dieses Theiles organische Körperchen enthalten sollte, warum er solche erst von der Empfängnis her enthalte; man hat aber von einem fleißigen und in Mikroskopen- sachen ungemein geübten Manne die Bestätigung vor sich, daß in dem Safte des gelben Körpers keine vor- handen sind (f). Da ausserdem unter den männlichen und weiblichen Hoden keine Aehnlichkeit statt findet (g), so darf man keinen von beiden, und von allen andern Säften, die einander so verwandt sind, verschiednen Sast erwarten, der besonders beseelt seyn sollte. End- lich würde auch im gelben Körper ein jeder andere Saft unnüzze seyn, da dergleichen Körper gar nicht zu der Zeit da ist, wenn das Werk der Empfängnis vollbracht wird; und man müste, den Vorstellungen des berühmten Mannes zuwider, viel ehe beseelte Theilchen in den Bläs- chen finden, denn es sind nichts als Bläschen allein zu- gegen, wenn die Frau empfängt, und es ist höchst wahr- scheinlich, daß solche erst im vollkommensten Grade der empfangenden Bläschen ihre Ausbildung bekommen.
Diejenige, welche endlich leugnen (h), daß am Eyer- stokke eine Strasse und Oefnung sey, durch welche das Ey herausgehen könne, werden, wie ich glaube, nach unsern Erfahrungen nicht länger zweifelhaft bleiben, daß sich gegen die Zeit des Beischlafes an dem Eyerstokke eine wirkliche gewaltsam entstandene und blutige Rizze zeigt; indem ausserdem viele andere Beispiele mehr mit unsern Jncisionen (i) übereinstimmen.
Jch
(f)[Spaltenumbruch]LEDERMULLER Verthei- dig. der Saamenthierchen 13.
(g) Aus den Gefässen der männ- lichen Hoden, welche man aus- sprizzen kann, und den sehr schö- nen Ausführungsgängen; aus den Drüsenkernchen bei den Frauen, ohne Gang, ausser dem, den man gewaltsamer Weise macht, in ei- nem fruchtbaren Beischlafe.
(h)[Spaltenumbruch]LAUNAI p. 97. VERHEYN. sahe es nicht II. p. 316. 317.
(i) Frau SANTORIN. Istor. d'un feto n. 24. obs. p. 224. WE- PFER. cicut. p. 124. RUYSCH. überall BERGER. p. 457. LITTRE ann. 1701. 1705. GOELICKE beim SCHURIG. p. 71. im Haasen M. HOFMAN. l. c.
E 2
I. Abſ. Empfaͤngnis.
dieſes Theiles organiſche Koͤrperchen enthalten ſollte, warum er ſolche erſt von der Empfaͤngnis her enthalte; man hat aber von einem fleißigen und in Mikroskopen- ſachen ungemein geuͤbten Manne die Beſtaͤtigung vor ſich, daß in dem Safte des gelben Koͤrpers keine vor- handen ſind (f). Da auſſerdem unter den maͤnnlichen und weiblichen Hoden keine Aehnlichkeit ſtatt findet (g), ſo darf man keinen von beiden, und von allen andern Saͤften, die einander ſo verwandt ſind, verſchiednen Saſt erwarten, der beſonders beſeelt ſeyn ſollte. End- lich wuͤrde auch im gelben Koͤrper ein jeder andere Saft unnuͤzze ſeyn, da dergleichen Koͤrper gar nicht zu der Zeit da iſt, wenn das Werk der Empfaͤngnis vollbracht wird; und man muͤſte, den Vorſtellungen des beruͤhmten Mannes zuwider, viel ehe beſeelte Theilchen in den Blaͤs- chen finden, denn es ſind nichts als Blaͤschen allein zu- gegen, wenn die Frau empfaͤngt, und es iſt hoͤchſt wahr- ſcheinlich, daß ſolche erſt im vollkommenſten Grade der empfangenden Blaͤschen ihre Ausbildung bekommen.
