fässe der Lunge, und selbst die Luftröhre (m), mit einem gelblichen oder röthlichen Schleime angefüllt sind, so daß es öfters nöthig ist (n), denselben dem Kinde aus dem Munde zu schaffen, so wie derselbe endlich durch das Erbrechen fortgeht (o).
Endlich weis man, daß sowohl die meiste Früchte des menschlichen Geschlechts (p), als der stärkern vierfü- ßigen Thiere, wenn sie an die freie Luft gekommen, viele Zeit bedürfen, um die Luft schnappen zu können.
Wenn unreife Früchte an die Welt gebracht wor- den, so lesen wir, daß selbige niemals (q) einen Laut von sich gegeben. Und Thiere lassen vor der Geburt keine Stimme von sich hören (r).
Hierzu rechne man die unbequeme Lage eines Kindes in der Scheide, das von allen Seiten mit der grösten Gewalt herabdrükkende Athemholen der Mutter, die widerstehende Haut des Gefässes, die benachbarte Theile der Scheide, die Lage des Mundes (s), so gemeiniglich gegen die Hölung des Heiligbeins, und folglich gegen die Wand der Scheide rükkwärts gekehrt ist, und diese Wand thut den grösten Widerstand, und zerreisset nicht selten. Aus diesem allen wird es nicht sehr wahrschein- lich zu seyn scheinen, daß sich in dieser Lage die Frucht von dem Schleime losmachen könne, welcher ihre Lunge beschwert, und daß sie sich des Zwerchfells dergestalt be- dienen möge, daß sie mit herabhängenden Kopfe, in ei- ner höchst unbequemen Lage, theils Athem einzuziehen,
theils
(m)[Spaltenumbruch]ROEDERER Satur. p. 36. KAAUW n. 165. Jener hält es für das Amnion Wasser, dieser macht es dikker. Jch halt es für einen Schleim PETIT l. c. p. 7.
(n)ROEDERER Satur. p. 39.
(o)Idem. ibid.
(p)L. VIII. p. 225. ROEDE- RER Satur. p. 25.
(q)[Spaltenumbruch]J. v. HORNE II. bref. om drifwande och. siunkande lungan. p. 18. Vor drei Monaten nach dem LEVRET p. 417. MANNING- HAM p 79. eine halbjährige Frucht ist noch nicht lautbar DETHAR- DING fet. immatur.
(r)ARISTOT. hist. L. VII. c. 10.
(s) Der Mund sei nicht offen ROUKEMA byvoegzel p. 29.
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
faͤſſe der Lunge, und ſelbſt die Luftroͤhre (m), mit einem gelblichen oder roͤthlichen Schleime angefuͤllt ſind, ſo daß es oͤfters noͤthig iſt (n), denſelben dem Kinde aus dem Munde zu ſchaffen, ſo wie derſelbe endlich durch das Erbrechen fortgeht (o).
Endlich weis man, daß ſowohl die meiſte Fruͤchte des menſchlichen Geſchlechts (p), als der ſtaͤrkern vierfuͤ- ßigen Thiere, wenn ſie an die freie Luft gekommen, viele Zeit beduͤrfen, um die Luft ſchnappen zu koͤnnen.
Wenn unreife Fruͤchte an die Welt gebracht wor- den, ſo leſen wir, daß ſelbige niemals (q) einen Laut von ſich gegeben. Und Thiere laſſen vor der Geburt keine Stimme von ſich hoͤren (r).
Hierzu rechne man die unbequeme Lage eines Kindes in der Scheide, das von allen Seiten mit der groͤſten Gewalt herabdruͤkkende Athemholen der Mutter, die widerſtehende Haut des Gefaͤſſes, die benachbarte Theile der Scheide, die Lage des Mundes (s), ſo gemeiniglich gegen die Hoͤlung des Heiligbeins, und folglich gegen die Wand der Scheide ruͤkkwaͤrts gekehrt iſt, und dieſe Wand thut den groͤſten Widerſtand, und zerreiſſet nicht ſelten. Aus dieſem allen wird es nicht ſehr wahrſchein- lich zu ſeyn ſcheinen, daß ſich in dieſer Lage die Frucht von dem Schleime losmachen koͤnne, welcher ihre Lunge beſchwert, und daß ſie ſich des Zwerchfells dergeſtalt be- dienen moͤge, daß ſie mit herabhaͤngenden Kopfe, in ei- ner hoͤchſt unbequemen Lage, theils Athem einzuziehen,
theils
(m)[Spaltenumbruch]ROEDERER Satur. p. 36. KAAUW n. 165. Jener haͤlt es fuͤr das Amnion Waſſer, dieſer macht es dikker. Jch halt es fuͤr einen Schleim PETIT l. c. p. 7.
