Es ist aber offenbar, daß zween Schlagaderstämme (e), welche aus dem Herzen herauskommen, hier in die untere Aorte zusammenlaufen, und daß folglich das da- hin strömende Blut, durch die Kräfte beider Kammern (f) angespornt werden müsse, theils um schneller in den Kuchen zu dringen, theils um die untere Theile der Frucht stärker, als die obern zu entwikkeln, wohin blos die obern Aeste der Aorte laufen, und diese Aeste führen vielleicht die Helfte von dem Blute der obern Aorte herbei; folg- lich bekömmt die untere Aorte gedoppelt so viel Blut, und noch darüber. Es ist nämlich der Schlagadergang grösser, als die ganze Aorte, wie wir so gleich sagen werden. Die drei grosse Aeste verhielten sich in einer neugebornen Frucht zu dem Stamme, wie 1701 zu 1849.
Daher kömmt bei den andern Thieren, dieser Gang aus der rechten Herzkammer selbst hervor, deren Blut er folglich nothwendiger Weise weiter verführt (g); ja man hat diesen Bau bisweilen auch so gar bei Menschen (h) angetroffen. Als bei einer Frucht ganz und gar kein Schlagadergang anzutreffen war, und dieses Blut folg- lich der Aorte abgieng, so war diese Schlagader grösser, als die Lungenschlagader (i).
§. 50.
(e)[Spaltenumbruch]HARVEI p 65. so auch ROUHAULT observ. p. 73. er sagt, diese Stärke sei nöthig, weil das Blut ausserhalb dem Körper fortgestossen werden müsse.
(f) Daß wegen Schwäche der Frucht neue Kanäle gemacht wor- den SYLVESTER p. 23.
(g)[Spaltenumbruch]PEYER obs. p. 99.
(h)Act. hafn. ann. I. obs. 110. auch bei dem KERKRING obs 69.
(i)Hist. de l'Acad. ann. 1699. p. 37.
H. Phisiol. 8. B. S s
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
Es iſt aber offenbar, daß zween Schlagaderſtaͤmme (e), welche aus dem Herzen herauskommen, hier in die untere Aorte zuſammenlaufen, und daß folglich das da- hin ſtroͤmende Blut, durch die Kraͤfte beider Kammern (f) angeſpornt werden muͤſſe, theils um ſchneller in den Kuchen zu dringen, theils um die untere Theile der Frucht ſtaͤrker, als die obern zu entwikkeln, wohin blos die obern Aeſte der Aorte laufen, und dieſe Aeſte fuͤhren vielleicht die Helfte von dem Blute der obern Aorte herbei; folg- lich bekoͤmmt die untere Aorte gedoppelt ſo viel Blut, und noch daruͤber. Es iſt naͤmlich der Schlagadergang groͤſſer, als die ganze Aorte, wie wir ſo gleich ſagen werden. Die drei groſſe Aeſte verhielten ſich in einer neugebornen Frucht zu dem Stamme, wie 1701 zu 1849.
Daher koͤmmt bei den andern Thieren, dieſer Gang aus der rechten Herzkammer ſelbſt hervor, deren Blut er folglich nothwendiger Weiſe weiter verfuͤhrt (g); ja man hat dieſen Bau bisweilen auch ſo gar bei Menſchen (h) angetroffen. Als bei einer Frucht ganz und gar kein Schlagadergang anzutreffen war, und dieſes Blut folg- lich der Aorte abgieng, ſo war dieſe Schlagader groͤſſer, als die Lungenſchlagader (i).
§. 50.
(e)[Spaltenumbruch]HARVEI p 65. ſo auch ROUHAULT obſerv. p. 73. er ſagt, dieſe Staͤrke ſei noͤthig, weil das Blut auſſerhalb dem Koͤrper fortgeſtoſſen werden muͤſſe.
(f) Daß wegen Schwaͤche der Frucht neue Kanaͤle gemacht wor- den SYLVESTER p. 23.
(g)[Spaltenumbruch]PEYER obſ. p. 99.
(h)Act. hafn. ann. I. obſ. 110. auch bei dem KERKRING obſ 69.
(i)Hiſt. de l’Acad. ann. 1699. p. 37.
H. Phiſiol. 8. B. S s
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[639[641]/0693]
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
Es iſt aber offenbar, daß zween Schlagaderſtaͤmme
(e), welche aus dem Herzen herauskommen, hier in die
untere Aorte zuſammenlaufen, und daß folglich das da-
hin ſtroͤmende Blut, durch die Kraͤfte beider Kammern
(f) angeſpornt werden muͤſſe, theils um ſchneller in den
Kuchen zu dringen, theils um die untere Theile der Frucht
ſtaͤrker, als die obern zu entwikkeln, wohin blos die obern
Aeſte der Aorte laufen, und dieſe Aeſte fuͤhren vielleicht
die Helfte von dem Blute der obern Aorte herbei; folg-
lich bekoͤmmt die untere Aorte gedoppelt ſo viel Blut,
und noch daruͤber. Es iſt naͤmlich der Schlagadergang
groͤſſer, als die ganze Aorte, wie wir ſo gleich ſagen
werden. Die drei groſſe Aeſte verhielten ſich in einer
neugebornen Frucht zu dem Stamme, wie 1701 zu
1849.
Daher koͤmmt bei den andern Thieren, dieſer Gang
aus der rechten Herzkammer ſelbſt hervor, deren Blut
er folglich nothwendiger Weiſe weiter verfuͤhrt (g); ja
man hat dieſen Bau bisweilen auch ſo gar bei Menſchen
(h) angetroffen. Als bei einer Frucht ganz und gar kein
Schlagadergang anzutreffen war, und dieſes Blut folg-
lich der Aorte abgieng, ſo war dieſe Schlagader groͤſſer,
als die Lungenſchlagader (i).
§. 50.
(e)
HARVEI p 65. ſo auch
ROUHAULT obſerv. p. 73. er
ſagt, dieſe Staͤrke ſei noͤthig, weil
das Blut auſſerhalb dem Koͤrper
fortgeſtoſſen werden muͤſſe.
(f) Daß wegen Schwaͤche der
Frucht neue Kanaͤle gemacht wor-
den SYLVESTER p. 23.
(g)
PEYER obſ. p. 99.
(h) Act. hafn. ann. I. obſ. 110.
auch bei dem KERKRING obſ 69.
(i) Hiſt. de l’Acad. ann. 1699.
p. 37.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 639[641]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/693>, abgerufen am 22.11.2024.
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