Nirgends thut er seiner Erwähnung, als in der Ab- sicht, um denselben von allen Diensten auszuschliessen (e).
Er erbauet demnach aus dem Knochenhäutchen den Knorpel, aus diesem den Knochen, und aus diesem den Beinbruchsknorpel, und die Knochenauswüchse (f).
Nun läuft, den Grundsäzzen dieses berühmten Man- nes zuwider, dieser Saft in dem Beinbruchsknorpel des zerbrochnen Knochens ganz augenscheinlich zurükke.
Man siehet erstlich schwerlich ein, wie sich eine blosse Membran, die noch dazu cellulöse und hart ist, in dem Knochenbruche dergestalt ausdehnen könne, daß sie den noch so lang fortlaufenden Verlust eines zerstükkten Kno- chens zu ersezzen vermögend sei: und wenn man sezzt, daß sich ein Knochenhäutchen, so sich zu beiden Seiten verlängert, wieder zusammen biegen, und mit seinen Enden erreichen sollte, so ist doch nicht leicht zu erklären, wie sich diese Membran zu einem sehr harten, und sehr langen Beinbruchsknorpel ergänzen könnte, da sich son- sten die Wunden der membranösen Theile schwerlich hei- len, und feste werden, oder schwerlich in Narben zu- wachsen.
So lieset man, daß an der Hüfte eine lange Be- schädigung des Knochens wieder zugeheilt worden (g); so giengen an der Schulter funfzehn Zoll verloren (h), und es war beinahe der ganze Knochen dabei verloren gegangen (i), ohngeachtet doch fast der ganze Knochen wieder ersezzt wurde (k).
So
(e)[Spaltenumbruch]Du HAMEL p. 97.
(f)p. 347.
(g)H. v. ROONHUYSEN an- merk. L. II. obs. 9. Job. v. ME- KERN L. II. obs. 18. IDO WOLF obs. 13.
(h)KUNDMAN Seltenheiten der Natur und Kunst p. 881. 882.
(i)Du HAMEL ann. 1743. p. [Spaltenumbruch]
314. Verhandl. der Holl. maatsch. T. VIII.
(k)WHITE Phil. trans. T. L. I. P. II. n. 61. Es folgte ein fester Knochen nach herausgenommener Schulter MEKERN. ROSEN. Compend. anat. II. p. 72. BLAIR miscell. p. 120. TACCON l. c. p. 17. TRAMBESAR canon. & curat. p. 325. MARTIN Streit-
schrift
Die Frucht. XXIX. B.
Nirgends thut er ſeiner Erwaͤhnung, als in der Ab- ſicht, um denſelben von allen Dienſten auszuſchlieſſen (e).
Er erbauet demnach aus dem Knochenhaͤutchen den Knorpel, aus dieſem den Knochen, und aus dieſem den Beinbruchsknorpel, und die Knochenauswuͤchſe (f).
Nun laͤuft, den Grundſaͤzzen dieſes beruͤhmten Man- nes zuwider, dieſer Saft in dem Beinbruchsknorpel des zerbrochnen Knochens ganz augenſcheinlich zuruͤkke.
Man ſiehet erſtlich ſchwerlich ein, wie ſich eine bloſſe Membran, die noch dazu celluloͤſe und hart iſt, in dem Knochenbruche dergeſtalt ausdehnen koͤnne, daß ſie den noch ſo lang fortlaufenden Verluſt eines zerſtuͤkkten Kno- chens zu erſezzen vermoͤgend ſei: und wenn man ſezzt, daß ſich ein Knochenhaͤutchen, ſo ſich zu beiden Seiten verlaͤngert, wieder zuſammen biegen, und mit ſeinen Enden erreichen ſollte, ſo iſt doch nicht leicht zu erklaͤren, wie ſich dieſe Membran zu einem ſehr harten, und ſehr langen Beinbruchsknorpel ergaͤnzen koͤnnte, da ſich ſon- ſten die Wunden der membranoͤſen Theile ſchwerlich hei- len, und feſte werden, oder ſchwerlich in Narben zu- wachſen.
