bewegt sich, und beweiset ein beständiges Bestreben, sich von der geraden Lage in eine krumme zu biegen (e). Es ist dasselbe auch reitzbar, und hat folglich feine Muskeln, ob diese gleich noch unter der Gestalt eines Gallerts ver- stekkt liegen.
Der Kopf der Frucht ist gros (f), man erblikkt die Augen unter den ersten Theilen mit, und zugleich nebst dem Herzen (g): ausserdem verlangen die Muskeln ihre Nerven, um von denselben belebt zu werden. Und so war auch das Gehirn, ob es gleich noch als ein flüßiges Wesen aussieht (h), nebst dem Kopfe und Herzen vor- handen.
Jch mag nicht das Uebrige durchgehen. Alles, was an einer Frucht von zween Tagen nicht wahrgenommen wird, ist nicht seiner Kleinheit wegen unsichtbar, indem die Frucht zwei und zwanzig oder dreißig Hunderttheile (i) von einem Zolle beträgt, und schon grösser als eine Ameise ist, es lassen sich bereits an ihr leichtlich die Theile und sogar die Zähne unterscheiden. Die Ursache, daß sie nicht gesehen werden, ist die Flüßigkeit und Durch- sichtigkeit (k): sie werden sichtbar, sobald sich die Farbe einfindet. So läßt sich die Gallenblase ungemein schwer unterscheiden, wenn sich nicht die grüne Farbe an der Galle zu entwikkeln anfängt, denn sogleich erscheint die- selbe, ob sie gleich wenig an Grösse zugenommen.
Endlich so erscheint mit einmal, und zu gleicher Zeit, ein Thier, (die Fliege, Spinne) da es bisher eine käse- artige Materie gewesen, als ein vollkommnes Thier, (l)
nicht
(e)[Spaltenumbruch]Form. du poulet II. p. 46. 47. Von der Stunde 59. selbst.
(f)Ibid. Form. du poulet. fet. II. das erste von allen mit dem Rükkgrade 42.
(g)p. 159.
(h)[Spaltenumbruch]p. 193.
(i)p. 46.
(k)p. 176. 177.
(l)BONNET corps organises II. p. 181. LYONNET in physic. belustig. n. IV. p. 250. REAUMUR Mem. T. VI. lezzte Kap.
Die Frucht. XXIX. B.
bewegt ſich, und beweiſet ein beſtaͤndiges Beſtreben, ſich von der geraden Lage in eine krumme zu biegen (e). Es iſt daſſelbe auch reitzbar, und hat folglich feine Muskeln, ob dieſe gleich noch unter der Geſtalt eines Gallerts ver- ſtekkt liegen.
Der Kopf der Frucht iſt gros (f), man erblikkt die Augen unter den erſten Theilen mit, und zugleich nebſt dem Herzen (g): auſſerdem verlangen die Muskeln ihre Nerven, um von denſelben belebt zu werden. Und ſo war auch das Gehirn, ob es gleich noch als ein fluͤßiges Weſen ausſieht (h), nebſt dem Kopfe und Herzen vor- handen.
Jch mag nicht das Uebrige durchgehen. Alles, was an einer Frucht von zween Tagen nicht wahrgenommen wird, iſt nicht ſeiner Kleinheit wegen unſichtbar, indem die Frucht zwei und zwanzig oder dreißig Hunderttheile (i) von einem Zolle betraͤgt, und ſchon groͤſſer als eine Ameiſe iſt, es laſſen ſich bereits an ihr leichtlich die Theile und ſogar die Zaͤhne unterſcheiden. Die Urſache, daß ſie nicht geſehen werden, iſt die Fluͤßigkeit und Durch- ſichtigkeit (k): ſie werden ſichtbar, ſobald ſich die Farbe einfindet. So laͤßt ſich die Gallenblaſe ungemein ſchwer unterſcheiden, wenn ſich nicht die gruͤne Farbe an der Galle zu entwikkeln anfaͤngt, denn ſogleich erſcheint die- ſelbe, ob ſie gleich wenig an Groͤſſe zugenommen.
Endlich ſo erſcheint mit einmal, und zu gleicher Zeit, ein Thier, (die Fliege, Spinne) da es bisher eine kaͤſe- artige Materie geweſen, als ein vollkommnes Thier, (l)
nicht
(e)[Spaltenumbruch]Form. du poulet II. p. 46. 47. Von der Stunde 59. ſelbſt.
(f)Ibid. Form. du poulet. fet. II. das erſte von allen mit dem Ruͤkkgrade 42.
(g)p. 159.
(h)[Spaltenumbruch]p. 193.
(i)p. 46.
(k)p. 176. 177.
