reisset allererst die Nachgeburt, und es fliesset das Am- nionswasser fort; obgleich nicht eben gar zu selten, und bei vollständigen Häuten die Frucht das Licht der Welt erblikkt. Auf diese Art werfen die Thiere (y) ihre Jun- gen, ohne daß die Häute zerreissen (z), und es hält der grosse Börhave(a) dieses für die allerglükklichste Ge- burt. Es verlangt die Frucht aber kleiner nach Propor- tion, als das Bekken zu seyn.
Der rechtschaffene La Motte hätte eine dergleichen Geburt zu Gesichte bekommen, wofern derselbe nicht zu frühe, um das Kind zu erwürgen, die Häute zerrissen hätte (b).
Daß die Wasser früher durchbrechen (c), dabei ist kein Vortheil (d), so wenig als dabei, wenn man die Geburt zu verzögern wünschte, wenn die Wasser bereits gesprungen (e) sind: indem eine trokkene Geburt ihre Un- bequemlichkeiten hat. Der Kopf öfnet sich, vermittelst des Wasserkegels, dem Muttermund besser (f), und es treiben nunmehr, nachdem die Wasser gesprungen, die Lebenskräfte, so auf die Frucht wirken, diese nakkte, un- gleich grosse (g) und gelenkige Frucht, deren Hände und Füsse vorrükken, mit ungleichen Pressungen (h), und nicht so leicht (i) aus der Stelle, als ein vollständiges
und
(y)[Spaltenumbruch]HARVEI ibid. & p. 196.
(z) Auch bey der Frau.
(a)Praelect. T. V. P. II. p. 395.
(b)Obs. 163.
(c) Dieses räth fast überall an GOURY p. 105. harte Membranen halten die Geburt nicht auf. BOEH- MER ad MANNINGHAM Ueber- sezzung praef.
(d)DENYS p. 30. SMELLIE cases I. p. 284. MAURICEAU p. 241. La MOTTE obs. 67. 165. trokkne Geburten sind gefährlich. MAURICEAU p. 268. 349. SIEG- MUNDIN p. 128. J. HORNE p. 48. die meiste schwere Geburten [Spaltenumbruch]
schreibt dem zu wenigen Wasser zu HUWE' p. 261.
(e)COUNSELL p. 52.
(f)WATTS l. c. p. 3. HORN. p. 48.
(g)DENYS p. 27. 30. ROE- DERER p. 85. RIECKE Unter- richt p. 222. GIFFARD p. 341.
(h)SCHLICHTING in propr. diss. zeigt, die Mutter ziehe sich sogleich nach den springenden Was- sern zusammen, und balle die Frucht zu einer Kugel.
(i)GIFFARD add. GALEN. util. part. L. XI. c. 5.
V. Abſ. Die Geburt.
reiſſet allererſt die Nachgeburt, und es flieſſet das Am- nionswaſſer fort; obgleich nicht eben gar zu ſelten, und bei vollſtaͤndigen Haͤuten die Frucht das Licht der Welt erblikkt. Auf dieſe Art werfen die Thiere (y) ihre Jun- gen, ohne daß die Haͤute zerreiſſen (z), und es haͤlt der groſſe Boͤrhave(a) dieſes fuͤr die allergluͤkklichſte Ge- burt. Es verlangt die Frucht aber kleiner nach Propor- tion, als das Bekken zu ſeyn.
Der rechtſchaffene La Motte haͤtte eine dergleichen Geburt zu Geſichte bekommen, wofern derſelbe nicht zu fruͤhe, um das Kind zu erwuͤrgen, die Haͤute zerriſſen haͤtte (b).
Daß die Waſſer fruͤher durchbrechen (c), dabei iſt kein Vortheil (d), ſo wenig als dabei, wenn man die Geburt zu verzoͤgern wuͤnſchte, wenn die Waſſer bereits geſprungen (e) ſind: indem eine trokkene Geburt ihre Un- bequemlichkeiten hat. Der Kopf oͤfnet ſich, vermittelſt des Waſſerkegels, dem Muttermund beſſer (f), und es treiben nunmehr, nachdem die Waſſer geſprungen, die Lebenskraͤfte, ſo auf die Frucht wirken, dieſe nakkte, un- gleich groſſe (g) und gelenkige Frucht, deren Haͤnde und Fuͤſſe vorruͤkken, mit ungleichen Preſſungen (h), und nicht ſo leicht (i) aus der Stelle, als ein vollſtaͤndiges
und
(y)[Spaltenumbruch]HARVEI ibid. & p. 196.
