Theil im Dotter, der engste Theil aber in der noch nicht befruchteten Frucht das Gedärm war. Man sezze Ge- gentheils, daß ein Saamenwürmchen tausendmal tausend kleiner (h) als der Dotter ist, dessen Durchmesser einen Zoll beträgt, daß dieses in den Eyerstokk komme, daß es sein Mikroskopendärmchen dem Riesendarme des Dotters entgegen halte, so kann es doch niemals gesche- hen, daß zwischen einem tausendmal kleineren Röhrchen, und einem tausendmal grössern, das Fortgehen in Eins statt haben könnte. Daß im Dotter der Anfang zu ei- nem dergleichen Gange vorhanden gewesen, und daß sich der ofne Darmbruch des Hühnchens in diesen Anfang hineingeworfen, widerspricht sogar den Regeln des Loo- ses, wenn gleich das Röhrchen, so vom Darm entsteht, und das so vom Dotter sein Entstehen nimmt, beide gleich groß wären. Zu allen, oder doch die mehresten Eyern, ist der Hahn der Grund. Nun aber übersteigt es allen Glauben, und wird durch die Rechnungen wi- derlegt, daß der unglaublich kleine Faden, welches der Dottergang der Frucht ist, in die ebenfalls höchst kleine Röhre, welches der Dottergang des Dotters ist, bei der ungemein heftig brausenden Leidenschaft, welche den Saamen dahin wirft, allezeit und ohne Jrrthum darauf treffen, und sich niemals verirren sollte.
Als ich dieses niedergeschrieben hatte, so brachte der fleißige C. F. Wolf neue Einwendungen gegen diesen Beweis auf die Bahn, indem er glaubte, daß C. Bon- net denselben übertrieben habe. Er wendet also erstlich ein, der Dotter werde von den Gefässen der Henne er- nährt, und er bekomme von ihnen seine Schlagader- und Blutaderäste (i). Diese Gefässe würden allmälich
blind,
(h)[Spaltenumbruch]L. XXVII. p. 520. So schäzzt es WINTRINGHAM en- quir. p. 19. ad 92. 408. 129. 934. 910. 602. 442 073 752. 000. So rechnet er auch das kleine Nerven- [Spaltenumbruch]
sistem an einem entstehenden Thiere wie 148. 777. 089. 195. 206. 069. 993. 173. 874. 072. 000. Theile eines Granes p. 128.
(i)Erzoug. p. 112.
Die Frucht. XXIX. B.
Theil im Dotter, der engſte Theil aber in der noch nicht befruchteten Frucht das Gedaͤrm war. Man ſezze Ge- gentheils, daß ein Saamenwuͤrmchen tauſendmal tauſend kleiner (h) als der Dotter iſt, deſſen Durchmeſſer einen Zoll betraͤgt, daß dieſes in den Eyerſtokk komme, daß es ſein Mikroskopendaͤrmchen dem Rieſendarme des Dotters entgegen halte, ſo kann es doch niemals geſche- hen, daß zwiſchen einem tauſendmal kleineren Roͤhrchen, und einem tauſendmal groͤſſern, das Fortgehen in Eins ſtatt haben koͤnnte. Daß im Dotter der Anfang zu ei- nem dergleichen Gange vorhanden geweſen, und daß ſich der ofne Darmbruch des Huͤhnchens in dieſen Anfang hineingeworfen, widerſpricht ſogar den Regeln des Loo- ſes, wenn gleich das Roͤhrchen, ſo vom Darm entſteht, und das ſo vom Dotter ſein Entſtehen nimmt, beide gleich groß waͤren. Zu allen, oder doch die mehreſten Eyern, iſt der Hahn der Grund. Nun aber uͤberſteigt es allen Glauben, und wird durch die Rechnungen wi- derlegt, daß der unglaublich kleine Faden, welches der Dottergang der Frucht iſt, in die ebenfalls hoͤchſt kleine Roͤhre, welches der Dottergang des Dotters iſt, bei der ungemein heftig brauſenden Leidenſchaft, welche den Saamen dahin wirft, allezeit und ohne Jrrthum darauf treffen, und ſich niemals verirren ſollte.