(l)BONNET corps organiſes II. p. 181. LYONNET in phyſic. beluſtig. n. IV. p. 250. REAUMUR Mem. T. VI. lezzte Kap.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0304"n="252"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Frucht. <hirendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
bewegt ſich, und beweiſet ein beſtaͤndiges Beſtreben, ſich<lb/>
von der geraden Lage in eine krumme zu biegen <noteplace="foot"n="(e)"><cb/><hirendition="#aq">Form. du poulet II. p.</hi> 46.<lb/>
47. Von der Stunde 59. ſelbſt.</note>. Es<lb/>
iſt daſſelbe auch reitzbar, und hat folglich feine Muskeln,<lb/>
ob dieſe gleich noch unter der Geſtalt eines Gallerts ver-<lb/>ſtekkt liegen.</p><lb/><p>Der Kopf der Frucht iſt gros <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">Ibid. Form. du poulet. fet.<lb/>
II.</hi> das erſte von allen mit dem<lb/>
Ruͤkkgrade 42.</note>, man erblikkt die<lb/>
Augen unter den erſten Theilen mit, und zugleich nebſt<lb/>
dem Herzen <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">p.</hi> 159.</note>: auſſerdem verlangen die Muskeln ihre<lb/>
Nerven, um von denſelben belebt zu werden. Und ſo<lb/>
war auch das Gehirn, ob es gleich noch als ein fluͤßiges<lb/>
Weſen ausſieht <noteplace="foot"n="(h)"><cb/><hirendition="#aq">p.</hi> 193.</note>, nebſt dem Kopfe und Herzen vor-<lb/>
handen.</p><lb/><p>Jch mag nicht das Uebrige durchgehen. Alles, was<lb/>
an einer Frucht von zween Tagen nicht wahrgenommen<lb/>
wird, iſt nicht ſeiner Kleinheit wegen unſichtbar, indem<lb/>
die Frucht zwei und zwanzig oder dreißig Hunderttheile <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">p.</hi> 46.</note><lb/>
von einem Zolle betraͤgt, und ſchon groͤſſer als eine<lb/>
Ameiſe iſt, es laſſen ſich bereits an ihr leichtlich die Theile<lb/>
und ſogar die Zaͤhne unterſcheiden. Die Urſache, daß<lb/>ſie nicht geſehen werden, iſt die Fluͤßigkeit und Durch-<lb/>ſichtigkeit <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">p.</hi> 176. 177.</note>: ſie werden ſichtbar, ſobald ſich die Farbe<lb/>
einfindet. So laͤßt ſich die Gallenblaſe ungemein ſchwer<lb/>
unterſcheiden, wenn ſich nicht die gruͤne Farbe an der<lb/>
Galle zu entwikkeln anfaͤngt, denn ſogleich erſcheint die-<lb/>ſelbe, ob ſie gleich wenig an Groͤſſe zugenommen.</p><lb/><p>Endlich ſo erſcheint mit einmal, und zu gleicher Zeit,<lb/>
ein Thier, (die Fliege, Spinne) da es bisher eine kaͤſe-<lb/>
artige Materie geweſen, als ein vollkommnes Thier,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nicht</fw><lb/><noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">BONNET corps organiſes<lb/>
II. p. 181. LYONNET in phyſic.<lb/>
beluſtig. n. IV. p. 250. REAUMUR<lb/>
Mem. T. VI.</hi> lezzte Kap.</note><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[252/0304]
Die Frucht. XXIX. B.
bewegt ſich, und beweiſet ein beſtaͤndiges Beſtreben, ſich
von der geraden Lage in eine krumme zu biegen (e). Es
iſt daſſelbe auch reitzbar, und hat folglich feine Muskeln,
ob dieſe gleich noch unter der Geſtalt eines Gallerts ver-
ſtekkt liegen.
Der Kopf der Frucht iſt gros (f), man erblikkt die
Augen unter den erſten Theilen mit, und zugleich nebſt
dem Herzen (g): auſſerdem verlangen die Muskeln ihre
Nerven, um von denſelben belebt zu werden. Und ſo
war auch das Gehirn, ob es gleich noch als ein fluͤßiges
Weſen ausſieht (h), nebſt dem Kopfe und Herzen vor-
handen.
Jch mag nicht das Uebrige durchgehen. Alles, was
an einer Frucht von zween Tagen nicht wahrgenommen
wird, iſt nicht ſeiner Kleinheit wegen unſichtbar, indem
die Frucht zwei und zwanzig oder dreißig Hunderttheile (i)
von einem Zolle betraͤgt, und ſchon groͤſſer als eine
Ameiſe iſt, es laſſen ſich bereits an ihr leichtlich die Theile
und ſogar die Zaͤhne unterſcheiden. Die Urſache, daß
ſie nicht geſehen werden, iſt die Fluͤßigkeit und Durch-
ſichtigkeit (k): ſie werden ſichtbar, ſobald ſich die Farbe
einfindet. So laͤßt ſich die Gallenblaſe ungemein ſchwer
unterſcheiden, wenn ſich nicht die gruͤne Farbe an der
Galle zu entwikkeln anfaͤngt, denn ſogleich erſcheint die-
ſelbe, ob ſie gleich wenig an Groͤſſe zugenommen.
Endlich ſo erſcheint mit einmal, und zu gleicher Zeit,
ein Thier, (die Fliege, Spinne) da es bisher eine kaͤſe-
artige Materie geweſen, als ein vollkommnes Thier,
nicht
(l)
(e)
Form. du poulet II. p. 46.
47. Von der Stunde 59. ſelbſt.
(f) Ibid. Form. du poulet. fet.
II. das erſte von allen mit dem
Ruͤkkgrade 42.
(g) p. 159.
(h)
p. 193.
(i) p. 46.
(k) p. 176. 177.
(l) BONNET corps organiſes
II. p. 181. LYONNET in phyſic.
beluſtig. n. IV. p. 250. REAUMUR
Mem. T. VI. lezzte Kap.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/304>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.