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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Die Frucht. XXIX. B.
den Membranen, die zuverläßig vorher gar nicht da
waren (h); die Gefässe wären nichts als Zwischenräu-
me des Fadengewebes, so hier dichter und anderswo
dünner oder loser sei (i), wie man solches deutlich an

dem
[Spaltenumbruch] Hundertheile in der 54 Stunde
von 78 Hundertth.) sahe ich bei
der zolllangen Eyfigur die Dot-
terschlagader, die Blutader,
welche bisher einsam erschien,
begleiten. Diese erscheint in
der 72 Stunde, nach der Figur
150, mit ihren Aesten schon
vollständiger.
Die Nabelgefässe entdekken
sich in einem neuen Bläschen,
welches künftig die Nabelmem-
bran werden wird, seit der 72
Stunde, und werden von Tage
zu Tage immer grösser. Ueb-
rigens finde ich, daß man sich
auf die Stunden nicht verlassen
kann, indem einige Hennen
viel mehr Hizze geben, und
emsiger brüten, als andre.
Alles dieses hat der berümte
Wolf ebenfalls gesehen: nur
sind wir in den Folgerungen
verschieden.
Jch glaube nicht, daß die-
jenige Gefässe, welche dieser
geschikkte Mann für blosses
Blut hält, so sich Kanäle gräbt,
jemals ohne Häute gewesen seyn
können. Hier sind die Versu-
che, womit ich diesen Haupt-
lehrsazz beweise. Jch stekke
die Spizze eines sehr feinen
und sehr spizzen Messerchens,
[Spaltenumbruch] in ein Kernchen hinein, oder
entstehendes Dotterblutäder-
chen, oder in eine Linie des
Hoffumkreises, so noch farben-
los oder auch roth ist. Jst
nun das Blut ohne Häute, so
muß es herausfliessen, und sich
verlaufen; doch dergleichen ge-
schieht nicht, und es folget das
anfängliche Gefäschen der Mes-
serspizze, welches viel zu stumpf
ist, es zu öfnen, ich ziehe es
hin und her, es stellet sich wie-
der her, wenn ich es gleich eine
halbe Linie weit auf die Seite
verschiebe. Nun siehet man
leichtlich ein, wenn alles Blut
ohne Wände, durch einen, in
den Brei eingegrabnen Weg
oder Rinne liefe, daß es nie-
mals in der Strasse bleiben
würde, welche das Messer ver-
zerrt, denn diese Strasse hätte
sich nicht nach dem Messer ge-
richtet, noch nach dem Nach-
lassen, wieder von selbst wieder
herstellen können. Ueberhaupt
geschieht eben das an den klein-
sten farbelosen Gefässen. Folg-
lich glaube ich vermuthen zu
dürfen, daß diese Gefässe zu
allen Zeiten in Membran ein-
gewikkelt gewesen.
Den
(h) [Spaltenumbruch] p. 168. 87. 86. eine Reihe
Kügelchen ohne einen Rand p. 261.
(i) [Spaltenumbruch] p. 123.

Die Frucht. XXIX. B.
den Membranen, die zuverlaͤßig vorher gar nicht da
waren (h); die Gefaͤſſe waͤren nichts als Zwiſchenraͤu-
me des Fadengewebes, ſo hier dichter und anderswo
duͤnner oder loſer ſei (i), wie man ſolches deutlich an

