sam membranöse und angewachsene Plättchen vertre- ten (c).
Man solte beinahe glauben, daß das cellulöse We- sen auf eine mechanische Art entstehe; denn es erzeuget sich auch im Brodte, aus Luft und Teig ein fächriges, dem menschlichen Fadengewebe nicht unähnliches Wesen. Es erhellet daraus, wenn eine dünne Flüßigkeit mit ei- ner andern stärker zusammen hängenden vermischet ist, und vermittelst der Wärme ein Theil des zarten flüßigen verraucht, daß sich das andere Zähere scheidet, sich in sei- nen Theilen ergreift, und sich zu Fasern und Blättern an- zieht, deren Zwischenflächen nunmehr das, so flüßiger ist, einnimmt; und daß daraus breite Plättchen werden, wo- fern der leimige Theil überflüßig vorhanden gewesen.
Jch kann dieses indessen nicht gänzlich einräumen. Es ist nemlich das Fadengewebe im menschlichen Körper, nach den vorhergesehenen Absichten verschieden, und blätt- rig, wo es in der Frucht, zum Aufnehmen des Oels, oder Blutes nicht geschaffen ist: fasrig, wie an den Biegun- gen der Schlagadern zwischen den Häuten des Auges, wo weder ein Fett noch eine andre Flüßigkeit verwaret werden soll.
Es kann im Leime der jungen Frucht bereits ein Ab- riß zu einem Fadengewebe, nebst hie und da zerstreu- ten zäheren Punkten, als ein Stüzzpunkt verborgen lie- gen, gegen welchen sich die übrige Leimpartikeln einander anziehen, und es können diese Mittelpunkte nach Linien, oder nach festen Nezzen verbreitet liegen,
So kann auch die Dünnheit der Schweislöcher, durch welche der Leim aus den Schlagadern heraus- dringt, das ihrige zum Fasermachen, und die Breite zum Bilden der Plättchen mit beitragen.
Es können die Klopfungen der benachbarten Gefässe, und der Drukk der herumliegenden Muskeln, wie auch
der
(c)BOEHMER cellul. plant. context. p. 6.
Die Frucht XXIX. B.
ſam membranoͤſe und angewachſene Plaͤttchen vertre- ten (c).
Man ſolte beinahe glauben, daß das celluloͤſe We- ſen auf eine mechaniſche Art entſtehe; denn es erzeuget ſich auch im Brodte, aus Luft und Teig ein faͤchriges, dem menſchlichen Fadengewebe nicht unaͤhnliches Weſen. Es erhellet daraus, wenn eine duͤnne Fluͤßigkeit mit ei- ner andern ſtaͤrker zuſammen haͤngenden vermiſchet iſt, und vermittelſt der Waͤrme ein Theil des zarten fluͤßigen verraucht, daß ſich das andere Zaͤhere ſcheidet, ſich in ſei- nen Theilen ergreift, und ſich zu Faſern und Blaͤttern an- zieht, deren Zwiſchenflaͤchen nunmehr das, ſo fluͤßiger iſt, einnimmt; und daß daraus breite Plaͤttchen werden, wo- fern der leimige Theil uͤberfluͤßig vorhanden geweſen.
Jch kann dieſes indeſſen nicht gaͤnzlich einraͤumen. Es iſt nemlich das Fadengewebe im menſchlichen Koͤrper, nach den vorhergeſehenen Abſichten verſchieden, und blaͤtt- rig, wo es in der Frucht, zum Aufnehmen des Oels, oder Blutes nicht geſchaffen iſt: faſrig, wie an den Biegun- gen der Schlagadern zwiſchen den Haͤuten des Auges, wo weder ein Fett noch eine andre Fluͤßigkeit verwaret werden ſoll.
Es kann im Leime der jungen Frucht bereits ein Ab- riß zu einem Fadengewebe, nebſt hie und da zerſtreu- ten zaͤheren Punkten, als ein Stuͤzzpunkt verborgen lie- gen, gegen welchen ſich die uͤbrige Leimpartikeln einander anziehen, und es koͤnnen dieſe Mittelpunkte nach Linien, oder nach feſten Nezzen verbreitet liegen,
So kann auch die Duͤnnheit der Schweisloͤcher, durch welche der Leim aus den Schlagadern heraus- dringt, das ihrige zum Faſermachen, und die Breite zum Bilden der Plaͤttchen mit beitragen.
Es koͤnnen die Klopfungen der benachbarten Gefaͤſſe, und der Drukk der herumliegenden Muskeln, wie auch
der
(c)BOEHMER cellul. plant. context. p. 6.
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[450[452]/0504]
Die Frucht XXIX. B.
ſam membranoͤſe und angewachſene Plaͤttchen vertre-
ten (c).
Man ſolte beinahe glauben, daß das celluloͤſe We-
ſen auf eine mechaniſche Art entſtehe; denn es erzeuget
ſich auch im Brodte, aus Luft und Teig ein faͤchriges,
dem menſchlichen Fadengewebe nicht unaͤhnliches Weſen.
Es erhellet daraus, wenn eine duͤnne Fluͤßigkeit mit ei-
ner andern ſtaͤrker zuſammen haͤngenden vermiſchet iſt,
und vermittelſt der Waͤrme ein Theil des zarten fluͤßigen
verraucht, daß ſich das andere Zaͤhere ſcheidet, ſich in ſei-
nen Theilen ergreift, und ſich zu Faſern und Blaͤttern an-
zieht, deren Zwiſchenflaͤchen nunmehr das, ſo fluͤßiger iſt,
einnimmt; und daß daraus breite Plaͤttchen werden, wo-
fern der leimige Theil uͤberfluͤßig vorhanden geweſen.
Jch kann dieſes indeſſen nicht gaͤnzlich einraͤumen.
Es iſt nemlich das Fadengewebe im menſchlichen Koͤrper,
nach den vorhergeſehenen Abſichten verſchieden, und blaͤtt-
rig, wo es in der Frucht, zum Aufnehmen des Oels, oder
Blutes nicht geſchaffen iſt: faſrig, wie an den Biegun-
gen der Schlagadern zwiſchen den Haͤuten des Auges,
wo weder ein Fett noch eine andre Fluͤßigkeit verwaret
werden ſoll.
Es kann im Leime der jungen Frucht bereits ein Ab-
riß zu einem Fadengewebe, nebſt hie und da zerſtreu-
ten zaͤheren Punkten, als ein Stuͤzzpunkt verborgen lie-
gen, gegen welchen ſich die uͤbrige Leimpartikeln einander
anziehen, und es koͤnnen dieſe Mittelpunkte nach Linien,
oder nach feſten Nezzen verbreitet liegen,
So kann auch die Duͤnnheit der Schweisloͤcher,
durch welche der Leim aus den Schlagadern heraus-
dringt, das ihrige zum Faſermachen, und die Breite zum
Bilden der Plaͤttchen mit beitragen.
Es koͤnnen die Klopfungen der benachbarten Gefaͤſſe,
und der Drukk der herumliegenden Muskeln, wie auch
der
(c) BOEHMER cellul. plant. context. p. 6.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 450[452]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/504>, abgerufen am 22.11.2024.
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