Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Frucht. XXIX. B.
dergestalt ausgedehnt wird, daß sie billig doppelt so gros
als im erwachsenen Menschen ist, indem sie mehr als
gedoppelt so viel Blut empfängt (d). Es ist nämlich
die Nabelblutader, wenn man gleich von ihr das Blut
des Blutaderganges abrechnet, dennoch in ihrer Oef-
nung im Lichten grösser, als der Pfortaderstamm.

Jn einem Schafe fand ich bereits eine Leber, da
sonst noch kein anderes Eingeweide zu sehen war.

Folglich dehnt sie das Darmfell nach aussen zu aus,
so wie sie das Zwerchfell in die Höhe zurükk stöst; es ist
dieses weicher, röther, beweglicher, und wird nicht von
den Ribben eingeschlossen.

Dieses haben nach meiner Vermuthung diejenigen
sagen wollen, welche vorgeben, daß die Leber zu erst er-
zeugt werde (e), weil sie in einer solchen Zeit gros wäre,
da noch die Lunge, die Milz, der Magen, die Niere,
und die dikken Därme entweder klein, oder noch unsicht-
bar sind. Jch habe übrigens erst nach dem Verlaufe
des vierten Tages (f) in einem Hühnchen, die Anfänge
zur Leber wahrnehmen können.

Sie war an einer Menschenfrucht von fünf oder sechs
Wochen noch nicht zu sehen (g): sie ist weich, und fast
noch ein blosser Schleim; und man findet sie auch bei

einer
(d) [Spaltenumbruch] L. XXIII. p. 482. 485. die
Nabelblutader gleich 729. die Pfort-
ader, gleich 400. der Blutader-
gang gleich 121. also ist der durch
die Leber vertheilte Theil des Na-
belblutes . und dieser entgeht
der erwachsenen Leber ganz ab;
das ganze Leberblut ist 1008 von
dieser Summe gehen ab bei Er-
wachsenen 608.
(e) GALENUS welcher dem
ARISTOTELES (gener t. II. c. 6.)
zu wieder sagt, die Leber werde ehe
als das Herz fertig; den mit sei-
[Spaltenumbruch] nem unrechten Versuche folget
SANTORINUS in I Fen. Avicenn.
p.
756
(f) Form. du poulet. T. II.
p.
123. nach dem sechsten Tage
MALPIGH. p. 9. am fünften
SNAPE p. 21. Am Schafe sahe
ich es den 21 Tag, den 10 am
Kaninchen GRAAF p. 324.
(g) BOURGRAV bei dem Men-
schen den 3 Monat weis HARVEI
p.
184. den Tag 40. VARO-
LIUS.

Die Frucht. XXIX. B.
dergeſtalt ausgedehnt wird, daß ſie billig doppelt ſo gros
als im erwachſenen Menſchen iſt, indem ſie mehr als
gedoppelt ſo viel Blut empfaͤngt (d). Es iſt naͤmlich
die Nabelblutader, wenn man gleich von ihr das Blut
des Blutaderganges abrechnet, dennoch in ihrer Oef-
nung im Lichten groͤſſer, als der Pfortaderſtamm.

Jn einem Schafe fand ich bereits eine Leber, da
ſonſt noch kein anderes Eingeweide zu ſehen war.

Folglich dehnt ſie das Darmfell nach auſſen zu aus,
ſo wie ſie das Zwerchfell in die Hoͤhe zuruͤkk ſtoͤſt; es iſt
dieſes weicher, roͤther, beweglicher, und wird nicht von
den Ribben eingeſchloſſen.

Dieſes haben nach meiner Vermuthung diejenigen
ſagen wollen, welche vorgeben, daß die Leber zu erſt er-
zeugt werde (e), weil ſie in einer ſolchen Zeit gros waͤre,
da noch die Lunge, die Milz, der Magen, die Niere,
und die dikken Daͤrme entweder klein, oder noch unſicht-
bar ſind. Jch habe uͤbrigens erſt nach dem Verlaufe
des vierten Tages (f) in einem Huͤhnchen, die Anfaͤnge
zur Leber wahrnehmen koͤnnen.