(n)ROEDERER Satur. p. 39.
(o)Idem. ibid.
(p)L. VIII. p. 225. ROEDE- RER Satur. p. 25.
(q)[Spaltenumbruch]J. v. HORNE II. bref. om drifwande och. ſiunkande lungan. p. 18. Vor drei Monaten nach dem LEVRET p. 417. MANNING- HAM p 79. eine halbjaͤhrige Frucht iſt noch nicht lautbar DETHAR- DING fet. immatur.
(r)ARISTOT. hiſt. L. VII. c. 10.
(s) Der Mund ſei nicht offen ROUKEMA byvoegzel p. 29.
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[665[667]/0719]
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
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daß es oͤfters noͤthig iſt (n), denſelben dem Kinde aus
dem Munde zu ſchaffen, ſo wie derſelbe endlich durch
das Erbrechen fortgeht (o).
Endlich weis man, daß ſowohl die meiſte Fruͤchte
des menſchlichen Geſchlechts (p), als der ſtaͤrkern vierfuͤ-
ßigen Thiere, wenn ſie an die freie Luft gekommen, viele
Zeit beduͤrfen, um die Luft ſchnappen zu koͤnnen.
Wenn unreife Fruͤchte an die Welt gebracht wor-
den, ſo leſen wir, daß ſelbige niemals (q) einen Laut von
ſich gegeben. Und Thiere laſſen vor der Geburt keine
Stimme von ſich hoͤren (r).
Hierzu rechne man die unbequeme Lage eines Kindes
in der Scheide, das von allen Seiten mit der groͤſten
Gewalt herabdruͤkkende Athemholen der Mutter, die
widerſtehende Haut des Gefaͤſſes, die benachbarte Theile
der Scheide, die Lage des Mundes (s), ſo gemeiniglich
gegen die Hoͤlung des Heiligbeins, und folglich gegen
die Wand der Scheide ruͤkkwaͤrts gekehrt iſt, und dieſe
Wand thut den groͤſten Widerſtand, und zerreiſſet nicht
ſelten. Aus dieſem allen wird es nicht ſehr wahrſchein-
lich zu ſeyn ſcheinen, daß ſich in dieſer Lage die Frucht
von dem Schleime losmachen koͤnne, welcher ihre Lunge
beſchwert, und daß ſie ſich des Zwerchfells dergeſtalt be-
dienen moͤge, daß ſie mit herabhaͤngenden Kopfe, in ei-
ner hoͤchſt unbequemen Lage, theils Athem einzuziehen,
theils
(m)
ROEDERER Satur. p. 36.
KAAUW n. 165. Jener haͤlt es
fuͤr das Amnion Waſſer, dieſer
macht es dikker. Jch halt es fuͤr
einen Schleim PETIT l. c. p. 7.
(n) ROEDERER Satur. p. 39.
(o) Idem. ibid.
(p) L. VIII. p. 225. ROEDE-
RER Satur. p. 25.
(q)
J. v. HORNE II. bref. om
drifwande och. ſiunkande lungan.
p. 18. Vor drei Monaten nach dem
LEVRET p. 417. MANNING-
HAM p 79. eine halbjaͤhrige Frucht
iſt noch nicht lautbar DETHAR-
DING fet. immatur.
(r) ARISTOT. hiſt. L. VII.
c. 10.
(s) Der Mund ſei nicht offen
ROUKEMA byvoegzel p. 29.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 665[667]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/719>, abgerufen am 22.11.2024.
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