Es ist freilich wohl unter den Eyern der Vögel und der Vierfüßigen viele Aehnlichkeit, allein auch bei beiden wieder eine grosse Verschiedenheit anzutreffen (b). Es sind die Eyer der Vögel ohne eine fleischige Substanz be- weglich, und sie haben blos einen verkehrten Kelch, der sich zu einem Stengel verdünnt, und wie der Stiel ei- ner reifen Frucht abfallen kann.
Die Eyerchen, der Menschen und Vierfüßigen, sind mit einem häufigen Fadengewebe aller Orten angehef- tet (a), sie können nicht aus dem Eyerstokke ohne Wunde und Geschwür entfallen. Einige leugnen sogar, daß am Eyerstokke eine ofne Passage zu finden sey (b), je- doch sie treiben nur die Sache ein wenig zu weit (c).
Die vorigen antworten darauf, man finde unter dem Lebendiggebärenden Thiere, bei denen die Eyer frei lä- gen, z. E. die Sau (d), der Jgel (e), und das weib- liche Geschlecht unter den Menschen (f), Die Eyer hin- gen ebenfalls an den Eyerlegenden am Kelche feste (g); dei der Schildkröte (h) stekke das Ey völlig in der Ho- de: und dennoch fänden die Eyer ihren Ausgang. Es sind aber wenigstens die Bläschen beim Menschen überall so feste angehängt, und so zart, daß es nicht zu vermu- then ist, solche würden von einer gewaltsamen Thätig- keit entleert werden können.
Andre
(b)[Spaltenumbruch]
Der Kelch ist von dem gel- ben Körper verschieden HART- MANN. n. 7.
(a)VALISNERI P. II. c. 4. n. 1. An der Stutte c. 9. n. 8. &c c. 18. n. 15. MERY hist. de l'Acad. ann 1701. p. 48 &c. LEEUWEN- HOECK. Epist. physiol. p. 209. HEUERMAN. T. IV. p. 266.
(c)[Spaltenumbruch]
Da dieser Weg durch den Beischlaf entstehet p. 29. 30. die Haut des Eyes erweitert sich all- mälig DRELINCOURT. sem. mul. n. 13.
(d)DIONIS. p. 283.
(e) Eine Eyertraube wie der Eyerstokk in den Fischen HART- MAN. n. 38.
(f)SWAMMERDAM. p. 20.
(g)TAUVRY p. 52.
(h)Idem p. 38.
E 5
I. Abſ. Empfaͤngnis.
Es iſt freilich wohl unter den Eyern der Voͤgel und der Vierfuͤßigen viele Aehnlichkeit, allein auch bei beiden wieder eine groſſe Verſchiedenheit anzutreffen (b). Es ſind die Eyer der Voͤgel ohne eine fleiſchige Subſtanz be- weglich, und ſie haben blos einen verkehrten Kelch, der ſich zu einem Stengel verduͤnnt, und wie der Stiel ei- ner reifen Frucht abfallen kann.
Die Eyerchen, der Menſchen und Vierfuͤßigen, ſind mit einem haͤufigen Fadengewebe aller Orten angehef- tet (a), ſie koͤnnen nicht aus dem Eyerſtokke ohne Wunde und Geſchwuͤr entfallen. Einige leugnen ſogar, daß am Eyerſtokke eine ofne Paſſage zu finden ſey (b), je- doch ſie treiben nur die Sache ein wenig zu weit (c).
Die vorigen antworten darauf, man finde unter dem Lebendiggebaͤrenden Thiere, bei denen die Eyer frei laͤ- gen, z. E. die Sau (d), der Jgel (e), und das weib- liche Geſchlecht unter den Menſchen (f), Die Eyer hin- gen ebenfalls an den Eyerlegenden am Kelche feſte (g); dei der Schildkroͤte (h) ſtekke das Ey voͤllig in der Ho- de: und dennoch faͤnden die Eyer ihren Ausgang. Es ſind aber wenigſtens die Blaͤschen beim Menſchen uͤberall ſo feſte angehaͤngt, und ſo zart, daß es nicht zu vermu- then iſt, ſolche wuͤrden von einer gewaltſamen Thaͤtig- keit entleert werden koͤnnen.
