die Ausbildung der Knochen ziemlich wahrscheinlicher Weise (a) auf folgende Art zu erweisen.
Es verbreiten sich demnach in den leimartigen Kno- chen Schlagadern, welche noch keine Farbe an sich ha- ben, so wie sie es in vollkommnern Knochen zu thun pfle- gen. Wenn nun eine neue Gewalt dikke Theilchen in diese Knochenschlagadern hinein treibt, welches gemeinig- lich nach dem Ablaufe des sechsten Tages bei Hühnern geschieht, welche noch im Eye liegen; wenn nunmehr das Herz seine völlige Stärke erlangt (b), und die Glied- maassen besser wachsen (c), wenn nun an den Gefässen der Gliedmaassen rothe Flekken (d) erscheinen, und end- lich bis in die Zeen eindringen (e); so dehnen sich auch alsdenn die Knochengefässe eines solchen Gliedes stärker aus, und es findet sich erstlich eine goldgelbe Flüßigkeit, so aus wenig Kügelchen gemischt ist, in der ernährenden Schlagader ein, so wie in den beiden grössern Aesten derselben, so der Mitte des Knochens zu allernächst lie- gen, wie auch in deren Zweigen, indessen daß die übri- gen Aeste eben dieser Schlagader noch immer blaß aus- sehen. Solchergestalt entstehen vom sechsten bis zehnten Tage (f) in dem Knochen Furchen, welche von den ge- raden und klopfenden Schlagadern gebildet werden, und sie treiben den Leim in einen engern Raum, nach dem Verhältnisse zusammen, als sie sich selbst erweitern. Da- von rühret die Undurchsichtigkeit (g), so wie von einiger Quantität, in den Leim eingemischten Erde, das elasti- sche, zurükkspringende Wesen her.
Seit dem eilften Tage, nehmen (h) die nunmehr immermehr erweiterte Schlagadern schon das Blut selbst
in
(a)[Spaltenumbruch]
Zum Wachsthume der Kno- chen bedient sich auch der Gefässe der scharfsinnige REICHEL de oss. ortu p. 16. &c.
(b)Obs. 175. Stunde 210.
(c) Stunde 187. p. 50.
(d)[Spaltenumbruch]
Stunde 192.
(e) Stunde 216.
(f)p. 235. 236.
(g)p. 230.
(h) Stunde 261. & 264. p. 236.
Die Frucht. XXIX. B.
die Ausbildung der Knochen ziemlich wahrſcheinlicher Weiſe (a) auf folgende Art zu erweiſen.
Es verbreiten ſich demnach in den leimartigen Kno- chen Schlagadern, welche noch keine Farbe an ſich ha- ben, ſo wie ſie es in vollkommnern Knochen zu thun pfle- gen. Wenn nun eine neue Gewalt dikke Theilchen in dieſe Knochenſchlagadern hinein treibt, welches gemeinig- lich nach dem Ablaufe des ſechſten Tages bei Huͤhnern geſchieht, welche noch im Eye liegen; wenn nunmehr das Herz ſeine voͤllige Staͤrke erlangt (b), und die Glied- maaſſen beſſer wachſen (c), wenn nun an den Gefaͤſſen der Gliedmaaſſen rothe Flekken (d) erſcheinen, und end- lich bis in die Zeen eindringen (e); ſo dehnen ſich auch alsdenn die Knochengefaͤſſe eines ſolchen Gliedes ſtaͤrker aus, und es findet ſich erſtlich eine goldgelbe Fluͤßigkeit, ſo aus wenig Kuͤgelchen gemiſcht iſt, in der ernaͤhrenden Schlagader ein, ſo wie in den beiden groͤſſern Aeſten derſelben, ſo der Mitte des Knochens zu allernaͤchſt lie- gen, wie auch in deren Zweigen, indeſſen daß die uͤbri- gen Aeſte eben dieſer Schlagader noch immer blaß aus- ſehen. Solchergeſtalt entſtehen vom ſechſten bis zehnten Tage (f) in dem Knochen Furchen, welche von den ge- raden und klopfenden Schlagadern gebildet werden, und ſie treiben den Leim in einen engern Raum, nach dem Verhaͤltniſſe zuſammen, als ſie ſich ſelbſt erweitern. Da- von ruͤhret die Undurchſichtigkeit (g), ſo wie von einiger Quantitaͤt, in den Leim eingemiſchten Erde, das elaſti- ſche, zuruͤkkſpringende Weſen her.
