Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Die Frucht. XXIX. B.
kam, je mehr man männlichen Staub an die Schwämm-
chen der Trompeten sprengte (t). Und es lehret die
Erfahrung, daß man durch ein wiederholtes Bestäuben
des männlichen Blumenmehles eine gemischte Pflanze
nach und nach zur völligen Gleichheit mit dem Vater
umbilden kann (u).

§. 10.
Die unfruchtbare Thiermischungen.

Jch muß, bevor ich mich an eine weitere Entschei-
dung wage, noch vorher die Erinnerung thun, daß
eine solche gemischte Begattung auch auf den innern
Bau der Frucht einen Einfluß hat. Wir wissen davon
zwar nur etwas weniges, aber es sind doch einige Ver-
änderungen.

So erbt der Maulesel von dem Vater Esel eine
klingende Trummel am Luftröhrenkopfe. Von einer
Mauleselin sagte man, daß sie eine sehr dünne Gebär-
mutter, die kaum fester als eine Harnblase gewebt war (x),
und in selbige die Harnröhre inserirt (y) gehabt haben
sollte, sie sollte öfterer harnen (z), blinde Trompeten (a),
und wenig, und kleine Eyer (b) gehabt haben. Der
Kazzenparder hat keine Saamengefässe, und nur un-

voll-
(t) [Spaltenumbruch] KOELREUTER an vielen
Orten. Am besten wird die Mut-
ter vom Staube ihrer Art be-
fruchtet.
(u) KOELREUTER 2. fortsez.
A. p. 82.
(x) Corps organises II. p. 250.
Schon ehedem sagte EMPEDO-
CLES, sie empfange nicht, wegen
ihrer kleinen Statur und Enge der
Mutter, so am Hintern angewach-
sen sey. DIOCLES. sagt, er habe
im Zergliedern solche Gebärmutter
gesehen. PLUTARCH. placit. L.
V. c. 14.
(y) [Spaltenumbruch] HEBENSTREIT. epist. C.
De BRUEHL.
(z) RAI topograph. p. 495.
(a) STENON. Act. Hafn. II.
p. 230.
(b) Ib. gar keine HEBENSTR.
doch wird das mehreste durch die
Zergliedrungen unsers RASTII wi-
derlegt: nach denen bei der Stutte
ebenfalls die Harnröhre mitten in
die Mutterscheide eingesenkt ist;
und dennoch ist dieselbe in der Be-
gattung fruchtbar.

Die Frucht. XXIX. B.
kam, je mehr man maͤnnlichen Staub an die Schwaͤmm-
chen der Trompeten ſprengte (t). Und es lehret die
Erfahrung, daß man durch ein wiederholtes Beſtaͤuben
des maͤnnlichen Blumenmehles eine gemiſchte Pflanze
nach und nach zur voͤlligen Gleichheit mit dem Vater
umbilden kann (u).

§. 10.
Die unfruchtbare Thiermiſchungen.

Jch muß, bevor ich mich an eine weitere Entſchei-
dung wage, noch vorher die Erinnerung thun, daß
eine ſolche gemiſchte Begattung auch auf den innern
Bau der Frucht einen Einfluß hat. Wir wiſſen davon
zwar nur etwas weniges, aber es ſind doch einige Ver-
aͤnderungen.

So erbt der Mauleſel von dem Vater Eſel eine
klingende Trummel am Luftroͤhrenkopfe. Von einer
Mauleſelin ſagte man, daß ſie eine ſehr duͤnne Gebaͤr-
mutter, die kaum feſter als eine Harnblaſe gewebt war (x),
und in ſelbige die Harnroͤhre inſerirt (y) gehabt haben
ſollte, ſie ſollte oͤfterer harnen (z), blinde Trompeten (a),
und wenig, und kleine Eyer (b) gehabt haben. Der
Kazzenparder hat keine Saamengefaͤſſe, und nur un-

