andern (v) aufgehört haben sollte, oder daß man über- haupt gar keine bemerkt hätte (x); indessen habe ich doch diesen Fall an einer adelichen Matrone wahrgenommen, welche wenig Jahre darauf und zwar noch immer zu früh- zeitig das Leben an einer hektischen Krankheit einbüßte. Eine andere verfiel dadurch in den Wahnwitz (y).
Man glaubt, daß der Ueberfluß an Milch (z), bis- weilen den Abgang der Reinigung ersetzt, oder daß die- ses auch ein Durchfall (a), der so gar blutig gewesen (b), verrichtet habe; oder es hat endlich die geringe Vollblü- tigkeit und die Kleinheit der Muttergefässe diese Hülfe entbehrlich gemacht (c).
Man berichtet, daß sich diese Reinigung, und wie ich vermuthe, nicht ohne Gefahr (d), durch die Mutter- trompeten in den holen Leib ergossen hätten: sie würde sich auch nicht glücklicher durch die äussere Schweislö- cher (e) der Gebärmutter in den Unterleib ausleeren, wenn nur das Darmfell dieses verstatten wollte.
Thiere verlieren mehr Schleim als Blut (f).
Uebrigens wird auch die Scheide allmählig nach der Geburt wieder enger, und ich habe selbige den funfzehn- ten Tag darauf drei Zoll breit gesehen, ob sich gleich die natürliche schiefe Richtung der Gebärmutter mit der Scheide wieder einfindet. Jch lese, daß dieses ein gros-
ser
(v)[Spaltenumbruch]BELLINGER p. 32. La MOTTE ibid. L. V. c. 6.
(x)SALMUTH Cent. III. obs. 89. BURTON new. system. p. 352. RHOD. Cent. III obs. 54. ROE- DER apud. ALBERTI obs. 21. Eph. Nat. Cur. Cent. obs. 76. Vol. IX. obs. 32. Comm. Lit. Nor. ann. 1735. hebd. 40.
(y)Eph. Nat. Cur. Vol. 40.
(z)MAURICEAU p. 413. 419.
(a)La MOTTE obs. 160. ROE- DER.
(b)[Spaltenumbruch]Bresl. Samml. ann. 1720. p. 617.
(c)BURTON l. c.
(d)BEN. STAEHELIN specim. anat. botan. ann. 1724. n. 4. er sagt, daß er solches nicht gesehen WEISS progr. V.
(e)WEISS ibid. p. 6.
(f)ARISTOT. hist. L. VI. c. 29. von Hirschen. Das Pferd wirft sein Füllen ohne Blut. Idem ibid. c. 218. doch ist etwas Blut bei Schafen und Ziegen mit bei- gemischt. Idem. l. c.
Die Frucht. XXIX. B.
andern (v) aufgehoͤrt haben ſollte, oder daß man uͤber- haupt gar keine bemerkt haͤtte (x); indeſſen habe ich doch dieſen Fall an einer adelichen Matrone wahrgenommen, welche wenig Jahre darauf und zwar noch immer zu fruͤh- zeitig das Leben an einer hektiſchen Krankheit einbuͤßte. Eine andere verfiel dadurch in den Wahnwitz (y).
Man glaubt, daß der Ueberfluß an Milch (z), bis- weilen den Abgang der Reinigung erſetzt, oder daß die- ſes auch ein Durchfall (a), der ſo gar blutig geweſen (b), verrichtet habe; oder es hat endlich die geringe Vollbluͤ- tigkeit und die Kleinheit der Muttergefaͤſſe dieſe Huͤlfe entbehrlich gemacht (c).
Man berichtet, daß ſich dieſe Reinigung, und wie ich vermuthe, nicht ohne Gefahr (d), durch die Mutter- trompeten in den holen Leib ergoſſen haͤtten: ſie wuͤrde ſich auch nicht gluͤcklicher durch die aͤuſſere Schweisloͤ- cher (e) der Gebaͤrmutter in den Unterleib ausleeren, wenn nur das Darmfell dieſes verſtatten wollte.
Thiere verlieren mehr Schleim als Blut (f).
