Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Abs. Die Nachgeburt.
in das schwammige Wesen der Nabelschnur, welche um
so vielmahl länger und geräumiger und dehnbarer, als
bei irgend einem andern Thiere ist, ich sage, daß es sich
in dieses schwammige Wesen, in welches sich die Blasen-
schnur zu endigen scheint, verlaufen könne.

Es scheinet die sehr grosse Leichtigkeit, mit welcher
das Blut in die ungemein grosse Nabelschlagader ein-
dringt, dadurch angehalten zu werden, damit keine grosse
Quantität auf die Eingeweide des Bauches drükken
möge. Wir wissen auch, daß nur wenig Galle, welche
mehr, als ein Schleim aussieht, von der Natur zubereitet
wird: und daher kann man sich auch billig vorstellen,
daß sie weniger Harn absondert.

So können die Wasser, welche während der Schwan-
gerschaft (f) fortgehen, aus der Gebärmutter, die sie nebst
der Frucht enthält, oder aus einer Wassersucht (g) dersel-
ben, aus Wasserblasen herkommen (h), und dieses ist eben
keine ungewöhnliche Eigenschaft des Fadengewebes; so
kann sich auch zwischen der Mittelhaut und der innern
Fruchthaut (i), oder zwischen den beiden Blättern der äuf-
sern Fruchthaut (k), oder zwischen den Blättern des am-
nii
(l), oder zwischen dem chorion und der mittlern Frucht-
haut (m), ein fehlerhaftes Wasser anhäufen: oder endlich
aus einer Rizze der Häute ergiessen (n). Und obgleich
bei einer gesunden Frauensperson das Fadengewebe diese

Räu-
(f) [Spaltenumbruch] p. 209.
(g) SOLINGEN ampt. der
vroedvrouw. p. 353. MAURICEAU
p. 178. GUILLEMEAU p. 361.
ASTROG. morb. mulier. III. p.
342. PUZOS p. 87. LITTRE.
(h) STORCH de molis cas. 12.
de abortu p.
9.
(i) Gallert LITTRE ann. 1701.
p. 190. ROUHAULT ann. 1714.
p.
145. Wasser nach dem FAN-
TON p.
234.
(k) [Spaltenumbruch] Vielleicht ist dies das Was-
ser des chorii ROLFINK de fetu.
STAHLII. p.
514. 515. und die
Wasser zwischen den Blättern des
chorii RUYSCHII Thes. 5. n. 51.
X. n.
155.
(l) BORBSTAETT de fetu n. 7.
(m) DIEMERBROECK p. 215.
(n) MAURICEAU p. 178. obs.
367. post. p.
94.
Z 2

III. Abſ. Die Nachgeburt.
in das ſchwammige Weſen der Nabelſchnur, welche um
ſo vielmahl laͤnger und geraͤumiger und dehnbarer, als
bei irgend einem andern Thiere iſt, ich ſage, daß es ſich
in dieſes ſchwammige Weſen, in welches ſich die Blaſen-
ſchnur zu endigen ſcheint, verlaufen koͤnne.

Es ſcheinet die ſehr groſſe Leichtigkeit, mit welcher
das Blut in die ungemein groſſe Nabelſchlagader ein-
dringt, dadurch angehalten zu werden, damit keine groſſe
Quantitaͤt auf die Eingeweide des Bauches druͤkken
moͤge. Wir wiſſen auch, daß nur wenig Galle, welche
mehr, als ein Schleim ausſieht, von der Natur zubereitet
wird: und daher kann man ſich auch billig vorſtellen,
daß ſie weniger Harn abſondert.

So koͤnnen die Waſſer, welche waͤhrend der Schwan-
gerſchaft (f) fortgehen, aus der Gebaͤrmutter, die ſie nebſt
der Frucht enthaͤlt, oder aus einer Waſſerſucht (g) derſel-
ben, aus Waſſerblaſen herkommen (h), und dieſes iſt eben
keine ungewoͤhnliche Eigenſchaft des Fadengewebes; ſo
kann ſich auch zwiſchen der Mittelhaut und der innern
Fruchthaut (i), oder zwiſchen den beiden Blaͤttern der aͤuf-
ſern Fruchthaut (k), oder zwiſchen den Blaͤttern des am-
nii
(l), oder zwiſchen dem chorion und der mittlern Frucht-
haut (m), ein fehlerhaftes Waſſer anhaͤufen: oder endlich
aus einer Rizze der Haͤute ergieſſen (n). Und obgleich
bei einer geſunden Frauensperſon das Fadengewebe dieſe