voll-
(t) [Spaltenumbruch] KOELREUTER an vielen
Orten. Am beſten wird die Mut-
ter vom Staube ihrer Art be-
fruchtet.
(u) KOELREUTER 2. fortſez.
A. p. 82.
(x) Corps organiſès II. p. 250.
Schon ehedem ſagte EMPEDO-
CLES, ſie empfange nicht, wegen
ihrer kleinen Statur und Enge der
Mutter, ſo am Hintern angewach-
ſen ſey. DIOCLES. ſagt, er habe
im Zergliedern ſolche Gebaͤrmutter
geſehen. PLUTARCH. placit. L.
V. c. 14.
(y) [Spaltenumbruch] HEBENSTREIT. epiſt. C.
De BRUEHL.
(z) RAI topograph. p. 495.
(a) STENON. Act. Hafn. II.
p. 230.
(b) Ib. gar keine HEBENSTR.
doch wird das mehreſte durch die
Zergliedrungen unſers RASTII wi-
derlegt: nach denen bei der Stutte
ebenfalls die Harnroͤhre mitten in
die Mutterſcheide eingeſenkt iſt;
und dennoch iſt dieſelbe in der Be-
gattung fruchtbar.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0224" n="172"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
kam, je mehr man ma&#x0364;nnlichen Staub an die Schwa&#x0364;mm-<lb/>
chen der Trompeten &#x017F;prengte <note place="foot" n="(t)"><cb/><hi rendition="#aq">KOELREUTER</hi> an vielen<lb/>
Orten. Am be&#x017F;ten wird die Mut-<lb/>
ter vom Staube ihrer Art be-<lb/>
fruchtet.</note>. Und es lehret die<lb/>
Erfahrung, daß man durch ein wiederholtes Be&#x017F;ta&#x0364;uben<lb/>
des ma&#x0364;nnlichen Blumenmehles eine gemi&#x017F;chte Pflanze<lb/>
nach und nach zur vo&#x0364;lligen Gleichheit mit dem Vater<lb/>
umbilden kann <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">KOELREUTER 2. fort&#x017F;ez.<lb/>
A. p.</hi> 82.</note>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 10.<lb/><hi rendition="#b">Die unfruchtbare Thiermi&#x017F;chungen.</hi></head><lb/>
              <p>Jch muß, bevor ich mich an eine weitere Ent&#x017F;chei-<lb/>
dung wage, noch vorher die Erinnerung thun, daß<lb/>
eine &#x017F;olche gemi&#x017F;chte Begattung auch auf den innern<lb/>
Bau der Frucht einen Einfluß hat. Wir wi&#x017F;&#x017F;en davon<lb/>
zwar nur etwas weniges, aber es &#x017F;ind doch einige Ver-<lb/>
a&#x0364;nderungen.</p><lb/>
              <p>So erbt der Maule&#x017F;el von dem Vater E&#x017F;el eine<lb/>
klingende Trummel am Luftro&#x0364;hrenkopfe. Von einer<lb/>
Maule&#x017F;elin &#x017F;agte man, daß &#x017F;ie eine &#x017F;ehr du&#x0364;nne Geba&#x0364;r-<lb/>
mutter, die kaum fe&#x017F;ter als eine Harnbla&#x017F;e gewebt war <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">Corps organi&#x017F;ès II. p.</hi> 250.<lb/>
Schon ehedem &#x017F;agte <hi rendition="#aq">EMPEDO-<lb/>
CLES,</hi> &#x017F;ie empfange nicht, wegen<lb/>
ihrer kleinen Statur und Enge der<lb/>
Mutter, &#x017F;o am Hintern angewach-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ey. <hi rendition="#aq">DIOCLES.</hi> &#x017F;agt, er habe<lb/>
im Zergliedern &#x017F;olche Geba&#x0364;rmutter<lb/>
ge&#x017F;ehen. <hi rendition="#aq">PLUTARCH. placit. L.<lb/>
V. c.</hi> 14.</note>,<lb/>
und in &#x017F;elbige die Harnro&#x0364;hre in&#x017F;erirt <note place="foot" n="(y)"><cb/><hi rendition="#aq">HEBENSTREIT. epi&#x017F;t. C.<lb/>
