Folglich entstehen die Knochenplatten nicht von den innern Platten des Knochenhäutchens, und es hängt das Knochenhäutchen an keinem Stükke des Knochens feste, ausser an demjenigen, welches noch nicht zum Kno- chen wird, nämlich an dem Ansazze (m): man kann es von dem übrigen Knochen allezeit, und ohne ein gegen- seitig Exempel zu finden, ohne Verlezzung des Knochens ablösen. Das Knochenhäutchen hängt erst alsdenn am Knochen feste, wenn selbiger eine vollkommne Knochen- figur (n) hat, und der Knochenbau seine Endschaft er- reicht hat. Alsdenn kann es freilich geschehen, daß man zugleich mit dem Knochenhäutchen eine Knochenfaser los- reisset (o), und daß die mit dem Knochenhäutchen los- gerissene Platte halbknorplig, oder halbknochig ist. Man hat niemals eine neue Knochenplatte gesehen, welche zwischen dem Knochen und Knochenhäutchen wieder ge- wachsen, und vom Knochen verschieden gewesen wäre (p).
Endlich findet man vermöge der Versuche offenbar eine andere Ursache von dem Knochenwerden, nämlich einen leimartigen Saft, der mit kalkartigen Theilen an- gefüllt ist, durch die Schlagadern herbei geführt wird, und sich an den ursprünglich ersten Leim der Fasern an- hängt.
Man kann mit keinerlei Wahrscheinlichkeit denjeni- gen Leim, welches der anfängliche Knochen ist, ein Kno- chenhäutchen nennen. Niemand hat jemals die Hüfte, wie eine Membran befunden (q); es läßt sich selbige alle- zeit genau und ohne Zerreissung zerschneiden (r), und sie ist, wenn man sie ins Wasser wirft, nett und ohne Flok- ken anzusehen.
§. 36.
(m)[Spaltenumbruch]p. 247. 248.
(n)Conf. p. 344.
(o)Du HAMEL beim FOU- GEROUX p. 42.
(p)[Spaltenumbruch]RAVATON l. c.
(q)ALBIN adnot. L. VI. p. 46.
(r)Acroissement. des os p. 179.
Die Frucht. XXIX. B.
Folglich entſtehen die Knochenplatten nicht von den innern Platten des Knochenhaͤutchens, und es haͤngt das Knochenhaͤutchen an keinem Stuͤkke des Knochens feſte, auſſer an demjenigen, welches noch nicht zum Kno- chen wird, naͤmlich an dem Anſazze (m): man kann es von dem uͤbrigen Knochen allezeit, und ohne ein gegen- ſeitig Exempel zu finden, ohne Verlezzung des Knochens abloͤſen. Das Knochenhaͤutchen haͤngt erſt alsdenn am Knochen feſte, wenn ſelbiger eine vollkommne Knochen- figur (n) hat, und der Knochenbau ſeine Endſchaft er- reicht hat. Alsdenn kann es freilich geſchehen, daß man zugleich mit dem Knochenhaͤutchen eine Knochenfaſer los- reiſſet (o), und daß die mit dem Knochenhaͤutchen los- geriſſene Platte halbknorplig, oder halbknochig iſt. Man hat niemals eine neue Knochenplatte geſehen, welche zwiſchen dem Knochen und Knochenhaͤutchen wieder ge- wachſen, und vom Knochen verſchieden geweſen waͤre (p).
Endlich findet man vermoͤge der Verſuche offenbar eine andere Urſache von dem Knochenwerden, naͤmlich einen leimartigen Saft, der mit kalkartigen Theilen an- gefuͤllt iſt, durch die Schlagadern herbei gefuͤhrt wird, und ſich an den urſpruͤnglich erſten Leim der Faſern an- haͤngt.
Man kann mit keinerlei Wahrſcheinlichkeit denjeni- gen Leim, welches der anfaͤngliche Knochen iſt, ein Kno- chenhaͤutchen nennen. Niemand hat jemals die Huͤfte, wie eine Membran befunden (q); es laͤßt ſich ſelbige alle- zeit genau und ohne Zerreiſſung zerſchneiden (r), und ſie iſt, wenn man ſie ins Waſſer wirft, nett und ohne Flok- ken anzuſehen.
§. 36.
(m)[Spaltenumbruch]p. 247. 248.
(n)Conf. p. 344.
(o)Du HAMEL beim FOU- GEROUX p. 42.
(p)[Spaltenumbruch]RAVATON l. c.
(q)ALBIN adnot. L. VI. p. 46.
(r)Acroiſſement. des os p. 179.
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[588[590]/0642]
Die Frucht. XXIX. B.
Folglich entſtehen die Knochenplatten nicht von den
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das Knochenhaͤutchen an keinem Stuͤkke des Knochens
feſte, auſſer an demjenigen, welches noch nicht zum Kno-
chen wird, naͤmlich an dem Anſazze (m): man kann es
von dem uͤbrigen Knochen allezeit, und ohne ein gegen-
ſeitig Exempel zu finden, ohne Verlezzung des Knochens
abloͤſen. Das Knochenhaͤutchen haͤngt erſt alsdenn am
Knochen feſte, wenn ſelbiger eine vollkommne Knochen-
figur (n) hat, und der Knochenbau ſeine Endſchaft er-
reicht hat. Alsdenn kann es freilich geſchehen, daß man
zugleich mit dem Knochenhaͤutchen eine Knochenfaſer los-
reiſſet (o), und daß die mit dem Knochenhaͤutchen los-
geriſſene Platte halbknorplig, oder halbknochig iſt. Man
hat niemals eine neue Knochenplatte geſehen, welche
zwiſchen dem Knochen und Knochenhaͤutchen wieder ge-
wachſen, und vom Knochen verſchieden geweſen waͤre (p).
Endlich findet man vermoͤge der Verſuche offenbar
eine andere Urſache von dem Knochenwerden, naͤmlich
einen leimartigen Saft, der mit kalkartigen Theilen an-
gefuͤllt iſt, durch die Schlagadern herbei gefuͤhrt wird,
und ſich an den urſpruͤnglich erſten Leim der Faſern an-
haͤngt.
Man kann mit keinerlei Wahrſcheinlichkeit denjeni-
gen Leim, welches der anfaͤngliche Knochen iſt, ein Kno-
chenhaͤutchen nennen. Niemand hat jemals die Huͤfte,
wie eine Membran befunden (q); es laͤßt ſich ſelbige alle-
zeit genau und ohne Zerreiſſung zerſchneiden (r), und ſie
iſt, wenn man ſie ins Waſſer wirft, nett und ohne Flok-
ken anzuſehen.
§. 36.
(m)
p. 247. 248.
(n) Conf. p. 344.
(o) Du HAMEL beim FOU-
GEROUX p. 42.
(p)
RAVATON l. c.
(q) ALBIN adnot. L. VI. p.
46.
(r) Acroiſſement. des os p. 179.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 588[590]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/642>, abgerufen am 22.11.2024.
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