(z) Auch bey der Frau.
(a)Prælect. T. V. P. II. p. 395.
(b)Obſ. 163.
(c) Dieſes raͤth faſt uͤberall an GOURY p. 105. harte Membranen halten die Geburt nicht auf. BOEH- MER ad MANNINGHAM Ueber- ſezzung præf.
(d)DENYS p. 30. SMELLIE caſes I. p. 284. MAURICEAU p. 241. La MOTTE obſ. 67. 165. trokkne Geburten ſind gefaͤhrlich. MAURICEAU p. 268. 349. SIEG- MUNDIN p. 128. J. HORNE p. 48. die meiſte ſchwere Geburten [Spaltenumbruch]
ſchreibt dem zu wenigen Waſſer zu HUWE’ p. 261.
(e)COUNSELL p. 52.
(f)WATTS l. c. p. 3. HORN. p. 48.
(g)DENYS p. 27. 30. ROE- DERER p. 85. RIECKE Unter- richt p. 222. GIFFARD p. 341.
(h)SCHLICHTING in propr. diſſ. zeigt, die Mutter ziehe ſich ſogleich nach den ſpringenden Waſ- ſern zuſammen, und balle die Frucht zu einer Kugel.
(i)GIFFARD add. GALEN. util. part. L. XI. c. 5.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0771"n="717[719]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">V.</hi> Abſ. Die Geburt.</hi></fw><lb/>
reiſſet allererſt die Nachgeburt, und es flieſſet das Am-<lb/>
nionswaſſer fort; obgleich nicht eben gar zu ſelten, und<lb/>
bei vollſtaͤndigen Haͤuten die Frucht das Licht der Welt<lb/>
erblikkt. Auf dieſe Art werfen die Thiere <noteplace="foot"n="(y)"><cb/><hirendition="#aq">HARVEI ibid. & p.</hi> 196.</note> ihre Jun-<lb/>
gen, ohne daß die Haͤute zerreiſſen <noteplace="foot"n="(z)">Auch bey der Frau.</note>, und es haͤlt der<lb/>
groſſe <hirendition="#fr">Boͤrhave</hi><noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">Prælect. T. V. P. II. p.</hi> 395.</note> dieſes fuͤr die allergluͤkklichſte Ge-<lb/>
burt. Es verlangt die Frucht aber kleiner nach Propor-<lb/>
tion, als das Bekken zu ſeyn.</p><lb/><p>Der rechtſchaffene <hirendition="#fr">La Motte</hi> haͤtte eine dergleichen<lb/>
Geburt zu Geſichte bekommen, wofern derſelbe nicht zu<lb/>
fruͤhe, um das Kind zu erwuͤrgen, die Haͤute zerriſſen<lb/>
haͤtte <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">Obſ.</hi> 163.</note>.</p><lb/><p>Daß die Waſſer fruͤher durchbrechen <noteplace="foot"n="(c)">Dieſes raͤth faſt uͤberall an<lb/><hirendition="#aq">GOURY p.</hi> 105. harte Membranen<lb/>
halten die Geburt nicht auf. <hirendition="#aq">BOEH-<lb/>
MER ad MANNINGHAM</hi> Ueber-<lb/>ſezzung <hirendition="#aq">præf.</hi></note>, dabei iſt<lb/>
kein Vortheil <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">DENYS p. 30. SMELLIE<lb/>
caſes I. p. 284. MAURICEAU p.<lb/>
241. La <hirendition="#g">MOTTE</hi> obſ.</hi> 67. 165.<lb/>
trokkne Geburten ſind gefaͤhrlich.<lb/><hirendition="#aq">MAURICEAU p. 268. 349. SIEG-<lb/>
MUNDIN p. 128. J. HORNE p.</hi><lb/>
48. die meiſte ſchwere Geburten<lb/><cb/>ſchreibt dem zu wenigen Waſſer zu<lb/><hirendition="#aq">HUWE’ p.</hi> 261.</note>, ſo wenig als dabei, wenn man die<lb/>
Geburt zu verzoͤgern wuͤnſchte, wenn die Waſſer bereits<lb/>
geſprungen <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">COUNSELL p.</hi> 52.</note>ſind: indem eine trokkene Geburt ihre Un-<lb/>
bequemlichkeiten hat. Der Kopf oͤfnet ſich, vermittelſt<lb/>
des Waſſerkegels, dem Muttermund beſſer <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">WATTS l. c. p. 3. HORN.<lb/>
p.</hi> 48.</note>, und es<lb/>
treiben nunmehr, nachdem die Waſſer geſprungen, die<lb/>
Lebenskraͤfte, ſo auf die Frucht wirken, dieſe nakkte, un-<lb/>
gleich groſſe <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">DENYS p. 27. 30. ROE-<lb/>
DERER p. 85. RIECKE</hi> Unter-<lb/>
richt <hirendition="#aq">p. 222. GIFFARD p.</hi> 341.</note> und gelenkige Frucht, deren Haͤnde und<lb/>
Fuͤſſe vorruͤkken, mit ungleichen Preſſungen <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">SCHLICHTING in propr.<lb/>
diſſ.</hi> zeigt, die Mutter ziehe ſich<lb/>ſogleich nach den ſpringenden Waſ-<lb/>ſern zuſammen, und balle die Frucht<lb/>
zu einer Kugel.</note>, und<lb/>
nicht ſo leicht <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">GIFFARD add. GALEN.<lb/>
util. part. L. XI. c.</hi> 5.</note> aus der Stelle, als ein vollſtaͤndiges<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[717[719]/0771]