Raͤu-
(f) [Spaltenumbruch] p. 209.
(g) SOLINGEN ampt. der
vroedvrouw. p. 353. MAURICEAU
p. 178. GUILLEMEAU p. 361.
ASTROG. morb. mulier. III. p.
342. PUZOS p. 87. LITTRE.
(h) STORCH de molis caſ. 12.
de abortu p.
9.
(i) Gallert LITTRE ann. 1701.
p. 190. ROUHAULT ann. 1714.
p.
145. Waſſer nach dem FAN-
TON p.
234.
(k) [Spaltenumbruch] Vielleicht iſt dies das Waſ-
ſer des chorii ROLFINK de fetu.
STAHLII. p.
514. 515. und die
Waſſer zwiſchen den Blaͤttern des
chorii RUYSCHII Theſ. 5. n. 51.
X. n.
155.
(l) BORBSTAETT de fetu n. 7.
(m) DIEMERBROECK p. 215.
(n) MAURICEAU p. 178. obſ.
367. poſt. p.
94.
Z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0407" n="355"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;. Die Nachgeburt.</hi></fw><lb/>
in das &#x017F;chwammige We&#x017F;en der Nabel&#x017F;chnur, welche um<lb/>
&#x017F;o vielmahl la&#x0364;nger und gera&#x0364;umiger und dehnbarer, als<lb/>
bei irgend einem andern Thiere i&#x017F;t, ich &#x017F;age, daß es &#x017F;ich<lb/>
in die&#x017F;es &#x017F;chwammige We&#x017F;en, in welches &#x017F;ich die Bla&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chnur zu endigen &#x017F;cheint, verlaufen ko&#x0364;nne.</p><lb/>
              <p>Es &#x017F;cheinet die &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e Leichtigkeit, mit welcher<lb/>
das Blut in die ungemein gro&#x017F;&#x017F;e Nabel&#x017F;chlagader ein-<lb/>
dringt, dadurch angehalten zu werden, damit keine gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Quantita&#x0364;t auf die Eingeweide des Bauches dru&#x0364;kken<lb/>
mo&#x0364;ge. Wir wi&#x017F;&#x017F;en auch, daß nur wenig Galle, welche<lb/>
mehr, als ein Schleim aus&#x017F;ieht, von der Natur zubereitet<lb/>
wird: und daher kann man &#x017F;ich auch billig vor&#x017F;tellen,<lb/>
daß &#x017F;ie weniger Harn ab&#x017F;ondert.</p><lb/>
              <p>So ko&#x0364;nnen die Wa&#x017F;&#x017F;er, welche wa&#x0364;hrend der Schwan-<lb/>
ger&#x017F;chaft <note place="foot" n="(f)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 209.</note> fortgehen, aus der Geba&#x0364;rmutter, die &#x017F;ie neb&#x017F;t<lb/>
der Frucht entha&#x0364;lt, oder aus einer Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SOLINGEN</hi> ampt. der<lb/>
vroedvrouw. p. 353. MAURICEAU<lb/>
p. 178. GUILLEMEAU p. 361.<lb/>
ASTROG. morb. mulier. III. p.<lb/>
342. PUZOS p. 87. LITTRE.</hi></note> der&#x017F;el-<lb/>
ben, aus Wa&#x017F;&#x017F;erbla&#x017F;en herkommen <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">STORCH de molis ca&#x017F;. 12.<lb/>
de abortu p.</hi> 9.</note>, und die&#x017F;es i&#x017F;t eben<lb/>
keine ungewo&#x0364;hnliche Eigen&#x017F;chaft des Fadengewebes; &#x017F;o<lb/>
kann &#x017F;ich auch zwi&#x017F;chen der Mittelhaut und der innern<lb/>
Fruchthaut <note place="foot" n="(i)">Gallert <hi rendition="#aq">LITTRE ann. 1701.<lb/>
p. 190. ROUHAULT ann. 1714.<lb/>
p.</hi> 145. Wa&#x017F;&#x017F;er nach dem <hi rendition="#aq">FAN-<lb/>
TON p.</hi> 234.</note>, oder zwi&#x017F;chen den beiden Bla&#x0364;ttern der a&#x0364;uf-<lb/>
&#x017F;ern Fruchthaut <note place="foot" n="(k)"><cb/>
Vielleicht i&#x017F;t dies das Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er des <hi rendition="#aq">chorii ROLFINK de fetu.<lb/>