So lieſet man, daß an der Huͤfte eine lange Be- ſchaͤdigung des Knochens wieder zugeheilt worden (g); ſo giengen an der Schulter funfzehn Zoll verloren (h), und es war beinahe der ganze Knochen dabei verloren gegangen (i), ohngeachtet doch faſt der ganze Knochen wieder erſezzt wurde (k).
So
(e)[Spaltenumbruch]Du HAMEL p. 97.
(f)p. 347.
(g)H. v. ROONHUYSEN an- merk. L. II. obſ. 9. Job. v. ME- KERN L. II. obſ. 18. IDO WOLF obſ. 13.
(h)KUNDMAN Seltenheiten der Natur und Kunſt p. 881. 882.
(i)Du HAMEL ann. 1743. p. [Spaltenumbruch]
314. Verhandl. der Holl. maatſch. T. VIII.
(k)WHITE Phil. tranſ. T. L. I. P. II. n. 61. Es folgte ein feſter Knochen nach herausgenommener Schulter MEKERN. ROSEN. Compend. anat. II. p. 72. BLAIR miſcell. p. 120. TACCON l. c. p. 17. TRAMBESAR canon. & curat. p. 325. MARTIN Streit-
ſchrift
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[578[580]/0632]
Die Frucht. XXIX. B.
Nirgends thut er ſeiner Erwaͤhnung, als in der Ab-
ſicht, um denſelben von allen Dienſten auszuſchlieſſen (e).
Er erbauet demnach aus dem Knochenhaͤutchen den
Knorpel, aus dieſem den Knochen, und aus dieſem den
Beinbruchsknorpel, und die Knochenauswuͤchſe (f).
Nun laͤuft, den Grundſaͤzzen dieſes beruͤhmten Man-
nes zuwider, dieſer Saft in dem Beinbruchsknorpel des
zerbrochnen Knochens ganz augenſcheinlich zuruͤkke.
Man ſiehet erſtlich ſchwerlich ein, wie ſich eine bloſſe
Membran, die noch dazu celluloͤſe und hart iſt, in dem
Knochenbruche dergeſtalt ausdehnen koͤnne, daß ſie den
noch ſo lang fortlaufenden Verluſt eines zerſtuͤkkten Kno-
chens zu erſezzen vermoͤgend ſei: und wenn man ſezzt,
daß ſich ein Knochenhaͤutchen, ſo ſich zu beiden Seiten
verlaͤngert, wieder zuſammen biegen, und mit ſeinen
Enden erreichen ſollte, ſo iſt doch nicht leicht zu erklaͤren,
wie ſich dieſe Membran zu einem ſehr harten, und ſehr
langen Beinbruchsknorpel ergaͤnzen koͤnnte, da ſich ſon-
ſten die Wunden der membranoͤſen Theile ſchwerlich hei-
len, und feſte werden, oder ſchwerlich in Narben zu-
wachſen.
So lieſet man, daß an der Huͤfte eine lange Be-
ſchaͤdigung des Knochens wieder zugeheilt worden (g);
ſo giengen an der Schulter funfzehn Zoll verloren (h),
und es war beinahe der ganze Knochen dabei verloren
gegangen (i), ohngeachtet doch faſt der ganze Knochen
wieder erſezzt wurde (k).
So
(e)
Du HAMEL p. 97.
(f) p. 347.
(g) H. v. ROONHUYSEN an-
merk. L. II. obſ. 9. Job. v. ME-
KERN L. II. obſ. 18. IDO WOLF
obſ. 13.
(h) KUNDMAN Seltenheiten
der Natur und Kunſt p. 881. 882.
(i) Du HAMEL ann. 1743. p.
314. Verhandl. der Holl. maatſch.
T. VIII.
(k) WHITE Phil. tranſ. T. L.
I. P. II. n. 61. Es folgte ein feſter
Knochen nach herausgenommener
Schulter MEKERN. ROSEN.
Compend. anat. II. p. 72. BLAIR
miſcell. p. 120. TACCON l. c.
p. 17. TRAMBESAR canon. &
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 578[580]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/632>, abgerufen am 22.11.2024.
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