Andre
(b)[Spaltenumbruch]
Der Kelch iſt von dem gel- ben Koͤrper verſchieden HART- MANN. n. 7.
(a)VALISNERI P. II. c. 4. n. 1. An der Stutte c. 9. n. 8. &c c. 18. n. 15. MERY hiſt. de l’Acad. ann 1701. p. 48 &c. LEEUWEN- HOECK. Epiſt. phyſiol. p. 209. HEUERMAN. T. IV. p. 266.
(c)[Spaltenumbruch]
Da dieſer Weg durch den Beiſchlaf entſtehet p. 29. 30. die Haut des Eyes erweitert ſich all- maͤlig DRELINCOURT. ſem. mul. n. 13.
(d)DIONIS. p. 283.
(e) Eine Eyertraube wie der Eyerſtokk in den Fiſchen HART- MAN. n. 38.
(f)SWAMMERDAM. p. 20.
(g)TAUVRY p. 52.
(h)Idem p. 38.
E 5
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I. Abſ. Empfaͤngnis.
Es iſt freilich wohl unter den Eyern der Voͤgel und
der Vierfuͤßigen viele Aehnlichkeit, allein auch bei beiden
wieder eine groſſe Verſchiedenheit anzutreffen (b). Es
ſind die Eyer der Voͤgel ohne eine fleiſchige Subſtanz be-
weglich, und ſie haben blos einen verkehrten Kelch, der
ſich zu einem Stengel verduͤnnt, und wie der Stiel ei-
ner reifen Frucht abfallen kann.
Die Eyerchen, der Menſchen und Vierfuͤßigen, ſind
mit einem haͤufigen Fadengewebe aller Orten angehef-
tet (a), ſie koͤnnen nicht aus dem Eyerſtokke ohne Wunde
und Geſchwuͤr entfallen. Einige leugnen ſogar, daß
am Eyerſtokke eine ofne Paſſage zu finden ſey (b), je-
doch ſie treiben nur die Sache ein wenig zu weit (c).
Die vorigen antworten darauf, man finde unter dem
Lebendiggebaͤrenden Thiere, bei denen die Eyer frei laͤ-
gen, z. E. die Sau (d), der Jgel (e), und das weib-
liche Geſchlecht unter den Menſchen (f), Die Eyer hin-
gen ebenfalls an den Eyerlegenden am Kelche feſte (g);
dei der Schildkroͤte (h) ſtekke das Ey voͤllig in der Ho-
de: und dennoch faͤnden die Eyer ihren Ausgang. Es
ſind aber wenigſtens die Blaͤschen beim Menſchen uͤberall
ſo feſte angehaͤngt, und ſo zart, daß es nicht zu vermu-
then iſt, ſolche wuͤrden von einer gewaltſamen Thaͤtig-
keit entleert werden koͤnnen.
Andre
(b)
Der Kelch iſt von dem gel-
ben Koͤrper verſchieden HART-
MANN. n. 7.
(a) VALISNERI P. II. c. 4. n. 1.
An der Stutte c. 9. n. 8. &c c.
18. n. 15. MERY hiſt. de l’Acad.
ann 1701. p. 48 &c. LEEUWEN-
HOECK. Epiſt. phyſiol. p. 209.
HEUERMAN. T. IV. p. 266.
(b) DIONIS. DUVERN. Zod.
Med. Gall. MERY Hiſt. de l’Acad.
1701. LAMY.
(c)
Da dieſer Weg durch den
Beiſchlaf entſtehet p. 29. 30. die
Haut des Eyes erweitert ſich all-
maͤlig DRELINCOURT. ſem. mul.
n. 13.
(d) DIONIS. p. 283.
(e) Eine Eyertraube wie der
Eyerſtokk in den Fiſchen HART-
MAN. n. 38.
(f) SWAMMERDAM. p. 20.
(g) TAUVRY p. 52.
(h) Idem p. 38.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/125>, abgerufen am 26.11.2024.
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