Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Frucht. XXIX. B.
ser Stelle, und in keinerlei Zustande derselben (m) eine
Membran anzutreffen.

§. 35.
Unsere Gründe.

Aus dem bisher vorgetragen scheinet offenbar zu fol-
gen, daß das Knochenhäutchen nicht dasjenige Werk-
zeug sey, worinnen Knochen gebildet werden. Es be-
sizzet selbiges keine Säfte, welche die eigentliche Mate-
rien des Knochens hergeben, weil es sich von der Fär-
berröthe nicht färbet (a), deren Pulver, selbst nach dem
Geständnisse des berühmten du Hamel (b), sich an die-
jenige kalkige Erde anhängt, welches die eigentliche Ma-
terie eines Knochens ist. Nun bringt die Färberröthe
an dem Knochenhäutchen keine Röthe, ja nicht einmal
zu derjenigen Zeit hervor, wenn sich ein neuer Knochen
erzeugt: und folglich besizzet das Knochenhäutchen zu eben
dieser Zeit keine Gefässe, die mit einem knochenmachen-
den Safte angefüllt wären: sondern es hat auch über-
haupt keine etwas dikke Gefässe, indessen daß sich der
Knochen bildet, weil dasselbe weis ist (c), ja es rühren
auch diese Gefässe, welche den Beinbruchsknorpel durch-
laufen (d), und welche zum Ergänzen des Knochens
nothwendig erfordert werden (e), nicht vom Knochen-
häutchen her, weil sie die einzigen sind, welche den Kno-
chensaft herbei führen. Das Mark ist die Mutter von
den mehresten derselben.

Es zeigt sich ferner, daß im Knochenhäutchen keine
solche Structur anzutreffen sey, welche zu einem Knochen
erfordert wird: es hat nicht Fasern, welche nach der
Länge desselben laufen, und die doch ein werdender Kno-

chen
(m) [Spaltenumbruch] BERTIN I. p. 238.
(a) p. 328.
(b) p. 329.
(c) [Spaltenumbruch] p. 344.
(d) DETLEF p. 40. &c. p. 250.
(e) Form. des os p. 250.

Die Frucht. XXIX. B.
ſer Stelle, und in keinerlei Zuſtande derſelben (m) eine
Membran anzutreffen.

§. 35.
Unſere Gruͤnde.

Aus dem bisher vorgetragen ſcheinet offenbar zu fol-
gen, daß das Knochenhaͤutchen nicht dasjenige Werk-
zeug ſey, worinnen Knochen gebildet werden. Es be-
ſizzet ſelbiges keine Saͤfte, welche die eigentliche Mate-
rien des Knochens hergeben, weil es ſich von der Faͤr-
berroͤthe nicht faͤrbet (a), deren Pulver, ſelbſt nach dem
Geſtaͤndniſſe des beruͤhmten du Hamel (b), ſich an die-
jenige kalkige Erde anhaͤngt, welches die eigentliche Ma-
terie eines Knochens iſt. Nun bringt die Faͤrberroͤthe
an dem Knochenhaͤutchen keine Roͤthe, ja nicht einmal
zu derjenigen Zeit hervor, wenn ſich ein neuer Knochen
erzeugt: und folglich beſizzet das Knochenhaͤutchen zu eben
dieſer Zeit keine Gefaͤſſe, die mit einem knochenmachen-
den Safte angefuͤllt waͤren: ſondern es hat auch uͤber-
haupt keine etwas dikke Gefaͤſſe, indeſſen daß ſich der
Knochen bildet, weil daſſelbe weis iſt (c), ja es ruͤhren
auch dieſe Gefaͤſſe, welche den Beinbruchsknorpel durch-
laufen (d), und welche zum Ergaͤnzen des Knochens
nothwendig erfordert werden (e), nicht vom Knochen-
haͤutchen her, weil ſie die einzigen ſind, welche den Kno-
chenſaft herbei fuͤhren. Das Mark iſt die Mutter von
den mehreſten derſelben.

Es zeigt ſich ferner, daß im Knochenhaͤutchen keine
ſolche Structur anzutreffen ſey, welche zu einem Knochen
erfordert wird: es hat nicht Faſern, welche nach der
Laͤnge deſſelben laufen, und die doch ein werdender Kno-

