meldet haben, daß sie immer unerträglicher werden; sie nehmen an den Lenden ihren Anfang, sie steigen nach der Schaam herab (z), sind einem Stulzwange gleich, ent- stehen anfänglich dann und wann (a), verursachen weni- ger Beschwerlichkeit, sie drengen sich hieraus gleichsam in Haufen herbei, und ermüden und übersteigen alle Ge- dult (b).
Wenn selbige zunehmen, so verwandelt sich das Ge- bären in gewisse Paroxismos (c), in deren jeglichen, indem die Frucht herab gedrükkt, und der innere Mund ein wenig erweitert wird (d), immer mehr und mehr von den Fruchthäuten, welche bis dahin mit dem Amnions- wasser angefüllt waren, in diesem Munde empfunden wird, und diese zusammen gepreste Häute werden gleich- sam darinnen zu harten Keilen (e). Man nennet dieses wahre Geburtsschmerzen, welche auf die Geburt gerich- tet sind (f).
Bei dem Absazze eines jeden von dergleichen Schmer- zen, ziehet sich der Muttermund ein wenig zusammen, die Geburtswasser steigen ein wenig in die Höhe, doch so, daß sie nun nicht mehr so hoch, als vor diesem Schmer- zen stehen, und auch die Mündung nicht mehr so enge, als vor diesem Schmerzen ist.
Gemeiniglich ist diese Arbeit langsam (g): indessen habe ich doch auch gesehen, daß sie plözzlich vorüber ge- gangen, und daß innerhalb funfzehn Minuten (h) die Schmerzen ihren Anfang genommen, und das Kind da gewesen.
Ueber-
(z)[Spaltenumbruch]SLEVOGT dolor. spur. p. 8.
(a) Ankündigend nennet sie ROEDERER p. 75. 78.
(b)Ibid.
(c)ROEDERER p. 81.
(d) Einen Zoll gegen den An- fang der Geburt SMELLIE t. 10. hierauf drei Zoll gros t. 11.
(e)SIEGMUNDIN p. 27.
(f)[Spaltenumbruch]
Diese Schmerzen erweitern die Mündung DEVENTER p. 62. J. HORNE Wehmütter p. 35. 38. SIEGMUNDIN p. 196.
(g) Langsam, wie ein Thaler gros der Mund, denn viermal so gros PUZOS p. 36.
(h)STORCH Hebammenk. auch durch eine Wehe.
V. Abſ. Die Geburt.
meldet haben, daß ſie immer unertraͤglicher werden; ſie nehmen an den Lenden ihren Anfang, ſie ſteigen nach der Schaam herab (z), ſind einem Stulzwange gleich, ent- ſtehen anfaͤnglich dann und wann (a), verurſachen weni- ger Beſchwerlichkeit, ſie drengen ſich hierauſ gleichſam in Haufen herbei, und ermuͤden und uͤberſteigen alle Ge- dult (b).
Wenn ſelbige zunehmen, ſo verwandelt ſich das Ge- baͤren in gewiſſe Paroxiſmos (c), in deren jeglichen, indem die Frucht herab gedruͤkkt, und der innere Mund ein wenig erweitert wird (d), immer mehr und mehr von den Fruchthaͤuten, welche bis dahin mit dem Amnions- waſſer angefuͤllt waren, in dieſem Munde empfunden wird, und dieſe zuſammen gepreſte Haͤute werden gleich- ſam darinnen zu harten Keilen (e). Man nennet dieſes wahre Geburtsſchmerzen, welche auf die Geburt gerich- tet ſind (f).
Bei dem Abſazze eines jeden von dergleichen Schmer- zen, ziehet ſich der Muttermund ein wenig zuſammen, die Geburtswaſſer ſteigen ein wenig in die Hoͤhe, doch ſo, daß ſie nun nicht mehr ſo hoch, als vor dieſem Schmer- zen ſtehen, und auch die Muͤndung nicht mehr ſo enge, als vor dieſem Schmerzen iſt.
Gemeiniglich iſt dieſe Arbeit langſam (g): indeſſen habe ich doch auch geſehen, daß ſie ploͤzzlich voruͤber ge- gangen, und daß innerhalb funfzehn Minuten (h) die Schmerzen ihren Anfang genommen, und das Kind da geweſen.
Ueber-
(z)[Spaltenumbruch]SLEVOGT dolor. ſpur. p. 8.
(a) Ankuͤndigend nennet ſie ROEDERER p. 75. 78.
(b)Ibid.
(c)ROEDERER p. 81.
(d) Einen Zoll gegen den An- fang der Geburt SMELLIE t. 10. hierauf drei Zoll gros t. 11.
(e)SIEGMUNDIN p. 27.
(f)[Spaltenumbruch]
Dieſe Schmerzen erweitern die Muͤndung DEVENTER p. 62. J. HORNE Wehmuͤtter p. 35. 38. SIEGMUNDIN p. 196.
(g) Langſam, wie ein Thaler gros der Mund, denn viermal ſo gros PUZOS p. 36.
