Thierklassen, auch so gar durch die Geschlechter der kal- ten Thiere und der Fische erstrekkt. Dieses Eyweis hat mit der menschlichen Limphe eine völlige Aehnlichkeit, nur daß dasselbe etwas schwerer wiegt (i).
Dieses Eyweis vermischt sich, wie ich öfters deutlich gesehen, daß ein goldgelbes Oel in einem trüben Salz- wasser, doch ohne sich damit zu vermengen, geschwom- men, mit dem Dotter: und es macht, ohne Zweifel ver- mittelst seines zärtesten Wesens, den Saft des Nebendot- ters aus. Jndem nemlich die innere Fruchthaut, so gleich zu wachsen anfängt, wenn das Ey bebrütet wird, und am zehnten Tage darinnen eine übermäßige Menge Wasser befindlich ist, gegen dasjenige Wasser gerechnet, so den ersten Tag darinnen gefunden wird, und da kein anderer Zufluß zum amnion, ausser der, den das Ey- weis liefert, gelangen kann, (denn die Natur des Dot- ters ist davon unterschieden,) so siehet man, daß das Was- ser in der innern Fruchthaut von dem Eyweisse seinen Ur- sprung bekommen müsse.
Nun befindet sich im Eyweisse Wasser, es ist selbi- ges ein gerinnbarer Gallert (k), welcher sehr leicht, ent- weder durch die Hizze (l), oder durch die Kraft der Säure, oder auch schon durch die blosse Ruhe in einem festen Gallert, und endlich zu einer Art von zerreiblichem Gummi (m) übergeht. Die Limphengerinnung scheidet sich (n) in ein farbloses Wasser und in eine Portion, so sich nicht im Wasser auflösen läst, fix, feste, und hornar- tig ist.
Endlich ersiehet man aus der blossen Behandlung, daß die Materie der Blutfäden (o), welche in den Ge-
fässen
(i)[Spaltenumbruch]L. V. p. 123.
(k)Conf. L. V. p. 125. u. s. f.
(l) Gerinnt zu einer weissen Masse von einer Hizze, so dem [Spaltenumbruch]
Grade 150. des FARENHEIT. Thermom. gleich ist. GAUBIUS.
(m)L. V. p. 129.
(n)GAUBIUS pathol. p. 187.
(o)L. V. p. 68. 69. u. s. f.
H. Phisiol. 8. B. E e
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
Thierklaſſen, auch ſo gar durch die Geſchlechter der kal- ten Thiere und der Fiſche erſtrekkt. Dieſes Eyweis hat mit der menſchlichen Limphe eine voͤllige Aehnlichkeit, nur daß daſſelbe etwas ſchwerer wiegt (i).
Dieſes Eyweis vermiſcht ſich, wie ich oͤfters deutlich geſehen, daß ein goldgelbes Oel in einem truͤben Salz- waſſer, doch ohne ſich damit zu vermengen, geſchwom- men, mit dem Dotter: und es macht, ohne Zweifel ver- mittelſt ſeines zaͤrteſten Weſens, den Saft des Nebendot- ters aus. Jndem nemlich die innere Fruchthaut, ſo gleich zu wachſen anfaͤngt, wenn das Ey bebruͤtet wird, und am zehnten Tage darinnen eine uͤbermaͤßige Menge Waſſer befindlich iſt, gegen dasjenige Waſſer gerechnet, ſo den erſten Tag darinnen gefunden wird, und da kein anderer Zufluß zum amnion, auſſer der, den das Ey- weis liefert, gelangen kann, (denn die Natur des Dot- ters iſt davon unterſchieden,) ſo ſiehet man, daß das Waſ- ſer in der innern Fruchthaut von dem Eyweiſſe ſeinen Ur- ſprung bekommen muͤſſe.
