Andre wenden ferner ein, das Ey sey viel grösser, als im Verhältnisse der Trompete (i). Diese Trompete bestehe aus einem festen Wesen, und verstatte nicht, sich von einem ungemein weichen Eye verzerren zu lassen.
Es wären die Eyer, welche Graaf aus dem Ka- ninchen mit den Trompeten zeichnet, viel kleiner als die Bläschen des Eyerstokkes (k), und ein Bläschen sey so groß, als eine Empfängnis von sieben Tagen (l).
Nun gehe die Natur niemals rükkwärts (m), sie pflege nicht bei Dingen abzunehmen, welche einmal zu vegetiren angefangen, und es müsten die Bläschen, nach- dem sie in die Trompete aufgenommen worden, immer grösser, und nicht kleiner werden.
Die Eyergönner antworten darauf, es liessen sich die Muttertrompeten leichtlich aufblasen (n) und erweitern, und sonst grösser dehnen (o) wenn sie im Beischlafe steif würden, ein Ey könne sich in ein Oval bilden (p), beim Kamäleon (q) gehe keine Borste in den Eygang, und dennoch lege diese Eidechse Eyer. Daß aber ein sehr weiches Ey ganz durch die sehr enge Trompete eines Schaafes hindurchgepreßt werden möge, ohne zu zerreis- sen, dieses hat keinen Schein der Wahrheit.
Es wären die Graafische Eyer bereits in der Frucht (r) fertig und zugegen, sie wären in einem Kalbe von vier oder fünf Wochen nicht kleiner, als in einer Kuh,
und
(i)[Spaltenumbruch]DUVERNEY Zod. Gall. ann. II. m. Mart. LEEUWEN- HOECK. Exper. & contempl. p. 28. Anat. & contempl. II. p. 157. Phil trans. n. 145. HARTMAN. n. 39. La MOTTE gener. VA- LISNERI c. 19. n. 12. VOGLI. KUHLEMAN. p. 48.
(k)t. 26. f. 1. u. s. w. sind zehn- mal grösser im Eyerstokke, als in den Trompeten GRAAF. p. 315. die Trompeten sind sehr enge in [Spaltenumbruch]
den Elephanten BLAIR. Phil. trans. n. 326.
(l)LEEUWENHOECK. anat. & Contempel. II. p. 165.
(m)VALISNER. c. 9. n. 18.
(n)PAITON. disc. II. p. 43.
(o)p. 27.
(p)TAUVRY p. 55.
(q)VALISNERI oper. T. I. p. 420.
(r)LEEUWENHOECK. anat. & contemplat. II. p. 174. &c.
Die Frucht. XXIX. B.
Andre wenden ferner ein, das Ey ſey viel groͤſſer, als im Verhaͤltniſſe der Trompete (i). Dieſe Trompete beſtehe aus einem feſten Weſen, und verſtatte nicht, ſich von einem ungemein weichen Eye verzerren zu laſſen.
Es waͤren die Eyer, welche Graaf aus dem Ka- ninchen mit den Trompeten zeichnet, viel kleiner als die Blaͤschen des Eyerſtokkes (k), und ein Blaͤschen ſey ſo groß, als eine Empfaͤngnis von ſieben Tagen (l).
Nun gehe die Natur niemals ruͤkkwaͤrts (m), ſie pflege nicht bei Dingen abzunehmen, welche einmal zu vegetiren angefangen, und es muͤſten die Blaͤschen, nach- dem ſie in die Trompete aufgenommen worden, immer groͤſſer, und nicht kleiner werden.
Die Eyergoͤnner antworten darauf, es lieſſen ſich die Muttertrompeten leichtlich aufblaſen (n) und erweitern, und ſonſt groͤſſer dehnen (o) wenn ſie im Beiſchlafe ſteif wuͤrden, ein Ey koͤnne ſich in ein Oval bilden (p), beim Kamaͤleon (q) gehe keine Borſte in den Eygang, und dennoch lege dieſe Eidechſe Eyer. Daß aber ein ſehr weiches Ey ganz durch die ſehr enge Trompete eines Schaafes hindurchgepreßt werden moͤge, ohne zu zerreiſ- ſen, dieſes hat keinen Schein der Wahrheit.
