Gegenstellung bringt (o). Dahingegen bekommen die Schneider, wie man vorlängst weiß, von dem unnatür- lichen Sizzen krumme Beine (p); ein berühmter Mann sahe den Rükkgrad bei der angewöhnten Art immer zu sizzen, gekrümmt (q), welches ich ebenfalls vom bestän- digen Sandtragen angemerkt habe (r).
§. 20. Der Drukk.
Auch diese Kraft ist von grossem Vermögen. Der stärker gewordnen Reizbarkeit der Bauchmuskeln, und dem Drukke der kegelförmigen Nabelscheide, welcher sich täglich vermehrt, schreibe ich das Zurükksinken der Där- me, und endlich des Dotters selbst in den Bauch zu, ob ich gleich gestehe, daß dazu der Drukk der Luft ebenfalls das Seinige mit beiträgt.
Durch diese Ursache verwandelt sich die Frucht, wel- che vorher zween Körper hatte, und deren sehr grosser Darmbruch nicht ohne eine gegenwärtige Gefahr, dem kleinen Thiere die Freiheit herumzukriechen, erlaubt haben würde, nunmehr in ein munteres Hühnchen, welches die Geschikklichkeit hat, seiner Mutter zu folgen (a).
Hierzu rechne ich die Wanderung der Hoden (b), welche allmälich aus der Gegend der Nieren, in den Ho- denbeutel hinabsinken. Man sollte glauben, daß das Wachsen der Lunge, und das Athemholen, von dieser Wanderung die Ursache sey: da aber die Hoden gemei- niglich vor der Geburt diese Reise thun, so muß man dieses ganze Werk der Wirksamkeit der Bauchmuskeln allein zuschreiben.
Die
(o)[Spaltenumbruch]Phil. trans. n. 494.
(p)FISCHER de modo quo ossa se accomm. p. 38.
(q)WINSLOW mem. de 1740. p. 79.
(r)[Spaltenumbruch]In propr. de giblo & Opusc. pathol. obs. XI.
(a)Form. du poulet. p. 182. 183.
(b)L. XXVII. p. 413. 414. 415.
Die Frucht. XXIX. B.
Gegenſtellung bringt (o). Dahingegen bekommen die Schneider, wie man vorlaͤngſt weiß, von dem unnatuͤr- lichen Sizzen krumme Beine (p); ein beruͤhmter Mann ſahe den Ruͤkkgrad bei der angewoͤhnten Art immer zu ſizzen, gekruͤmmt (q), welches ich ebenfalls vom beſtaͤn- digen Sandtragen angemerkt habe (r).
§. 20. Der Drukk.
Auch dieſe Kraft iſt von groſſem Vermoͤgen. Der ſtaͤrker gewordnen Reizbarkeit der Bauchmuskeln, und dem Drukke der kegelfoͤrmigen Nabelſcheide, welcher ſich taͤglich vermehrt, ſchreibe ich das Zuruͤkkſinken der Daͤr- me, und endlich des Dotters ſelbſt in den Bauch zu, ob ich gleich geſtehe, daß dazu der Drukk der Luft ebenfalls das Seinige mit beitraͤgt.
Durch dieſe Urſache verwandelt ſich die Frucht, wel- che vorher zween Koͤrper hatte, und deren ſehr groſſer Darmbruch nicht ohne eine gegenwaͤrtige Gefahr, dem kleinen Thiere die Freiheit herumzukriechen, erlaubt haben wuͤrde, nunmehr in ein munteres Huͤhnchen, welches die Geſchikklichkeit hat, ſeiner Mutter zu folgen (a).
Hierzu rechne ich die Wanderung der Hoden (b), welche allmaͤlich aus der Gegend der Nieren, in den Ho- denbeutel hinabſinken. Man ſollte glauben, daß das Wachſen der Lunge, und das Athemholen, von dieſer Wanderung die Urſache ſey: da aber die Hoden gemei- niglich vor der Geburt dieſe Reiſe thun, ſo muß man dieſes ganze Werk der Wirkſamkeit der Bauchmuskeln allein zuſchreiben.
Die
(o)[Spaltenumbruch]Phil. tranſ. n. 494.
(p)FISCHER de modo quo oſſa ſe accomm. p. 38.
(q)WINSLOW mem. de 1740. p. 79.
(r)[Spaltenumbruch]In propr. de giblo & Opuſc. pathol. obſ. XI.
(a)Form. du poulet. p. 182. 183.