Sie war an einer Menſchenfrucht von fuͤnf oder ſechs
Wochen noch nicht zu ſehen (g): ſie iſt weich, und faſt
noch ein bloſſer Schleim; und man findet ſie auch bei

einer
(d) [Spaltenumbruch] L. XXIII. p. 482. 485. die
Nabelblutader gleich 729. die Pfort-
ader, gleich 400. der Blutader-
gang gleich 121. alſo iſt der durch
die Leber vertheilte Theil des Na-
belblutes . und dieſer entgeht
der erwachſenen Leber ganz ab;
das ganze Leberblut iſt 1008 von
dieſer Summe gehen ab bei Er-
wachſenen 608.
(e) GALENUS welcher dem
ARISTOTELES (gener t. II. c. 6.)
zu wieder ſagt, die Leber werde ehe
als das Herz fertig; den mit ſei-
[Spaltenumbruch] nem unrechten Verſuche folget
SANTORINUS in I Fen. Avicenn.
p.
756
(f) Form. du poulet. T. II.
p.
123. nach dem ſechſten Tage
MALPIGH. p. 9. am fuͤnften
SNAPE p. 21. Am Schafe ſahe
ich es den 21 Tag, den 10 am
Kaninchen GRAAF p. 324.
(g) BOURGRAV bei dem Men-
ſchen den 3 Monat weis HARVEI
p.
184. den Tag 40. VARO-
LIUS.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0660" n="606[608]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
derge&#x017F;talt ausgedehnt wird, daß &#x017F;ie billig doppelt &#x017F;o gros<lb/>
als im erwach&#x017F;enen Men&#x017F;chen i&#x017F;t, indem &#x017F;ie mehr als<lb/>
gedoppelt &#x017F;o viel Blut empfa&#x0364;ngt <note place="foot" n="(d)"><cb/><hi rendition="#aq">L. XXIII. p.</hi> 482. 485. die<lb/>
Nabelblutader gleich 729. die Pfort-<lb/>
ader, gleich 400. der Blutader-<lb/>
gang gleich 121. al&#x017F;o i&#x017F;t der durch<lb/>
die Leber vertheilte Theil des Na-<lb/>
belblutes <formula notation="TeX">\frac {608}{729}</formula>. und die&#x017F;er entgeht<lb/>
der erwach&#x017F;enen Leber ganz ab;<lb/>
das ganze Leberblut i&#x017F;t 1008 von<lb/>
die&#x017F;er Summe gehen ab bei Er-<lb/>
wach&#x017F;enen 608.</note>. Es i&#x017F;t na&#x0364;mlich<lb/>
die Nabelblutader, wenn man gleich von ihr das Blut<lb/>
des Blutaderganges abrechnet, dennoch in ihrer Oef-<lb/>
nung im Lichten gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, als der Pfortader&#x017F;tamm.</p><lb/>
              <p>Jn einem Schafe fand ich bereits eine Leber, da<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t noch kein anderes Eingeweide zu &#x017F;ehen war.</p><lb/>
              <p>Folglich dehnt &#x017F;ie das Darmfell nach au&#x017F;&#x017F;en zu aus,<lb/>
&#x017F;o wie &#x017F;ie das Zwerchfell in die Ho&#x0364;he zuru&#x0364;kk &#x017F;to&#x0364;&#x017F;t; es i&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;es weicher, ro&#x0364;ther, beweglicher, und wird nicht von<lb/>
den Ribben einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;es haben nach meiner Vermuthung diejenigen<lb/>
&#x017F;agen wollen, welche vorgeben, daß die Leber zu er&#x017F;t er-<lb/>
zeugt werde <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">GALENUS</hi> welcher dem<lb/><hi rendition="#aq">ARISTOTELES (gener t. II. c. 6.)</hi><lb/>
zu wieder &#x017F;agt, die Leber werde ehe<lb/>
als das Herz fertig; den mit &#x017F;ei-<lb/><cb/>
nem unrechten Ver&#x017F;uche folget<lb/><hi rendition="#aq">SANTORINUS in I Fen. Avicenn.<lb/>
p.</hi> 756</note>, weil &#x017F;ie in einer &#x017F;olchen Zeit gros wa&#x0364;re,<lb/>
da noch die Lunge, die Milz, der Magen, die Niere,<lb/>
und die dikken Da&#x0364;rme entweder klein, oder noch un&#x017F;icht-<lb/>
