den Frucht aufgetrieben worden, daß sie freilich Schmer- zen erregen müsse. Daher geschehen auch die Entbin- dungen von Zwillingsfrüchten schneller (a), so wie todte Früchte über die Zeit getragen werden (b). Diese wach- sen nämlich so wenig, als sie sich herum werfen. Und daher rühret das Unrichtiggehen von den Fleischgewächsen, und von den Verhärtungen an der Gebärmutter her, denn diese verstatten nicht, daß sich dieses Eingeweide mit einer gleichförmigen Gewalt auszudehnen vermag (c).
Alles dieses gehet nun zwar langsam, aber dennoch mit einer gewissen Verzerrung der Nerven von statten (d).
Zu dessen Bestätigung wollen wir diejenigen Um- stände in Augenschein nehmen, welche auf die Unter- drükkung der monatlichen Reinigung, und so gar nach einem oder dem andern Monate (e) zu erfolgen pflegen: denn oft macht schon die blosse Anstrengung des Monats- flusses, um sich den gehörigen Weg, durch welchen sich derselbe den Ausgang verschaffen muß, zu bahnen, solche Schmerzen, wie eine Kolik mit sich führt, die fast unerträglich werden, und welche bei vielen Frauensper- sonen periodisch wiederkommen. Aus diesen Gründen scheinet man nicht zweifeln zu dürfen, daß nicht eine von neun Monaten her aufgesammelte Vollblütigkeit (g) nur dergleichen, sondern noch viel grössere Beschwerlichkeiten verursachen werde. Jch weis, daß man einwendet, eine Frucht wiege gegen zwölf Pfunde, und das periodische Bluten der neun Monaten, betrage dieses Gewicht noch nicht (h). Doch es ist nur ein geringer Theil der Frucht Blut, und es stekkt in diesem Gewichte von zwölf Pfun- den eine grosse Menge Wasser zugleich mit: und es kann (f)
der
(a)[Spaltenumbruch]HORN praelect. p. 55.
(b)Ad HAMBERGER p. 477. DENYS p. 314.
(c)FASCH Sterilit. davon der uterus in der Geburt zerborsten.
(d)[Spaltenumbruch]Add. Mad. CHARON de partus causa.
(e)L. XXVIII. p. 157.
(g)BUFFON II. p. 411. u. s. w.
(h)L. XXVIII. p. 145.
(f)Ib. p. 146.
X x 3
V. Abſ. Die Geburt.
den Frucht aufgetrieben worden, daß ſie freilich Schmer- zen erregen muͤſſe. Daher geſchehen auch die Entbin- dungen von Zwillingsfruͤchten ſchneller (a), ſo wie todte Fruͤchte uͤber die Zeit getragen werden (b). Dieſe wach- ſen naͤmlich ſo wenig, als ſie ſich herum werfen. Und daher ruͤhret das Unrichtiggehen von den Fleiſchgewaͤchſen, und von den Verhaͤrtungen an der Gebaͤrmutter her, denn dieſe verſtatten nicht, daß ſich dieſes Eingeweide mit einer gleichfoͤrmigen Gewalt auszudehnen vermag (c).
Alles dieſes gehet nun zwar langſam, aber dennoch mit einer gewiſſen Verzerrung der Nerven von ſtatten (d).
Zu deſſen Beſtaͤtigung wollen wir diejenigen Um- ſtaͤnde in Augenſchein nehmen, welche auf die Unter- druͤkkung der monatlichen Reinigung, und ſo gar nach einem oder dem andern Monate (e) zu erfolgen pflegen: denn oft macht ſchon die bloſſe Anſtrengung des Monats- fluſſes, um ſich den gehoͤrigen Weg, durch welchen ſich derſelbe den Ausgang verſchaffen muß, zu bahnen, ſolche Schmerzen, wie eine Kolik mit ſich fuͤhrt, die faſt unertraͤglich werden, und welche bei vielen Frauensper- ſonen periodiſch wiederkommen. Aus dieſen Gruͤnden ſcheinet man nicht zweifeln zu duͤrfen, daß nicht eine von neun Monaten her aufgeſammelte Vollbluͤtigkeit (g) nur dergleichen, ſondern noch viel groͤſſere Beſchwerlichkeiten verurſachen werde. Jch weis, daß man einwendet, eine Frucht wiege gegen zwoͤlf Pfunde, und das periodiſche Bluten der neun Monaten, betrage dieſes Gewicht noch nicht (h). Doch es iſt nur ein geringer Theil der Frucht Blut, und es ſtekkt in dieſem Gewichte von zwoͤlf Pfun- den eine groſſe Menge Waſſer zugleich mit: und es kann (f)
der
(a)[Spaltenumbruch]HORN prælect. p. 55.
(b)Ad HAMBERGER p. 477. DENYS p. 314.
(c)FASCH Sterilit. davon der uterus in der Geburt zerborſten.
(d)[Spaltenumbruch]Add. Mad. CHARON de partus cauſa.
(e)L. XXVIII. p. 157.
(g)BUFFON II. p. 411. u. ſ. w.
(h)L. XXVIII. p. 145.
(f)Ib. p. 146.