Nun befindet ſich im Eyweiſſe Waſſer, es iſt ſelbi- ges ein gerinnbarer Gallert (k), welcher ſehr leicht, ent- weder durch die Hizze (l), oder durch die Kraft der Saͤure, oder auch ſchon durch die bloſſe Ruhe in einem feſten Gallert, und endlich zu einer Art von zerreiblichem Gummi (m) uͤbergeht. Die Limphengerinnung ſcheidet ſich (n) in ein farbloſes Waſſer und in eine Portion, ſo ſich nicht im Waſſer aufloͤſen laͤſt, fix, feſte, und hornar- tig iſt.
Endlich erſiehet man aus der bloſſen Behandlung, daß die Materie der Blutfaͤden (o), welche in den Ge-
faͤſſen
(i)[Spaltenumbruch]L. V. p. 123.
(k)Conf. L. V. p. 125. u. ſ. f.
(l) Gerinnt zu einer weiſſen Maſſe von einer Hizze, ſo dem [Spaltenumbruch]
Grade 150. des FARENHEIT. Thermom. gleich iſt. GAUBIUS.
(m)L. V. p. 129.
(n)GAUBIUS pathol. p. 187.
(o)L. V. p. 68. 69. u. ſ. f.
H. Phiſiol. 8. B. E e
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[431[433]/0485]
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
Thierklaſſen, auch ſo gar durch die Geſchlechter der kal-
ten Thiere und der Fiſche erſtrekkt. Dieſes Eyweis hat
mit der menſchlichen Limphe eine voͤllige Aehnlichkeit, nur
daß daſſelbe etwas ſchwerer wiegt (i).
Dieſes Eyweis vermiſcht ſich, wie ich oͤfters deutlich
geſehen, daß ein goldgelbes Oel in einem truͤben Salz-
waſſer, doch ohne ſich damit zu vermengen, geſchwom-
men, mit dem Dotter: und es macht, ohne Zweifel ver-
mittelſt ſeines zaͤrteſten Weſens, den Saft des Nebendot-
ters aus. Jndem nemlich die innere Fruchthaut, ſo
gleich zu wachſen anfaͤngt, wenn das Ey bebruͤtet wird,
und am zehnten Tage darinnen eine uͤbermaͤßige Menge
Waſſer befindlich iſt, gegen dasjenige Waſſer gerechnet,
ſo den erſten Tag darinnen gefunden wird, und da kein
anderer Zufluß zum amnion, auſſer der, den das Ey-
weis liefert, gelangen kann, (denn die Natur des Dot-
ters iſt davon unterſchieden,) ſo ſiehet man, daß das Waſ-
ſer in der innern Fruchthaut von dem Eyweiſſe ſeinen Ur-
ſprung bekommen muͤſſe.
Nun befindet ſich im Eyweiſſe Waſſer, es iſt ſelbi-
ges ein gerinnbarer Gallert (k), welcher ſehr leicht, ent-
weder durch die Hizze (l), oder durch die Kraft der
Saͤure, oder auch ſchon durch die bloſſe Ruhe in einem
feſten Gallert, und endlich zu einer Art von zerreiblichem
Gummi (m) uͤbergeht. Die Limphengerinnung ſcheidet
ſich (n) in ein farbloſes Waſſer und in eine Portion, ſo
ſich nicht im Waſſer aufloͤſen laͤſt, fix, feſte, und hornar-
tig iſt.
Endlich erſiehet man aus der bloſſen Behandlung,
daß die Materie der Blutfaͤden (o), welche in den Ge-
faͤſſen
(i)
L. V. p. 123.
(k) Conf. L. V. p. 125. u. ſ. f.
(l) Gerinnt zu einer weiſſen
Maſſe von einer Hizze, ſo dem
Grade 150. des FARENHEIT.
Thermom. gleich iſt. GAUBIUS.
(m) L. V. p. 129.
(n) GAUBIUS pathol. p. 187.
(o) L. V. p. 68. 69. u. ſ. f.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 431[433]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/485>, abgerufen am 23.11.2024.
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