bar &#x017F;ind. Jch habe u&#x0364;brigens er&#x017F;t nach dem Verlaufe<lb/>
des vierten Tages <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">Form. du poulet. T. II.<lb/>
p.</hi> 123. nach dem &#x017F;ech&#x017F;ten Tage<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MALPIGH.</hi> p.</hi> 9. am fu&#x0364;nften<lb/><hi rendition="#aq">SNAPE p.</hi> 21. Am Schafe &#x017F;ahe<lb/>
ich es den 21 Tag, den 10 am<lb/>
Kaninchen <hi rendition="#aq">GRAAF p.</hi> 324.</note> in einem Hu&#x0364;hnchen, die Anfa&#x0364;nge<lb/>
zur Leber wahrnehmen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
              <p>Sie war an einer Men&#x017F;chenfrucht von fu&#x0364;nf oder &#x017F;echs<lb/>
Wochen noch nicht zu &#x017F;ehen <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">BOURGRAV</hi> bei dem Men-<lb/>
&#x017F;chen den 3 Monat weis <hi rendition="#aq">HARVEI<lb/>
p.</hi> 184. den Tag 40. <hi rendition="#aq">VARO-<lb/>
LIUS.</hi></note>: &#x017F;ie i&#x017F;t weich, und fa&#x017F;t<lb/>
noch ein blo&#x017F;&#x017F;er Schleim; und man findet &#x017F;ie auch bei<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einer</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[606[608]/0660] Die Frucht. XXIX. B. dergeſtalt ausgedehnt wird, daß ſie billig doppelt ſo gros als im erwachſenen Menſchen iſt, indem ſie mehr als gedoppelt ſo viel Blut empfaͤngt (d). Es iſt naͤmlich die Nabelblutader, wenn man gleich von ihr das Blut des Blutaderganges abrechnet, dennoch in ihrer Oef- nung im Lichten groͤſſer, als der Pfortaderſtamm. Jn einem Schafe fand ich bereits eine Leber, da ſonſt noch kein anderes Eingeweide zu ſehen war. Folglich dehnt ſie das Darmfell nach auſſen zu aus, ſo wie ſie das Zwerchfell in die Hoͤhe zuruͤkk ſtoͤſt; es iſt dieſes weicher, roͤther, beweglicher, und wird nicht von den Ribben eingeſchloſſen. Dieſes haben nach meiner Vermuthung diejenigen ſagen wollen, welche vorgeben, daß die Leber zu erſt er- zeugt werde (e), weil ſie in einer ſolchen Zeit gros waͤre, da noch die Lunge, die Milz, der Magen, die Niere, und die dikken Daͤrme entweder klein, oder noch unſicht- bar ſind. Jch habe uͤbrigens erſt nach dem Verlaufe des vierten Tages (f) in einem Huͤhnchen, die Anfaͤnge zur Leber wahrnehmen koͤnnen. Sie war an einer Menſchenfrucht von fuͤnf oder ſechs Wochen noch nicht zu ſehen (g): ſie iſt weich, und faſt noch ein bloſſer Schleim; und man findet ſie auch bei einer (d) L. XXIII. p. 482. 485. die Nabelblutader gleich 729. die Pfort- ader, gleich 400. der Blutader- gang gleich 121. alſo iſt der durch die Leber vertheilte Theil des Na- belblutes [FORMEL]. und dieſer entgeht der erwachſenen Leber ganz ab; das ganze Leberblut iſt 1008 von dieſer Summe gehen ab bei Er- wachſenen 608. (e) GALENUS welcher dem ARISTOTELES (gener t. II. c. 6.) zu wieder ſagt, die Leber werde ehe als das Herz fertig; den mit ſei- nem unrechten Verſuche folget SANTORINUS in I Fen. Avicenn. p. 756 (f) Form. du poulet. T. II. p. 123. nach dem ſechſten Tage MALPIGH. p. 9. am fuͤnften SNAPE p. 21. Am Schafe ſahe ich es den 21 Tag, den 10 am Kaninchen GRAAF p. 324. (g) BOURGRAV bei dem Men- ſchen den 3 Monat weis HARVEI p. 184. den Tag 40. VARO- LIUS.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/660
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 606[608]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/660>, abgerufen am 22.11.2024.