Ei darreichet, über. Jndem also einige Gefässe der Gebärmutter in die weiche, und wenig widerstehende Frucht, einen leichten Ausfluß für ihre Flüßigkeit an- treffen, so gehet das Blut in die Gebärmutter schneller hinein, es stürzet sich in grösserm Ueberflusse dahin, und dehnet diese Gefässe auseinander (b).
Jch glaube aber, daß das Ei selbst im ersten Mo- nate (c), und auch also die Gebärmutter wenigen Wachs- thum an sich nehme.
Es bekömmt aber dasselbe das erste Wachsthum, so von einiger Bedeutung ist, von der ersten Periode des ausströmenden Monatblutes. Es bleibt nämlich das- jenige Blut, welches die Gebärmutter von sich zu lassen pflegte, nunmehr zurükke in seinem Quelle. Ein Theil davon geht in die Frucht über, um selbige zu ernähren, es ist aber nur ein sehr kleiner Theil, da die Frucht bis dahin nur noch klein ist, und wenig wächst. Ein Theil läuft in den Gefässen des Kuchens umher, und kehrt in die Gebärmutter wieder zurükke.
Die Sache aber selbst zeiget es, daß ein Theil in den Blutadern der Gebärmutter zurükke bleibe, in de- nen das Blut einen langsamern Umlauf beobachtet.
Daß es in der Gebärmutter zurükke behalten werde, offenbaret sich daher, indem die Dikke dieses Fruchtbe- hälters ebenfalls, indem es sich ausdehnt, zugleich mit wächst; ob es gleich nicht so leicht zu zeigen ist, auf was für eine mechanische Weise die Frucht in der Gebärmut- ter, das, aus den Blutadern dieses Eingeweides zurükk- strömende Blut anhält.
Man kann es indessen aus dem, so gemeinen Un- richtiggehen schliessen, daß es frühzeitig, und zu dieser Zeit in der Gebärmutter angehalten werden müsse. Jch habe dergleichen frühzeitige Geburten, nach der ersten
Pe-
(b)[Spaltenumbruch]
Vermöge der Ableitungs- krast Oper. min. T. I. p. 113. 114.
(c)[Spaltenumbruch]p. 57. u. s. w.
Die Frucht. XXIX. B.
Ei darreichet, uͤber. Jndem alſo einige Gefaͤſſe der Gebaͤrmutter in die weiche, und wenig widerſtehende Frucht, einen leichten Ausfluß fuͤr ihre Fluͤßigkeit an- treffen, ſo gehet das Blut in die Gebaͤrmutter ſchneller hinein, es ſtuͤrzet ſich in groͤſſerm Ueberfluſſe dahin, und dehnet dieſe Gefaͤſſe auseinander (b).
Jch glaube aber, daß das Ei ſelbſt im erſten Mo- nate (c), und auch alſo die Gebaͤrmutter wenigen Wachs- thum an ſich nehme.
Es bekoͤmmt aber daſſelbe das erſte Wachsthum, ſo von einiger Bedeutung iſt, von der erſten Periode des ausſtroͤmenden Monatblutes. Es bleibt naͤmlich das- jenige Blut, welches die Gebaͤrmutter von ſich zu laſſen pflegte, nunmehr zuruͤkke in ſeinem Quelle. Ein Theil davon geht in die Frucht uͤber, um ſelbige zu ernaͤhren, es iſt aber nur ein ſehr kleiner Theil, da die Frucht bis dahin nur noch klein iſt, und wenig waͤchſt. Ein Theil laͤuft in den Gefaͤſſen des Kuchens umher, und kehrt in die Gebaͤrmutter wieder zuruͤkke.
Die Sache aber ſelbſt zeiget es, daß ein Theil in den Blutadern der Gebaͤrmutter zuruͤkke bleibe, in de- nen das Blut einen langſamern Umlauf beobachtet.
Daß es in der Gebaͤrmutter zuruͤkke behalten werde, offenbaret ſich daher, indem die Dikke dieſes Fruchtbe- haͤlters ebenfalls, indem es ſich ausdehnt, zugleich mit waͤchſt; ob es gleich nicht ſo leicht zu zeigen iſt, auf was fuͤr eine mechaniſche Weiſe die Frucht in der Gebaͤrmut- ter, das, aus den Blutadern dieſes Eingeweides zuruͤkk- ſtroͤmende Blut anhaͤlt.
Man kann es indeſſen aus dem, ſo gemeinen Un- richtiggehen ſchlieſſen, daß es fruͤhzeitig, und zu dieſer Zeit in der Gebaͤrmutter angehalten werden muͤſſe. Jch habe dergleichen fruͤhzeitige Geburten, nach der erſten
Pe-
(b)[Spaltenumbruch]
Vermoͤge der Ableitungs- kraſt Oper. min. T. I. p. 113. 114.
(c)[Spaltenumbruch]p. 57. u. ſ. w.
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[670[672]/0724]
Die Frucht. XXIX. B.
Ei darreichet, uͤber. Jndem alſo einige Gefaͤſſe der
Gebaͤrmutter in die weiche, und wenig widerſtehende
Frucht, einen leichten Ausfluß fuͤr ihre Fluͤßigkeit an-
treffen, ſo gehet das Blut in die Gebaͤrmutter ſchneller
hinein, es ſtuͤrzet ſich in groͤſſerm Ueberfluſſe dahin, und
dehnet dieſe Gefaͤſſe auseinander (b).
Jch glaube aber, daß das Ei ſelbſt im erſten Mo-
nate (c), und auch alſo die Gebaͤrmutter wenigen Wachs-
thum an ſich nehme.
Es bekoͤmmt aber daſſelbe das erſte Wachsthum, ſo
von einiger Bedeutung iſt, von der erſten Periode des
ausſtroͤmenden Monatblutes. Es bleibt naͤmlich das-
jenige Blut, welches die Gebaͤrmutter von ſich zu laſſen
pflegte, nunmehr zuruͤkke in ſeinem Quelle. Ein Theil
davon geht in die Frucht uͤber, um ſelbige zu ernaͤhren,
es iſt aber nur ein ſehr kleiner Theil, da die Frucht bis
dahin nur noch klein iſt, und wenig waͤchſt. Ein Theil
laͤuft in den Gefaͤſſen des Kuchens umher, und kehrt in
die Gebaͤrmutter wieder zuruͤkke.
Die Sache aber ſelbſt zeiget es, daß ein Theil in
den Blutadern der Gebaͤrmutter zuruͤkke bleibe, in de-
nen das Blut einen langſamern Umlauf beobachtet.
Daß es in der Gebaͤrmutter zuruͤkke behalten werde,
offenbaret ſich daher, indem die Dikke dieſes Fruchtbe-
haͤlters ebenfalls, indem es ſich ausdehnt, zugleich mit
waͤchſt; ob es gleich nicht ſo leicht zu zeigen iſt, auf was
fuͤr eine mechaniſche Weiſe die Frucht in der Gebaͤrmut-
ter, das, aus den Blutadern dieſes Eingeweides zuruͤkk-
ſtroͤmende Blut anhaͤlt.
Man kann es indeſſen aus dem, ſo gemeinen Un-
richtiggehen ſchlieſſen, daß es fruͤhzeitig, und zu dieſer
Zeit in der Gebaͤrmutter angehalten werden muͤſſe. Jch
habe dergleichen fruͤhzeitige Geburten, nach der erſten
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Vermoͤge der Ableitungs-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 670[672]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/724>, abgerufen am 22.11.2024.
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