Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Frucht. XXIX. B.
und gleichförmiges Ei (k) fortrükkt. Wenn die Gebär-
mutter länger ihr Wasser verloren, so wird sie hart, und
verliert ihr biegsames Wesen (l). Jch füge dieses zu dem
Ende hinzu, weil andere diesen Wassern wenig oder nichts
zutrauen (m).

Und nun erst, und gemeiniglich so gleich nach den
springenden Wassern, kömmt die Frucht, mit einem
rükkwärts gekehrten Kopfe, welcher längst der holen Ge-
gend des Heiligbeins fortrükkt, da wo die Strasse ab-
wärts und nach vorne zu herabgeht, zum Vorschein. Oft
thürmt sich der Kopf, indem derselbe durch den engen
Paß, so zwischen den Schamknochen und dem Heilig-
beine liegt, zu einem Kegel auf (n). Nunmehr dehnt
derselbe den obersten, hierauf den mittlern, und endlich
den untersten Theil der Scheide (o) mit einer erstaunli-
chen Kraft aus, und diese Kraft öfnet auch eine zusam-
men gewachsene und blinde Scheide (p). Auf solche Art
dehnt sie die Gesäshaut (q), und die benachbarte Haut
auf eine wunderbare Art aus, sie stösset zugleich den Koth
mit sich fort, indessen daß die Hauttheile, so auf das
heftigste ausgedehnt worden, sehr schmerzen; unter ei-
nem besondern Zittern (r) und lautem Geschrei der Mut-
ter, kömmt die ebenfalls über die erlittene Pressung sich
mit einem Weinen beklagende Frucht ans Tageslicht;
indem nämlich, wenn nur einmal der Kopf durch die
Passage gegangen, auf dieser Strasse der ganze Körper
fast allezeit ohne Mühe nachfolget.

Folg-
(k) [Spaltenumbruch] SMELLIE t. 11. die Henne
legt ohne Wehen ihr Ei. HARVEI
gener. III.
ob sie gleich einen en-
gen Steis hat. Doch ist das Ei
rund.
(l) DENYS l. c.
(m) PUZOS p. 113. J. HORN
p. 52. STORCH. T. V. p.
138.
(n) ROEDERER p. 88. SMEL-
LIE t.
21. 24. 25. 26. daher ent-
steht, wenn der Kopf ganz ver-
[Spaltenumbruch] schlossen ist, eine schwere Geburt.
ESSCHENBACH cont. rar. n. 17.
(o) Conf. SMELLIE t. 13. 14.
& 20. JENTY t.
4.
(p) Hist. de l'Acad. ann. 1748.
p.
58.
(q) Bis auf vier Zolle SMEL-
LIE t.
15. zerrissen BECKER pai-
doctom. p.
26.
(r) DIONIS p. 204. NICOLLS
p. 71. ROEDERER p.
84.

Die Frucht. XXIX. B.
und gleichfoͤrmiges Ei (k) fortruͤkkt. Wenn die Gebaͤr-
mutter laͤnger ihr Waſſer verloren, ſo wird ſie hart, und
verliert ihr biegſames Weſen (l). Jch fuͤge dieſes zu dem
Ende hinzu, weil andere dieſen Waſſern wenig oder nichts
zutrauen (m).

Und nun erſt, und gemeiniglich ſo gleich nach den
ſpringenden Waſſern, koͤmmt die Frucht, mit einem
ruͤkkwaͤrts gekehrten Kopfe, welcher laͤngſt der holen Ge-
gend des Heiligbeins fortruͤkkt, da wo die Straſſe ab-
waͤrts und nach vorne zu herabgeht, zum Vorſchein. Oft
thuͤrmt ſich der Kopf, indem derſelbe durch den engen
Paß, ſo zwiſchen den Schamknochen und dem Heilig-
beine liegt, zu einem Kegel auf (n). Nunmehr dehnt
derſelbe den oberſten, hierauf den mittlern, und endlich
den unterſten Theil der Scheide (o) mit einer erſtaunli-
chen Kraft aus, und dieſe Kraft oͤfnet auch eine zuſam-
men gewachſene und blinde Scheide (p). Auf ſolche Art
dehnt ſie die Geſaͤshaut (q), und die benachbarte Haut
auf eine wunderbare Art aus, ſie ſtoͤſſet zugleich den Koth
mit ſich fort, indeſſen daß die Hauttheile, ſo auf das
heftigſte ausgedehnt worden, ſehr ſchmerzen; unter ei-
nem beſondern Zittern (r) und lautem Geſchrei der Mut-
ter, koͤmmt die ebenfalls uͤber die erlittene Preſſung ſich
mit einem Weinen beklagende Frucht ans Tageslicht;
indem naͤmlich, wenn nur einmal der Kopf durch die
Paſſage gegangen, auf dieſer Straſſe der ganze Koͤrper
faſt allezeit ohne Muͤhe nachfolget.

