belschlagadern (n) an dem Schlagadergange (o), an der Drosselader (p), und an der Halsader bemerkt, wenn diese blind werden. Jch habe auch ein bereits festgewor- denes Fleisch, so sich aber noch nicht an die Wände an- gehängt hatte, in den gesammten Schlagadern der Ge- bärmutter angetroffen (q).
Dieser Fasersaft wächst nun, oder dieses thut doch wenigstens bei andern Gefässen der zähe Leim mit der in- nersten Haut einer Schlagader, oder eines Ganges zu- sammen, und fügt derselbigen gleichsam noch ein inwen- diges Blat zu, bis endlich das ganze Röhrchen blind ge- worden. Hierauf zerstreut die Wärme selbst, und die auspressende Kraft der benachbarten Schlagadern und Muskeln dasjenige völlig, was noch flüßig übrig ist; so vermindert sich, so vertrokknet ein ausgeleertes Gefässe, weil seine feste Grundstoffe, welche sich nunmehr einan- der näher berühren, und durch keinen Zwischensaft mehr getrennt werden, sich einander mit viel grösserer Gewalt anziehen.
Jch höre, wie man dagegen einwende, daß ich hier viele Hypothesen vorgebracht. Jch glaube sie in der That selbst nicht, allein auch diese Herren werden selbst nicht von den Knochen leugnen, daß sich sehr viele Ge- fässe an der Frucht und an dem zarten Kinde unter den Fasern, in ihren Furchen und an allen Knochen der Hirn- schale (r), sonderlich auch an der Hüfte zeigen lassen; daß sich dergleichen in dem Jnnersten der Knorpel zeigen las- se, ob man gleich von allem diesen nichts bei den Erwach- senen zeigen kann: man mag sie also für verwachsen aus- geben, oder lieber für widerstehende Theile angeben, so läuft beides doch auf eins hinaus. Es lassen sich nemlich diejenigen Gefässe, welche sich von der Sprizze des Zer-
glie-
(n)[Spaltenumbruch]L. XXX. p. 2. 3. GRELL, viscer. nex. insolit. p. 24.
(o)Ibid.
(p)[Spaltenumbruch]Progr. ad disp. ZIM.
(q)L. XXVIII. p. 167.
(r)L. XXIX.
F f f 5
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
belſchlagadern (n) an dem Schlagadergange (o), an der Droſſelader (p), und an der Halsader bemerkt, wenn dieſe blind werden. Jch habe auch ein bereits feſtgewor- denes Fleiſch, ſo ſich aber noch nicht an die Waͤnde an- gehaͤngt hatte, in den geſammten Schlagadern der Ge- baͤrmutter angetroffen (q).
Dieſer Faſerſaft waͤchſt nun, oder dieſes thut doch wenigſtens bei andern Gefaͤſſen der zaͤhe Leim mit der in- nerſten Haut einer Schlagader, oder eines Ganges zu- ſammen, und fuͤgt derſelbigen gleichſam noch ein inwen- diges Blat zu, bis endlich das ganze Roͤhrchen blind ge- worden. Hierauf zerſtreut die Waͤrme ſelbſt, und die auspreſſende Kraft der benachbarten Schlagadern und Muskeln dasjenige voͤllig, was noch fluͤßig uͤbrig iſt; ſo vermindert ſich, ſo vertrokknet ein ausgeleertes Gefaͤſſe, weil ſeine feſte Grundſtoffe, welche ſich nunmehr einan- der naͤher beruͤhren, und durch keinen Zwiſchenſaft mehr getrennt werden, ſich einander mit viel groͤſſerer Gewalt anziehen.
Jch hoͤre, wie man dagegen einwende, daß ich hier viele Hypotheſen vorgebracht. Jch glaube ſie in der That ſelbſt nicht, allein auch dieſe Herren werden ſelbſt nicht von den Knochen leugnen, daß ſich ſehr viele Ge- faͤſſe an der Frucht und an dem zarten Kinde unter den Faſern, in ihren Furchen und an allen Knochen der Hirn- ſchale (r), ſonderlich auch an der Huͤfte zeigen laſſen; daß ſich dergleichen in dem Jnnerſten der Knorpel zeigen laſ- ſe, ob man gleich von allem dieſen nichts bei den Erwach- ſenen zeigen kann: man mag ſie alſo fuͤr verwachſen aus- geben, oder lieber fuͤr widerſtehende Theile angeben, ſo laͤuft beides doch auf eins hinaus. Es laſſen ſich nemlich diejenigen Gefaͤſſe, welche ſich von der Sprizze des Zer-
glie-
(n)[Spaltenumbruch]L. XXX. p. 2. 3. GRELL, viſcer. nex. inſolit. p. 24.
(o)Ibid.
(p)[Spaltenumbruch]Progr. ad diſp. ZIM.
(q)L. XXVIII. p. 167.
(r)L. XXIX.
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[823[825]/0877]
I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
belſchlagadern (n) an dem Schlagadergange (o), an der
Droſſelader (p), und an der Halsader bemerkt, wenn
dieſe blind werden. Jch habe auch ein bereits feſtgewor-
denes Fleiſch, ſo ſich aber noch nicht an die Waͤnde an-
gehaͤngt hatte, in den geſammten Schlagadern der Ge-
baͤrmutter angetroffen (q).
Dieſer Faſerſaft waͤchſt nun, oder dieſes thut doch
wenigſtens bei andern Gefaͤſſen der zaͤhe Leim mit der in-
nerſten Haut einer Schlagader, oder eines Ganges zu-
ſammen, und fuͤgt derſelbigen gleichſam noch ein inwen-
diges Blat zu, bis endlich das ganze Roͤhrchen blind ge-
worden. Hierauf zerſtreut die Waͤrme ſelbſt, und die
auspreſſende Kraft der benachbarten Schlagadern und
Muskeln dasjenige voͤllig, was noch fluͤßig uͤbrig iſt; ſo
vermindert ſich, ſo vertrokknet ein ausgeleertes Gefaͤſſe,
weil ſeine feſte Grundſtoffe, welche ſich nunmehr einan-
der naͤher beruͤhren, und durch keinen Zwiſchenſaft mehr
getrennt werden, ſich einander mit viel groͤſſerer Gewalt
anziehen.
Jch hoͤre, wie man dagegen einwende, daß ich hier
viele Hypotheſen vorgebracht. Jch glaube ſie in der
That ſelbſt nicht, allein auch dieſe Herren werden ſelbſt
nicht von den Knochen leugnen, daß ſich ſehr viele Ge-
faͤſſe an der Frucht und an dem zarten Kinde unter den
Faſern, in ihren Furchen und an allen Knochen der Hirn-
ſchale (r), ſonderlich auch an der Huͤfte zeigen laſſen; daß
ſich dergleichen in dem Jnnerſten der Knorpel zeigen laſ-
ſe, ob man gleich von allem dieſen nichts bei den Erwach-
ſenen zeigen kann: man mag ſie alſo fuͤr verwachſen aus-
geben, oder lieber fuͤr widerſtehende Theile angeben, ſo
laͤuft beides doch auf eins hinaus. Es laſſen ſich nemlich
diejenigen Gefaͤſſe, welche ſich von der Sprizze des Zer-
glie-
(n)
L. XXX. p. 2. 3. GRELL,
viſcer. nex. inſolit. p. 24.
(o) Ibid.
(p)
Progr. ad diſp. ZIM.
(q) L. XXVIII. p. 167.
(r) L. XXIX.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 823[825]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/877>, abgerufen am 22.11.2024.
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