De BRUEHL.</hi></note> gehabt haben<lb/>
&#x017F;ollte, &#x017F;ie &#x017F;ollte o&#x0364;fterer harnen <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">RAI topograph. p.</hi> 495.</note>, blinde Trompeten <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">STENON. Act. Hafn. II.<lb/>
p.</hi> 230.</note>,<lb/>
und wenig, und kleine Eyer <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Ib.</hi> gar keine <hi rendition="#aq">HEBENSTR.</hi><lb/>
doch wird das mehre&#x017F;te durch die<lb/>
Zergliedrungen un&#x017F;ers <hi rendition="#aq">RASTII</hi> wi-<lb/>
derlegt: nach denen bei der Stutte<lb/>
ebenfalls die Harnro&#x0364;hre mitten in<lb/>
die Mutter&#x017F;cheide einge&#x017F;enkt i&#x017F;t;<lb/>
und dennoch i&#x017F;t die&#x017F;elbe in der Be-<lb/>
gattung fruchtbar.</note> gehabt haben. Der<lb/>
Kazzenparder hat keine Saamengefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und nur un-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">voll-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0224] Die Frucht. XXIX. B. kam, je mehr man maͤnnlichen Staub an die Schwaͤmm- chen der Trompeten ſprengte (t). Und es lehret die Erfahrung, daß man durch ein wiederholtes Beſtaͤuben des maͤnnlichen Blumenmehles eine gemiſchte Pflanze nach und nach zur voͤlligen Gleichheit mit dem Vater umbilden kann (u). §. 10. Die unfruchtbare Thiermiſchungen. Jch muß, bevor ich mich an eine weitere Entſchei- dung wage, noch vorher die Erinnerung thun, daß eine ſolche gemiſchte Begattung auch auf den innern Bau der Frucht einen Einfluß hat. Wir wiſſen davon zwar nur etwas weniges, aber es ſind doch einige Ver- aͤnderungen. So erbt der Mauleſel von dem Vater Eſel eine klingende Trummel am Luftroͤhrenkopfe. Von einer Mauleſelin ſagte man, daß ſie eine ſehr duͤnne Gebaͤr- mutter, die kaum feſter als eine Harnblaſe gewebt war (x), und in ſelbige die Harnroͤhre inſerirt (y) gehabt haben ſollte, ſie ſollte oͤfterer harnen (z), blinde Trompeten (a), und wenig, und kleine Eyer (b) gehabt haben. Der Kazzenparder hat keine Saamengefaͤſſe, und nur un- voll- (t) KOELREUTER an vielen Orten. Am beſten wird die Mut- ter vom Staube ihrer Art be- fruchtet. (u) KOELREUTER 2. fortſez. A. p. 82. (x) Corps organiſès II. p. 250. Schon ehedem ſagte EMPEDO- CLES, ſie empfange nicht, wegen ihrer kleinen Statur und Enge der Mutter, ſo am Hintern angewach- ſen ſey. DIOCLES. ſagt, er habe im Zergliedern ſolche Gebaͤrmutter geſehen. PLUTARCH. placit. L. V. c. 14. (y) HEBENSTREIT. epiſt. C. De BRUEHL. (z) RAI topograph. p. 495. (a) STENON. Act. Hafn. II. p. 230. (b) Ib. gar keine HEBENSTR. doch wird das mehreſte durch die Zergliedrungen unſers RASTII wi- derlegt: nach denen bei der Stutte ebenfalls die Harnroͤhre mitten in die Mutterſcheide eingeſenkt iſt; und dennoch iſt dieſelbe in der Be- gattung fruchtbar.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/224
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/224>, abgerufen am 22.12.2024.