blind, und es wachsen alsdenn andre neue an deren Stelle, und zwar aus der Frucht, und diese verbreiten sich im Dotter (k). Nachdem ihm seine folgende und neuere Untersuchungen in der Sache mehr Licht gegeben, so sagt er, daß überhaupt keine Häute des Dotters, deren er zwo rechnet, vor der Bebrütung vorhanden gewe- sen (l), er siehet sie als neue Theile an, welche erst nach dem Anfange der Brütung in dem Ey entstanden wä- ren (m): es folge also nicht aus diesen, mit der Frucht in einem Stükke fortgehenden Häuten, daß der Dotter auch in der Mütter von der Frucht seine Gefässe bekom- men habe (n).
Jch habe die Exinnerungen dieses berühmten Man- nes mit meinen Anmerkungen verglichen, und befunden, daß der Dotter jederzeit eine einzige markige weiche Haut habe, davon ein Stükk dasjenige ist, was ich den Na- belhof genannt habe: daß ferner das dünne äussere Blatt nicht zum Dotter gehöre, sondern das innere Blatt der Nabelhaut ist (o). Vielleicht hat also bisher dieser be- rühmte Mann mit seinen Erinnerungen Recht, daß die Gefässe in der Mutter zum Dotter hingegangen, und nachher verschwunden: denn ich finde nicht, daß ich über diesen Punkt besondre Erfahrungen eingezogen hätte, und ich glaube ihm also auf sein Wort. Jch sehe ferner, daß sie sich nicht erst neuerlich erzeugen, sondern von ei- ner unsichtbaren Kleinheit mit der zunehmenden Grösse, und besonders vom Eintritte des rothen Blutes, sichtbar gemacht werden, sich ausstrekken, länger werden, so wie die Gefässe des Dotters, welche sich in dem Nabelhofe befinden, und selbst in den Klappen dieses Körpers laufen, grösser werden. Daß übrigens unser Beweis von seiner Stärke nichts verliere. Es sey nämlich gewiß, daß eben dieselbe Haut des Dotters, welche in der Henne war,
auch
(l)[Spaltenumbruch]p. 278. 279. 280. 281. 282.
(m)p. 282.
(n)[Spaltenumbruch]Ibid.
(o) Neue Edit. I. de form. pulli.
II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
blind, und es wachſen alsdenn andre neue an deren Stelle, und zwar aus der Frucht, und dieſe verbreiten ſich im Dotter (k). Nachdem ihm ſeine folgende und neuere Unterſuchungen in der Sache mehr Licht gegeben, ſo ſagt er, daß uͤberhaupt keine Haͤute des Dotters, deren er zwo rechnet, vor der Bebruͤtung vorhanden gewe- ſen (l), er ſiehet ſie als neue Theile an, welche erſt nach dem Anfange der Bruͤtung in dem Ey entſtanden waͤ- ren (m): es folge alſo nicht aus dieſen, mit der Frucht in einem Stuͤkke fortgehenden Haͤuten, daß der Dotter auch in der Muͤtter von der Frucht ſeine Gefaͤſſe bekom- men habe (n).
Jch habe die Exinnerungen dieſes beruͤhmten Man- nes mit meinen Anmerkungen verglichen, und befunden, daß der Dotter jederzeit eine einzige markige weiche Haut habe, davon ein Stuͤkk dasjenige iſt, was ich den Na- belhof genannt habe: daß ferner das duͤnne aͤuſſere Blatt nicht zum Dotter gehoͤre, ſondern das innere Blatt der Nabelhaut iſt (o). Vielleicht hat alſo bisher dieſer be- ruͤhmte Mann mit ſeinen Erinnerungen Recht, daß die Gefaͤſſe in der Mutter zum Dotter hingegangen, und nachher verſchwunden: denn ich finde nicht, daß ich uͤber dieſen Punkt beſondre Erfahrungen eingezogen haͤtte, und ich glaube ihm alſo auf ſein Wort. Jch ſehe ferner, daß ſie ſich nicht erſt neuerlich erzeugen, ſondern von ei- ner unſichtbaren Kleinheit mit der zunehmenden Groͤſſe, und beſonders vom Eintritte des rothen Blutes, ſichtbar gemacht werden, ſich ausſtrekken, laͤnger werden, ſo wie die Gefaͤſſe des Dotters, welche ſich in dem Nabelhofe befinden, und ſelbſt in den Klappen dieſes Koͤrpers laufen, groͤſſer werden. Daß uͤbrigens unſer Beweis von ſeiner Staͤrke nichts verliere. Es ſey naͤmlich gewiß, daß eben dieſelbe Haut des Dotters, welche in der Henne war,
auch
(l)[Spaltenumbruch]p. 278. 279. 280. 281. 282.
(m)p. 282.
(n)[Spaltenumbruch]Ibid.
(o) Neue Edit. I. de form. pulli.
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[157/0209]
II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
blind, und es wachſen alsdenn andre neue an deren
Stelle, und zwar aus der Frucht, und dieſe verbreiten
ſich im Dotter (k). Nachdem ihm ſeine folgende und
neuere Unterſuchungen in der Sache mehr Licht gegeben, ſo
ſagt er, daß uͤberhaupt keine Haͤute des Dotters, deren
er zwo rechnet, vor der Bebruͤtung vorhanden gewe-
ſen (l), er ſiehet ſie als neue Theile an, welche erſt nach
dem Anfange der Bruͤtung in dem Ey entſtanden waͤ-
ren (m): es folge alſo nicht aus dieſen, mit der Frucht
in einem Stuͤkke fortgehenden Haͤuten, daß der Dotter
auch in der Muͤtter von der Frucht ſeine Gefaͤſſe bekom-
men habe (n).
Jch habe die Exinnerungen dieſes beruͤhmten Man-
nes mit meinen Anmerkungen verglichen, und befunden,
daß der Dotter jederzeit eine einzige markige weiche Haut
habe, davon ein Stuͤkk dasjenige iſt, was ich den Na-
belhof genannt habe: daß ferner das duͤnne aͤuſſere Blatt
nicht zum Dotter gehoͤre, ſondern das innere Blatt der
Nabelhaut iſt (o). Vielleicht hat alſo bisher dieſer be-
ruͤhmte Mann mit ſeinen Erinnerungen Recht, daß die
Gefaͤſſe in der Mutter zum Dotter hingegangen, und
nachher verſchwunden: denn ich finde nicht, daß ich uͤber
dieſen Punkt beſondre Erfahrungen eingezogen haͤtte,
und ich glaube ihm alſo auf ſein Wort. Jch ſehe ferner,
daß ſie ſich nicht erſt neuerlich erzeugen, ſondern von ei-
ner unſichtbaren Kleinheit mit der zunehmenden Groͤſſe,
und beſonders vom Eintritte des rothen Blutes, ſichtbar
gemacht werden, ſich ausſtrekken, laͤnger werden, ſo wie
die Gefaͤſſe des Dotters, welche ſich in dem Nabelhofe
befinden, und ſelbſt in den Klappen dieſes Koͤrpers laufen,
groͤſſer werden. Daß uͤbrigens unſer Beweis von ſeiner
Staͤrke nichts verliere. Es ſey naͤmlich gewiß, daß eben
dieſelbe Haut des Dotters, welche in der Henne war,
auch
(l)
p. 278. 279. 280. 281. 282.
(m) p. 282.
(n)
Ibid.
(o) Neue Edit. I. de form. pulli.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/209>, abgerufen am 04.12.2024.
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