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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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V. Abs. Die Geburt.
reisset allererst die Nachgeburt, und es fliesset das Am-
nionswasser fort; obgleich nicht eben gar zu selten, und
bei vollständigen Häuten die Frucht das Licht der Welt
erblikkt. Auf diese Art werfen die Thiere (y) ihre Jun-
gen, ohne daß die Häute zerreissen (z), und es hält der
grosse Börhave (a) dieses für die allerglükklichste Ge-
burt. Es verlangt die Frucht aber kleiner nach Propor-
tion, als das Bekken zu seyn.

Der rechtschaffene La Motte hätte eine dergleichen
Geburt zu Gesichte bekommen, wofern derselbe nicht zu
frühe, um das Kind zu erwürgen, die Häute zerrissen
hätte (b).

Daß die Wasser früher durchbrechen (c), dabei ist
kein Vortheil (d), so wenig als dabei, wenn man die
Geburt zu verzögern wünschte, wenn die Wasser bereits
gesprungen (e) sind: indem eine trokkene Geburt ihre Un-
bequemlichkeiten hat. Der Kopf öfnet sich, vermittelst
des Wasserkegels, dem Muttermund besser (f), und es
treiben nunmehr, nachdem die Wasser gesprungen, die
Lebenskräfte, so auf die Frucht wirken, diese nakkte, un-
gleich grosse (g) und gelenkige Frucht, deren Hände und
Füsse vorrükken, mit ungleichen Pressungen (h), und
nicht so leicht (i) aus der Stelle, als ein vollständiges

und
(y) [Spaltenumbruch] HARVEI ibid. & p. 196.
(z) Auch bey der Frau.
(a) Praelect. T. V. P. II. p. 395.
(b) Obs. 163.
(c) Dieses räth fast überall an
GOURY p. 105. harte Membranen
halten die Geburt nicht auf. BOEH-
MER ad MANNINGHAM
Ueber-
sezzung praef.
(d) DENYS p. 30. SMELLIE
cases I. p. 284. MAURICEAU p.
241. La MOTTE obs.
67. 165.
trokkne Geburten sind gefährlich.
MAURICEAU p. 268. 349. SIEG-
MUNDIN p. 128. J. HORNE p.

48. die meiste schwere Geburten
[Spaltenumbruch] schreibt dem zu wenigen Wasser zu
HUWE' p. 261.
(e) COUNSELL p. 52.
(f) WATTS l. c. p. 3. HORN.
p.
48.
(g) DENYS p. 27. 30. ROE-
DERER p. 85. RIECKE
Unter-
richt p. 222. GIFFARD p. 341.
(h) SCHLICHTING in propr.
diss.
zeigt, die Mutter ziehe sich
sogleich nach den springenden Was-
sern zusammen, und balle die Frucht
zu einer Kugel.
(i) GIFFARD add. GALEN.
util. part. L. XI. c.
5.

V. Abſ. Die Geburt.
reiſſet allererſt die Nachgeburt, und es flieſſet das Am-
nionswaſſer fort; obgleich nicht eben gar zu ſelten, und
bei vollſtaͤndigen Haͤuten die Frucht das Licht der Welt
erblikkt. Auf dieſe Art werfen die Thiere (y) ihre Jun-
gen, ohne daß die Haͤute zerreiſſen (z), und es haͤlt der
groſſe Boͤrhave (a) dieſes fuͤr die allergluͤkklichſte Ge-
burt. Es verlangt die Frucht aber kleiner nach Propor-
tion, als das Bekken zu ſeyn.

Der rechtſchaffene La Motte haͤtte eine dergleichen
Geburt zu Geſichte bekommen, wofern derſelbe nicht zu
fruͤhe, um das Kind zu erwuͤrgen, die Haͤute zerriſſen
haͤtte (b).

Daß die Waſſer fruͤher durchbrechen (c), dabei iſt
kein Vortheil (d), ſo wenig als dabei, wenn man die
Geburt zu verzoͤgern wuͤnſchte, wenn die Waſſer bereits
geſprungen (e) ſind: indem eine trokkene Geburt ihre Un-
bequemlichkeiten hat. Der Kopf oͤfnet ſich, vermittelſt
des Waſſerkegels, dem Muttermund beſſer (f), und es
treiben nunmehr, nachdem die Waſſer geſprungen, die
Lebenskraͤfte, ſo auf die Frucht wirken, dieſe nakkte, un-
gleich groſſe (g) und gelenkige Frucht, deren Haͤnde und
Fuͤſſe vorruͤkken, mit ungleichen Preſſungen (h), und
nicht ſo leicht (i) aus der Stelle, als ein vollſtaͤndiges