(b)L. XXVII. p. 413. 414. 415.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0558"n="504[506]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Frucht. <hirendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
Gegenſtellung bringt <noteplace="foot"n="(o)"><cb/><hirendition="#aq">Phil. tranſ. n.</hi> 494.</note>. Dahingegen bekommen die<lb/>
Schneider, wie man vorlaͤngſt weiß, von dem unnatuͤr-<lb/>
lichen Sizzen krumme Beine <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">FISCHER de modo quo<lb/>
oſſa ſe accomm. p.</hi> 38.</note>; ein beruͤhmter Mann<lb/>ſahe den Ruͤkkgrad bei der angewoͤhnten Art immer zu<lb/>ſizzen, gekruͤmmt <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">WINSLOW mem. de 1740.<lb/>
p.</hi> 79.</note>, welches ich ebenfalls vom beſtaͤn-<lb/>
digen Sandtragen angemerkt habe <noteplace="foot"n="(r)"><cb/><hirendition="#aq">In propr. de giblo & Opuſc.<lb/>
pathol. obſ. XI.</hi></note>.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 20.<lb/><hirendition="#g">Der Drukk.</hi></head><lb/><p>Auch dieſe Kraft iſt von groſſem Vermoͤgen. Der<lb/>ſtaͤrker gewordnen Reizbarkeit der Bauchmuskeln, und<lb/>
dem Drukke der kegelfoͤrmigen Nabelſcheide, welcher ſich<lb/>
taͤglich vermehrt, ſchreibe ich das Zuruͤkkſinken der Daͤr-<lb/>
me, und endlich des Dotters ſelbſt in den Bauch zu, ob<lb/>
ich gleich geſtehe, daß dazu der Drukk der Luft ebenfalls<lb/>
das Seinige mit beitraͤgt.</p><lb/><p>Durch dieſe Urſache verwandelt ſich die Frucht, wel-<lb/>
che vorher zween Koͤrper hatte, und deren ſehr groſſer<lb/>
Darmbruch nicht ohne eine gegenwaͤrtige Gefahr, dem<lb/>
kleinen Thiere die Freiheit herumzukriechen, erlaubt haben<lb/>
wuͤrde, nunmehr in ein munteres Huͤhnchen, welches die<lb/>
Geſchikklichkeit hat, ſeiner Mutter zu folgen <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">Form. du poulet. p.</hi> 182.<lb/>
183.</note>.</p><lb/><p>Hierzu rechne ich die Wanderung der Hoden <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">L. XXVII. p.</hi> 413. 414. 415.</note>,<lb/>
welche allmaͤlich aus der Gegend der Nieren, in den Ho-<lb/>
denbeutel hinabſinken. Man ſollte glauben, daß das<lb/>
Wachſen der Lunge, und das Athemholen, von dieſer<lb/>
Wanderung die Urſache ſey: da aber die Hoden gemei-<lb/>
niglich vor der Geburt dieſe Reiſe thun, ſo muß man<lb/>
dieſes ganze Werk der Wirkſamkeit der Bauchmuskeln<lb/>
allein zuſchreiben.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[504[506]/0558]
Die Frucht. XXIX. B.
Gegenſtellung bringt (o). Dahingegen bekommen die
Schneider, wie man vorlaͤngſt weiß, von dem unnatuͤr-
lichen Sizzen krumme Beine (p); ein beruͤhmter Mann
ſahe den Ruͤkkgrad bei der angewoͤhnten Art immer zu
ſizzen, gekruͤmmt (q), welches ich ebenfalls vom beſtaͤn-
digen Sandtragen angemerkt habe (r).
§. 20.
Der Drukk.
Auch dieſe Kraft iſt von groſſem Vermoͤgen. Der
ſtaͤrker gewordnen Reizbarkeit der Bauchmuskeln, und
dem Drukke der kegelfoͤrmigen Nabelſcheide, welcher ſich
taͤglich vermehrt, ſchreibe ich das Zuruͤkkſinken der Daͤr-
me, und endlich des Dotters ſelbſt in den Bauch zu, ob
ich gleich geſtehe, daß dazu der Drukk der Luft ebenfalls
das Seinige mit beitraͤgt.
Durch dieſe Urſache verwandelt ſich die Frucht, wel-
che vorher zween Koͤrper hatte, und deren ſehr groſſer
Darmbruch nicht ohne eine gegenwaͤrtige Gefahr, dem
kleinen Thiere die Freiheit herumzukriechen, erlaubt haben
wuͤrde, nunmehr in ein munteres Huͤhnchen, welches die
Geſchikklichkeit hat, ſeiner Mutter zu folgen (a).
Hierzu rechne ich die Wanderung der Hoden (b),
welche allmaͤlich aus der Gegend der Nieren, in den Ho-
denbeutel hinabſinken. Man ſollte glauben, daß das
Wachſen der Lunge, und das Athemholen, von dieſer
Wanderung die Urſache ſey: da aber die Hoden gemei-
niglich vor der Geburt dieſe Reiſe thun, ſo muß man
dieſes ganze Werk der Wirkſamkeit der Bauchmuskeln
allein zuſchreiben.
Die
(o)
Phil. tranſ. n. 494.
(p) FISCHER de modo quo
oſſa ſe accomm. p. 38.
(q) WINSLOW mem. de 1740.
p. 79.
(r)
In propr. de giblo & Opuſc.
pathol. obſ. XI.
(a) Form. du poulet. p. 182.
183.
(b) L. XXVII. p. 413. 414. 415.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 504[506]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/558>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.