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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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III. Abs. Die Nachgeburt.
dengewebe ausschütten, welches der Erfolg von meinen,
und den Röderschen Arbeiten gewesen.

Endlich fand auch der berühmte Albin (o) die schlan-
genförmig kriechende Schlagadern der Gebärmutter vol-
ler Blut, so daß er selbiges nach Belieben bis in den
Kuchen trieb, so daß selbst dieser so vorsichtige Mann
keinen Zweifel mehr zu glauben hatte, daß nicht diese
Gefässe das Blut in den Kuchen bringen.

Viele unter den Alten und Neuern haben die Mei-
nung (p), daß rothes Blut aus den Gefässen der Ge-
bärmutter (q) in die Gefässe des chorii übergehe; dieses

sey
(o) [Spaltenumbruch] Adnot. L. I. p. 35.
(p) HIPPOCRATES I. l. c. t.
3. 5. GALENUS. FABRICIUS I.
l. c. t.
3. 5.
(q) COLUMBUS p. 250. LAU-
RENT. L. VIII. quaest. 24. T.
BARTHOLINUS anat. p. 31. DRE-
LINCOURT perioch. 37. MAU-
RICEAU p. 230. MERY Mem. de
1708. 1709. CHESELDEN p. 282.
LIEUTAUD p. 273. ROUHAULT
NOORTWYCK p. 99. KAAUW
n. 1049. CRASSOUS de genet.
DENYS p. 263. HEUERMANN
physiolog. T. IV. p. 416. CUR-
TIUS p.
37. 38. aus dem ALBINO.
Man erlaube mir aus eben die-
sem Briefe des vortreflichen Hun-
ters
etwas beizufügen, um das
Obige theils zu verbessern, theils
zu bestätigen.
Der Kuchen besteht aus zween,
innigst vermischten Theilen, wie
an den Kuchen der Kühe, dem
Mutterstükke und Fruchtstükke,
die man in den ersten Zeiten der
Schwangerschaft leichter, als in
den lezzten von einander absondern
kann.
Dieser Kuchen ist schwammig
und cellulöse, und seine hole Stel-
[Spaltenumbruch] len sind mit dem Blute der Mut-
ter angefüllt. Alle Aeste der Na-
belgefässe schwimmen in diesem
Blute, wie Wnrzeln im Wasser.
Es öffnen sich die Schlagadern
des uteri, ohne ihre kleine Aeste-
mit einmal in die Fächerchen des
Kuchens, und schütten ihr Blut
in selbige aus. Dieses thun auch
die Blutadern, die dieses Blut dem
utero wieder zuführen. Ueberhaupt
macht also das Blut durch die
Fächerchen des Kuchens eben so
seinen Umlauf, wie es durch die
schwammige Körper der Manns-
ruthe umläuft.
Die Nabelschlagadern haben
noch ein anderes Ende, in die gleich-
nahmige Blutadern, wie sonst in
andern Theilen des Körpers, so
daß der in die Schlagadern gesprizz-
te Saft leicht in die Blutadern
geht. Wenn man also am utero
die Schlagadern mit gefärbten
Säften aussprizzt, so füllen sich
die Blutadern damit an, wie sie
sich sonst am übrigen Körper an-
füllen.
Doch es ergiest sich dieser Saft
ausserdem deständig in den ganzen
cellulösen Theil des Kuchens, und
läuft
H. Phisiol. 8. B. D d

III. Abſ. Die Nachgeburt.
dengewebe ausſchuͤtten, welches der Erfolg von meinen,
und den Roͤderſchen Arbeiten geweſen.

Endlich fand auch der beruͤhmte Albin (o) die ſchlan-
genfoͤrmig kriechende Schlagadern der Gebaͤrmutter vol-
ler Blut, ſo daß er ſelbiges nach Belieben bis in den
Kuchen trieb, ſo daß ſelbſt dieſer ſo vorſichtige Mann
keinen Zweifel mehr zu glauben hatte, daß nicht dieſe
Gefaͤſſe das Blut in den Kuchen bringen.

Viele unter den Alten und Neuern haben die Mei-
nung (p), daß rothes Blut aus den Gefaͤſſen der Ge-
baͤrmutter (q) in die Gefaͤſſe des chorii uͤbergehe; dieſes