STAHLII. p.</hi> 514. 515. und die<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er zwi&#x017F;chen den Bla&#x0364;ttern des<lb/><hi rendition="#aq">chorii RUYSCHII The&#x017F;. 5. n. 51.<lb/>
X. n.</hi> 155.</note>, oder zwi&#x017F;chen den Bla&#x0364;ttern des <hi rendition="#aq">am-<lb/>
nii</hi> <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">BORBSTAETT de fetu n.</hi> 7.</note>, oder zwi&#x017F;chen dem <hi rendition="#aq">chorion</hi> und der mittlern Frucht-<lb/>
haut <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">DIEMERBROECK p.</hi> 215.</note>, ein fehlerhaftes Wa&#x017F;&#x017F;er anha&#x0364;ufen: oder endlich<lb/>
aus einer Rizze der Ha&#x0364;ute ergie&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">MAURICEAU p. 178. ob&#x017F;.<lb/>
367. po&#x017F;t. p.</hi> 94.</note>. Und obgleich<lb/>
bei einer ge&#x017F;unden Frauensper&#x017F;on das Fadengewebe die&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Ra&#x0364;u-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[355/0407] III. Abſ. Die Nachgeburt. in das ſchwammige Weſen der Nabelſchnur, welche um ſo vielmahl laͤnger und geraͤumiger und dehnbarer, als bei irgend einem andern Thiere iſt, ich ſage, daß es ſich in dieſes ſchwammige Weſen, in welches ſich die Blaſen- ſchnur zu endigen ſcheint, verlaufen koͤnne. Es ſcheinet die ſehr groſſe Leichtigkeit, mit welcher das Blut in die ungemein groſſe Nabelſchlagader ein- dringt, dadurch angehalten zu werden, damit keine groſſe Quantitaͤt auf die Eingeweide des Bauches druͤkken moͤge. Wir wiſſen auch, daß nur wenig Galle, welche mehr, als ein Schleim ausſieht, von der Natur zubereitet wird: und daher kann man ſich auch billig vorſtellen, daß ſie weniger Harn abſondert. So koͤnnen die Waſſer, welche waͤhrend der Schwan- gerſchaft (f) fortgehen, aus der Gebaͤrmutter, die ſie nebſt der Frucht enthaͤlt, oder aus einer Waſſerſucht (g) derſel- ben, aus Waſſerblaſen herkommen (h), und dieſes iſt eben keine ungewoͤhnliche Eigenſchaft des Fadengewebes; ſo kann ſich auch zwiſchen der Mittelhaut und der innern Fruchthaut (i), oder zwiſchen den beiden Blaͤttern der aͤuf- ſern Fruchthaut (k), oder zwiſchen den Blaͤttern des am- nii (l), oder zwiſchen dem chorion und der mittlern Frucht- haut (m), ein fehlerhaftes Waſſer anhaͤufen: oder endlich aus einer Rizze der Haͤute ergieſſen (n). Und obgleich bei einer geſunden Frauensperſon das Fadengewebe dieſe Raͤu- (f) p. 209. (g) SOLINGEN ampt. der vroedvrouw. p. 353. MAURICEAU p. 178. GUILLEMEAU p. 361. ASTROG. morb. mulier. III. p. 342. PUZOS p. 87. LITTRE. (h) STORCH de molis caſ. 12. de abortu p. 9. (i) Gallert LITTRE ann. 1701. p. 190. ROUHAULT ann. 1714. p. 145. Waſſer nach dem FAN- TON p. 234. (k) Vielleicht iſt dies das Waſ- ſer des chorii ROLFINK de fetu. STAHLII. p. 514. 515. und die Waſſer zwiſchen den Blaͤttern des chorii RUYSCHII Theſ. 5. n. 51. X. n. 155. (l) BORBSTAETT de fetu n. 7. (m) DIEMERBROECK p. 215. (n) MAURICEAU p. 178. obſ. 367. poſt. p. 94. Z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/407
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/407>, abgerufen am 22.11.2024.