Als ich dieſes niedergeſchrieben hatte, ſo brachte der fleißige C. F. Wolf neue Einwendungen gegen dieſen Beweis auf die Bahn, indem er glaubte, daß C. Bon- net denſelben uͤbertrieben habe. Er wendet alſo erſtlich ein, der Dotter werde von den Gefaͤſſen der Henne er- naͤhrt, und er bekomme von ihnen ſeine Schlagader- und Blutaderaͤſte (i). Dieſe Gefaͤſſe wuͤrden allmaͤlich
blind,
(h)[Spaltenumbruch]L. XXVII. p. 520. So ſchaͤzzt es WINTRINGHAM en- quir. p. 19. ad 92. 408. 129. 934. 910. 602. 442 073 752. 000. So rechnet er auch das kleine Nerven- [Spaltenumbruch]
ſiſtem an einem entſtehenden Thiere wie 148. 777. 089. 195. 206. 069. 993. 173. 874. 072. 000. Theile eines Granes p. 128.
(i)Erzoug. p. 112.
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[156/0208]
Die Frucht. XXIX. B.
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gentheils, daß ein Saamenwuͤrmchen tauſendmal tauſend
kleiner (h) als der Dotter iſt, deſſen Durchmeſſer einen
Zoll betraͤgt, daß dieſes in den Eyerſtokk komme, daß
es ſein Mikroskopendaͤrmchen dem Rieſendarme des
Dotters entgegen halte, ſo kann es doch niemals geſche-
hen, daß zwiſchen einem tauſendmal kleineren Roͤhrchen,
und einem tauſendmal groͤſſern, das Fortgehen in Eins
ſtatt haben koͤnnte. Daß im Dotter der Anfang zu ei-
nem dergleichen Gange vorhanden geweſen, und daß ſich
der ofne Darmbruch des Huͤhnchens in dieſen Anfang
hineingeworfen, widerſpricht ſogar den Regeln des Loo-
ſes, wenn gleich das Roͤhrchen, ſo vom Darm entſteht,
und das ſo vom Dotter ſein Entſtehen nimmt, beide
gleich groß waͤren. Zu allen, oder doch die mehreſten
Eyern, iſt der Hahn der Grund. Nun aber uͤberſteigt
es allen Glauben, und wird durch die Rechnungen wi-
derlegt, daß der unglaublich kleine Faden, welches der
Dottergang der Frucht iſt, in die ebenfalls hoͤchſt kleine
Roͤhre, welches der Dottergang des Dotters iſt, bei der
ungemein heftig brauſenden Leidenſchaft, welche den
Saamen dahin wirft, allezeit und ohne Jrrthum darauf
treffen, und ſich niemals verirren ſollte.
Als ich dieſes niedergeſchrieben hatte, ſo brachte der
fleißige C. F. Wolf neue Einwendungen gegen dieſen
Beweis auf die Bahn, indem er glaubte, daß C. Bon-
net denſelben uͤbertrieben habe. Er wendet alſo erſtlich
ein, der Dotter werde von den Gefaͤſſen der Henne er-
naͤhrt, und er bekomme von ihnen ſeine Schlagader-
und Blutaderaͤſte (i). Dieſe Gefaͤſſe wuͤrden allmaͤlich
blind,
(h)
L. XXVII. p. 520. So
ſchaͤzzt es WINTRINGHAM en-
quir. p. 19. ad 92. 408. 129. 934.
910. 602. 442 073 752. 000. So
rechnet er auch das kleine Nerven-
ſiſtem an einem entſtehenden Thiere
wie 148. 777. 089. 195. 206. 069.
993. 173. 874. 072. 000. Theile
eines Granes p. 128.
(i) Erzoug. p. 112.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/208>, abgerufen am 04.12.2024.
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