Diejenige, welche endlich leugnen (h), daß am Eyer- ſtokke eine Straſſe und Oefnung ſey, durch welche das Ey herausgehen koͤnne, werden, wie ich glaube, nach unſern Erfahrungen nicht laͤnger zweifelhaft bleiben, daß ſich gegen die Zeit des Beiſchlafes an dem Eyerſtokke eine wirkliche gewaltſam entſtandene und blutige Rizze zeigt; indem auſſerdem viele andere Beiſpiele mehr mit unſern Jnciſionen (i) uͤbereinſtimmen.
Jch
(f)[Spaltenumbruch]LEDERMULLER Verthei- dig. der Saamenthierchen 13.
(g) Aus den Gefaͤſſen der maͤnn- lichen Hoden, welche man aus- ſprizzen kann, und den ſehr ſchoͤ- nen Ausfuͤhrungsgaͤngen; aus den Druͤſenkernchen bei den Frauen, ohne Gang, auſſer dem, den man gewaltſamer Weiſe macht, in ei- nem fruchtbaren Beiſchlafe.
(h)[Spaltenumbruch]LAUNAI p. 97. VERHEYN. ſahe es nicht II. p. 316. 317.
(i) Frau SANTORIN. Iſtor. d’un feto n. 24. obſ. p. 224. WE- PFER. cicut. p. 124. RUYSCH. uͤberall BERGER. p. 457. LITTRE ann. 1701. 1705. GOELICKE beim SCHURIG. p. 71. im Haaſen M. HOFMAN. l. c.
E 2
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man hat aber von einem fleißigen und in Mikroskopen-
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ſich, daß in dem Safte des gelben Koͤrpers keine vor-
handen ſind (f). Da auſſerdem unter den maͤnnlichen
und weiblichen Hoden keine Aehnlichkeit ſtatt findet (g),
ſo darf man keinen von beiden, und von allen andern
Saͤften, die einander ſo verwandt ſind, verſchiednen
Saſt erwarten, der beſonders beſeelt ſeyn ſollte. End-
lich wuͤrde auch im gelben Koͤrper ein jeder andere Saft
unnuͤzze ſeyn, da dergleichen Koͤrper gar nicht zu der Zeit
da iſt, wenn das Werk der Empfaͤngnis vollbracht wird;
und man muͤſte, den Vorſtellungen des beruͤhmten
Mannes zuwider, viel ehe beſeelte Theilchen in den Blaͤs-
chen finden, denn es ſind nichts als Blaͤschen allein zu-
gegen, wenn die Frau empfaͤngt, und es iſt hoͤchſt wahr-
ſcheinlich, daß ſolche erſt im vollkommenſten Grade der
empfangenden Blaͤschen ihre Ausbildung bekommen.
Diejenige, welche endlich leugnen (h), daß am Eyer-
ſtokke eine Straſſe und Oefnung ſey, durch welche das
Ey herausgehen koͤnne, werden, wie ich glaube, nach
unſern Erfahrungen nicht laͤnger zweifelhaft bleiben, daß
ſich gegen die Zeit des Beiſchlafes an dem Eyerſtokke eine
wirkliche gewaltſam entſtandene und blutige Rizze zeigt;
indem auſſerdem viele andere Beiſpiele mehr mit unſern
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Jch
(f)
LEDERMULLER Verthei-
dig. der Saamenthierchen 13.
(g) Aus den Gefaͤſſen der maͤnn-
lichen Hoden, welche man aus-
ſprizzen kann, und den ſehr ſchoͤ-
nen Ausfuͤhrungsgaͤngen; aus den
Druͤſenkernchen bei den Frauen,
ohne Gang, auſſer dem, den man
gewaltſamer Weiſe macht, in ei-
nem fruchtbaren Beiſchlafe.
(h)
LAUNAI p. 97. VERHEYN.
ſahe es nicht II. p. 316. 317.
(i) Frau SANTORIN. Iſtor.
d’un feto n. 24. obſ. p. 224. WE-
PFER. cicut. p. 124. RUYSCH.
uͤberall BERGER. p. 457. LITTRE
ann. 1701. 1705. GOELICKE beim
SCHURIG. p. 71. im Haaſen M.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/119>, abgerufen am 25.11.2024.
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