in das nahe liegende Fadengewebe (c), und man weis, daß bisweilen der Tod darauf erfolgt ist (d).
Es drükket nämlich der Kopf der Frucht, und der, in dem engen Mutterhalse einquartirte kleine Gast, die Urinblase vorwärts gegen den Schaamknochen hin, und zwar mehr von obenher, weniger hingegen nach unten hin, wo die Frucht weniger Beweglichkeit äussert, und wo der Kopf spizzer ist. Auf diese Art wird die ganze Blase dergestalt gedrengt (f), daß zarte Mädchen von einigen wenigen Tropfen, welche dennoch keinen rechten Durchgang finden können, um den Harn zu lassen, ge- reizt werden (g), und dennoch entstehet an der rükkwärts gedrükkten Blase nunmehr mit der Harnröhre ein sehr spizzer Winkel, unterwärts schwillt die Blase unter der Harnröhre auf, wo der Drukk kleiner ist, sie steiget daher nicht ohne Anstrengung in die Höhe, und es kann der Urin nicht anders, als mit Beschwerlichkeit seinen Aus- fluß finden. Doch ist es nicht zu zweifeln, daß, so wie der Ausgang des Urins von der Gebärmutter gehindert wird, auch umgekehrt von einer ganz vollen Blase, die Scheide und der Muttermund zusammen gedrükkt wer- de, und man bemerket leicht, daß auch die Geburt da- durch aufgehalten werden müsse (h).
Jndem nun eben dieser Kopf der Frucht (i) nunmehr auf den Mastdarm drükkt, so verursachet dieses der Mut- ter eine unangenehme Empfindung, und erwecket bei ihr (e)
bis-
(c)[Spaltenumbruch]PARSONS p. 21. PINAEUS p. 95. die Blase in der Geburt zerrissen. Eph. Nat. Cur. Vol. VI. obs. 28. daher leeren vorsichtige Wundärzte die Blase vor der Ge- burt aus. LEVRET p. 131. V. DOEVEREN. Serm. Academ. conf. L. XXVI. p. 309.
(d)CHAPMAN improo of midwfr. case 40. SMELLIE case l. c.
(f)[Spaltenumbruch]
Eine sehr dikke, und sehr kleine Blase. LITTRE Mem. de l'Acad. ann. 1718.
(g)ARISTOTELES. MAURI- CEAU p. 138. 212.
(h)PORTAL p. 134.
(i)HIPPOCRAT. peri andr. phys. n. 37. VAROL. p. 114. BER- GER p. 493. VISCHER & Van der POLL. het Roonhuys gebein. p. 7. SMELLIE ibid.
(e)PARSONS p. 20.
Die Frucht. XXIX. B.
in das nahe liegende Fadengewebe (c), und man weis, daß bisweilen der Tod darauf erfolgt iſt (d).
Es druͤkket naͤmlich der Kopf der Frucht, und der, in dem engen Mutterhalſe einquartirte kleine Gaſt, die Urinblaſe vorwaͤrts gegen den Schaamknochen hin, und zwar mehr von obenher, weniger hingegen nach unten hin, wo die Frucht weniger Beweglichkeit aͤuſſert, und wo der Kopf ſpizzer iſt. Auf dieſe Art wird die ganze Blaſe dergeſtalt gedrengt (f), daß zarte Maͤdchen von einigen wenigen Tropfen, welche dennoch keinen rechten Durchgang finden koͤnnen, um den Harn zu laſſen, ge- reizt werden (g), und dennoch entſtehet an der ruͤkkwaͤrts gedruͤkkten Blaſe nunmehr mit der Harnroͤhre ein ſehr ſpizzer Winkel, unterwaͤrts ſchwillt die Blaſe unter der Harnroͤhre auf, wo der Drukk kleiner iſt, ſie ſteiget daher nicht ohne Anſtrengung in die Hoͤhe, und es kann der Urin nicht anders, als mit Beſchwerlichkeit ſeinen Aus- fluß finden. Doch iſt es nicht zu zweifeln, daß, ſo wie der Ausgang des Urins von der Gebaͤrmutter gehindert wird, auch umgekehrt von einer ganz vollen Blaſe, die Scheide und der Muttermund zuſammen gedruͤkkt wer- de, und man bemerket leicht, daß auch die Geburt da- durch aufgehalten werden muͤſſe (h).