X x 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0745"n="691[693]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">V.</hi> Abſ. Die Geburt.</hi></fw><lb/>
den Frucht aufgetrieben worden, daß ſie freilich Schmer-<lb/>
zen erregen muͤſſe. Daher geſchehen auch die Entbin-<lb/>
dungen von Zwillingsfruͤchten ſchneller <noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">HORN prælect. p.</hi> 55.</note>, ſo wie todte<lb/>
Fruͤchte uͤber die Zeit getragen werden <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">Ad HAMBERGER p. 477.<lb/>
DENYS p.</hi> 314.</note>. Dieſe wach-<lb/>ſen naͤmlich ſo wenig, als ſie ſich herum werfen. Und<lb/>
daher ruͤhret das Unrichtiggehen von den Fleiſchgewaͤchſen,<lb/>
und von den Verhaͤrtungen an der Gebaͤrmutter her,<lb/>
denn dieſe verſtatten nicht, daß ſich dieſes Eingeweide<lb/>
mit einer gleichfoͤrmigen Gewalt auszudehnen vermag <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">FASCH Sterilit.</hi> davon der<lb/><hirendition="#aq">uterus</hi> in der Geburt zerborſten.</note>.</p><lb/><p>Alles dieſes gehet nun zwar langſam, aber dennoch<lb/>
mit einer gewiſſen Verzerrung der Nerven von ſtatten <noteplace="foot"n="(d)"><cb/><hirendition="#aq">Add. Mad. CHARON de<lb/>
partus cauſa.</hi></note>.</p><lb/><p>Zu deſſen Beſtaͤtigung wollen wir diejenigen Um-<lb/>ſtaͤnde in Augenſchein nehmen, welche auf die Unter-<lb/>
druͤkkung der monatlichen Reinigung, und ſo gar nach<lb/>
einem oder dem andern Monate <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">L. XXVIII. p.</hi> 157.</note> zu erfolgen pflegen:<lb/>
denn oft macht ſchon die bloſſe Anſtrengung des Monats-<lb/>
fluſſes, um ſich den gehoͤrigen Weg, durch welchen<lb/>ſich derſelbe den Ausgang verſchaffen muß, zu bahnen,<lb/>ſolche Schmerzen, wie eine Kolik mit ſich fuͤhrt, die faſt<lb/>
unertraͤglich werden, und welche bei vielen Frauensper-<lb/>ſonen periodiſch wiederkommen. Aus dieſen Gruͤnden<lb/>ſcheinet man nicht zweifeln zu duͤrfen, daß nicht eine von<lb/>
neun Monaten her aufgeſammelte Vollbluͤtigkeit <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">BUFFON II. p.</hi> 411. u. ſ. w.</note> nur<lb/>
dergleichen, ſondern noch viel groͤſſere Beſchwerlichkeiten<lb/>
verurſachen werde. Jch weis, daß man einwendet, eine<lb/>
Frucht wiege gegen zwoͤlf Pfunde, und das periodiſche<lb/>
Bluten der neun Monaten, betrage dieſes Gewicht noch<lb/>
nicht <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">L. XXVIII. p.</hi> 145.</note>. Doch es iſt nur ein geringer Theil der Frucht<lb/>
Blut, und es ſtekkt in dieſem Gewichte von zwoͤlf Pfun-<lb/>
den eine groſſe Menge Waſſer zugleich mit: und es kann<lb/><fwplace="bottom"type="sig">X x 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/><noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">Ib. p.</hi> 146.</note><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[691[693]/0745]
V. Abſ. Die Geburt.
den Frucht aufgetrieben worden, daß ſie freilich Schmer-
zen erregen muͤſſe. Daher geſchehen auch die Entbin-
dungen von Zwillingsfruͤchten ſchneller (a), ſo wie todte
Fruͤchte uͤber die Zeit getragen werden (b). Dieſe wach-
ſen naͤmlich ſo wenig, als ſie ſich herum werfen. Und
daher ruͤhret das Unrichtiggehen von den Fleiſchgewaͤchſen,
und von den Verhaͤrtungen an der Gebaͤrmutter her,
denn dieſe verſtatten nicht, daß ſich dieſes Eingeweide
mit einer gleichfoͤrmigen Gewalt auszudehnen vermag (c).
Alles dieſes gehet nun zwar langſam, aber dennoch
mit einer gewiſſen Verzerrung der Nerven von ſtatten (d).
Zu deſſen Beſtaͤtigung wollen wir diejenigen Um-
ſtaͤnde in Augenſchein nehmen, welche auf die Unter-
druͤkkung der monatlichen Reinigung, und ſo gar nach
einem oder dem andern Monate (e) zu erfolgen pflegen:
denn oft macht ſchon die bloſſe Anſtrengung des Monats-
fluſſes, um ſich den gehoͤrigen Weg, durch welchen
ſich derſelbe den Ausgang verſchaffen muß, zu bahnen,
ſolche Schmerzen, wie eine Kolik mit ſich fuͤhrt, die faſt
unertraͤglich werden, und welche bei vielen Frauensper-
ſonen periodiſch wiederkommen. Aus dieſen Gruͤnden
ſcheinet man nicht zweifeln zu duͤrfen, daß nicht eine von
neun Monaten her aufgeſammelte Vollbluͤtigkeit (g) nur
dergleichen, ſondern noch viel groͤſſere Beſchwerlichkeiten
verurſachen werde. Jch weis, daß man einwendet, eine
Frucht wiege gegen zwoͤlf Pfunde, und das periodiſche
Bluten der neun Monaten, betrage dieſes Gewicht noch
nicht (h). Doch es iſt nur ein geringer Theil der Frucht
Blut, und es ſtekkt in dieſem Gewichte von zwoͤlf Pfun-
den eine groſſe Menge Waſſer zugleich mit: und es kann
der
(f)
(a)
HORN prælect. p. 55.
(b) Ad HAMBERGER p. 477.
DENYS p. 314.
(c) FASCH Sterilit. davon der
uterus in der Geburt zerborſten.
(d)
Add. Mad. CHARON de
partus cauſa.
(e) L. XXVIII. p. 157.
(g) BUFFON II. p. 411. u. ſ. w.
(h) L. XXVIII. p. 145.
(f) Ib. p. 146.
X x 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 691[693]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/745>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.