z. E. die Auerhennen auf den Ruf ihrer seufzenden An- beter (h), so wie das Mutterschwein den Wink des bor- stigen Verehrers mit Gefälligkeit aufnimmt (i). End- lich lese ich noch, daß das Weibchen unter den Adlern, sogar nach wiederholter Begattung, dem Männchen zu- fliegt (k).
Alle diese Einrichtungen sind weise Anstalten. Das Weibchen hat im Beischlafe weiter nichts als Gedult aus- zuüben; indessen daß das Männchen seine Kraft anstren- gen muß, und zur Wollust nicht ehe aufgelegt ist, als bis es einen Vorrath von guten Saamen in sich empfin- det; denn es würde die Begattung nur unnüzze und unfruchtbar seyn, wenn es schlecht damit versehen wäre, und dennoch schmeicheln wollte. Folglich beobachtet das Männchen seinen Zeitpunkt, und es geräth nicht ehe in die Hizze, als wenn dieselbe der Nachwelt Nuzzen schaf- fen kann.
Gemeiniglich haben die Thiere ihre gewisse Brunst- zeiten (l) da das Männchen zum Befruchten am taug- lichsten ist, nach der Liebe schmachtet, und sich das Weib- chen dazu gedultiger bezeigt, oder das Männchen mit weniger Widerwillen erwartet, und demselben nach- geht (m). Sogar fühlen auch unfruchtbare Weibchen zu ihrer Zeit, ich weiß nicht von welchem Muttertriebe beseelt ein Vergnügen, andrer ihrer Ammen zu werden, deren Junge zu füttern (n), und sie legen auch ohne den Mann Eyer (o). Gemeiniglich schränkt der Ueberfluß der Weide die Brunst auf die Monate des Frühlings oder Sommers ein. Fleischfreßige, und solche Thiere,
welche
(h)[Spaltenumbruch]Stutgard Saml. n. 7. natu- ral. hist. na Lin. gestel. V. p. 394. 395.
(i)LISLE hushandr. II. p. 336.
(k)WILLOUGHBY orpithol. p. 27.
(l) Auch die indianische Henne MAITREIEAN. p. 2.
(m)[Spaltenumbruch]p. 11.
(n) Zweimal im Jahre die Hündinnen BUFFON. T. V. p. 221.
(o) Die Thiere suchen sich als- denn zu begarten, wenn sie am fettsten sind DOEBEL. Jagerpra- tic. p. 37.
Die Frucht. XXIX. Buch.
z. E. die Auerhennen auf den Ruf ihrer ſeufzenden An- beter (h), ſo wie das Mutterſchwein den Wink des bor- ſtigen Verehrers mit Gefaͤlligkeit aufnimmt (i). End- lich leſe ich noch, daß das Weibchen unter den Adlern, ſogar nach wiederholter Begattung, dem Maͤnnchen zu- fliegt (k).
Alle dieſe Einrichtungen ſind weiſe Anſtalten. Das Weibchen hat im Beiſchlafe weiter nichts als Gedult aus- zuuͤben; indeſſen daß das Maͤnnchen ſeine Kraft anſtren- gen muß, und zur Wolluſt nicht ehe aufgelegt iſt, als bis es einen Vorrath von guten Saamen in ſich empfin- det; denn es wuͤrde die Begattung nur unnuͤzze und unfruchtbar ſeyn, wenn es ſchlecht damit verſehen waͤre, und dennoch ſchmeicheln wollte. Folglich beobachtet das Maͤnnchen ſeinen Zeitpunkt, und es geraͤth nicht ehe in die Hizze, als wenn dieſelbe der Nachwelt Nuzzen ſchaf- fen kann.
