Bei den Vögeln krümmt sich die kleine Frucht im- mer mehr und mehr (d), die Brust nähert sich dem Kopfe, und erreicht endlich denselben, so daß der Kopf unter den Flügeln verstekkt lieget (e).
So lange viel Wasser in dem Eye ist, so bewegt sich die Frucht in dieser Flüßigkeit frei umher (f), und sie bieget um den Nabel, wie um eine Thürangel, den Kopf nach vorne, die Füsse nach hinten, und wechselt mit den gegenseitigen Bewegungen frei ab. Sie bewegt sich auch alsdann, wenn sie den Kopf zwischen die Füsse her- abgezogen (g). Diese Bewegungen schränkt der enge Plazz im Eie ein, davon die fast doppelt so lange Frucht als das Ei lang ist, mehr als die Hälfte einnimmt (h).
Eben das beobachtet man auch bei den übrigen Thie- ren, denn es schlängeln sich auch die junge Schlangen (i) im Ei; dergleichen thun auch die Lämmer (k), die jun- gen Mäuse (l), die Guineische Schweinchen (m), und ohne Zweifel auch alle Thiere.
Mit dem Menschen hat es eben diese Beschaffenheit. So lange man in dem amnio noch eine Menge Wasser gewahr wird, und in der ersten Zeit, haben die Em- bryonen keine andere, als eine gerade unförmliche Wurm- figur (n).
Je mehr nun die zarte Frucht heranwächst, so krümmt sie sich in dem Eye, welches fast die Grösse von einem
(h)Obs. 259. die Frucht war von 44 Linien, und im Eie von [Spaltenumbruch]
260, von 51 Linien. Unbeweglich in der Stunde 526. obs. 262.
(i)FABRIC. t. 33.
(k)KUHLEMAN f. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
(l)FABRIC. t. 29. dessen meiste Kupfer nach der natürlichen Ge- bärmutter gemacht sind.
(m)T. 30.
(n)RUYSCH thes. VI. t. 2. sie sei gerade nnd nicht gebogen, bis zu den 3. 4 Monate. Idem thes. IV. n. 54. doch ist dieses übertrie- ben.
Die Frucht. XXIX. B.
Bei den Voͤgeln kruͤmmt ſich die kleine Frucht im- mer mehr und mehr (d), die Bruſt naͤhert ſich dem Kopfe, und erreicht endlich denſelben, ſo daß der Kopf unter den Fluͤgeln verſtekkt lieget (e).
So lange viel Waſſer in dem Eye iſt, ſo bewegt ſich die Frucht in dieſer Fluͤßigkeit frei umher (f), und ſie bieget um den Nabel, wie um eine Thuͤrangel, den Kopf nach vorne, die Fuͤſſe nach hinten, und wechſelt mit den gegenſeitigen Bewegungen frei ab. Sie bewegt ſich auch alsdann, wenn ſie den Kopf zwiſchen die Fuͤſſe her- abgezogen (g). Dieſe Bewegungen ſchraͤnkt der enge Plazz im Eie ein, davon die faſt doppelt ſo lange Frucht als das Ei lang iſt, mehr als die Haͤlfte einnimmt (h).
Eben das beobachtet man auch bei den uͤbrigen Thie- ren, denn es ſchlaͤngeln ſich auch die junge Schlangen (i) im Ei; dergleichen thun auch die Laͤmmer (k), die jun- gen Maͤuſe (l), die Guineiſche Schweinchen (m), und ohne Zweifel auch alle Thiere.
Mit dem Menſchen hat es eben dieſe Beſchaffenheit. So lange man in dem amnio noch eine Menge Waſſer gewahr wird, und in der erſten Zeit, haben die Em- bryonen keine andere, als eine gerade unfoͤrmliche Wurm- figur (n).
Je mehr nun die zarte Frucht heranwaͤchſt, ſo kruͤmmt ſie ſich in dem Eye, welches faſt die Groͤſſe von einem
(h)Obſ. 259. die Frucht war von 44 Linien, und im Eie von [Spaltenumbruch]
260, von 51 Linien. Unbeweglich in der Stunde 526. obſ. 262.
(i)FABRIC. t. 33.
(k)KUHLEMAN f. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
(l)FABRIC. t. 29. deſſen meiſte Kupfer nach der natuͤrlichen Ge- baͤrmutter gemacht ſind.
(m)T. 30.
(n)RUYSCH theſ. VI. t. 2. ſie ſei gerade nnd nicht gebogen, bis zu den 3. 4 Monate. Idem theſ. IV. n. 54. doch iſt dieſes uͤbertrie- ben.
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[682[684]/0736]
Die Frucht. XXIX. B.
Bei den Voͤgeln kruͤmmt ſich die kleine Frucht im-
mer mehr und mehr (d), die Bruſt naͤhert ſich dem
Kopfe, und erreicht endlich denſelben, ſo daß der Kopf
unter den Fluͤgeln verſtekkt lieget (e).
So lange viel Waſſer in dem Eye iſt, ſo bewegt ſich
die Frucht in dieſer Fluͤßigkeit frei umher (f), und ſie
bieget um den Nabel, wie um eine Thuͤrangel, den Kopf
nach vorne, die Fuͤſſe nach hinten, und wechſelt mit den
gegenſeitigen Bewegungen frei ab. Sie bewegt ſich
auch alsdann, wenn ſie den Kopf zwiſchen die Fuͤſſe her-
abgezogen (g). Dieſe Bewegungen ſchraͤnkt der enge
Plazz im Eie ein, davon die faſt doppelt ſo lange Frucht
als das Ei lang iſt, mehr als die Haͤlfte einnimmt (h).
Eben das beobachtet man auch bei den uͤbrigen Thie-
ren, denn es ſchlaͤngeln ſich auch die junge Schlangen (i)
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gen Maͤuſe (l), die Guineiſche Schweinchen (m), und
ohne Zweifel auch alle Thiere.
Mit dem Menſchen hat es eben dieſe Beſchaffenheit.
So lange man in dem amnio noch eine Menge Waſſer
gewahr wird, und in der erſten Zeit, haben die Em-
bryonen keine andere, als eine gerade unfoͤrmliche Wurm-
figur (n).
Je mehr nun die zarte Frucht heranwaͤchſt, ſo kruͤmmt
ſie ſich in dem Eye, welches faſt die Groͤſſe von einem
Gaͤn-
(d)
p. 48. & L. I. obſ. 62. 64.
72. 74. 78. 79. 85. 91. 94. 100. 104.
107. 108. 113. 114. 115. 119. 129.
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(h) Obſ. 259. die Frucht war
von 44 Linien, und im Eie von
260, von 51 Linien. Unbeweglich
in der Stunde 526. obſ. 262.
(i) FABRIC. t. 33.
(k) KUHLEMAN f. 3. 4. 5. 6.
7. 8.
(l) FABRIC. t. 29. deſſen meiſte
Kupfer nach der natuͤrlichen Ge-
baͤrmutter gemacht ſind.
(m) T. 30.
(n) RUYSCH theſ. VI. t. 2. ſie
ſei gerade nnd nicht gebogen, bis
zu den 3. 4 Monate. Idem theſ.
IV. n. 54. doch iſt dieſes uͤbertrie-
ben.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 682[684]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/736>, abgerufen am 25.11.2024.
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