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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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V. Abs. Die Geburt.
hat: und diese ist bei einer arbeitsamen Nation allezeit
viel gemeiner; indem die göttliche Weisheit davor gesor-
get hat, daß die Durchmesser des Kopfes, theils schon
für sich um etwas kleiner, als die Durchmesser des Bek-
kens sind, theils ausserdem eine bequemere Figur (x) an-
nehmen können. Gemeiniglich trift man in grossen Städ-
ten kleine Staturen (y) und verderbte Bekken bei den
Frauenspersonen an (z); besonders wenn noch ausserdem
die Sizzarbeiten von einem grossen Theile des Volkes
getrieben werden, und ein Ansazz vom Skorbute und
Kropfe die Bildungen der Knochen verdorben hat.

Dieses ist die andere Ursache (a), warum bei Völkern,
die die Jagd ausüben, und deren Weiber ihre Körper
durch Mannsarbeiten abhärten, die gerade und nett ge-
wachsene Leibeslänge viel gemeiner, und die Geburt viel
glükklicher ist.

Dieser kurzen Statur der französischen, Englischen,
Hölländischen Frauenspersonen, und der oft verderbten
Anlage des Bekkens (b) schreibe ich insonderheit die so
grosse Menge von unglücklichen Geburten, und die un-
glaublich grosse Menge von zerrissenen Gebärmüttern zu,
deren Hals, so ohnedem schon nicht so dikke ist (c), als

der
(x) [Spaltenumbruch] L. XXIX. p. 359. TIT-
SING diana p.
478. 479.
(y) Daher kommen so viel ein-
geklemmte Früchte, und derglei-
chen sind in GIFFARDI Fällen
fast unzählbar.
(z) Da sie auf die hökkrige Darm-
knochen am Heiligbein stiessen, starb
das Kind. Le CLERC. maladies
des os p.
36. eine schwere Geburt
da das lezzte Lendenwirbelbein vor-
wärts vorragte SMELLIE III. p.
230. der Raum des Bekkens war
nur drei Queerfinger weit SCHIF-
FERT diffic. partus ex mola.
die
Distanz des öbersten Heiligbeins
vom Schaamknochen ist Zoll bei
[Spaltenumbruch] dem SMELLIE III. p. 432. von ei-
ner exostosis des lezzten Lenden-
wirbels war nur Zoll das Bek-
ken breit THIERRY de partu dif-
ficil.
(a) Vom Griffelfortsazze nahe
an der untern synchondrosis ent-
stand eine schlimme Geburt OEL-
HAFEN part. add. content.
von
einwärts getriebenen Helligbeine
bei dem GIFFARD cas. 71. 133.
136. 205. das Heiligbein und der
Schaamknochen waren nur um
2 Zoll 1/4 entfernt SMELLIE t. 27.
(b) Siehe den SMELLIE p. 27.
28.
(c) ROEDERER p. 27. 63.
Z z 2

V. Abſ. Die Geburt.
hat: und dieſe iſt bei einer arbeitſamen Nation allezeit
viel gemeiner; indem die goͤttliche Weisheit davor geſor-
get hat, daß die Durchmeſſer des Kopfes, theils ſchon
fuͤr ſich um etwas kleiner, als die Durchmeſſer des Bek-
kens ſind, theils auſſerdem eine bequemere Figur (x) an-
nehmen koͤnnen. Gemeiniglich trift man in groſſen Staͤd-
ten kleine Staturen (y) und verderbte Bekken bei den
Frauensperſonen an (z); beſonders wenn noch auſſerdem
die Sizzarbeiten von einem groſſen Theile des Volkes
getrieben werden, und ein Anſazz vom Skorbute und
Kropfe die Bildungen der Knochen verdorben hat.

Dieſes iſt die andere Urſache (a), warum bei Voͤlkern,
die die Jagd ausuͤben, und deren Weiber ihre Koͤrper
durch Mannsarbeiten abhaͤrten, die gerade und nett ge-
wachſene Leibeslaͤnge viel gemeiner, und die Geburt viel
gluͤkklicher iſt.

