Einige Erdarten bindet schon das blosse Wasser an- einander. Heisser Gips macht, als ob er flüßig wäre, Wellen, er kocht, wenn man ihn mit Wasser besprengt, und verwandelt sich in ein festes Gestein.
Jn den Thieren ist die Menge Leim, gegen die thie- rische Erde verglichen, viel grösser. Dieser Leim besteht aus Wasser und Oel, und er verbindet die thierische Theile unter einander. Folglich werden die erdige Theilchen welche in dem flüßigen Safte herum schwammen, eine Consistenz bekommen, wenn an der Stelle des wenig bindenden Wassers, eine zähe Flüßigkeit zwischen sie ein- dringt, die die erdigen Stoffe auf beiden Seiten an sich ziehen, und welche Gegentheils durch ihren anerschaffe- nen Trieb zum Zusammenziehen, die Erdstoffe an sich zie- het, und einander nähert. Auf diese Art entstehet ein festes Wesen, so bald diese Anziehungskraft der Theilchen, so irgend einen Körper ausmachen, von einer Gewalt, welche fast so gros als das Gewicht des Theilchens ist, nicht überwältigt werden kann (f).
Von dem Knochen haben wir gezeigt, daß durch den Beitritt des Leimes (g), ihre Erde eine Knochenhärte bekomme, und wenn man den Leim herauszieht (h), zu einem zerreiblichen Wesen werde, und verstäube.
Eben diese Beschaffenheit hat es auch mit den Mem- branen, und mit allen weichen Theilen des menschlichen Körpers, so gar mit dem Holze; denn wir werden zei- gen, daß man nicht nur aus ihnen einen Leim heraus- ziehe, um sie aufzulösen und in ein flüßiges Wesen zu ver- wandeln, wobei sie sehr wenig Erde zurükke lassen: son- dern daß sie gegenseitig durch den Leim ihre Consistenz bekommen.
(e)
Man
(f)MUSSCHENBROECK l. c.
(g)L. I. p. 5.
(h)[Spaltenumbruch]Ib. Auch das Holz giebt in der Kochmaschine des PAPINI ei- nen Gallert, und wird ohne sel- bigen zerreibbar; siehe davon du HAMEL exploit. I. p. 42.
(e)[Spaltenumbruch]RIDIGER chem. univ. p. 7.
Die Frucht. XXIX. B.
Einige Erdarten bindet ſchon das bloſſe Waſſer an- einander. Heiſſer Gips macht, als ob er fluͤßig waͤre, Wellen, er kocht, wenn man ihn mit Waſſer beſprengt, und verwandelt ſich in ein feſtes Geſtein.
Jn den Thieren iſt die Menge Leim, gegen die thie- riſche Erde verglichen, viel groͤſſer. Dieſer Leim beſteht aus Waſſer und Oel, und er verbindet die thieriſche Theile unter einander. Folglich werden die erdige Theilchen welche in dem fluͤßigen Safte herum ſchwammen, eine Conſiſtenz bekommen, wenn an der Stelle des wenig bindenden Waſſers, eine zaͤhe Fluͤßigkeit zwiſchen ſie ein- dringt, die die erdigen Stoffe auf beiden Seiten an ſich ziehen, und welche Gegentheils durch ihren anerſchaffe- nen Trieb zum Zuſammenziehen, die Erdſtoffe an ſich zie- het, und einander naͤhert. Auf dieſe Art entſtehet ein feſtes Weſen, ſo bald dieſe Anziehungskraft der Theilchen, ſo irgend einen Koͤrper ausmachen, von einer Gewalt, welche faſt ſo gros als das Gewicht des Theilchens iſt, nicht uͤberwaͤltigt werden kann (f).
Von dem Knochen haben wir gezeigt, daß durch den Beitritt des Leimes (g), ihre Erde eine Knochenhaͤrte bekomme, und wenn man den Leim herauszieht (h), zu einem zerreiblichen Weſen werde, und verſtaͤube.
Eben dieſe Beſchaffenheit hat es auch mit den Mem- branen, und mit allen weichen Theilen des menſchlichen Koͤrpers, ſo gar mit dem Holze; denn wir werden zei- gen, daß man nicht nur aus ihnen einen Leim heraus- ziehe, um ſie aufzuloͤſen und in ein fluͤßiges Weſen zu ver- wandeln, wobei ſie ſehr wenig Erde zuruͤkke laſſen: ſon- dern daß ſie gegenſeitig durch den Leim ihre Conſiſtenz bekommen.
(e)
Man
(f)MUSSCHENBROECK l. c.
(g)L. I. p. 5.
(h)[Spaltenumbruch]Ib. Auch das Holz giebt in der Kochmaſchine des PAPINI ei- nen Gallert, und wird ohne ſel- bigen zerreibbar; ſiehe davon du HAMEL exploit. I. p. 42.
(e)[Spaltenumbruch]RIDIGER chem. univ. p. 7.
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[442[444]/0496]
Die Frucht. XXIX. B.
Einige Erdarten bindet ſchon das bloſſe Waſſer an-
einander. Heiſſer Gips macht, als ob er fluͤßig waͤre,
Wellen, er kocht, wenn man ihn mit Waſſer beſprengt,
und verwandelt ſich in ein feſtes Geſtein.
Jn den Thieren iſt die Menge Leim, gegen die thie-
riſche Erde verglichen, viel groͤſſer. Dieſer Leim beſteht
aus Waſſer und Oel, und er verbindet die thieriſche Theile
unter einander. Folglich werden die erdige Theilchen
welche in dem fluͤßigen Safte herum ſchwammen, eine
Conſiſtenz bekommen, wenn an der Stelle des wenig
bindenden Waſſers, eine zaͤhe Fluͤßigkeit zwiſchen ſie ein-
dringt, die die erdigen Stoffe auf beiden Seiten an ſich
ziehen, und welche Gegentheils durch ihren anerſchaffe-
nen Trieb zum Zuſammenziehen, die Erdſtoffe an ſich zie-
het, und einander naͤhert. Auf dieſe Art entſtehet ein
feſtes Weſen, ſo bald dieſe Anziehungskraft der Theilchen,
ſo irgend einen Koͤrper ausmachen, von einer Gewalt,
welche faſt ſo gros als das Gewicht des Theilchens iſt,
nicht uͤberwaͤltigt werden kann (f).
Von dem Knochen haben wir gezeigt, daß durch
den Beitritt des Leimes (g), ihre Erde eine Knochenhaͤrte
bekomme, und wenn man den Leim herauszieht (h), zu
einem zerreiblichen Weſen werde, und verſtaͤube.
Eben dieſe Beſchaffenheit hat es auch mit den Mem-
branen, und mit allen weichen Theilen des menſchlichen
Koͤrpers, ſo gar mit dem Holze; denn wir werden zei-
gen, daß man nicht nur aus ihnen einen Leim heraus-
ziehe, um ſie aufzuloͤſen und in ein fluͤßiges Weſen zu ver-
wandeln, wobei ſie ſehr wenig Erde zuruͤkke laſſen: ſon-
dern daß ſie gegenſeitig durch den Leim ihre Conſiſtenz
bekommen.
Man
(e)
(f) MUSSCHENBROECK l. c.
(g) L. I. p. 5.
(h)
Ib. Auch das Holz giebt in
der Kochmaſchine des PAPINI ei-
nen Gallert, und wird ohne ſel-
bigen zerreibbar; ſiehe davon du
HAMEL exploit. I. p. 42.
(e)
RIDIGER chem. univ. p. 7.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 442[444]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/496>, abgerufen am 22.11.2024.
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