erst zulezzt (g), sondern weil sie ihre Gedanken durch keine Bewegungen mehr an den Tag legen kann.
Zulezzt erfolgt ein mühsames Athemholen, welches langsam, unterbrochen ist, und sich mit einem Röcheln verbindet, indem die Beängstigung den Athem zu suchen, unternimmt, hingegen die Schwäche, solches auszufüh- ren, verhindert.
Es kann nemlich das Herz, wie man offenbar sieht, eine Zeitlang vor dem Tode das Blut durch die Schlag- adern, welche viel zu sehr widerstehen, nicht mehr in die Blutadern herüberstossen (h), man findet es auch bei todten Körpern in den Schlagadern angehäuft (h*), hin- gegen ist viel weniger oder gar kein Blut in den Blut- adern anzutreffen. Daher zieht sich das Blut aus den Füssen zurükk, diese müssen nothwendig eiskalt werden, und es zieht sich die Wärme mit dem Blute nach oben hinauf, indem das Herz dieses Blut, z. E. blos nach dem Schaamleisten hintreibt: es strömt daher eine kürzere Welle auf die Nieren, auf welche der Rükkfluß des Bluts folgt, um dahin zurükk zu strömen, von wo es durch den lezzten Pulsschlag herkam. Auf solche Art zieht sich end- lich die Blutwelle ferner nach dem Zwerchfelle, nach den Ribben, z. E. nach der neunten, nach der siebenten, und endlich in dem grossen Bogen zurükk, bis sie endlich kurz darauf ins Herze zurükke sinkt.
Gemeiniglich liegt das Herz zwischen einigen Pulsi- rungen stille, wenn es endlich von dem zurükkströmenden Blute, welches durch die Holader als ein Ueberbleibsel vom Herzensschlage anlangt so empfindet das von neuem gereizte Herz, einen neuen Jnstinkt zum Pulse, und be- freiet sich noch von diesem Blute.
Nunmehro ist dieses derjenige Zustand, da das Blut nicht mehr durch die Lunge hindurch kann, es erreget in
uns
(g)[Spaltenumbruch]L. XII. p. 552 553.
(h)KEIL. Phil. trans. n. 306. am [Spaltenumbruch]
Greise von hundert und dreißig Jahren.
(h*)Ibid.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
erſt zulezzt (g), ſondern weil ſie ihre Gedanken durch keine Bewegungen mehr an den Tag legen kann.
Zulezzt erfolgt ein muͤhſames Athemholen, welches langſam, unterbrochen iſt, und ſich mit einem Roͤcheln verbindet, indem die Beaͤngſtigung den Athem zu ſuchen, unternimmt, hingegen die Schwaͤche, ſolches auszufuͤh- ren, verhindert.
Es kann nemlich das Herz, wie man offenbar ſieht, eine Zeitlang vor dem Tode das Blut durch die Schlag- adern, welche viel zu ſehr widerſtehen, nicht mehr in die Blutadern heruͤberſtoſſen (h), man findet es auch bei todten Koͤrpern in den Schlagadern angehaͤuft (h*), hin- gegen iſt viel weniger oder gar kein Blut in den Blut- adern anzutreffen. Daher zieht ſich das Blut aus den Fuͤſſen zuruͤkk, dieſe muͤſſen nothwendig eiskalt werden, und es zieht ſich die Waͤrme mit dem Blute nach oben hinauf, indem das Herz dieſes Blut, z. E. blos nach dem Schaamleiſten hintreibt: es ſtroͤmt daher eine kuͤrzere Welle auf die Nieren, auf welche der Ruͤkkfluß des Bluts folgt, um dahin zuruͤkk zu ſtroͤmen, von wo es durch den lezzten Pulsſchlag herkam. Auf ſolche Art zieht ſich end- lich die Blutwelle ferner nach dem Zwerchfelle, nach den Ribben, z. E. nach der neunten, nach der ſiebenten, und endlich in dem groſſen Bogen zuruͤkk, bis ſie endlich kurz darauf ins Herze zuruͤkke ſinkt.
Gemeiniglich liegt das Herz zwiſchen einigen Pulſi- rungen ſtille, wenn es endlich von dem zuruͤkkſtroͤmenden Blute, welches durch die Holader als ein Ueberbleibſel vom Herzensſchlage anlangt ſo empfindet das von neuem gereizte Herz, einen neuen Jnſtinkt zum Pulſe, und be- freiet ſich noch von dieſem Blute.
Nunmehro iſt dieſes derjenige Zuſtand, da das Blut nicht mehr durch die Lunge hindurch kann, es erreget in
uns
(g)[Spaltenumbruch]L. XII. p. 552 553.
(h)KEIL. Phil. tranſ. n. 306. am [Spaltenumbruch]
Greiſe von hundert und dreißig Jahren.
(h*)Ibid.
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[980[982]/1034]
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
erſt zulezzt (g), ſondern weil ſie ihre Gedanken durch
keine Bewegungen mehr an den Tag legen kann.
Zulezzt erfolgt ein muͤhſames Athemholen, welches
langſam, unterbrochen iſt, und ſich mit einem Roͤcheln
verbindet, indem die Beaͤngſtigung den Athem zu ſuchen,
unternimmt, hingegen die Schwaͤche, ſolches auszufuͤh-
ren, verhindert.
Es kann nemlich das Herz, wie man offenbar ſieht,
eine Zeitlang vor dem Tode das Blut durch die Schlag-
adern, welche viel zu ſehr widerſtehen, nicht mehr in die
Blutadern heruͤberſtoſſen (h), man findet es auch bei
todten Koͤrpern in den Schlagadern angehaͤuft (h*), hin-
gegen iſt viel weniger oder gar kein Blut in den Blut-
adern anzutreffen. Daher zieht ſich das Blut aus den
Fuͤſſen zuruͤkk, dieſe muͤſſen nothwendig eiskalt werden,
und es zieht ſich die Waͤrme mit dem Blute nach oben
hinauf, indem das Herz dieſes Blut, z. E. blos nach dem
Schaamleiſten hintreibt: es ſtroͤmt daher eine kuͤrzere
Welle auf die Nieren, auf welche der Ruͤkkfluß des Bluts
folgt, um dahin zuruͤkk zu ſtroͤmen, von wo es durch den
lezzten Pulsſchlag herkam. Auf ſolche Art zieht ſich end-
lich die Blutwelle ferner nach dem Zwerchfelle, nach den
Ribben, z. E. nach der neunten, nach der ſiebenten, und
endlich in dem groſſen Bogen zuruͤkk, bis ſie endlich kurz
darauf ins Herze zuruͤkke ſinkt.
Gemeiniglich liegt das Herz zwiſchen einigen Pulſi-
rungen ſtille, wenn es endlich von dem zuruͤkkſtroͤmenden
Blute, welches durch die Holader als ein Ueberbleibſel
vom Herzensſchlage anlangt ſo empfindet das von neuem
gereizte Herz, einen neuen Jnſtinkt zum Pulſe, und be-
freiet ſich noch von dieſem Blute.
Nunmehro iſt dieſes derjenige Zuſtand, da das Blut
nicht mehr durch die Lunge hindurch kann, es erreget in
uns
(g)
L. XII. p. 552 553.
(h) KEIL. Phil. tranſ. n. 306. am
Greiſe von hundert und dreißig
Jahren.
(h*) Ibid.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 980[982]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/1034>, abgerufen am 22.11.2024.
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