den Herzen ausgedehnt, und es mus folglich in das kleine Herz mehr Blut zurükke kommen, es mus davon mehr gereizt werden, weil das Blut sein angeborner Reiz ist, es werden davon die Schlagadern in grössere Winkel gedrengt, es entstehen Zwischenräume, wodurch den Gefässen der Wiederstand benommen wird, und die- se werden immer folgsamer, um sich ausdehnen zu lassen.
Die Seele weis von der Empfängnis nicht das mindeste, und sie stellet sich nichts weiter, als etwa ein verwirrtes Gewül der schönen Leidenschaft vor (l).
Man lieset hie und da, daß auch Frauenspersonen im Schlafe (m) und Blödsinnige (n) geschwängert wor- den; sie empfangen meistentheils sehr ungern, sonderlich die, welche sich einer unerlaubten Liebe Preis geben, indem sich fast alle für dem Gebären fürchten.
Schwer ist es, die wenige Exempel, da die Blat- läuse ohne Zuthun des Männchens Junge zur Welt bringen (o) zu entziefern; es sei denn, daß man diesem Saamen so grosse Kräfte zuschreibt, daß derselbe durch alle die Bekleidungen dringe, und die Eyer der Jungen in der Mutter schon beleben könnte. Doch wie läst sich solches begreifen.
Soviel schreibe ich auf die Rechnung des männlichen Saamens; die Wollust, so die Frau empfindet, ver- ursacht die Aufrichtung der Trompete, und diese klebet vermittelst ihrer eignen Flüßigkeit an dem Eyerstokke an, es zerreist durch die Krämpfe der Wollust das reife Bläschen, das neue Thier wird in die Trompete hinein- geführt, und durch die Trompete erreichet es endlich die Strasse, welche bis in die Gebärmutter leitet.
§. 32.
(l)[Spaltenumbruch]L. XXIX. p. 24. und auch diesen Schauer nicht allezeit.
(m)ZITTMAN Cent. III. cas. 76. Cent. V. cas. 21. Act. Erud. [Spaltenumbruch]
Lips. ann. 1715. p. 122. HOFMAN med. cons. T. IV. Dec. I. c. 6. Eph. Nat. Cur. Cent. III. obs. 49.
(n)ZITTMAN Cent. V. cas. 21.
(o)p. 92.
R 5
II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
den Herzen ausgedehnt, und es mus folglich in das kleine Herz mehr Blut zuruͤkke kommen, es mus davon mehr gereizt werden, weil das Blut ſein angeborner Reiz iſt, es werden davon die Schlagadern in groͤſſere Winkel gedrengt, es entſtehen Zwiſchenraͤume, wodurch den Gefaͤſſen der Wiederſtand benommen wird, und die- ſe werden immer folgſamer, um ſich ausdehnen zu laſſen.
Die Seele weis von der Empfaͤngnis nicht das mindeſte, und ſie ſtellet ſich nichts weiter, als etwa ein verwirrtes Gewuͤl der ſchoͤnen Leidenſchaft vor (l).
Man lieſet hie und da, daß auch Frauensperſonen im Schlafe (m) und Bloͤdſinnige (n) geſchwaͤngert wor- den; ſie empfangen meiſtentheils ſehr ungern, ſonderlich die, welche ſich einer unerlaubten Liebe Preis geben, indem ſich faſt alle fuͤr dem Gebaͤren fuͤrchten.
Schwer iſt es, die wenige Exempel, da die Blat- laͤuſe ohne Zuthun des Maͤnnchens Junge zur Welt bringen (o) zu entziefern; es ſei denn, daß man dieſem Saamen ſo groſſe Kraͤfte zuſchreibt, daß derſelbe durch alle die Bekleidungen dringe, und die Eyer der Jungen in der Mutter ſchon beleben koͤnnte. Doch wie laͤſt ſich ſolches begreifen.
Soviel ſchreibe ich auf die Rechnung des maͤnnlichen Saamens; die Wolluſt, ſo die Frau empfindet, ver- urſacht die Aufrichtung der Trompete, und dieſe klebet vermittelſt ihrer eignen Fluͤßigkeit an dem Eyerſtokke an, es zerreiſt durch die Kraͤmpfe der Wolluſt das reife Blaͤschen, das neue Thier wird in die Trompete hinein- gefuͤhrt, und durch die Trompete erreichet es endlich die Straſſe, welche bis in die Gebaͤrmutter leitet.
§. 32.
(l)[Spaltenumbruch]L. XXIX. p. 24. und auch dieſen Schauer nicht allezeit.
(m)ZITTMAN Cent. III. caſ. 76. Cent. V. caſ. 21. Act. Erud. [Spaltenumbruch]
Lipſ. ann. 1715. p. 122. HOFMAN med. conſ. T. IV. Dec. I. c. 6. Eph. Nat. Cur. Cent. III. obſ. 49.
(n)ZITTMAN Cent. V. caſ. 21.
(o)p. 92.
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II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
den Herzen ausgedehnt, und es mus folglich in das
kleine Herz mehr Blut zuruͤkke kommen, es mus davon
mehr gereizt werden, weil das Blut ſein angeborner
Reiz iſt, es werden davon die Schlagadern in groͤſſere
Winkel gedrengt, es entſtehen Zwiſchenraͤume, wodurch
den Gefaͤſſen der Wiederſtand benommen wird, und die-
ſe werden immer folgſamer, um ſich ausdehnen zu
laſſen.
Die Seele weis von der Empfaͤngnis nicht das
mindeſte, und ſie ſtellet ſich nichts weiter, als etwa ein
verwirrtes Gewuͤl der ſchoͤnen Leidenſchaft vor (l).
Man lieſet hie und da, daß auch Frauensperſonen
im Schlafe (m) und Bloͤdſinnige (n) geſchwaͤngert wor-
den; ſie empfangen meiſtentheils ſehr ungern, ſonderlich
die, welche ſich einer unerlaubten Liebe Preis geben,
indem ſich faſt alle fuͤr dem Gebaͤren fuͤrchten.
Schwer iſt es, die wenige Exempel, da die Blat-
laͤuſe ohne Zuthun des Maͤnnchens Junge zur Welt
bringen (o) zu entziefern; es ſei denn, daß man dieſem
Saamen ſo groſſe Kraͤfte zuſchreibt, daß derſelbe durch
alle die Bekleidungen dringe, und die Eyer der Jungen
in der Mutter ſchon beleben koͤnnte. Doch wie laͤſt ſich
ſolches begreifen.
Soviel ſchreibe ich auf die Rechnung des maͤnnlichen
Saamens; die Wolluſt, ſo die Frau empfindet, ver-
urſacht die Aufrichtung der Trompete, und dieſe klebet
vermittelſt ihrer eignen Fluͤßigkeit an dem Eyerſtokke an,
es zerreiſt durch die Kraͤmpfe der Wolluſt das reife
Blaͤschen, das neue Thier wird in die Trompete hinein-
gefuͤhrt, und durch die Trompete erreichet es endlich die
Straſſe, welche bis in die Gebaͤrmutter leitet.
§. 32.
(l)
L. XXIX. p. 24. und auch
dieſen Schauer nicht allezeit.
(m) ZITTMAN Cent. III. caſ.
76. Cent. V. caſ. 21. Act. Erud.
Lipſ. ann. 1715. p. 122. HOFMAN
med. conſ. T. IV. Dec. I. c. 6.
Eph. Nat. Cur. Cent. III. obſ. 49.
(n) ZITTMAN Cent. V. caſ. 21.
(o) p. 92.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/317>, abgerufen am 23.11.2024.
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