Den ein und zwanzigsten Tag bestand der Sakk aus einer sehr langen mittlern Fruchthaut, und aus ei- ner zolllangen, krtstallhellen, innern Fruchthaut. Die Frucht war krumm, sie hatte einen sehr langen Kopf und ofnen Mund, über die Brust liefen Querlinien, die Eingeweide waren verschlossen und bedekkt, die Nabel- schnur hervorgezogen, und man erblikkte schon die An- fänge zu den Gliedmassen. Das Herz war dreiekkig, roth, und nebst der Leber deutlich zu sehen, aber noch sahe man keine Augen.
Den zwei und zwanzigsten (h) war alles besser ge- bildet; es zeigte sich der Kopf groß, der Körper stumpf, kurz, schleimig, und die mittlere Fruchthaut bereits acht- zehn Zoll lang.
Jn einem andern, fast gleichzeitigen Eye, sahe man zween sehr lange Schwänze an der geschlanken, mittlern Fruchthaut. Die innere Fruchthaut war mit einer kri- stallhellen Flüßigkeit angefüllt: in ihr lag eine so weiche Frucht, daß man schwerlich Eingeweide, Herz, oder Leber unterscheiden konnte; man sahe aber deutlich den Mund offen, die zwo Nabelschlagadern (i), die Blut- ader, und eine grosse Blasenschnur. Das übrige über- gehe ich.
Nach diesen Beobachtungen habe ich auf meinem Gute viele Schaafmütter in der Absicht geöfnet, um vor dem neunzehnten Tage die Frucht sichtbar zu machen; es hat mir aber niemals glükken wollen.
Jch finde viele Anmerkungen mit den meinigen über- einstimmend.
Jn der Ruyschischen Beobachtung vom Jahre 1673 fand sich in einer klaren Flüßigkeit ein weisses, schlei- miges, unförmliches Körperchen, und dieses vertroknete,
und
(h)[Spaltenumbruch]KUHLEMAN p. 50. t. 2. f. 3.
(i)[Spaltenumbruch]
Es sind zwei, aber nur eine war zu sehen.
Die Frucht. XXIX. B.
Den ein und zwanzigſten Tag beſtand der Sakk aus einer ſehr langen mittlern Fruchthaut, und aus ei- ner zolllangen, krtſtallhellen, innern Fruchthaut. Die Frucht war krumm, ſie hatte einen ſehr langen Kopf und ofnen Mund, uͤber die Bruſt liefen Querlinien, die Eingeweide waren verſchloſſen und bedekkt, die Nabel- ſchnur hervorgezogen, und man erblikkte ſchon die An- faͤnge zu den Gliedmaſſen. Das Herz war dreiekkig, roth, und nebſt der Leber deutlich zu ſehen, aber noch ſahe man keine Augen.
Den zwei und zwanzigſten (h) war alles beſſer ge- bildet; es zeigte ſich der Kopf groß, der Koͤrper ſtumpf, kurz, ſchleimig, und die mittlere Fruchthaut bereits acht- zehn Zoll lang.
Jn einem andern, faſt gleichzeitigen Eye, ſahe man zween ſehr lange Schwaͤnze an der geſchlanken, mittlern Fruchthaut. Die innere Fruchthaut war mit einer kri- ſtallhellen Fluͤßigkeit angefuͤllt: in ihr lag eine ſo weiche Frucht, daß man ſchwerlich Eingeweide, Herz, oder Leber unterſcheiden konnte; man ſahe aber deutlich den Mund offen, die zwo Nabelſchlagadern (i), die Blut- ader, und eine groſſe Blaſenſchnur. Das uͤbrige uͤber- gehe ich.
Nach dieſen Beobachtungen habe ich auf meinem Gute viele Schaafmuͤtter in der Abſicht geoͤfnet, um vor dem neunzehnten Tage die Frucht ſichtbar zu machen; es hat mir aber niemals gluͤkken wollen.
Jch finde viele Anmerkungen mit den meinigen uͤber- einſtimmend.
Jn der Ruyſchiſchen Beobachtung vom Jahre 1673 fand ſich in einer klaren Fluͤßigkeit ein weiſſes, ſchlei- miges, unfoͤrmliches Koͤrperchen, und dieſes vertroknete,
und
(h)[Spaltenumbruch]KUHLEMAN p. 50. t. 2. f. 3.
(i)[Spaltenumbruch]
Es ſind zwei, aber nur eine war zu ſehen.
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Die Frucht. XXIX. B.
Den ein und zwanzigſten Tag beſtand der Sakk
aus einer ſehr langen mittlern Fruchthaut, und aus ei-
ner zolllangen, krtſtallhellen, innern Fruchthaut. Die
Frucht war krumm, ſie hatte einen ſehr langen Kopf
und ofnen Mund, uͤber die Bruſt liefen Querlinien, die
Eingeweide waren verſchloſſen und bedekkt, die Nabel-
ſchnur hervorgezogen, und man erblikkte ſchon die An-
faͤnge zu den Gliedmaſſen. Das Herz war dreiekkig,
roth, und nebſt der Leber deutlich zu ſehen, aber noch
ſahe man keine Augen.
Den zwei und zwanzigſten (h) war alles beſſer ge-
bildet; es zeigte ſich der Kopf groß, der Koͤrper ſtumpf,
kurz, ſchleimig, und die mittlere Fruchthaut bereits acht-
zehn Zoll lang.
Jn einem andern, faſt gleichzeitigen Eye, ſahe man
zween ſehr lange Schwaͤnze an der geſchlanken, mittlern
Fruchthaut. Die innere Fruchthaut war mit einer kri-
ſtallhellen Fluͤßigkeit angefuͤllt: in ihr lag eine ſo weiche
Frucht, daß man ſchwerlich Eingeweide, Herz, oder
Leber unterſcheiden konnte; man ſahe aber deutlich den
Mund offen, die zwo Nabelſchlagadern (i), die Blut-
ader, und eine groſſe Blaſenſchnur. Das uͤbrige uͤber-
gehe ich.
Nach dieſen Beobachtungen habe ich auf meinem Gute
viele Schaafmuͤtter in der Abſicht geoͤfnet, um vor dem
neunzehnten Tage die Frucht ſichtbar zu machen; es hat
mir aber niemals gluͤkken wollen.
Jch finde viele Anmerkungen mit den meinigen uͤber-
einſtimmend.
Jn der Ruyſchiſchen Beobachtung vom Jahre
1673 fand ſich in einer klaren Fluͤßigkeit ein weiſſes, ſchlei-
miges, unfoͤrmliches Koͤrperchen, und dieſes vertroknete,
und
(h)
KUHLEMAN p. 50. t. 2.
f. 3.
(i)
Es ſind zwei, aber nur eine
war zu ſehen.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/152>, abgerufen am 28.11.2024.
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