sich das Ungefällige, das Unangenehme, das Schwache bei allen Gelegenheiten äussert, daß hingegen sehr selten mit hervorblikkt, wobey sich die Seele, als auf einem festen Grunde, beruhigen könnte. Jch werde Versuche mit Gegenversuchen, Gründe mit Gegengründen ab- wägen müssen, und endlich nichts mit mehr Zuverläßig- keit lehren, als daß ich nichts lehre. Und dennoch zeigt sich auch in der Verzweifelung über die Auflösung eines Problems ihr guter Nuzzen, und es kömmt der Wahr- heit sehr nahe, nichts zu lehren was falsch ist.
Wir wollen erstlich untersuchen, woher die Materie des neuen Thieres komme; hernach aus was für Ursa- chen diese Materie zu einem Thiere verbaut werde, der- gleichen, wie wir gezeigt haben, vermittelst der Empfäng- niß in einer Frauensperson gebildet wird. Es sind aber überhaupt über diesen Ursprung dreierley Meinungen eingeführt, eine leitet die Materie der Frucht vom Man- ne, die andere von der Frau, die dritte von beiden El- tern her. Man muß die Gründe dieser Sekten anhö- ren, und wenn sich nichts Gewisses heraus bringen las- sen sollte, so werden wir uns doch dadurch schadlos hal- ten können, daß wir aus guten Gründen dasjenige her- aus ziehen, was wahrscheinlicher zu seyn scheint.
§. 2. Bildet sich die Frucht vom gemischten Saamen beider Geschlechter?
Wir haben oben erwänt (a), daß die Alten, ausser den männlichen Saamen, auch einen weiblichen geglaubt haben. Das nächste der Folgerung war, daß aus der Vereinigung dieser beyden Saamen die Frucht gebildet werden muste.
So
(a)p. 24. 25.
Die Frucht. XXIX. B.
ſich das Ungefaͤllige, das Unangenehme, das Schwache bei allen Gelegenheiten aͤuſſert, daß hingegen ſehr ſelten mit hervorblikkt, wobey ſich die Seele, als auf einem feſten Grunde, beruhigen koͤnnte. Jch werde Verſuche mit Gegenverſuchen, Gruͤnde mit Gegengruͤnden ab- waͤgen muͤſſen, und endlich nichts mit mehr Zuverlaͤßig- keit lehren, als daß ich nichts lehre. Und dennoch zeigt ſich auch in der Verzweifelung uͤber die Aufloͤſung eines Problems ihr guter Nuzzen, und es koͤmmt der Wahr- heit ſehr nahe, nichts zu lehren was falſch iſt.
Wir wollen erſtlich unterſuchen, woher die Materie des neuen Thieres komme; hernach aus was fuͤr Urſa- chen dieſe Materie zu einem Thiere verbaut werde, der- gleichen, wie wir gezeigt haben, vermittelſt der Empfaͤng- niß in einer Frauensperſon gebildet wird. Es ſind aber uͤberhaupt uͤber dieſen Urſprung dreierley Meinungen eingefuͤhrt, eine leitet die Materie der Frucht vom Man- ne, die andere von der Frau, die dritte von beiden El- tern her. Man muß die Gruͤnde dieſer Sekten anhoͤ- ren, und wenn ſich nichts Gewiſſes heraus bringen laſ- ſen ſollte, ſo werden wir uns doch dadurch ſchadlos hal- ten koͤnnen, daß wir aus guten Gruͤnden dasjenige her- aus ziehen, was wahrſcheinlicher zu ſeyn ſcheint.
§. 2. Bildet ſich die Frucht vom gemiſchten Saamen beider Geſchlechter?
Wir haben oben erwaͤnt (a), daß die Alten, auſſer den maͤnnlichen Saamen, auch einen weiblichen geglaubt haben. Das naͤchſte der Folgerung war, daß aus der Vereinigung dieſer beyden Saamen die Frucht gebildet werden muſte.
So
(a)p. 24. 25.
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Die Frucht. XXIX. B.
ſich das Ungefaͤllige, das Unangenehme, das Schwache
bei allen Gelegenheiten aͤuſſert, daß hingegen ſehr ſelten
mit hervorblikkt, wobey ſich die Seele, als auf einem
feſten Grunde, beruhigen koͤnnte. Jch werde Verſuche
mit Gegenverſuchen, Gruͤnde mit Gegengruͤnden ab-
waͤgen muͤſſen, und endlich nichts mit mehr Zuverlaͤßig-
keit lehren, als daß ich nichts lehre. Und dennoch zeigt
ſich auch in der Verzweifelung uͤber die Aufloͤſung eines
Problems ihr guter Nuzzen, und es koͤmmt der Wahr-
heit ſehr nahe, nichts zu lehren was falſch iſt.
Wir wollen erſtlich unterſuchen, woher die Materie
des neuen Thieres komme; hernach aus was fuͤr Urſa-
chen dieſe Materie zu einem Thiere verbaut werde, der-
gleichen, wie wir gezeigt haben, vermittelſt der Empfaͤng-
niß in einer Frauensperſon gebildet wird. Es ſind aber
uͤberhaupt uͤber dieſen Urſprung dreierley Meinungen
eingefuͤhrt, eine leitet die Materie der Frucht vom Man-
ne, die andere von der Frau, die dritte von beiden El-
tern her. Man muß die Gruͤnde dieſer Sekten anhoͤ-
ren, und wenn ſich nichts Gewiſſes heraus bringen laſ-
ſen ſollte, ſo werden wir uns doch dadurch ſchadlos hal-
ten koͤnnen, daß wir aus guten Gruͤnden dasjenige her-
aus ziehen, was wahrſcheinlicher zu ſeyn ſcheint.
§. 2.
Bildet ſich die Frucht vom gemiſchten Saamen
beider Geſchlechter?
Wir haben oben erwaͤnt (a), daß die Alten, auſſer
den maͤnnlichen Saamen, auch einen weiblichen geglaubt
haben. Das naͤchſte der Folgerung war, daß aus der
Vereinigung dieſer beyden Saamen die Frucht gebildet
werden muſte.
So
(a) p. 24. 25.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/180>, abgerufen am 20.11.2024.
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