Dieſer kurzen Statur der franzoͤſiſchen, Engliſchen,
Hoͤllaͤndiſchen Frauensperſonen, und der oft verderbten
Anlage des Bekkens (b) ſchreibe ich inſonderheit die ſo
groſſe Menge von ungluͤcklichen Geburten, und die un-
glaublich groſſe Menge von zerriſſenen Gebaͤrmuͤttern zu,
deren Hals, ſo ohnedem ſchon nicht ſo dikke iſt (c), als

der
(x) [Spaltenumbruch] L. XXIX. p. 359. TIT-
SING diana p.
478. 479.
(y) Daher kommen ſo viel ein-
geklemmte Fruͤchte, und derglei-
chen ſind in GIFFARDI Faͤllen
faſt unzaͤhlbar.
(z) Da ſie auf die hoͤkkrige Darm-
knochen am Heiligbein ſtieſſen, ſtarb
das Kind. Le CLERC. maladies
des os p.
36. eine ſchwere Geburt
da das lezzte Lendenwirbelbein vor-
waͤrts vorragte SMELLIE III. p.
230. der Raum des Bekkens war
nur drei Queerfinger weit SCHIF-
FERT diffic. partus ex mola.
die
Diſtanz des oͤberſten Heiligbeins
vom Schaamknochen iſt Zoll bei
[Spaltenumbruch] dem SMELLIE III. p. 432. von ei-
ner exoſtoſis des lezzten Lenden-
wirbels war nur Zoll das Bek-
ken breit THIERRY de partu dif-
ficil.
(a) Vom Griffelfortſazze nahe
an der untern ſynchondroſis ent-
ſtand eine ſchlimme Geburt OEL-
HAFEN part. add. content.
von
einwaͤrts getriebenen Helligbeine
bei dem GIFFARD caſ. 71. 133.
136. 205. das Heiligbein und der
Schaamknochen waren nur um
2 Zoll ¼ entfernt SMELLIE t. 27.
(b) Siehe den SMELLIE p. 27.
28.
(c) ROEDERER p. 27. 63.
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[721[723]/0775] V. Abſ. Die Geburt. hat: und dieſe iſt bei einer arbeitſamen Nation allezeit viel gemeiner; indem die goͤttliche Weisheit davor geſor- get hat, daß die Durchmeſſer des Kopfes, theils ſchon fuͤr ſich um etwas kleiner, als die Durchmeſſer des Bek- kens ſind, theils auſſerdem eine bequemere Figur (x) an- nehmen koͤnnen. Gemeiniglich trift man in groſſen Staͤd- ten kleine Staturen (y) und verderbte Bekken bei den Frauensperſonen an (z); beſonders wenn noch auſſerdem die Sizzarbeiten von einem groſſen Theile des Volkes getrieben werden, und ein Anſazz vom Skorbute und Kropfe die Bildungen der Knochen verdorben hat. Dieſes iſt die andere Urſache (a), warum bei Voͤlkern, die die Jagd ausuͤben, und deren Weiber ihre Koͤrper durch Mannsarbeiten abhaͤrten, die gerade und nett ge- wachſene Leibeslaͤnge viel gemeiner, und die Geburt viel gluͤkklicher iſt. Dieſer kurzen Statur der franzoͤſiſchen, Engliſchen, Hoͤllaͤndiſchen Frauensperſonen, und der oft verderbten Anlage des Bekkens (b) ſchreibe ich inſonderheit die ſo groſſe Menge von ungluͤcklichen Geburten, und die un- glaublich groſſe Menge von zerriſſenen Gebaͤrmuͤttern zu, deren Hals, ſo ohnedem ſchon nicht ſo dikke iſt (c), als der (x) L. XXIX. p. 359. TIT- SING diana p. 478. 479. (y) Daher kommen ſo viel ein- geklemmte Fruͤchte, und derglei- chen ſind in GIFFARDI Faͤllen faſt unzaͤhlbar. (z) Da ſie auf die hoͤkkrige Darm- knochen am Heiligbein ſtieſſen, ſtarb das Kind. Le CLERC. maladies des os p. 36. eine ſchwere Geburt da das lezzte Lendenwirbelbein vor- waͤrts vorragte SMELLIE III. p. 230. der Raum des Bekkens war nur drei Queerfinger weit SCHIF- FERT diffic. partus ex mola. die Diſtanz des oͤberſten Heiligbeins vom Schaamknochen iſt [FORMEL] Zoll bei dem SMELLIE III. p. 432. von ei- ner exoſtoſis des lezzten Lenden- wirbels war nur [FORMEL] Zoll das Bek- ken breit THIERRY de partu dif- ficil. (a) Vom Griffelfortſazze nahe an der untern ſynchondroſis ent- ſtand eine ſchlimme Geburt OEL- HAFEN part. add. content. von einwaͤrts getriebenen Helligbeine bei dem GIFFARD caſ. 71. 133. 136. 205. das Heiligbein und der Schaamknochen waren nur um 2 Zoll ¼ entfernt SMELLIE t. 27. (b) Siehe den SMELLIE p. 27. 28. (c) ROEDERER p. 27. 63. Z z 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 721[723]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/775>, abgerufen am 22.11.2024.