Ein Zwischenraum von zween Monaten trennte zwei völlig ausgebildete Kinder (h).
So wurde im andern Monate, nachdem man die er- ste Bewegung der Frucht empfunden hatte, auch die an- dere Nebenfrucht empfunden (i).
Wofern es mit dieser Geschichte seine gute Richtig- keit hat, so liefert sie uns ein fast zuverläßiges Exempel von der Ueberfruchtung: indem es nicht zu vermuthen stehet, wofern beide Früchte am Leben und gesund sind, daß die erstere innerhalb sechs Monaten ein eben so gros- ses Wachsthum erreichet haben sollte, welches die andere allererst im neunten Monate erreicht hat. Es hätten nämlich die Merkmale derjenigen Krankheit von der das langsamere Wachsen hergerührt, wie es das Ansehn hat, an der erstern und voreiligen Frucht offenbar gewesen seyn müssen.
Es wurde also eine Frucht drei Monate nach der erstern an die Welt gebracht (k). Es wurden zween Brüder, der eine den siebenten Aprill, der andere den sieben und zwanzigsten Julius (l), der eine im Septem- ber, der andere im December (m); einer im vierten, der andere im achten Monate (n); im vierten und neun- ten (o); endlich der eine im April (p), der andere im September gebohren.
Nach
(h)[Spaltenumbruch]TITSING ib. Jn zween Tagen nach Zwillingen PLIN. L. VII. c. 9.
(i)WAEGELIN l. c. Hieher gehört ein ähnliches Exempel. MANTELASSI. so schon angeführt ist, und wo die Zeichen der Em- pfängniß zweimal in einem Zwi- schenraume von drei Monaten auf einander folgten.
(k)NICOLAUS. beide waren gesund, und blieben am Leben. [Spaltenumbruch]SINIBALDUS p. 101. WALD- SCHMIDT propr de valetud. med.
(l)FISCHER consil. 5. ob er gleich unrecht leugnet, daß der er- ste dessen Bruder gewesen.
(m)HARVEI p. 261.
(n)KERKRING obs. 2.
(o) So verstehe ich den WAE- GELIN de superfet. beide waren reif und lebendig.
(p)EISENMAN uter. dupl.
C c c 4
V. Abſ. Die Geburt.
Ein Zwiſchenraum von zween Monaten trennte zwei voͤllig ausgebildete Kinder (h).
So wurde im andern Monate, nachdem man die er- ſte Bewegung der Frucht empfunden hatte, auch die an- dere Nebenfrucht empfunden (i).
Wofern es mit dieſer Geſchichte ſeine gute Richtig- keit hat, ſo liefert ſie uns ein faſt zuverlaͤßiges Exempel von der Ueberfruchtung: indem es nicht zu vermuthen ſtehet, wofern beide Fruͤchte am Leben und geſund ſind, daß die erſtere innerhalb ſechs Monaten ein eben ſo groſ- ſes Wachsthum erreichet haben ſollte, welches die andere allererſt im neunten Monate erreicht hat. Es haͤtten naͤmlich die Merkmale derjenigen Krankheit von der das langſamere Wachſen hergeruͤhrt, wie es das Anſehn hat, an der erſtern und voreiligen Frucht offenbar geweſen ſeyn muͤſſen.
Es wurde alſo eine Frucht drei Monate nach der erſtern an die Welt gebracht (k). Es wurden zween Bruͤder, der eine den ſiebenten Aprill, der andere den ſieben und zwanzigſten Julius (l), der eine im Septem- ber, der andere im December (m); einer im vierten, der andere im achten Monate (n); im vierten und neun- ten (o); endlich der eine im April (p), der andere im September gebohren.
Nach
(h)[Spaltenumbruch]TITSING ib. Jn zween Tagen nach Zwillingen PLIN. L. VII. c. 9.
(i)WAEGELIN l. c. Hieher gehoͤrt ein aͤhnliches Exempel. MANTELASSI. ſo ſchon angefuͤhrt iſt, und wo die Zeichen der Em- pfaͤngniß zweimal in einem Zwi- ſchenraume von drei Monaten auf einander folgten.
(k)NICOLAUS. beide waren geſund, und blieben am Leben. [Spaltenumbruch]SINIBALDUS p. 101. WALD- SCHMIDT propr de valetud. med.
(l)FISCHER conſil. 5. ob er gleich unrecht leugnet, daß der er- ſte deſſen Bruder geweſen.
(m)HARVEI p. 261.
(n)KERKRING obſ. 2.
(o) So verſtehe ich den WAE- GELIN de ſuperfet. beide waren reif und lebendig.
(p)EISENMAN uter. dupl.