Seit dem eilften Tage, nehmen (h) die nunmehr immermehr erweiterte Schlagadern ſchon das Blut ſelbſt
in
(a)[Spaltenumbruch]
Zum Wachsthume der Kno- chen bedient ſich auch der Gefaͤſſe der ſcharfſinnige REICHEL de oſſ. ortu p. 16. &c.
(b)Obſ. 175. Stunde 210.
(c) Stunde 187. p. 50.
(d)[Spaltenumbruch]
Stunde 192.
(e) Stunde 216.
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(g)p. 230.
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[552[554]/0606]
Die Frucht. XXIX. B.
die Ausbildung der Knochen ziemlich wahrſcheinlicher
Weiſe (a) auf folgende Art zu erweiſen.
Es verbreiten ſich demnach in den leimartigen Kno-
chen Schlagadern, welche noch keine Farbe an ſich ha-
ben, ſo wie ſie es in vollkommnern Knochen zu thun pfle-
gen. Wenn nun eine neue Gewalt dikke Theilchen in
dieſe Knochenſchlagadern hinein treibt, welches gemeinig-
lich nach dem Ablaufe des ſechſten Tages bei Huͤhnern
geſchieht, welche noch im Eye liegen; wenn nunmehr
das Herz ſeine voͤllige Staͤrke erlangt (b), und die Glied-
maaſſen beſſer wachſen (c), wenn nun an den Gefaͤſſen
der Gliedmaaſſen rothe Flekken (d) erſcheinen, und end-
lich bis in die Zeen eindringen (e); ſo dehnen ſich auch
alsdenn die Knochengefaͤſſe eines ſolchen Gliedes ſtaͤrker
aus, und es findet ſich erſtlich eine goldgelbe Fluͤßigkeit,
ſo aus wenig Kuͤgelchen gemiſcht iſt, in der ernaͤhrenden
Schlagader ein, ſo wie in den beiden groͤſſern Aeſten
derſelben, ſo der Mitte des Knochens zu allernaͤchſt lie-
gen, wie auch in deren Zweigen, indeſſen daß die uͤbri-
gen Aeſte eben dieſer Schlagader noch immer blaß aus-
ſehen. Solchergeſtalt entſtehen vom ſechſten bis zehnten
Tage (f) in dem Knochen Furchen, welche von den ge-
raden und klopfenden Schlagadern gebildet werden, und
ſie treiben den Leim in einen engern Raum, nach dem
Verhaͤltniſſe zuſammen, als ſie ſich ſelbſt erweitern. Da-
von ruͤhret die Undurchſichtigkeit (g), ſo wie von einiger
Quantitaͤt, in den Leim eingemiſchten Erde, das elaſti-
ſche, zuruͤkkſpringende Weſen her.
Seit dem eilften Tage, nehmen (h) die nunmehr
immermehr erweiterte Schlagadern ſchon das Blut ſelbſt
in
(a)
Zum Wachsthume der Kno-
chen bedient ſich auch der Gefaͤſſe
der ſcharfſinnige REICHEL de oſſ.
ortu p. 16. &c.
(b) Obſ. 175. Stunde 210.
(c) Stunde 187. p. 50.
(d)
Stunde 192.
(e) Stunde 216.
(f) p. 235. 236.
(g) p. 230.
(h) Stunde 261. & 264. p. 236.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 552[554]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/606>, abgerufen am 22.11.2024.
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