Uebrigens wird auch die Scheide allmaͤhlig nach der Geburt wieder enger, und ich habe ſelbige den funfzehn- ten Tag darauf drei Zoll breit geſehen, ob ſich gleich die natuͤrliche ſchiefe Richtung der Gebaͤrmutter mit der Scheide wieder einfindet. Jch leſe, daß dieſes ein groſ-
ſer
(v)[Spaltenumbruch]BELLINGER p. 32. La MOTTE ibid. L. V. c. 6.
(x)SALMUTH Cent. III. obſ. 89. BURTON new. ſyſtem. p. 352. RHOD. Cent. III obſ. 54. ROE- DER apud. ALBERTI obſ. 21. Eph. Nat. Cur. Cent. obſ. 76. Vol. IX. obſ. 32. Comm. Lit. Nor. ann. 1735. hebd. 40.
(y)Eph. Nat. Cur. Vol. 40.
(z)MAURICEAU p. 413. 419.
(a)La MOTTE obſ. 160. ROE- DER.
(b)[Spaltenumbruch]Bresl. Samml. ann. 1720. p. 617.
(c)BURTON l. c.
(d)BEN. STAEHELIN ſpecim. anat. botan. ann. 1724. n. 4. er ſagt, daß er ſolches nicht geſehen WEISS progr. V.
(e)WEISS ibid. p. 6.
(f)ARISTOT. hiſt. L. VI. c. 29. von Hirſchen. Das Pferd wirft ſein Fuͤllen ohne Blut. Idem ibid. c. 218. doch iſt etwas Blut bei Schafen und Ziegen mit bei- gemiſcht. Idem. l. c.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0810"n="756[758]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Frucht. <hirendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
andern <noteplace="foot"n="(v)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">BELLINGER</hi> p. 32. La<lb/>
MOTTE ibid. L. V. c.</hi> 6.</note> aufgehoͤrt haben ſollte, oder daß man uͤber-<lb/>
haupt gar keine bemerkt haͤtte <noteplace="foot"n="(x)"><hirendition="#aq">SALMUTH Cent. III. obſ.<lb/>
89. BURTON new. ſyſtem. p. 352.<lb/>
RHOD. Cent. III obſ. 54. ROE-<lb/>
DER apud. <hirendition="#g">ALBERTI</hi> obſ. 21.<lb/>
Eph. Nat. Cur. Cent. obſ. 76. Vol.<lb/>
IX. obſ. 32. Comm. Lit. Nor.<lb/>
ann. 1735. hebd.</hi> 40.</note>; indeſſen habe ich doch<lb/>
dieſen Fall an einer adelichen Matrone wahrgenommen,<lb/>
welche wenig Jahre darauf und zwar noch immer zu fruͤh-<lb/>
zeitig das Leben an einer hektiſchen Krankheit einbuͤßte.<lb/>
Eine andere verfiel dadurch in den Wahnwitz <noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq">Eph. Nat. Cur. Vol.</hi> 40.</note>.</p><lb/><p>Man glaubt, daß der Ueberfluß an Milch <noteplace="foot"n="(z)"><hirendition="#aq">MAURICEAU p.</hi> 413. 419.</note>, bis-<lb/>
weilen den Abgang der Reinigung erſetzt, oder daß die-<lb/>ſes auch ein Durchfall <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">La MOTTE obſ. 160. ROE-<lb/>
DER.</hi></note>, der ſo gar blutig geweſen <noteplace="foot"n="(b)"><cb/><hirendition="#aq">Bresl. Samml. ann. 1720.<lb/>
p.</hi> 617.</note>,<lb/>
verrichtet habe; oder es hat endlich die geringe Vollbluͤ-<lb/>
tigkeit und die Kleinheit der Muttergefaͤſſe dieſe Huͤlfe<lb/>
entbehrlich gemacht <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">BURTON l. c.</hi></note>.</p><lb/><p>Man berichtet, daß ſich dieſe Reinigung, und wie<lb/>
ich vermuthe, nicht ohne Gefahr <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">BEN. STAEHELIN ſpecim.<lb/>
anat. botan. ann. 1724. n.</hi> 4. er<lb/>ſagt, daß er ſolches nicht geſehen<lb/><hirendition="#aq">WEISS progr. V.</hi></note>, durch die Mutter-<lb/>
trompeten in den holen Leib ergoſſen haͤtten: ſie wuͤrde<lb/>ſich auch nicht gluͤcklicher durch die aͤuſſere Schweisloͤ-<lb/>
cher <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">WEISS ibid. p.</hi> 6.</note> der Gebaͤrmutter in den Unterleib ausleeren, wenn<lb/>
nur das Darmfell dieſes verſtatten wollte.</p><lb/><p>Thiere verlieren mehr Schleim als Blut <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">ARISTOT. hiſt. L. VI. c.</hi><lb/>
29. von Hirſchen. Das Pferd<lb/>
wirft ſein Fuͤllen ohne Blut. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Idem</hi><lb/>
ibid. c.</hi> 218. doch iſt etwas Blut<lb/>
bei Schafen und Ziegen mit bei-<lb/>
gemiſcht. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Idem.</hi> l. c.</hi></note>.</p><lb/><p>Uebrigens wird auch die Scheide allmaͤhlig nach der<lb/>
Geburt wieder enger, und ich habe ſelbige den funfzehn-<lb/>
ten Tag darauf drei Zoll breit geſehen, ob ſich gleich die<lb/>
natuͤrliche ſchiefe Richtung der Gebaͤrmutter mit der<lb/>
Scheide wieder einfindet. Jch leſe, daß dieſes ein groſ-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſer</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[756[758]/0810]
Die Frucht. XXIX. B.
