herleiten, sondern von auswendig her, über die äusserste von einander getrennte Brüche, sich ergiessen lassen (e). Der erste Knochen ist eine Membran, und hierauf ein Knorpel, nach dem Ausspruche meines grossen Lehrers.
Bei alle dem unternahm es F. du Hamel, unser verehrungswerthe Amtsgehülfe, die neuen Gedanken von der Knochenerzeugung, in ein viel helleres Licht zu sezzen.
Er verwirft dabei weder den Leim, noch den ur- sprünglichen Knorpel, um einen Knochen entstehen zu lassen (f), so wenig, als die kreidenartige Erde (g), wie er es zu nennen beliebt. Er will durchaus nicht, daß sich ein Knochen aus einem unorganischen Leime bildet, oder vermittelst des Leims einen Zuwachs bekömmt; wir hegen darüber keine widrige Gedanken, sondern wir glau- ben, daß derjenige Leim, welcher die Hüfte zu machen bestimmt ist, zwar nicht einem erwachsenen Knochen ähn- lich, aber dennoch so angelegt ist, daß die Folge der Ur- sachen in ihm einen solchen Bau hervorzubringen ver- mögend ist, wie wir ihn in einem erwachsenen Menschen antreffen. Dieses ist derjenige Hauptpunkt, über wel- chen unser gemeinschaftliche Freund, Karl Bonnet(h), seine entscheidende Stimme zurükke gehalten, und zwar, weil ihm die Meinung des berühmten du Hamel der Entwikkelung näher zu kommen geschienen.
Dieses aber verhält sich nicht so, wie er wohl geglaubt, ich weiche nicht von seinen Einsichten ab, und wir bilden uns alle beide ein, daß sich der Knochen entwikkelt, nur daß dieses nach meiner Theorie viel deutlicher erfolgt.
Der Streit kömmt vielmehr auf folgendes an. Es stellet sich der berühmte Mann die Sache so vor (i).
Das
(e)[Spaltenumbruch]BOERHAAVE praelect. T. III. p. 648. BORDEN p. 200.
(f)p. 88. noch FOUGEROUX p. 2. 43.
(g)[Spaltenumbruch]p. 89. FOUGEROUX ibid.
(h)Corps organises.
(i)FOUGEROUX p. 46.
Die Frucht. XXIX. B.
herleiten, ſondern von auswendig her, uͤber die aͤuſſerſte von einander getrennte Bruͤche, ſich ergieſſen laſſen (e). Der erſte Knochen iſt eine Membran, und hierauf ein Knorpel, nach dem Ausſpruche meines groſſen Lehrers.
Bei alle dem unternahm es F. du Hamel, unſer verehrungswerthe Amtsgehuͤlfe, die neuen Gedanken von der Knochenerzeugung, in ein viel helleres Licht zu ſezzen.
Er verwirft dabei weder den Leim, noch den ur- ſpruͤnglichen Knorpel, um einen Knochen entſtehen zu laſſen (f), ſo wenig, als die kreidenartige Erde (g), wie er es zu nennen beliebt. Er will durchaus nicht, daß ſich ein Knochen aus einem unorganiſchen Leime bildet, oder vermittelſt des Leims einen Zuwachs bekoͤmmt; wir hegen daruͤber keine widrige Gedanken, ſondern wir glau- ben, daß derjenige Leim, welcher die Huͤfte zu machen beſtimmt iſt, zwar nicht einem erwachſenen Knochen aͤhn- lich, aber dennoch ſo angelegt iſt, daß die Folge der Ur- ſachen in ihm einen ſolchen Bau hervorzubringen ver- moͤgend iſt, wie wir ihn in einem erwachſenen Menſchen antreffen. Dieſes iſt derjenige Hauptpunkt, uͤber wel- chen unſer gemeinſchaftliche Freund, Karl Bonnet(h), ſeine entſcheidende Stimme zuruͤkke gehalten, und zwar, weil ihm die Meinung des beruͤhmten du Hamel der Entwikkelung naͤher zu kommen geſchienen.
Dieſes aber verhaͤlt ſich nicht ſo, wie er wohl geglaubt, ich weiche nicht von ſeinen Einſichten ab, und wir bilden uns alle beide ein, daß ſich der Knochen entwikkelt, nur daß dieſes nach meiner Theorie viel deutlicher erfolgt.
Der Streit koͤmmt vielmehr auf folgendes an. Es ſtellet ſich der beruͤhmte Mann die Sache ſo vor (i).
Das
(e)[Spaltenumbruch]BOERHAAVE prælect. T. III. p. 648. BORDEN p. 200.
(f)p. 88. noch FOUGEROUX p. 2. 43.
(g)[Spaltenumbruch]p. 89. FOUGEROUX ibid.
(h)Corps organiſes.
(i)FOUGEROUX p. 46.
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[574[576]/0628]
Die Frucht. XXIX. B.
herleiten, ſondern von auswendig her, uͤber die aͤuſſerſte
von einander getrennte Bruͤche, ſich ergieſſen laſſen (e).
Der erſte Knochen iſt eine Membran, und hierauf ein
Knorpel, nach dem Ausſpruche meines groſſen Lehrers.
Bei alle dem unternahm es F. du Hamel, unſer
verehrungswerthe Amtsgehuͤlfe, die neuen Gedanken
von der Knochenerzeugung, in ein viel helleres Licht zu
ſezzen.
Er verwirft dabei weder den Leim, noch den ur-
ſpruͤnglichen Knorpel, um einen Knochen entſtehen zu
laſſen (f), ſo wenig, als die kreidenartige Erde (g), wie
er es zu nennen beliebt. Er will durchaus nicht, daß
ſich ein Knochen aus einem unorganiſchen Leime bildet,
oder vermittelſt des Leims einen Zuwachs bekoͤmmt; wir
hegen daruͤber keine widrige Gedanken, ſondern wir glau-
ben, daß derjenige Leim, welcher die Huͤfte zu machen
beſtimmt iſt, zwar nicht einem erwachſenen Knochen aͤhn-
lich, aber dennoch ſo angelegt iſt, daß die Folge der Ur-
ſachen in ihm einen ſolchen Bau hervorzubringen ver-
moͤgend iſt, wie wir ihn in einem erwachſenen Menſchen
antreffen. Dieſes iſt derjenige Hauptpunkt, uͤber wel-
chen unſer gemeinſchaftliche Freund, Karl Bonnet (h),
ſeine entſcheidende Stimme zuruͤkke gehalten, und zwar,
weil ihm die Meinung des beruͤhmten du Hamel der
Entwikkelung naͤher zu kommen geſchienen.
Dieſes aber verhaͤlt ſich nicht ſo, wie er wohl geglaubt,
ich weiche nicht von ſeinen Einſichten ab, und wir bilden
uns alle beide ein, daß ſich der Knochen entwikkelt, nur
daß dieſes nach meiner Theorie viel deutlicher erfolgt.
Der Streit koͤmmt vielmehr auf folgendes an. Es
ſtellet ſich der beruͤhmte Mann die Sache ſo vor (i).
Das
(e)
BOERHAAVE prælect.
T. III. p. 648. BORDEN p. 200.
(f) p. 88. noch FOUGEROUX
p. 2. 43.
(g)
p. 89. FOUGEROUX ibid.
(h) Corps organiſes.
(i) FOUGEROUX p. 46.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 574[576]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/628>, abgerufen am 22.11.2024.
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