ſey
(o) [Spaltenumbruch] Adnot. L. I. p. 35.
(p) HIPPOCRATES I. l. c. t.
3. 5. GALENUS. FABRICIUS I.
l. c. t.
3. 5.
(q) COLUMBUS p. 250. LAU-
RENT. L. VIII. quæſt. 24. T.
BARTHOLINUS anat. p. 31. DRE-
LINCOURT perioch. 37. MAU-
RICEAU p. 230. MERY Mem. de
1708. 1709. CHESELDEN p. 282.
LIEUTAUD p. 273. ROUHAULT
NOORTWYCK p. 99. KAAUW
n. 1049. CRASSOUS de genet.
DENYS p. 263. HEUERMANN
phyſiolog. T. IV. p. 416. CUR-
TIUS p.
37. 38. aus dem ALBINO.
Man erlaube mir aus eben die-
ſem Briefe des vortreflichen Hun-
ters
etwas beizufuͤgen, um das
Obige theils zu verbeſſern, theils
zu beſtaͤtigen.
Der Kuchen beſteht aus zween,
innigſt vermiſchten Theilen, wie
an den Kuchen der Kuͤhe, dem
Mutterſtuͤkke und Fruchtſtuͤkke,
die man in den erſten Zeiten der
Schwangerſchaft leichter, als in
den lezzten von einander abſondern
kann.
Dieſer Kuchen iſt ſchwammig
und celluloͤſe, und ſeine hole Stel-
[Spaltenumbruch] len ſind mit dem Blute der Mut-
ter angefuͤllt. Alle Aeſte der Na-
belgefaͤſſe ſchwimmen in dieſem
Blute, wie Wnrzeln im Waſſer.
Es oͤffnen ſich die Schlagadern
des uteri, ohne ihre kleine Aeſte-
mit einmal in die Faͤcherchen des
Kuchens, und ſchuͤtten ihr Blut
in ſelbige aus. Dieſes thun auch
die Blutadern, die dieſes Blut dem
utero wieder zufuͤhren. Ueberhaupt
macht alſo das Blut durch die
Faͤcherchen des Kuchens eben ſo
ſeinen Umlauf, wie es durch die
ſchwammige Koͤrper der Manns-
ruthe umlaͤuft.
Die Nabelſchlagadern haben
noch ein anderes Ende, in die gleich-
nahmige Blutadern, wie ſonſt in
andern Theilen des Koͤrpers, ſo
daß der in die Schlagadern geſprizz-
te Saft leicht in die Blutadern
geht. Wenn man alſo am utero
die Schlagadern mit gefaͤrbten
Saͤften ausſprizzt, ſo fuͤllen ſich
die Blutadern damit an, wie ſie
ſich ſonſt am uͤbrigen Koͤrper an-
fuͤllen.
Doch es ergieſt ſich dieſer Saft
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laͤuft
H. Phiſiol. 8. B. D d
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[415[417]/0469] III. Abſ. Die Nachgeburt. dengewebe ausſchuͤtten, welches der Erfolg von meinen, und den Roͤderſchen Arbeiten geweſen. Endlich fand auch der beruͤhmte Albin (o) die ſchlan- genfoͤrmig kriechende Schlagadern der Gebaͤrmutter vol- ler Blut, ſo daß er ſelbiges nach Belieben bis in den Kuchen trieb, ſo daß ſelbſt dieſer ſo vorſichtige Mann keinen Zweifel mehr zu glauben hatte, daß nicht dieſe Gefaͤſſe das Blut in den Kuchen bringen. Viele unter den Alten und Neuern haben die Mei- nung (p), daß rothes Blut aus den Gefaͤſſen der Ge- baͤrmutter (q) in die Gefaͤſſe des chorii uͤbergehe; dieſes ſey (o) Adnot. L. I. p. 35. (p) HIPPOCRATES I. l. c. t. 3. 5. GALENUS. FABRICIUS I. l. c. t. 3. 5. (q) COLUMBUS p. 250. LAU- RENT. L. VIII. quæſt. 24. T. BARTHOLINUS anat. p. 31. DRE- LINCOURT perioch. 37. MAU- RICEAU p. 230. MERY Mem. de 1708. 1709. CHESELDEN p. 282. LIEUTAUD p. 273. ROUHAULT NOORTWYCK p. 99. KAAUW n. 1049. CRASSOUS de genet. DENYS p. 263. HEUERMANN phyſiolog. T. IV. p. 416. CUR- TIUS p. 37. 38. aus dem ALBINO. Man erlaube mir aus eben die- ſem Briefe des vortreflichen Hun- ters etwas beizufuͤgen, um das Obige theils zu verbeſſern, theils zu beſtaͤtigen. Der Kuchen beſteht aus zween, innigſt vermiſchten Theilen, wie an den Kuchen der Kuͤhe, dem Mutterſtuͤkke und Fruchtſtuͤkke, die man in den erſten Zeiten der Schwangerſchaft leichter, als in den lezzten von einander abſondern kann. Dieſer Kuchen iſt ſchwammig und celluloͤſe, und ſeine hole Stel- len ſind mit dem Blute der Mut- ter angefuͤllt. Alle Aeſte der Na- belgefaͤſſe ſchwimmen in dieſem Blute, wie Wnrzeln im Waſſer. Es oͤffnen ſich die Schlagadern des uteri, ohne ihre kleine Aeſte- mit einmal in die Faͤcherchen des Kuchens, und ſchuͤtten ihr Blut in ſelbige aus. Dieſes thun auch die Blutadern, die dieſes Blut dem utero wieder zufuͤhren. Ueberhaupt macht alſo das Blut durch die Faͤcherchen des Kuchens eben ſo ſeinen Umlauf, wie es durch die ſchwammige Koͤrper der Manns- ruthe umlaͤuft. Die Nabelſchlagadern haben noch ein anderes Ende, in die gleich- nahmige Blutadern, wie ſonſt in andern Theilen des Koͤrpers, ſo daß der in die Schlagadern geſprizz- te Saft leicht in die Blutadern geht. Wenn man alſo am utero die Schlagadern mit gefaͤrbten Saͤften ausſprizzt, ſo fuͤllen ſich die Blutadern damit an, wie ſie ſich ſonſt am uͤbrigen Koͤrper an- fuͤllen. Doch es ergieſt ſich dieſer Saft auſſerdem deſtaͤndig in den ganzen celluloͤſen Theil des Kuchens, und laͤuft H. Phiſiol. 8. B. D d

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 415[417]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/469>, abgerufen am 22.11.2024.