Es waͤren die Graafiſche Eyer bereits in der Frucht (r) fertig und zugegen, ſie waͤren in einem Kalbe von vier oder fuͤnf Wochen nicht kleiner, als in einer Kuh,
und
(i)[Spaltenumbruch]DUVERNEY Zod. Gall. ann. II. m. Mart. LEEUWEN- HOECK. Exper. & contempl. p. 28. Anat. & contempl. II. p. 157. Phil tranſ. n. 145. HARTMAN. n. 39. La MOTTE gener. VA- LISNERI c. 19. n. 12. VOGLI. KUHLEMAN. p. 48.
(k)t. 26. f. 1. u. ſ. w. ſind zehn- mal groͤſſer im Eyerſtokke, als in den Trompeten GRAAF. p. 315. die Trompeten ſind ſehr enge in [Spaltenumbruch]
den Elephanten BLAIR. Phil. tranſ. n. 326.
(l)LEEUWENHOECK. anat. & Contempel. II. p. 165.
(m)VALISNER. c. 9. n. 18.
(n)PAITON. diſc. II. p. 43.
(o)p. 27.
(p)TAUVRY p. 55.
(q)VALISNERI oper. T. I. p. 420.
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Die Frucht. XXIX. B.
Andre wenden ferner ein, das Ey ſey viel groͤſſer,
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beſtehe aus einem feſten Weſen, und verſtatte nicht, ſich
von einem ungemein weichen Eye verzerren zu laſſen.
Es waͤren die Eyer, welche Graaf aus dem Ka-
ninchen mit den Trompeten zeichnet, viel kleiner als die
Blaͤschen des Eyerſtokkes (k), und ein Blaͤschen ſey ſo
groß, als eine Empfaͤngnis von ſieben Tagen (l).
Nun gehe die Natur niemals ruͤkkwaͤrts (m), ſie
pflege nicht bei Dingen abzunehmen, welche einmal zu
vegetiren angefangen, und es muͤſten die Blaͤschen, nach-
dem ſie in die Trompete aufgenommen worden, immer
groͤſſer, und nicht kleiner werden.
Die Eyergoͤnner antworten darauf, es lieſſen ſich
die Muttertrompeten leichtlich aufblaſen (n) und erweitern,
und ſonſt groͤſſer dehnen (o) wenn ſie im Beiſchlafe ſteif
wuͤrden, ein Ey koͤnne ſich in ein Oval bilden (p), beim
Kamaͤleon (q) gehe keine Borſte in den Eygang, und
dennoch lege dieſe Eidechſe Eyer. Daß aber ein ſehr
weiches Ey ganz durch die ſehr enge Trompete eines
Schaafes hindurchgepreßt werden moͤge, ohne zu zerreiſ-
ſen, dieſes hat keinen Schein der Wahrheit.
Es waͤren die Graafiſche Eyer bereits in der
Frucht (r) fertig und zugegen, ſie waͤren in einem Kalbe
von vier oder fuͤnf Wochen nicht kleiner, als in einer Kuh,
und
(i)
DUVERNEY Zod. Gall.
ann. II. m. Mart. LEEUWEN-
HOECK. Exper. & contempl. p.
28. Anat. & contempl. II. p. 157.
Phil tranſ. n. 145. HARTMAN.
n. 39. La MOTTE gener. VA-
LISNERI c. 19. n. 12. VOGLI.
KUHLEMAN. p. 48.
(k) t. 26. f. 1. u. ſ. w. ſind zehn-
mal groͤſſer im Eyerſtokke, als in
den Trompeten GRAAF. p. 315.
die Trompeten ſind ſehr enge in
den Elephanten BLAIR. Phil. tranſ.
n. 326.
(l) LEEUWENHOECK. anat.
& Contempel. II. p. 165.
(m) VALISNER. c. 9. n. 18.
(n) PAITON. diſc. II. p. 43.
(o) p. 27.
(p) TAUVRY p. 55.
(q) VALISNERI oper. T. I. p.
420.
(r) LEEUWENHOECK. anat.
& contemplat. II. p. 174. &c.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/126>, abgerufen am 26.11.2024.
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