V. Abſ. Die Geburt.
reiſſet allererſt die Nachgeburt, und es flieſſet das Am-
nionswaſſer fort; obgleich nicht eben gar zu ſelten, und
bei vollſtaͤndigen Haͤuten die Frucht das Licht der Welt
erblikkt. Auf dieſe Art werfen die Thiere (y) ihre Jun-
gen, ohne daß die Haͤute zerreiſſen (z), und es haͤlt der
groſſe Boͤrhave (a) dieſes fuͤr die allergluͤkklichſte Ge-
burt. Es verlangt die Frucht aber kleiner nach Propor-
tion, als das Bekken zu ſeyn.
Der rechtſchaffene La Motte haͤtte eine dergleichen
Geburt zu Geſichte bekommen, wofern derſelbe nicht zu
fruͤhe, um das Kind zu erwuͤrgen, die Haͤute zerriſſen
haͤtte (b).
Daß die Waſſer fruͤher durchbrechen (c), dabei iſt
kein Vortheil (d), ſo wenig als dabei, wenn man die
Geburt zu verzoͤgern wuͤnſchte, wenn die Waſſer bereits
geſprungen (e) ſind: indem eine trokkene Geburt ihre Un-
bequemlichkeiten hat. Der Kopf oͤfnet ſich, vermittelſt
des Waſſerkegels, dem Muttermund beſſer (f), und es
treiben nunmehr, nachdem die Waſſer geſprungen, die
Lebenskraͤfte, ſo auf die Frucht wirken, dieſe nakkte, un-
gleich groſſe (g) und gelenkige Frucht, deren Haͤnde und
Fuͤſſe vorruͤkken, mit ungleichen Preſſungen (h), und
nicht ſo leicht (i) aus der Stelle, als ein vollſtaͤndiges
und
(y)
HARVEI ibid. & p. 196.
(z) Auch bey der Frau.
(a) Prælect. T. V. P. II. p. 395.
(b) Obſ. 163.
(c) Dieſes raͤth faſt uͤberall an
GOURY p. 105. harte Membranen
halten die Geburt nicht auf. BOEH-
MER ad MANNINGHAM Ueber-
ſezzung præf.
(d) DENYS p. 30. SMELLIE
caſes I. p. 284. MAURICEAU p.
241. La MOTTE obſ. 67. 165.
trokkne Geburten ſind gefaͤhrlich.
MAURICEAU p. 268. 349. SIEG-
MUNDIN p. 128. J. HORNE p.
48. die meiſte ſchwere Geburten
ſchreibt dem zu wenigen Waſſer zu
HUWE’ p. 261.
(e) COUNSELL p. 52.
(f) WATTS l. c. p. 3. HORN.
p. 48.
(g) DENYS p. 27. 30. ROE-
DERER p. 85. RIECKE Unter-
richt p. 222. GIFFARD p. 341.
(h) SCHLICHTING in propr.
diſſ. zeigt, die Mutter ziehe ſich
ſogleich nach den ſpringenden Waſ-
ſern zuſammen, und balle die Frucht
zu einer Kugel.
(i) GIFFARD add. GALEN.
util. part. L. XI. c. 5.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 717[719]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/771>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.