Der Beinbruchsknorpel wird, wenn er nunmehr zu Knochen geworden (k), so gar noch röther, als der Kno- chen selbst, so wie er selbigen an Härte übertrift.
Sezzet man den Gebrauch der Färberröthe aus, so bekommen die Knochen ihre weisse Farbe wieder (l); so wie diese fremdartige Farbe an den Geribben von dem Berühren der Luft von selbst wieder abnimmt.
Durch alle diese Versuche ergibt es sich, daß der Knochensaft unter allen menschlichen Säften am dikksten sey, und daß derselbe durch keine andre, als vollkommen rothe Gefässe fliessen könne.
Es zeiget sich auch, daß die Gefässe der Knochen die weitesten von allen sind (m), so daß durch selbige al- lein der Färbesaft der Färberröthe aufgenommen werden kann, und nicht durch irgend einige dünnere und farb- lose Gefässe solcher Theile, welche noch nicht knochig ge- worden.
Endlich erhellet daraus, daß zwischen der rothen Tinktur, und zwischen der erdigen Materie der Knochen, eine solche Einstimmung ist, daß die Färberröthe inson- derheit an eben diese Erde ihre Röthe anlegt, und sel- bige färbt (n).
Daher färbt sich der Beinbruchsknorpel (o), oder ein Knorpel zu derjenigen Zeit, zu welcher sie zu Knochen werden. Daher verschwindet an einem gefärbten Kno-
chen,
(k)[Spaltenumbruch]Exp. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 11. 12. 13. 14. p. 13. 32. FOUGE- ROUX p. 96. Idem. p. 96. 128.
(l)Exp. 1. 7. p. 18 BOZZAN du HAMEL Mem. de 1739. p. 5. dies leugnete vor kurzem du HA- MEL bei dem FOUGEROUX p. 28. 39. er will, daß die Röthe da- her verschwinde, weil sie von den neuen nachwachsenden Platten be- dekkt wird. Es ist dieses bei einem rwachsenen Thiere, dessen Kno- [Spaltenumbruch]
chen schon vollständig sind, und wo keine neue Platten nachwachsen können, schwer zu glauben.
(m) Daß sie weit sind, erinnert hie und da der berühmte WAL- THER f. 3. 7. 8. 13. 14.
(n)Du HAMEL Mem. de 17 43. p. 103 FOUGEROUX p. 23. 143. HERISSANT Mem. de 1758.
(o)Du HAMEL Mem. de 1739. p. 10. FOUGEROUX p. 26.
Die Frucht. XXIX. B.
Der Beinbruchsknorpel wird, wenn er nunmehr zu Knochen geworden (k), ſo gar noch roͤther, als der Kno- chen ſelbſt, ſo wie er ſelbigen an Haͤrte uͤbertrift.
Sezzet man den Gebrauch der Faͤrberroͤthe aus, ſo bekommen die Knochen ihre weiſſe Farbe wieder (l); ſo wie dieſe fremdartige Farbe an den Geribben von dem Beruͤhren der Luft von ſelbſt wieder abnimmt.
Durch alle dieſe Verſuche ergibt es ſich, daß der Knochenſaft unter allen menſchlichen Saͤften am dikkſten ſey, und daß derſelbe durch keine andre, als vollkommen rothe Gefaͤſſe flieſſen koͤnne.
Es zeiget ſich auch, daß die Gefaͤſſe der Knochen die weiteſten von allen ſind (m), ſo daß durch ſelbige al- lein der Faͤrbeſaft der Faͤrberroͤthe aufgenommen werden kann, und nicht durch irgend einige duͤnnere und farb- loſe Gefaͤſſe ſolcher Theile, welche noch nicht knochig ge- worden.
Endlich erhellet daraus, daß zwiſchen der rothen Tinktur, und zwiſchen der erdigen Materie der Knochen, eine ſolche Einſtimmung iſt, daß die Faͤrberroͤthe inſon- derheit an eben dieſe Erde ihre Roͤthe anlegt, und ſel- bige faͤrbt (n).