dem
[Spaltenumbruch] Hundertheile in der 54 Stunde
von 78 Hundertth.) ſahe ich bei
der zolllangen Eyfigur die Dot-
terſchlagader, die Blutader,
welche bisher einſam erſchien,
begleiten. Dieſe erſcheint in
der 72 Stunde, nach der Figur
150, mit ihren Aeſten ſchon
vollſtaͤndiger.
Die Nabelgefaͤſſe entdekken
ſich in einem neuen Blaͤschen,
welches kuͤnftig die Nabelmem-
bran werden wird, ſeit der 72
Stunde, und werden von Tage
zu Tage immer groͤſſer. Ueb-
rigens finde ich, daß man ſich
auf die Stunden nicht verlaſſen
kann, indem einige Hennen
viel mehr Hizze geben, und
emſiger bruͤten, als andre.
Alles dieſes hat der beruͤmte
Wolf ebenfalls geſehen: nur
ſind wir in den Folgerungen
verſchieden.
Jch glaube nicht, daß die-
jenige Gefaͤſſe, welche dieſer
geſchikkte Mann fuͤr bloſſes
Blut haͤlt, ſo ſich Kanaͤle graͤbt,
jemals ohne Haͤute geweſen ſeyn
koͤnnen. Hier ſind die Verſu-
che, womit ich dieſen Haupt-
lehrſazz beweiſe. Jch ſtekke
die Spizze eines ſehr feinen
und ſehr ſpizzen Meſſerchens,
[Spaltenumbruch] in ein Kernchen hinein, oder
entſtehendes Dotterblutaͤder-
chen, oder in eine Linie des
Hoffumkreiſes, ſo noch farben-
los oder auch roth iſt. Jſt
nun das Blut ohne Haͤute, ſo
muß es herausflieſſen, und ſich
verlaufen; doch dergleichen ge-
ſchieht nicht, und es folget das
anfaͤngliche Gefaͤschen der Meſ-
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iſt, es zu oͤfnen, ich ziehe es
hin und her, es ſtellet ſich wie-
der her, wenn ich es gleich eine
halbe Linie weit auf die Seite
verſchiebe. Nun ſiehet man
leichtlich ein, wenn alles Blut
ohne Waͤnde, durch einen, in
den Brei eingegrabnen Weg
oder Rinne liefe, daß es nie-
mals in der Straſſe bleiben
wuͤrde, welche das Meſſer ver-
zerrt, denn dieſe Straſſe haͤtte
ſich nicht nach dem Meſſer ge-
richtet, noch nach dem Nach-
laſſen, wieder von ſelbſt wieder
herſtellen koͤnnen. Ueberhaupt
geſchieht eben das an den klein-
ſten farbeloſen Gefaͤſſen. Folg-
lich glaube ich vermuthen zu
duͤrfen, daß dieſe Gefaͤſſe zu
allen Zeiten in Membran ein-
gewikkelt geweſen.
Den
(h) [Spaltenumbruch] p. 168. 87. 86. eine Reihe
Kuͤgelchen ohne einen Rand p. 261.
(i) [Spaltenumbruch] p. 123.
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[196/0248] Die Frucht. XXIX. B. den Membranen, die zuverlaͤßig vorher gar nicht da waren (h); die Gefaͤſſe waͤren nichts als Zwiſchenraͤu- me des Fadengewebes, ſo hier dichter und anderswo duͤnner oder loſer ſei (i), wie man ſolches deutlich an dem (b) (h) p. 168. 87. 86. eine Reihe Kuͤgelchen ohne einen Rand p. 261. (i) p. 123. (b) Hundertheile in der 54 Stunde von 78 Hundertth.) ſahe ich bei der zolllangen Eyfigur die Dot- terſchlagader, die Blutader, welche bisher einſam erſchien, begleiten. Dieſe erſcheint in der 72 Stunde, nach der Figur 150, mit ihren Aeſten ſchon vollſtaͤndiger. Die Nabelgefaͤſſe entdekken ſich in einem neuen Blaͤschen, welches kuͤnftig die Nabelmem- bran werden wird, ſeit der 72 Stunde, und werden von Tage zu Tage immer groͤſſer. Ueb- rigens finde ich, daß man ſich auf die Stunden nicht verlaſſen kann, indem einige Hennen viel mehr Hizze geben, und emſiger bruͤten, als andre. Alles dieſes hat der beruͤmte Wolf ebenfalls geſehen: nur ſind wir in den Folgerungen verſchieden. Jch glaube nicht, daß die- jenige Gefaͤſſe, welche dieſer geſchikkte Mann fuͤr bloſſes Blut haͤlt, ſo ſich Kanaͤle graͤbt, jemals ohne Haͤute geweſen ſeyn koͤnnen. Hier ſind die Verſu- che, womit ich dieſen Haupt- lehrſazz beweiſe. Jch ſtekke die Spizze eines ſehr feinen und ſehr ſpizzen Meſſerchens, in ein Kernchen hinein, oder entſtehendes Dotterblutaͤder- chen, oder in eine Linie des Hoffumkreiſes, ſo noch farben- los oder auch roth iſt. Jſt nun das Blut ohne Haͤute, ſo muß es herausflieſſen, und ſich verlaufen; doch dergleichen ge- ſchieht nicht, und es folget das anfaͤngliche Gefaͤschen der Meſ- ſerſpizze, welches viel zu ſtumpf iſt, es zu oͤfnen, ich ziehe es hin und her, es ſtellet ſich wie- der her, wenn ich es gleich eine halbe Linie weit auf die Seite verſchiebe. Nun ſiehet man leichtlich ein, wenn alles Blut ohne Waͤnde, durch einen, in den Brei eingegrabnen Weg oder Rinne liefe, daß es nie- mals in der Straſſe bleiben wuͤrde, welche das Meſſer ver- zerrt, denn dieſe Straſſe haͤtte ſich nicht nach dem Meſſer ge- richtet, noch nach dem Nach- laſſen, wieder von ſelbſt wieder herſtellen koͤnnen. Ueberhaupt geſchieht eben das an den klein- ſten farbeloſen Gefaͤſſen. Folg- lich glaube ich vermuthen zu duͤrfen, daß dieſe Gefaͤſſe zu allen Zeiten in Membran ein- gewikkelt geweſen. Den

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/248>, abgerufen am 27.11.2024.