Jndem nun eben dieſer Kopf der Frucht (i) nunmehr auf den Maſtdarm druͤkkt, ſo verurſachet dieſes der Mut- ter eine unangenehme Empfindung, und erwecket bei ihr (e)
bis-
(c)[Spaltenumbruch]PARSONS p. 21. PINAEUS p. 95. die Blaſe in der Geburt zerriſſen. Eph. Nat. Cur. Vol. VI. obſ. 28. daher leeren vorſichtige Wundaͤrzte die Blaſe vor der Ge- burt aus. LEVRET p. 131. V. DOEVEREN. Serm. Academ. conf. L. XXVI. p. 309.
(d)CHAPMAN improo of midwfr. caſe 40. SMELLIE caſe l. c.
(f)[Spaltenumbruch]
Eine ſehr dikke, und ſehr kleine Blaſe. LITTRE Mem. de l’Acad. ann. 1718.
(g)ARISTOTELES. MAURI- CEAU p. 138. 212.
(h)PORTAL p. 134.
(i)HIPPOCRAT. peri andr. phyſ. n. 37. VAROL. p. 114. BER- GER p. 493. VISCHER & Van der POLL. het Roonhuys gebein. p. 7. SMELLIE ibid.
(e)PARSONS p. 20.
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[688[690]/0742]
Die Frucht. XXIX. B.
in das nahe liegende Fadengewebe (c), und man weis,
daß bisweilen der Tod darauf erfolgt iſt (d).
Es druͤkket naͤmlich der Kopf der Frucht, und der,
in dem engen Mutterhalſe einquartirte kleine Gaſt, die
Urinblaſe vorwaͤrts gegen den Schaamknochen hin, und
zwar mehr von obenher, weniger hingegen nach unten
hin, wo die Frucht weniger Beweglichkeit aͤuſſert, und
wo der Kopf ſpizzer iſt. Auf dieſe Art wird die ganze
Blaſe dergeſtalt gedrengt (f), daß zarte Maͤdchen von
einigen wenigen Tropfen, welche dennoch keinen rechten
Durchgang finden koͤnnen, um den Harn zu laſſen, ge-
reizt werden (g), und dennoch entſtehet an der ruͤkkwaͤrts
gedruͤkkten Blaſe nunmehr mit der Harnroͤhre ein ſehr
ſpizzer Winkel, unterwaͤrts ſchwillt die Blaſe unter der
Harnroͤhre auf, wo der Drukk kleiner iſt, ſie ſteiget daher
nicht ohne Anſtrengung in die Hoͤhe, und es kann der
Urin nicht anders, als mit Beſchwerlichkeit ſeinen Aus-
fluß finden. Doch iſt es nicht zu zweifeln, daß, ſo wie
der Ausgang des Urins von der Gebaͤrmutter gehindert
wird, auch umgekehrt von einer ganz vollen Blaſe, die
Scheide und der Muttermund zuſammen gedruͤkkt wer-
de, und man bemerket leicht, daß auch die Geburt da-
durch aufgehalten werden muͤſſe (h).
Jndem nun eben dieſer Kopf der Frucht (i) nunmehr
auf den Maſtdarm druͤkkt, ſo verurſachet dieſes der Mut-
ter eine unangenehme Empfindung, und erwecket bei ihr
bis-
(e)
(c)
PARSONS p. 21. PINAEUS
p. 95. die Blaſe in der Geburt
zerriſſen. Eph. Nat. Cur. Vol. VI.
obſ. 28. daher leeren vorſichtige
Wundaͤrzte die Blaſe vor der Ge-
burt aus. LEVRET p. 131. V.
DOEVEREN. Serm. Academ. conf.
L. XXVI. p. 309.
(d) CHAPMAN improo of
midwfr. caſe 40. SMELLIE caſe
l. c.
(f)
Eine ſehr dikke, und ſehr
kleine Blaſe. LITTRE Mem. de
l’Acad. ann. 1718.
(g) ARISTOTELES. MAURI-
CEAU p. 138. 212.
(h) PORTAL p. 134.
(i) HIPPOCRAT. peri andr.
phyſ. n. 37. VAROL. p. 114. BER-
GER p. 493. VISCHER & Van
der POLL. het Roonhuys gebein.
p. 7. SMELLIE ibid.
(e) PARSONS p. 20.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 688[690]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/742>, abgerufen am 22.11.2024.
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