und
(y) [Spaltenumbruch] HARVEI ibid. & p. 196.
(z) Auch bey der Frau.
(a) Prælect. T. V. P. II. p. 395.
(b) Obſ. 163.
(c) Dieſes raͤth faſt uͤberall an
GOURY p. 105. harte Membranen
halten die Geburt nicht auf. BOEH-
MER ad MANNINGHAM
Ueber-
ſezzung præf.
(d) DENYS p. 30. SMELLIE
caſes I. p. 284. MAURICEAU p.
241. La MOTTE obſ.
67. 165.
trokkne Geburten ſind gefaͤhrlich.
MAURICEAU p. 268. 349. SIEG-
MUNDIN p. 128. J. HORNE p.

48. die meiſte ſchwere Geburten
[Spaltenumbruch] ſchreibt dem zu wenigen Waſſer zu
HUWE’ p. 261.
(e) COUNSELL p. 52.
(f) WATTS l. c. p. 3. HORN.
p.
48.
(g) DENYS p. 27. 30. ROE-
DERER p. 85. RIECKE
Unter-
richt p. 222. GIFFARD p. 341.
(h) SCHLICHTING in propr.
diſſ.
zeigt, die Mutter ziehe ſich
ſogleich nach den ſpringenden Waſ-
ſern zuſammen, und balle die Frucht
zu einer Kugel.
(i) GIFFARD add. GALEN.
util. part. L. XI. c.
5.
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[717[719]/0771] V. Abſ. Die Geburt. reiſſet allererſt die Nachgeburt, und es flieſſet das Am- nionswaſſer fort; obgleich nicht eben gar zu ſelten, und bei vollſtaͤndigen Haͤuten die Frucht das Licht der Welt erblikkt. Auf dieſe Art werfen die Thiere (y) ihre Jun- gen, ohne daß die Haͤute zerreiſſen (z), und es haͤlt der groſſe Boͤrhave (a) dieſes fuͤr die allergluͤkklichſte Ge- burt. Es verlangt die Frucht aber kleiner nach Propor- tion, als das Bekken zu ſeyn. Der rechtſchaffene La Motte haͤtte eine dergleichen Geburt zu Geſichte bekommen, wofern derſelbe nicht zu fruͤhe, um das Kind zu erwuͤrgen, die Haͤute zerriſſen haͤtte (b). Daß die Waſſer fruͤher durchbrechen (c), dabei iſt kein Vortheil (d), ſo wenig als dabei, wenn man die Geburt zu verzoͤgern wuͤnſchte, wenn die Waſſer bereits geſprungen (e) ſind: indem eine trokkene Geburt ihre Un- bequemlichkeiten hat. Der Kopf oͤfnet ſich, vermittelſt des Waſſerkegels, dem Muttermund beſſer (f), und es treiben nunmehr, nachdem die Waſſer geſprungen, die Lebenskraͤfte, ſo auf die Frucht wirken, dieſe nakkte, un- gleich groſſe (g) und gelenkige Frucht, deren Haͤnde und Fuͤſſe vorruͤkken, mit ungleichen Preſſungen (h), und nicht ſo leicht (i) aus der Stelle, als ein vollſtaͤndiges und (y) HARVEI ibid. & p. 196. (z) Auch bey der Frau. (a) Prælect. T. V. P. II. p. 395. (b) Obſ. 163. (c) Dieſes raͤth faſt uͤberall an GOURY p. 105. harte Membranen halten die Geburt nicht auf. BOEH- MER ad MANNINGHAM Ueber- ſezzung præf. (d) DENYS p. 30. SMELLIE caſes I. p. 284. MAURICEAU p. 241. La MOTTE obſ. 67. 165. trokkne Geburten ſind gefaͤhrlich. MAURICEAU p. 268. 349. SIEG- MUNDIN p. 128. J. HORNE p. 48. die meiſte ſchwere Geburten ſchreibt dem zu wenigen Waſſer zu HUWE’ p. 261. (e) COUNSELL p. 52. (f) WATTS l. c. p. 3. HORN. p. 48. (g) DENYS p. 27. 30. ROE- DERER p. 85. RIECKE Unter- richt p. 222. GIFFARD p. 341. (h) SCHLICHTING in propr. diſſ. zeigt, die Mutter ziehe ſich ſogleich nach den ſpringenden Waſ- ſern zuſammen, und balle die Frucht zu einer Kugel. (i) GIFFARD add. GALEN. util. part. L. XI. c. 5.

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 717[719]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/771>, abgerufen am 22.11.2024.