C c c 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0827"n="773[775]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">V.</hi> Abſ. Die Geburt.</hi></fw><lb/><p>Ein Zwiſchenraum von zween Monaten trennte zwei<lb/>
voͤllig ausgebildete Kinder <noteplace="foot"n="(h)"><cb/><hirendition="#aq">TITSING ib.</hi> Jn zween<lb/>
Tagen nach Zwillingen <hirendition="#aq">PLIN. L.<lb/>
VII. c.</hi> 9.</note>.</p><lb/><p>So wurde im andern Monate, nachdem man die er-<lb/>ſte Bewegung der Frucht empfunden hatte, auch die an-<lb/>
dere Nebenfrucht empfunden <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">WAEGELIN l. c.</hi> Hieher<lb/>
gehoͤrt ein aͤhnliches Exempel.<lb/><hirendition="#aq">MANTELASSI.</hi>ſo ſchon angefuͤhrt<lb/>
iſt, und wo die Zeichen der Em-<lb/>
pfaͤngniß zweimal in einem Zwi-<lb/>ſchenraume von drei Monaten auf<lb/>
einander folgten.</note>.</p><lb/><p>Wofern es mit dieſer Geſchichte ſeine gute Richtig-<lb/>
keit hat, ſo liefert ſie uns ein faſt zuverlaͤßiges Exempel<lb/>
von der Ueberfruchtung: indem es nicht zu vermuthen<lb/>ſtehet, wofern beide Fruͤchte am Leben und geſund ſind,<lb/>
daß die erſtere innerhalb ſechs Monaten ein eben ſo groſ-<lb/>ſes Wachsthum erreichet haben ſollte, welches die andere<lb/>
allererſt im neunten Monate erreicht hat. Es haͤtten<lb/>
naͤmlich die Merkmale derjenigen Krankheit von der das<lb/>
langſamere Wachſen hergeruͤhrt, wie es das Anſehn hat,<lb/>
an der erſtern und voreiligen Frucht offenbar geweſen<lb/>ſeyn muͤſſen.</p><lb/><p>Es wurde alſo eine Frucht drei Monate nach der<lb/>
erſtern an die Welt gebracht <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">NICOLAUS.</hi> beide waren<lb/>
geſund, und blieben am Leben.<lb/><cb/><hirendition="#aq">SINIBALDUS p. 101. WALD-<lb/>
SCHMIDT propr de valetud. med.</hi></note>. Es wurden zween<lb/>
Bruͤder, der eine den ſiebenten Aprill, der andere den<lb/>ſieben und zwanzigſten Julius <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">FISCHER conſil.</hi> 5. ob er<lb/>
gleich unrecht leugnet, daß der er-<lb/>ſte deſſen Bruder geweſen.</note>, der eine im Septem-<lb/>
ber, der andere im December <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">HARVEI p.</hi> 261.</note>; einer im vierten, der<lb/>
andere im achten Monate <noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq">KERKRING obſ.</hi> 2.</note>; im vierten und neun-<lb/>
ten <noteplace="foot"n="(o)">So verſtehe ich den <hirendition="#aq">WAE-<lb/>
GELIN de ſuperfet.</hi> beide waren<lb/>
reif und lebendig.</note>; endlich der eine im April <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">EISENMAN uter. dupl.</hi></note>, der andere im<lb/>
September gebohren.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c c 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Nach</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[773[775]/0827]
V. Abſ. Die Geburt.
Ein Zwiſchenraum von zween Monaten trennte zwei
voͤllig ausgebildete Kinder (h).
So wurde im andern Monate, nachdem man die er-
ſte Bewegung der Frucht empfunden hatte, auch die an-
dere Nebenfrucht empfunden (i).
Wofern es mit dieſer Geſchichte ſeine gute Richtig-
keit hat, ſo liefert ſie uns ein faſt zuverlaͤßiges Exempel
von der Ueberfruchtung: indem es nicht zu vermuthen
ſtehet, wofern beide Fruͤchte am Leben und geſund ſind,
daß die erſtere innerhalb ſechs Monaten ein eben ſo groſ-
ſes Wachsthum erreichet haben ſollte, welches die andere
allererſt im neunten Monate erreicht hat. Es haͤtten
naͤmlich die Merkmale derjenigen Krankheit von der das
langſamere Wachſen hergeruͤhrt, wie es das Anſehn hat,
an der erſtern und voreiligen Frucht offenbar geweſen
ſeyn muͤſſen.
Es wurde alſo eine Frucht drei Monate nach der
erſtern an die Welt gebracht (k). Es wurden zween
Bruͤder, der eine den ſiebenten Aprill, der andere den
ſieben und zwanzigſten Julius (l), der eine im Septem-
ber, der andere im December (m); einer im vierten, der
andere im achten Monate (n); im vierten und neun-
ten (o); endlich der eine im April (p), der andere im
September gebohren.
Nach
(h)
TITSING ib. Jn zween
Tagen nach Zwillingen PLIN. L.
VII. c. 9.
(i) WAEGELIN l. c. Hieher
gehoͤrt ein aͤhnliches Exempel.
MANTELASSI. ſo ſchon angefuͤhrt
iſt, und wo die Zeichen der Em-
pfaͤngniß zweimal in einem Zwi-
ſchenraume von drei Monaten auf
einander folgten.
(k) NICOLAUS. beide waren
geſund, und blieben am Leben.
SINIBALDUS p. 101. WALD-
SCHMIDT propr de valetud. med.
(l) FISCHER conſil. 5. ob er
gleich unrecht leugnet, daß der er-
ſte deſſen Bruder geweſen.
(m) HARVEI p. 261.
(n) KERKRING obſ. 2.
(o) So verſtehe ich den WAE-
GELIN de ſuperfet. beide waren
reif und lebendig.
(p) EISENMAN uter. dupl.
C c c 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 773[775]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/827>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.