Gemeiniglich haben die Thiere ihre gewiſſe Brunſt- zeiten (l) da das Maͤnnchen zum Befruchten am taug- lichſten iſt, nach der Liebe ſchmachtet, und ſich das Weib- chen dazu gedultiger bezeigt, oder das Maͤnnchen mit weniger Widerwillen erwartet, und demſelben nach- geht (m). Sogar fuͤhlen auch unfruchtbare Weibchen zu ihrer Zeit, ich weiß nicht von welchem Muttertriebe beſeelt ein Vergnuͤgen, andrer ihrer Ammen zu werden, deren Junge zu fuͤttern (n), und ſie legen auch ohne den Mann Eyer (o). Gemeiniglich ſchraͤnkt der Ueberfluß der Weide die Brunſt auf die Monate des Fruͤhlings oder Sommers ein. Fleiſchfreßige, und ſolche Thiere,
welche
(h)[Spaltenumbruch]Stutgard Saml. n. 7. natu- ral. hiſt. na Lin. geſtel. V. p. 394. 395.
(i)LISLE hushandr. II. p. 336.
(k)WILLOUGHBY orpithol. p. 27.
(l) Auch die indianiſche Henne MAITREIEAN. p. 2.
(m)[Spaltenumbruch]p. 11.
(n) Zweimal im Jahre die Huͤndinnen BUFFON. T. V. p. 221.
(o) Die Thiere ſuchen ſich als- denn zu begarten, wenn ſie am fettſten ſind DOEBEL. Jagerpra- tic. p. 37.
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Die Frucht. XXIX. Buch.
z. E. die Auerhennen auf den Ruf ihrer ſeufzenden An-
beter (h), ſo wie das Mutterſchwein den Wink des bor-
ſtigen Verehrers mit Gefaͤlligkeit aufnimmt (i). End-
lich leſe ich noch, daß das Weibchen unter den Adlern,
ſogar nach wiederholter Begattung, dem Maͤnnchen zu-
fliegt (k).
Alle dieſe Einrichtungen ſind weiſe Anſtalten. Das
Weibchen hat im Beiſchlafe weiter nichts als Gedult aus-
zuuͤben; indeſſen daß das Maͤnnchen ſeine Kraft anſtren-
gen muß, und zur Wolluſt nicht ehe aufgelegt iſt, als
bis es einen Vorrath von guten Saamen in ſich empfin-
det; denn es wuͤrde die Begattung nur unnuͤzze und
unfruchtbar ſeyn, wenn es ſchlecht damit verſehen waͤre,
und dennoch ſchmeicheln wollte. Folglich beobachtet das
Maͤnnchen ſeinen Zeitpunkt, und es geraͤth nicht ehe in
die Hizze, als wenn dieſelbe der Nachwelt Nuzzen ſchaf-
fen kann.
Gemeiniglich haben die Thiere ihre gewiſſe Brunſt-
zeiten (l) da das Maͤnnchen zum Befruchten am taug-
lichſten iſt, nach der Liebe ſchmachtet, und ſich das Weib-
chen dazu gedultiger bezeigt, oder das Maͤnnchen mit
weniger Widerwillen erwartet, und demſelben nach-
geht (m). Sogar fuͤhlen auch unfruchtbare Weibchen
zu ihrer Zeit, ich weiß nicht von welchem Muttertriebe
beſeelt ein Vergnuͤgen, andrer ihrer Ammen zu werden,
deren Junge zu fuͤttern (n), und ſie legen auch ohne den
Mann Eyer (o). Gemeiniglich ſchraͤnkt der Ueberfluß
der Weide die Brunſt auf die Monate des Fruͤhlings
oder Sommers ein. Fleiſchfreßige, und ſolche Thiere,
welche
(h)
Stutgard Saml. n. 7. natu-
ral. hiſt. na Lin. geſtel. V. p. 394.
395.
(i) LISLE hushandr. II. p. 336.
(k) WILLOUGHBY orpithol.
p. 27.
(l) Auch die indianiſche Henne
MAITREIEAN. p. 2.
(m)
p. 11.
(n) Zweimal im Jahre die
Huͤndinnen BUFFON. T. V. p. 221.
(o) Die Thiere ſuchen ſich als-
denn zu begarten, wenn ſie am
fettſten ſind DOEBEL. Jagerpra-
tic. p. 37.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/74>, abgerufen am 24.11.2024.
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