es sei an selbigem das Knochenhäutchen feste angewach- sen (k), und es lasse selbiges von sich die Platten in den Beinbruchsknorpel übergehen (l).
Das Knochenhäutchen färbe sich nicht von der Fär- berröthe, weil diese Wurzel einzig und allein auf die krei- denartige Theile wirke (m), und man müsse diese Mem- bran nicht mit einem Knochen (n), sondern mit einem Knorpel in Vergleichung stellen.
Dieses scheinet mir, theils keine rechte Antwort auf unsere Gründe, theils den Versuchen zuwider zu seyn, so wie es endlich das Gegentheil von dem ist, was be- rühmte Männer von dieser Sache gedenken.
Es sagt dieser berühmte Mann, daß blos ein Knor- pel aus dem Knochenhäutchen gebildet werde: ein ander- mal aber, daß sich Platten vom Knochenhäutchen ablösen, und daß solches Knochenplatten (o) sind.
Er läßt einen ersten ursprünglichen Leim zu (p), und er wendet ein andermal ein, daß auch dieser Leim ein Kno- chenhäutchen gewesen, und daß der Knorpel nur ein dikkes Knochenhäutchen sei. Doch da man von dem Gallerte, welches zu dieser Zeit der Hüftenknochen ist, das Knochen- häutchen sehr leicht absondern kann (q), und da selbiger unter unsern Augen in ein knorpliges, und hiernächst in ein knochiges Wesen übergeht (r), so siehet man, daß er niemals membranöse (s) gewesen seyn muß.
Man kann an den Knochen der Frucht den rothen, zitternden und gallertartigen Knorpel des Darmknochens, des Schulterblattes, des Felsenbeins leichtlich von dem- jenigen Knochenhäutchen trennen, von welchem derselbe an seiner Mitte eingeschlossen wird.
Jn
(k)[Spaltenumbruch]p. 130.
(l)p. 120.
(m)p. 23.
(n)p. 30.
(o)nob. 346.
(p)nob. 345.
(q)[Spaltenumbruch]p. 342.
(r)p. 310.
(s)BORDENAVE p. 209. DETLEF n. 40. So BERTIN I. p. 261. 26. FISCHER disp. osteo- log. n. 3. PFISTER l. c.
Die Frucht. XXIX. B.
es ſei an ſelbigem das Knochenhaͤutchen feſte angewach- ſen (k), und es laſſe ſelbiges von ſich die Platten in den Beinbruchsknorpel uͤbergehen (l).
Das Knochenhaͤutchen faͤrbe ſich nicht von der Faͤr- berroͤthe, weil dieſe Wurzel einzig und allein auf die krei- denartige Theile wirke (m), und man muͤſſe dieſe Mem- bran nicht mit einem Knochen (n), ſondern mit einem Knorpel in Vergleichung ſtellen.
Dieſes ſcheinet mir, theils keine rechte Antwort auf unſere Gruͤnde, theils den Verſuchen zuwider zu ſeyn, ſo wie es endlich das Gegentheil von dem iſt, was be- ruͤhmte Maͤnner von dieſer Sache gedenken.
Es ſagt dieſer beruͤhmte Mann, daß blos ein Knor- pel aus dem Knochenhaͤutchen gebildet werde: ein ander- mal aber, daß ſich Platten vom Knochenhaͤutchen abloͤſen, und daß ſolches Knochenplatten (o) ſind.
Er laͤßt einen erſten urſpruͤnglichen Leim zu (p), und er wendet ein andermal ein, daß auch dieſer Leim ein Kno- chenhaͤutchen geweſen, und daß der Knorpel nur ein dikkes Knochenhaͤutchen ſei. Doch da man von dem Gallerte, welches zu dieſer Zeit der Huͤftenknochen iſt, das Knochen- haͤutchen ſehr leicht abſondern kann (q), und da ſelbiger unter unſern Augen in ein knorpliges, und hiernaͤchſt in ein knochiges Weſen uͤbergeht (r), ſo ſiehet man, daß er niemals membranoͤſe (s) geweſen ſeyn muß.
Man kann an den Knochen der Frucht den rothen, zitternden und gallertartigen Knorpel des Darmknochens, des Schulterblattes, des Felſenbeins leichtlich von dem- jenigen Knochenhaͤutchen trennen, von welchem derſelbe an ſeiner Mitte eingeſchloſſen wird.
Jn
(k)[Spaltenumbruch]p. 130.
(l)p. 120.
(m)p. 23.
(n)p. 30.
(o)nob. 346.
(p)nob. 345.
(q)[Spaltenumbruch]p. 342.
(r)p. 310.
(s)BORDENAVE p. 209. DETLEF n. 40. So BERTIN I. p. 261. 26. FISCHER diſp. oſteo- log. n. 3. PFISTER l. c.
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[590[592]/0644]
Die Frucht. XXIX. B.
es ſei an ſelbigem das Knochenhaͤutchen feſte angewach-
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Beinbruchsknorpel uͤbergehen (l).
Das Knochenhaͤutchen faͤrbe ſich nicht von der Faͤr-
berroͤthe, weil dieſe Wurzel einzig und allein auf die krei-
denartige Theile wirke (m), und man muͤſſe dieſe Mem-
bran nicht mit einem Knochen (n), ſondern mit einem
Knorpel in Vergleichung ſtellen.
Dieſes ſcheinet mir, theils keine rechte Antwort auf
unſere Gruͤnde, theils den Verſuchen zuwider zu ſeyn,
ſo wie es endlich das Gegentheil von dem iſt, was be-
ruͤhmte Maͤnner von dieſer Sache gedenken.
Es ſagt dieſer beruͤhmte Mann, daß blos ein Knor-
pel aus dem Knochenhaͤutchen gebildet werde: ein ander-
mal aber, daß ſich Platten vom Knochenhaͤutchen abloͤſen,
und daß ſolches Knochenplatten (o) ſind.
Er laͤßt einen erſten urſpruͤnglichen Leim zu (p), und
er wendet ein andermal ein, daß auch dieſer Leim ein Kno-
chenhaͤutchen geweſen, und daß der Knorpel nur ein dikkes
Knochenhaͤutchen ſei. Doch da man von dem Gallerte,
welches zu dieſer Zeit der Huͤftenknochen iſt, das Knochen-
haͤutchen ſehr leicht abſondern kann (q), und da ſelbiger
unter unſern Augen in ein knorpliges, und hiernaͤchſt in
ein knochiges Weſen uͤbergeht (r), ſo ſiehet man, daß er
niemals membranoͤſe (s) geweſen ſeyn muß.
Man kann an den Knochen der Frucht den rothen,
zitternden und gallertartigen Knorpel des Darmknochens,
des Schulterblattes, des Felſenbeins leichtlich von dem-
jenigen Knochenhaͤutchen trennen, von welchem derſelbe
an ſeiner Mitte eingeſchloſſen wird.
Jn
(k)
p. 130.
(l) p. 120.
(m) p. 23.
(n) p. 30.
(o) nob. 346.
(p) nob. 345.
(q)
p. 342.
(r) p. 310.
(s) BORDENAVE p. 209.
DETLEF n. 40. So BERTIN I.
p. 261. 26. FISCHER diſp. oſteo-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 590[592]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/644>, abgerufen am 22.11.2024.
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