen Theile zu den feſten geringer, und der ganze Koͤrper dichter und haͤrter (s). Man wird auch dieſe Urſache nicht geringe ſchaͤzzen, wenn wir uns nur darauf beſinnen, daß ſie durch den ganzen Koͤr- per an Millionen von Schlagadern ihre Wirkſamkeit ausuͤbt. So wird auch bei dem Knochen eine wichtige Urſache von der Abnahme des Wachsthums vorkommen. Wir haben kurz zuvor die Haͤrte erwaͤhnt, welche ſich nach und nach bei allen Theilen eines Kinderkoͤrpers einfindet. Es laͤſt ſich dieſe ſchon mit der Hand fuͤhlen, und das Auge des Mahlers empfindet es ſogar. Wie vertrokknet doch die zarte und geſchwollene Haut eines Kindes, und wie wird ſie bei einer alten Frau hart; der knorpliche Theil der Knochen, welcher groͤſſer war, und nachgehends mit dem knochigen Theil ein gleiches Ver- haͤltniß ausmachte, verſchwindet nunmehr voͤllig, ſo daß nunmehr die ſaͤmmtlichen Knochen hart und zerbrechlich werden: die Furchen an den Gefaͤſſen werden von dem ausgetretenen Safte angefuͤllet, und es wird der ganze Knochen nunmehr glatt, ausgefuͤllt, undurchſichtig, gleich- ſam ein geronnenes Ganze des ausgetretenen Saftes, und dabei zugleich trokken, da doch in der Frucht, wenn man ihn ein wenig druͤkkte, wie ein Schwamm einen rothen Saft von ſich gab. Das Fadengewebe verwan- delt ſich aus einem Gallerte in ein ſehr weiches Fett, und aus dieſem in feſte Faͤden, da man es bei Erwachſenen, und (s) Die Kalbsknochen haben nur an Erdtheilen 4. 5 Unzen, die Ochſenknochen bis zur Helfte. LEMBRY Alim. T. II. p. 423.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 824[826]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/878>, abgerufen am 25.11.2024.