Daher faͤrbt ſich der Beinbruchsknorpel (o), oder ein Knorpel zu derjenigen Zeit, zu welcher ſie zu Knochen werden. Daher verſchwindet an einem gefaͤrbten Kno-
chen,
(k)[Spaltenumbruch]Exp. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 11. 12. 13. 14. p. 13. 32. FOUGE- ROUX p. 96. Idem. p. 96. 128.
(l)Exp. 1. 7. p. 18 BOZZAN du HAMEL Mem. de 1739. p. 5. dies leugnete vor kurzem du HA- MEL bei dem FOUGEROUX p. 28. 39. er will, daß die Roͤthe da- her verſchwinde, weil ſie von den neuen nachwachſenden Platten be- dekkt wird. Es iſt dieſes bei einem rwachſenen Thiere, deſſen Kno- [Spaltenumbruch]
chen ſchon vollſtaͤndig ſind, und wo keine neue Platten nachwachſen koͤnnen, ſchwer zu glauben.
(m) Daß ſie weit ſind, erinnert hie und da der beruͤhmte WAL- THER f. 3. 7. 8. 13. 14.
(n)Du HAMEL Mem. de 17 43. p. 103 FOUGEROUX p. 23. 143. HERISSANT Mem. de 1758.
(o)Du HAMEL Mem. de 1739. p. 10. FOUGEROUX p. 26.
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Die Frucht. XXIX. B.
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chen ſelbſt, ſo wie er ſelbigen an Haͤrte uͤbertrift.
Sezzet man den Gebrauch der Faͤrberroͤthe aus, ſo
bekommen die Knochen ihre weiſſe Farbe wieder (l); ſo
wie dieſe fremdartige Farbe an den Geribben von dem
Beruͤhren der Luft von ſelbſt wieder abnimmt.
Durch alle dieſe Verſuche ergibt es ſich, daß der
Knochenſaft unter allen menſchlichen Saͤften am dikkſten
ſey, und daß derſelbe durch keine andre, als vollkommen
rothe Gefaͤſſe flieſſen koͤnne.
Es zeiget ſich auch, daß die Gefaͤſſe der Knochen
die weiteſten von allen ſind (m), ſo daß durch ſelbige al-
lein der Faͤrbeſaft der Faͤrberroͤthe aufgenommen werden
kann, und nicht durch irgend einige duͤnnere und farb-
loſe Gefaͤſſe ſolcher Theile, welche noch nicht knochig ge-
worden.
Endlich erhellet daraus, daß zwiſchen der rothen
Tinktur, und zwiſchen der erdigen Materie der Knochen,
eine ſolche Einſtimmung iſt, daß die Faͤrberroͤthe inſon-
derheit an eben dieſe Erde ihre Roͤthe anlegt, und ſel-
bige faͤrbt (n).
Daher faͤrbt ſich der Beinbruchsknorpel (o), oder ein
Knorpel zu derjenigen Zeit, zu welcher ſie zu Knochen
werden. Daher verſchwindet an einem gefaͤrbten Kno-
chen,
(k)
Exp. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
11. 12. 13. 14. p. 13. 32. FOUGE-
ROUX p. 96. Idem. p. 96. 128.
(l) Exp. 1. 7. p. 18 BOZZAN
du HAMEL Mem. de 1739. p. 5.
dies leugnete vor kurzem du HA-
MEL bei dem FOUGEROUX p.
28. 39. er will, daß die Roͤthe da-
her verſchwinde, weil ſie von den
neuen nachwachſenden Platten be-
dekkt wird. Es iſt dieſes bei einem
rwachſenen Thiere, deſſen Kno-
chen ſchon vollſtaͤndig ſind, und
wo keine neue Platten nachwachſen
koͤnnen, ſchwer zu glauben.
(m) Daß ſie weit ſind, erinnert
hie und da der beruͤhmte WAL-
THER f. 3. 7. 8. 13. 14.
(n) Du HAMEL Mem. de 17 43.
p. 103 FOUGEROUX p. 23. 143.
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(o) Du HAMEL Mem. de 1739.
p. 10. FOUGEROUX p. 26.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 546[548]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/600>, abgerufen am 22.11.2024.
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