Muskel und Nerven überein käme, ja nicht einmal ein deutliches Herz daran entdekken. Eine Frucht von die- ser Art ist es, welche wir hier verstehen, und dergleichen ist das junge Hühnchen in den ersten Stunden der Brütung (b).
An diesem unförmlichen Tröpfgen, gleichsam weissen Schleims, unterscheidet dennoch die menschliche Ver- nunft schon einen Kopf, und sie beweiset, daß eine Brust, und ein Herz, nebst den Nabelgefässen zugegen seyn müs- sen. Denn, ob das Auge gleich diese Stükke nicht so gleich entdekkt, so findet der von einem besser ausgebil- deten Hühnchen zurükkdenkende Verstand doch leichtlich, daß dasjenige nur bleich und farbenlos ist, was so un- scheinbar aussieht, und daß es so weich gewesen, seyn müsse, daß dasjenige, was man für unförmlich hält, ohn- möglich eine ausgespannte Figur ertrage. Es erscheinet nemlich schon in der ein und dreißigsten Stunde bereits dasjenige Blutaderhafte, welches aus den Aesten der Na- belgefässe besteht (c): in der fünf und vierzigsten Stun- de (d), lassen sich erst die Nabelgefässe erblikken, welche die Stämme dieser Gefässe sind. Folglich müssen schon zwischen der ein und dreißigsten und fünf und vierzig- sten Stunde die Nabelgefässe vorhanden gewesen seyn; sie haben aber wegen ihrer durchsichtigen Säfte nicht gesehen werden können. Doch es beweiset es der Zu- sammenhang mit der Dotterhaut, und mit der Hölung des Dotters selbst, daß dieselben bereits vor der ein und dreißigsten Stunde da gewesen, indem diese Theile in der Gebärmutter der Henne selbst schon hinlänglich ausge- bildet vorkommen, und durch ein ewiges Band mit dem Nabel vereiniget sind (d).
Es
(b)[Spaltenumbruch]
Jn der zwölften Stunde der Brütung Form. du poulet. II. p. 25. add. MAITRE JEAN p. 62.
(c)[Spaltenumbruch]p. 27. Stunde 40. MAITRE JEAN p. 59.
(d)n. 95.
(d)n. 95.
Die Frucht. XXIX. B.
Muskel und Nerven uͤberein kaͤme, ja nicht einmal ein deutliches Herz daran entdekken. Eine Frucht von die- ſer Art iſt es, welche wir hier verſtehen, und dergleichen iſt das junge Huͤhnchen in den erſten Stunden der Bruͤtung (b).
An dieſem unfoͤrmlichen Troͤpfgen, gleichſam weiſſen Schleims, unterſcheidet dennoch die menſchliche Ver- nunft ſchon einen Kopf, und ſie beweiſet, daß eine Bruſt, und ein Herz, nebſt den Nabelgefaͤſſen zugegen ſeyn muͤſ- ſen. Denn, ob das Auge gleich dieſe Stuͤkke nicht ſo gleich entdekkt, ſo findet der von einem beſſer ausgebil- deten Huͤhnchen zuruͤkkdenkende Verſtand doch leichtlich, daß dasjenige nur bleich und farbenlos iſt, was ſo un- ſcheinbar ausſieht, und daß es ſo weich geweſen, ſeyn muͤſſe, daß dasjenige, was man fuͤr unfoͤrmlich haͤlt, ohn- moͤglich eine ausgeſpannte Figur ertrage. Es erſcheinet nemlich ſchon in der ein und dreißigſten Stunde bereits dasjenige Blutaderhafte, welches aus den Aeſten der Na- belgefaͤſſe beſteht (c): in der fuͤnf und vierzigſten Stun- de (d), laſſen ſich erſt die Nabelgefaͤſſe erblikken, welche die Staͤmme dieſer Gefaͤſſe ſind. Folglich muͤſſen ſchon zwiſchen der ein und dreißigſten und fuͤnf und vierzig- ſten Stunde die Nabelgefaͤſſe vorhanden geweſen ſeyn; ſie haben aber wegen ihrer durchſichtigen Saͤfte nicht geſehen werden koͤnnen. Doch es beweiſet es der Zu- ſammenhang mit der Dotterhaut, und mit der Hoͤlung des Dotters ſelbſt, daß dieſelben bereits vor der ein und dreißigſten Stunde da geweſen, indem dieſe Theile in der Gebaͤrmutter der Henne ſelbſt ſchon hinlaͤnglich ausge- bildet vorkommen, und durch ein ewiges Band mit dem Nabel vereiniget ſind (d).
Es
(b)[Spaltenumbruch]
Jn der zwoͤlften Stunde der Bruͤtung Form. du poulet. II. p. 25. add. MAITRE JEAN p. 62.
(c)[Spaltenumbruch]p. 27. Stunde 40. MAITRE JEAN p. 59.
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[424[426]/0478]
Die Frucht. XXIX. B.
Muskel und Nerven uͤberein kaͤme, ja nicht einmal ein
deutliches Herz daran entdekken. Eine Frucht von die-
ſer Art iſt es, welche wir hier verſtehen, und dergleichen
iſt das junge Huͤhnchen in den erſten Stunden der
Bruͤtung (b).
An dieſem unfoͤrmlichen Troͤpfgen, gleichſam weiſſen
Schleims, unterſcheidet dennoch die menſchliche Ver-
nunft ſchon einen Kopf, und ſie beweiſet, daß eine Bruſt,
und ein Herz, nebſt den Nabelgefaͤſſen zugegen ſeyn muͤſ-
ſen. Denn, ob das Auge gleich dieſe Stuͤkke nicht ſo
gleich entdekkt, ſo findet der von einem beſſer ausgebil-
deten Huͤhnchen zuruͤkkdenkende Verſtand doch leichtlich,
daß dasjenige nur bleich und farbenlos iſt, was ſo un-
ſcheinbar ausſieht, und daß es ſo weich geweſen, ſeyn
muͤſſe, daß dasjenige, was man fuͤr unfoͤrmlich haͤlt, ohn-
moͤglich eine ausgeſpannte Figur ertrage. Es erſcheinet
nemlich ſchon in der ein und dreißigſten Stunde bereits
dasjenige Blutaderhafte, welches aus den Aeſten der Na-
belgefaͤſſe beſteht (c): in der fuͤnf und vierzigſten Stun-
de (d), laſſen ſich erſt die Nabelgefaͤſſe erblikken, welche
die Staͤmme dieſer Gefaͤſſe ſind. Folglich muͤſſen ſchon
zwiſchen der ein und dreißigſten und fuͤnf und vierzig-
ſten Stunde die Nabelgefaͤſſe vorhanden geweſen ſeyn;
ſie haben aber wegen ihrer durchſichtigen Saͤfte nicht
geſehen werden koͤnnen. Doch es beweiſet es der Zu-
ſammenhang mit der Dotterhaut, und mit der Hoͤlung
des Dotters ſelbſt, daß dieſelben bereits vor der ein und
dreißigſten Stunde da geweſen, indem dieſe Theile in der
Gebaͤrmutter der Henne ſelbſt ſchon hinlaͤnglich ausge-
bildet vorkommen, und durch ein ewiges Band mit dem
Nabel vereiniget ſind (d).
Es
(b)
Jn der zwoͤlften Stunde
der Bruͤtung Form. du poulet. II.
p. 25. add. MAITRE JEAN p. 62.
(c)
p. 27. Stunde 40. MAITRE
JEAN p. 59.
(d) n. 95.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 424[426]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/478>, abgerufen am 22.11.2024.
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