chen
(m) [Spaltenumbruch] BERTIN I. p. 238.
(a) p. 328.
(b) p. 329.
(c) [Spaltenumbruch] p. 344.
(d) DETLEF p. 40. &c. p. 250.
(e) Form. des os p. 250.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0640" n="586[588]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
&#x017F;er Stelle, und in keinerlei Zu&#x017F;tande der&#x017F;elben <note place="foot" n="(m)"><cb/><hi rendition="#aq">BERTIN I. p.</hi> 238.</note> eine<lb/>
Membran anzutreffen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 35.<lb/><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Un&#x017F;ere Gru&#x0364;nde.</hi></hi></head><lb/>
              <p>Aus dem bisher vorgetragen &#x017F;cheinet offenbar zu fol-<lb/>
gen, daß das Knochenha&#x0364;utchen nicht dasjenige Werk-<lb/>
zeug &#x017F;ey, worinnen Knochen gebildet werden. Es be-<lb/>
&#x017F;izzet &#x017F;elbiges keine Sa&#x0364;fte, welche die eigentliche Mate-<lb/>
rien des Knochens hergeben, weil es &#x017F;ich von der Fa&#x0364;r-<lb/>
berro&#x0364;the nicht fa&#x0364;rbet <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 328.</note>, deren Pulver, &#x017F;elb&#x017F;t nach dem<lb/>
Ge&#x017F;ta&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e des beru&#x0364;hmten <hi rendition="#fr">du Hamel</hi> <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 329.</note>, &#x017F;ich an die-<lb/>
jenige kalkige Erde anha&#x0364;ngt, welches die eigentliche Ma-<lb/>
terie eines Knochens i&#x017F;t. Nun bringt die Fa&#x0364;rberro&#x0364;the<lb/>
an dem Knochenha&#x0364;utchen keine Ro&#x0364;the, ja nicht einmal<lb/>
zu derjenigen Zeit hervor, wenn &#x017F;ich ein neuer Knochen<lb/>
erzeugt: und folglich be&#x017F;izzet das Knochenha&#x0364;utchen zu eben<lb/>
die&#x017F;er Zeit keine Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, die mit einem knochenmachen-<lb/>
den Safte angefu&#x0364;llt wa&#x0364;ren: &#x017F;ondern es hat auch u&#x0364;ber-<lb/>
haupt keine etwas dikke Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, inde&#x017F;&#x017F;en daß &#x017F;ich der<lb/>
Knochen bildet, weil da&#x017F;&#x017F;elbe weis i&#x017F;t <note place="foot" n="(c)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 344.</note>, ja es ru&#x0364;hren<lb/>
auch die&#x017F;e Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, welche den Beinbruchsknorpel durch-<lb/>
laufen <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">DETLEF p. 40. &amp;c. p.</hi> 250.</note>, und welche zum Erga&#x0364;nzen des Knochens<lb/>
nothwendig erfordert werden <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">Form. des os p.</hi> 250.</note>, nicht vom Knochen-<lb/>
ha&#x0364;utchen her, weil &#x017F;ie die einzigen &#x017F;ind, welche den Kno-<lb/>
chen&#x017F;aft herbei fu&#x0364;hren. Das Mark i&#x017F;t die Mutter von<lb/>
den mehre&#x017F;ten der&#x017F;elben.</p><lb/>
              <p>Es zeigt &#x017F;ich ferner, daß im Knochenha&#x0364;utchen keine<lb/>
&#x017F;olche Structur anzutreffen &#x017F;ey, welche zu einem Knochen<lb/>
erfordert wird: es hat nicht Fa&#x017F;ern, welche nach der<lb/>
La&#x0364;nge de&#x017F;&#x017F;elben laufen, und die doch ein werdender Kno-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">chen</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[586[588]/0640] Die Frucht. XXIX. B. ſer Stelle, und in keinerlei Zuſtande derſelben (m) eine Membran anzutreffen. §. 35. Unſere Gruͤnde. Aus dem bisher vorgetragen ſcheinet offenbar zu fol- gen, daß das Knochenhaͤutchen nicht dasjenige Werk- zeug ſey, worinnen Knochen gebildet werden. Es be- ſizzet ſelbiges keine Saͤfte, welche die eigentliche Mate- rien des Knochens hergeben, weil es ſich von der Faͤr- berroͤthe nicht faͤrbet (a), deren Pulver, ſelbſt nach dem Geſtaͤndniſſe des beruͤhmten du Hamel (b), ſich an die- jenige kalkige Erde anhaͤngt, welches die eigentliche Ma- terie eines Knochens iſt. Nun bringt die Faͤrberroͤthe an dem Knochenhaͤutchen keine Roͤthe, ja nicht einmal zu derjenigen Zeit hervor, wenn ſich ein neuer Knochen erzeugt: und folglich beſizzet das Knochenhaͤutchen zu eben dieſer Zeit keine Gefaͤſſe, die mit einem knochenmachen- den Safte angefuͤllt waͤren: ſondern es hat auch uͤber- haupt keine etwas dikke Gefaͤſſe, indeſſen daß ſich der Knochen bildet, weil daſſelbe weis iſt (c), ja es ruͤhren auch dieſe Gefaͤſſe, welche den Beinbruchsknorpel durch- laufen (d), und welche zum Ergaͤnzen des Knochens nothwendig erfordert werden (e), nicht vom Knochen- haͤutchen her, weil ſie die einzigen ſind, welche den Kno- chenſaft herbei fuͤhren. Das Mark iſt die Mutter von den mehreſten derſelben. Es zeigt ſich ferner, daß im Knochenhaͤutchen keine ſolche Structur anzutreffen ſey, welche zu einem Knochen erfordert wird: es hat nicht Faſern, welche nach der Laͤnge deſſelben laufen, und die doch ein werdender Kno- chen (m) BERTIN I. p. 238. (a) p. 328. (b) p. 329. (c) p. 344. (d) DETLEF p. 40. &c. p. 250. (e) Form. des os p. 250.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/640
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 586[588]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/640>, abgerufen am 20.11.2024.