andern (v) aufgehoͤrt haben ſollte, oder daß man uͤber-
haupt gar keine bemerkt haͤtte (x); indeſſen habe ich doch
dieſen Fall an einer adelichen Matrone wahrgenommen,
welche wenig Jahre darauf und zwar noch immer zu fruͤh-
zeitig das Leben an einer hektiſchen Krankheit einbuͤßte.
Eine andere verfiel dadurch in den Wahnwitz (y).
Man glaubt, daß der Ueberfluß an Milch (z), bis-
weilen den Abgang der Reinigung erſetzt, oder daß die-
ſes auch ein Durchfall (a), der ſo gar blutig geweſen (b),
verrichtet habe; oder es hat endlich die geringe Vollbluͤ-
tigkeit und die Kleinheit der Muttergefaͤſſe dieſe Huͤlfe
entbehrlich gemacht (c).
Man berichtet, daß ſich dieſe Reinigung, und wie
ich vermuthe, nicht ohne Gefahr (d), durch die Mutter-
trompeten in den holen Leib ergoſſen haͤtten: ſie wuͤrde
ſich auch nicht gluͤcklicher durch die aͤuſſere Schweisloͤ-
cher (e) der Gebaͤrmutter in den Unterleib ausleeren, wenn
nur das Darmfell dieſes verſtatten wollte.
Thiere verlieren mehr Schleim als Blut (f).
Uebrigens wird auch die Scheide allmaͤhlig nach der
Geburt wieder enger, und ich habe ſelbige den funfzehn-
ten Tag darauf drei Zoll breit geſehen, ob ſich gleich die
natuͤrliche ſchiefe Richtung der Gebaͤrmutter mit der
Scheide wieder einfindet. Jch leſe, daß dieſes ein groſ-
ſer
(v)
BELLINGER p. 32. La
MOTTE ibid. L. V. c. 6.
(x) SALMUTH Cent. III. obſ.
89. BURTON new. ſyſtem. p. 352.
RHOD. Cent. III obſ. 54. ROE-
DER apud. ALBERTI obſ. 21.
Eph. Nat. Cur. Cent. obſ. 76. Vol.
IX. obſ. 32. Comm. Lit. Nor.
ann. 1735. hebd. 40.
(y) Eph. Nat. Cur. Vol. 40.
(z) MAURICEAU p. 413. 419.
(a) La MOTTE obſ. 160. ROE-
DER.
(b)
Bresl. Samml. ann. 1720.
p. 617.
(c) BURTON l. c.
(d) BEN. STAEHELIN ſpecim.
anat. botan. ann. 1724. n. 4. er
ſagt, daß er ſolches nicht geſehen
WEISS progr. V.
(e) WEISS ibid. p. 6.
(f) ARISTOT. hiſt. L. VI. c.
29. von Hirſchen. Das Pferd
wirft ſein Fuͤllen ohne Blut. Idem
ibid. c. 218. doch iſt etwas Blut
bei Schafen und Ziegen mit bei-
gemiſcht. Idem. l. c.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 756[758]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/810>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.