Folg-
(k) [Spaltenumbruch] SMELLIE t. 11. die Henne
legt ohne Wehen ihr Ei. HARVEI
gener. III.
ob ſie gleich einen en-
gen Steis hat. Doch iſt das Ei
rund.
(l) DENYS l. c.
(m) PUZOS p. 113. J. HORN
p. 52. STORCH. T. V. p.
138.
(n) ROEDERER p. 88. SMEL-
LIE t.
21. 24. 25. 26. daher ent-
ſteht, wenn der Kopf ganz ver-
[Spaltenumbruch] ſchloſſen iſt, eine ſchwere Geburt.
ESSCHENBACH cont. rar. n. 17.
(o) Conf. SMELLIE t. 13. 14.
& 20. JENTY t.
4.
(p) Hiſt. de l’Acad. ann. 1748.
p.
58.
(q) Bis auf vier Zolle SMEL-
LIE t.
15. zerriſſen BECKER pai-
doctom. p.
26.
(r) DIONIS p. 204. NICOLLS
p. 71. ROEDERER p.
84.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0772" n="718[720]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
und gleichfo&#x0364;rmiges Ei <note place="foot" n="(k)"><cb/><hi rendition="#aq">SMELLIE t.</hi> 11. die Henne<lb/>
legt ohne Wehen ihr Ei. <hi rendition="#aq">HARVEI<lb/>
gener. III.</hi> ob &#x017F;ie gleich einen en-<lb/>
gen Steis hat. Doch i&#x017F;t das Ei<lb/>
rund.</note> fortru&#x0364;kkt. Wenn die Geba&#x0364;r-<lb/>
mutter la&#x0364;nger ihr Wa&#x017F;&#x017F;er verloren, &#x017F;o wird &#x017F;ie hart, und<lb/>
verliert ihr bieg&#x017F;ames We&#x017F;en <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">DENYS l. c.</hi></note>. Jch fu&#x0364;ge die&#x017F;es zu dem<lb/>
Ende hinzu, weil andere die&#x017F;en Wa&#x017F;&#x017F;ern wenig oder nichts<lb/>
zutrauen <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">PUZOS p. 113. J. HORN<lb/>
p. 52. STORCH. T. V. p.</hi> 138.</note>.</p><lb/>
              <p>Und nun er&#x017F;t, und gemeiniglich &#x017F;o gleich nach den<lb/>
&#x017F;pringenden Wa&#x017F;&#x017F;ern, ko&#x0364;mmt die Frucht, mit einem<lb/>
ru&#x0364;kkwa&#x0364;rts gekehrten Kopfe, welcher la&#x0364;ng&#x017F;t der holen Ge-<lb/>
gend des Heiligbeins fortru&#x0364;kkt, da wo die Stra&#x017F;&#x017F;e ab-<lb/>
wa&#x0364;rts und nach vorne zu herabgeht, zum Vor&#x017F;chein. Oft<lb/>
thu&#x0364;rmt &#x017F;ich der Kopf, indem der&#x017F;elbe durch den engen<lb/>
Paß, &#x017F;o zwi&#x017F;chen den Schamknochen und dem Heilig-<lb/>
beine liegt, zu einem Kegel auf <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">ROEDERER p. 88. SMEL-<lb/>
LIE t.</hi> 21. 24. 25. 26. daher ent-<lb/>
&#x017F;teht, wenn der Kopf ganz ver-<lb/><cb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t, eine &#x017F;chwere Geburt.<lb/><hi rendition="#aq">ESSCHENBACH cont. rar. n.</hi> 17.</note>. Nunmehr dehnt<lb/>
der&#x017F;elbe den ober&#x017F;ten, hierauf den mittlern, und endlich<lb/>
den unter&#x017F;ten Theil der Scheide <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">Conf. SMELLIE t. 13. 14.<lb/>
&amp; 20. JENTY t.</hi> 4.</note> mit einer er&#x017F;taunli-<lb/>
chen Kraft aus, und die&#x017F;e Kraft o&#x0364;fnet auch eine zu&#x017F;am-<lb/>
men gewach&#x017F;ene und blinde Scheide <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;t. de l&#x2019;Acad. ann. 1748.<lb/>
p.</hi> 58.</note>. Auf &#x017F;olche Art<lb/>
dehnt &#x017F;ie die Ge&#x017F;a&#x0364;shaut <note place="foot" n="(q)">Bis auf vier Zolle <hi rendition="#aq">SMEL-<lb/>
LIE t.</hi> 15. zerri&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">BECKER pai-<lb/>
