Jch finde die Grundzüge dieser Theorie schon bei den alten Weltweisen. Von der Frucht schwimmen die zer- stükkten Theile der Frucht in dem Saamen beider Aeltern, sie vereinigen sich zu einer Frucht (e), indem der hökkrige Theil in einen holen, und so umgekehrt, passet (f).
Der männliche Saame dringe durch die Schweis- löcher des weiblichen Eyes, er löset dasselbe auf, und es treten die gleichförmigen Theile des männlichen Saa- mens zu den gleichartigen Theilen des weiblichen Saa- mens; so entstehen die Eingeweide (g), und es rühre das eine oder andere Geschlecht in der Frucht von dem herrschenden Saamen (h) her. Der Saame aber und das Ey ziehen, als gleichartige Wesen, einander mit Nachdrukk an sich (i).
Die Erzeugung geschehe, vermöge des Aneinander- hängens (k) der ähnlichen Theilchen, mit den Nahrungs- stoffen: und vermittelst eines Saftes, dessen Theile, so wie sie mehr oder weniger subtil und beweglich sind, auch später oder früher zum Gerinnen und Stillstande ge- bracht werden.
Es kämen von allen körperlichen Theilen zweierlei Saamen in den Mannspersonen und Frauenspersonen an, diese brausen unter einander auf, die ähnlichen Theile ziehen sich einander an, und hängen niemals, we- gen der Ungleichheit, an einem fremden Orte zusammen (l).
Jn der noch flüßigen Frucht ziehen sich, vermöge ei- nes angebornen Triebes, alle ähnliche Stoffe (m) ein- ander an, und wachsen mit ihren verwanten Theilen in einem Körper zusammen.
Die
(e)[Spaltenumbruch]GALEN sem.
(f)ARISTOT. gener. anim. L. I. c. 11. L. II. c. 8. L. IV. c. 1.
(g)Ess. on secundat. p. 24. 25.
(h)Ibid. p. 45. add. L. XXIX. p. 79.
(i)[Spaltenumbruch]p. 8.
(k)BAYLE phys. partic. p. 543. u. s. f. diss. physic. III.
(l)PASCAL. fermens p. 245. 251. 256. 260.
(m)GEORGI p. 37.
Die Frucht. XXIX. B.
Jch finde die Grundzuͤge dieſer Theorie ſchon bei den alten Weltweiſen. Von der Frucht ſchwimmen die zer- ſtuͤkkten Theile der Frucht in dem Saamen beider Aeltern, ſie vereinigen ſich zu einer Frucht (e), indem der hoͤkkrige Theil in einen holen, und ſo umgekehrt, paſſet (f).
Der maͤnnliche Saame dringe durch die Schweis- loͤcher des weiblichen Eyes, er loͤſet daſſelbe auf, und es treten die gleichfoͤrmigen Theile des maͤnnlichen Saa- mens zu den gleichartigen Theilen des weiblichen Saa- mens; ſo entſtehen die Eingeweide (g), und es ruͤhre das eine oder andere Geſchlecht in der Frucht von dem herrſchenden Saamen (h) her. Der Saame aber und das Ey ziehen, als gleichartige Weſen, einander mit Nachdrukk an ſich (i).
Die Erzeugung geſchehe, vermoͤge des Aneinander- haͤngens (k) der aͤhnlichen Theilchen, mit den Nahrungs- ſtoffen: und vermittelſt eines Saftes, deſſen Theile, ſo wie ſie mehr oder weniger ſubtil und beweglich ſind, auch ſpaͤter oder fruͤher zum Gerinnen und Stillſtande ge- bracht werden.
Es kaͤmen von allen koͤrperlichen Theilen zweierlei Saamen in den Mannsperſonen und Frauensperſonen an, dieſe brauſen unter einander auf, die aͤhnlichen Theile ziehen ſich einander an, und haͤngen niemals, we- gen der Ungleichheit, an einem fremden Orte zuſammen (l).
Jn der noch fluͤßigen Frucht ziehen ſich, vermoͤge ei- nes angebornen Triebes, alle aͤhnliche Stoffe (m) ein- ander an, und wachſen mit ihren verwanten Theilen in einem Koͤrper zuſammen.
Die
(e)[Spaltenumbruch]GALEN ſem.
(f)ARISTOT. gener. anim. L. I. c. 11. L. II. c. 8. L. IV. c. 1.
(g)Eſſ. on ſecundat. p. 24. 25.
(h)Ibid. p. 45. add. L. XXIX. p. 79.
(i)[Spaltenumbruch]p. 8.
(k)BAYLE phyſ. partic. p. 543. u. ſ. f. diſſ. phyſic. III.
(l)PASCAL. fermens p. 245. 251. 256. 260.
(m)GEORGI p. 37.
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Die Frucht. XXIX. B.
Jch finde die Grundzuͤge dieſer Theorie ſchon bei den
alten Weltweiſen. Von der Frucht ſchwimmen die zer-
ſtuͤkkten Theile der Frucht in dem Saamen beider Aeltern,
ſie vereinigen ſich zu einer Frucht (e), indem der hoͤkkrige
Theil in einen holen, und ſo umgekehrt, paſſet (f).
Der maͤnnliche Saame dringe durch die Schweis-
loͤcher des weiblichen Eyes, er loͤſet daſſelbe auf, und
es treten die gleichfoͤrmigen Theile des maͤnnlichen Saa-
mens zu den gleichartigen Theilen des weiblichen Saa-
mens; ſo entſtehen die Eingeweide (g), und es ruͤhre
das eine oder andere Geſchlecht in der Frucht von dem
herrſchenden Saamen (h) her. Der Saame aber und
das Ey ziehen, als gleichartige Weſen, einander mit
Nachdrukk an ſich (i).
Die Erzeugung geſchehe, vermoͤge des Aneinander-
haͤngens (k) der aͤhnlichen Theilchen, mit den Nahrungs-
ſtoffen: und vermittelſt eines Saftes, deſſen Theile, ſo
wie ſie mehr oder weniger ſubtil und beweglich ſind, auch
ſpaͤter oder fruͤher zum Gerinnen und Stillſtande ge-
bracht werden.
Es kaͤmen von allen koͤrperlichen Theilen zweierlei
Saamen in den Mannsperſonen und Frauensperſonen
an, dieſe brauſen unter einander auf, die aͤhnlichen
Theile ziehen ſich einander an, und haͤngen niemals, we-
gen der Ungleichheit, an einem fremden Orte zuſammen (l).
Jn der noch fluͤßigen Frucht ziehen ſich, vermoͤge ei-
nes angebornen Triebes, alle aͤhnliche Stoffe (m) ein-
ander an, und wachſen mit ihren verwanten Theilen in
einem Koͤrper zuſammen.
Die
(e)
GALEN ſem.
(f) ARISTOT. gener. anim.
L. I. c. 11. L. II. c. 8. L. IV. c. 1.
(g) Eſſ. on ſecundat. p. 24. 25.
(h) Ibid. p. 45. add. L. XXIX.
p. 79.
(i)
p. 8.
(k) BAYLE phyſ. partic. p. 543.
u. ſ. f. diſſ. phyſic. III.
(l) PASCAL. fermens p. 245.
251. 256. 260.
(m) GEORGI p. 37.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/260>, abgerufen am 23.11.2024.
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