(h)STORCH Hebammenk. auch durch eine Wehe.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0769"n="715[717]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">V.</hi> Abſ. Die Geburt.</hi></fw><lb/>
meldet haben, daß ſie immer unertraͤglicher werden; ſie<lb/>
nehmen an den Lenden ihren Anfang, ſie ſteigen nach der<lb/>
Schaam herab <noteplace="foot"n="(z)"><cb/><hirendition="#aq">SLEVOGT dolor. ſpur. p.</hi> 8.</note>, ſind einem Stulzwange gleich, ent-<lb/>ſtehen anfaͤnglich dann und wann <noteplace="foot"n="(a)">Ankuͤndigend nennet ſie<lb/><hirendition="#aq">ROEDERER p.</hi> 75. 78.</note>, verurſachen weni-<lb/>
ger Beſchwerlichkeit, ſie drengen ſich hierauſ gleichſam<lb/>
in Haufen herbei, und ermuͤden und uͤberſteigen alle Ge-<lb/>
dult <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">Ibid.</hi></note>.</p><lb/><p>Wenn ſelbige zunehmen, ſo verwandelt ſich das Ge-<lb/>
baͤren in gewiſſe Paroxiſmos <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">ROEDERER p.</hi> 81.</note>, in deren jeglichen, indem<lb/>
die Frucht herab gedruͤkkt, und der innere Mund ein<lb/>
wenig erweitert wird <noteplace="foot"n="(d)">Einen Zoll gegen den An-<lb/>
fang der Geburt <hirendition="#aq">SMELLIE t.</hi> 10.<lb/>
hierauf drei Zoll gros <hirendition="#aq">t.</hi> 11.</note>, immer mehr und mehr von<lb/>
den Fruchthaͤuten, welche bis dahin mit dem Amnions-<lb/>
waſſer angefuͤllt waren, in dieſem Munde empfunden<lb/>
wird, und dieſe zuſammen gepreſte Haͤute werden gleich-<lb/>ſam darinnen zu harten Keilen <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">SIEGMUNDIN p.</hi> 27.</note>. Man nennet dieſes<lb/>
wahre Geburtsſchmerzen, welche auf die Geburt gerich-<lb/>
tet ſind <noteplace="foot"n="(f)"><cb/>
Dieſe Schmerzen erweitern<lb/>
die Muͤndung <hirendition="#aq">DEVENTER p. 62.<lb/>
J. HORNE</hi> Wehmuͤtter <hirendition="#aq">p. 35. 38.<lb/>
SIEGMUNDIN p.</hi> 196.</note>.</p><lb/><p>Bei dem Abſazze eines jeden von dergleichen Schmer-<lb/>
zen, ziehet ſich der Muttermund ein wenig zuſammen,<lb/>
die Geburtswaſſer ſteigen ein wenig in die Hoͤhe, doch<lb/>ſo, daß ſie nun nicht mehr ſo hoch, als vor dieſem Schmer-<lb/>
zen ſtehen, und auch die Muͤndung nicht mehr ſo enge,<lb/>
als vor dieſem Schmerzen iſt.</p><lb/><p>Gemeiniglich iſt dieſe Arbeit langſam <noteplace="foot"n="(g)">Langſam, wie ein Thaler<lb/>
gros der Mund, denn viermal ſo<lb/>
gros <hirendition="#aq">PUZOS p.</hi> 36.</note>: indeſſen<lb/>
habe ich doch auch geſehen, daß ſie ploͤzzlich voruͤber ge-<lb/>
gangen, und daß innerhalb funfzehn Minuten <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">STORCH</hi> Hebammenk. auch<lb/>
durch eine Wehe.</note> die<lb/>
Schmerzen ihren Anfang genommen, und das Kind da<lb/>
geweſen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ueber-</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[715[717]/0769]
V. Abſ. Die Geburt.
meldet haben, daß ſie immer unertraͤglicher werden; ſie
nehmen an den Lenden ihren Anfang, ſie ſteigen nach der
Schaam herab (z), ſind einem Stulzwange gleich, ent-
ſtehen anfaͤnglich dann und wann (a), verurſachen weni-
ger Beſchwerlichkeit, ſie drengen ſich hierauſ gleichſam
in Haufen herbei, und ermuͤden und uͤberſteigen alle Ge-
dult (b).
Wenn ſelbige zunehmen, ſo verwandelt ſich das Ge-
baͤren in gewiſſe Paroxiſmos (c), in deren jeglichen, indem
die Frucht herab gedruͤkkt, und der innere Mund ein
wenig erweitert wird (d), immer mehr und mehr von
den Fruchthaͤuten, welche bis dahin mit dem Amnions-
waſſer angefuͤllt waren, in dieſem Munde empfunden
wird, und dieſe zuſammen gepreſte Haͤute werden gleich-
ſam darinnen zu harten Keilen (e). Man nennet dieſes
wahre Geburtsſchmerzen, welche auf die Geburt gerich-
tet ſind (f).
Bei dem Abſazze eines jeden von dergleichen Schmer-
zen, ziehet ſich der Muttermund ein wenig zuſammen,
die Geburtswaſſer ſteigen ein wenig in die Hoͤhe, doch
ſo, daß ſie nun nicht mehr ſo hoch, als vor dieſem Schmer-
zen ſtehen, und auch die Muͤndung nicht mehr ſo enge,
als vor dieſem Schmerzen iſt.
Gemeiniglich iſt dieſe Arbeit langſam (g): indeſſen
habe ich doch auch geſehen, daß ſie ploͤzzlich voruͤber ge-
gangen, und daß innerhalb funfzehn Minuten (h) die
Schmerzen ihren Anfang genommen, und das Kind da
geweſen.
Ueber-
(z)
SLEVOGT dolor. ſpur. p. 8.
(a) Ankuͤndigend nennet ſie
ROEDERER p. 75. 78.
(b) Ibid.
(c) ROEDERER p. 81.
(d) Einen Zoll gegen den An-
fang der Geburt SMELLIE t. 10.
hierauf drei Zoll gros t. 11.
(e) SIEGMUNDIN p. 27.
(f)
Dieſe Schmerzen erweitern
die Muͤndung DEVENTER p. 62.
J. HORNE Wehmuͤtter p. 35. 38.
SIEGMUNDIN p. 196.
(g) Langſam, wie ein Thaler
gros der Mund, denn viermal ſo
gros PUZOS p. 36.
(h) STORCH Hebammenk. auch
durch eine Wehe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 715[717]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/769>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.