doctom. p.</hi> 26.</note>, und die benachbarte Haut<lb/>
auf eine wunderbare Art aus, &#x017F;ie &#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et zugleich den Koth<lb/>
mit &#x017F;ich fort, inde&#x017F;&#x017F;en daß die Hauttheile, &#x017F;o auf das<lb/>
heftig&#x017F;te ausgedehnt worden, &#x017F;ehr &#x017F;chmerzen; unter ei-<lb/>
nem be&#x017F;ondern Zittern <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">DIONIS p. 204. NICOLLS<lb/>
p. 71. ROEDERER p.</hi> 84.</note> und lautem Ge&#x017F;chrei der Mut-<lb/>
ter, ko&#x0364;mmt die ebenfalls u&#x0364;ber die erlittene Pre&#x017F;&#x017F;ung &#x017F;ich<lb/>
mit einem Weinen beklagende Frucht ans Tageslicht;<lb/>
indem na&#x0364;mlich, wenn nur einmal der Kopf durch die<lb/>
Pa&#x017F;&#x017F;age gegangen, auf die&#x017F;er Stra&#x017F;&#x017F;e der ganze Ko&#x0364;rper<lb/>
fa&#x017F;t allezeit ohne Mu&#x0364;he nachfolget.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Folg-</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[718[720]/0772] Die Frucht. XXIX. B. und gleichfoͤrmiges Ei (k) fortruͤkkt. Wenn die Gebaͤr- mutter laͤnger ihr Waſſer verloren, ſo wird ſie hart, und verliert ihr biegſames Weſen (l). Jch fuͤge dieſes zu dem Ende hinzu, weil andere dieſen Waſſern wenig oder nichts zutrauen (m). Und nun erſt, und gemeiniglich ſo gleich nach den ſpringenden Waſſern, koͤmmt die Frucht, mit einem ruͤkkwaͤrts gekehrten Kopfe, welcher laͤngſt der holen Ge- gend des Heiligbeins fortruͤkkt, da wo die Straſſe ab- waͤrts und nach vorne zu herabgeht, zum Vorſchein. Oft thuͤrmt ſich der Kopf, indem derſelbe durch den engen Paß, ſo zwiſchen den Schamknochen und dem Heilig- beine liegt, zu einem Kegel auf (n). Nunmehr dehnt derſelbe den oberſten, hierauf den mittlern, und endlich den unterſten Theil der Scheide (o) mit einer erſtaunli- chen Kraft aus, und dieſe Kraft oͤfnet auch eine zuſam- men gewachſene und blinde Scheide (p). Auf ſolche Art dehnt ſie die Geſaͤshaut (q), und die benachbarte Haut auf eine wunderbare Art aus, ſie ſtoͤſſet zugleich den Koth mit ſich fort, indeſſen daß die Hauttheile, ſo auf das heftigſte ausgedehnt worden, ſehr ſchmerzen; unter ei- nem beſondern Zittern (r) und lautem Geſchrei der Mut- ter, koͤmmt die ebenfalls uͤber die erlittene Preſſung ſich mit einem Weinen beklagende Frucht ans Tageslicht; indem naͤmlich, wenn nur einmal der Kopf durch die Paſſage gegangen, auf dieſer Straſſe der ganze Koͤrper faſt allezeit ohne Muͤhe nachfolget. Folg- (k) SMELLIE t. 11. die Henne legt ohne Wehen ihr Ei. HARVEI gener. III. ob ſie gleich einen en- gen Steis hat. Doch iſt das Ei rund. (l) DENYS l. c. (m) PUZOS p. 113. J. HORN p. 52. STORCH. T. V. p. 138. (n) ROEDERER p. 88. SMEL- LIE t. 21. 24. 25. 26. daher ent- ſteht, wenn der Kopf ganz ver- ſchloſſen iſt, eine ſchwere Geburt. ESSCHENBACH cont. rar. n. 17. (o) Conf. SMELLIE t. 13. 14. & 20. JENTY t. 4. (p) Hiſt. de l’Acad. ann. 1748. p. 58. (q) Bis auf vier Zolle SMEL- LIE t. 15. zerriſſen BECKER pai- doctom. p. 26. (r) DIONIS p. 204. NICOLLS p. 71. ROEDERER p. 84.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/772
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 718[720]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/772>, abgerufen am 22.11.2024.