Heister(z), welcher zwar an der Gebärmutter Muskel- fasern zuließ, aber nicht zugestehen wollte, daß man sie einen Muskel nennen könnte. Dieses ist auch gemeinig- lich die Vorstellung, welche sich andere berühmte Män- ner (a) von der Gebärmutter machen.
Andere, ob sie gleich nicht eben über diese Beschaffen- heit, ein Muskel zu seyn, viel Streit geführet, erinnern demohngeachtet doch die Aerzte, daß sie nicht die Ablösung des Mutterkuchens, diesem gar zu unsichern Werkzeuge überlassen möchten (b).
Selbst Ruysch(c) gestand es, da er schon ein be- jahrter Greis war, offenbar, daß er sich auf seine Mu- skeln nicht viel verlassen dürfte.
Jndessen beobachtete doch nach Ruyschens Zeiten ein berühmter Mann, nemlich der erste unter den Leib- ärzten (d), an dieser Stelle Zirkelrunde und in sich selbst zurükklaufende Fasern. So redet der berühmte Dei- dier von zwo Faserschichten an der Gebärmutter, davon die eine ihrer Länge nach, und die andere aber überzwerch fortlief.
(e)
Frie-
(z)[Spaltenumbruch]Compend. anat. not. 31. in diss. MOEB I, wie auch LOPO- RINUS in einem deutsch geschrieb- nen Büchelgen.
(a)HARTRANFT. l. c. n. 17. LIETAUD. p. 359. VIEUSSENS. nov. syst. p. 15. BOERHAAVE in seinen praelect. GORTER. de mot. vit. p. 41. CASSEBOHM. in seinen scholis posthumis. SMELLIE p. 58. NORTWIK. der ber. MEKEL zeigt beim HANNES. in der Disp. worinnen er fetum per os nutriri zeiget. MONRO Ed. IV. Ess. of a Societ. at Edimb. V. P. 2. p. 107.
(b)J. H. COHAUSEN. in lu- cina RUYSCHIANA. HART- [Spaltenumbruch]
RANFT. de secund. extract. non differ.
(c) Unser Freund SCHREIBE- RUS, in dem Leben des RUYSCH. p. 54. aus dem Munde J. F. BOH- LII, diesem berühmten Manne, mit dem ich wie mit dem SCHREI- BERO zwei vergnügte Jahre zu Leiden zugebracht habe. BOH- LIUS aber war gegen die lezzte Jah- re des RUYSCHII geliebter, und fast einziger Schüler.
(d)SENAC. du coeur. II. p. 689. wie auch MULLER. de uter. rupt. p. 13.
(e)Anat. p. 386.
O o o 3
II. Abſchn. Bau der Gebaͤrmutter.
Heiſter(z), welcher zwar an der Gebaͤrmutter Muſkel- faſern zuließ, aber nicht zugeſtehen wollte, daß man ſie einen Muſkel nennen koͤnnte. Dieſes iſt auch gemeinig- lich die Vorſtellung, welche ſich andere beruͤhmte Maͤn- ner (a) von der Gebaͤrmutter machen.
Andere, ob ſie gleich nicht eben uͤber dieſe Beſchaffen- heit, ein Muſkel zu ſeyn, viel Streit gefuͤhret, erinnern demohngeachtet doch die Aerzte, daß ſie nicht die Abloͤſung des Mutterkuchens, dieſem gar zu unſichern Werkzeuge uͤberlaſſen moͤchten (b).
Selbſt Ruyſch(c) geſtand es, da er ſchon ein be- jahrter Greis war, offenbar, daß er ſich auf ſeine Mu- ſkeln nicht viel verlaſſen duͤrfte.
Jndeſſen beobachtete doch nach Ruyſchens Zeiten ein beruͤhmter Mann, nemlich der erſte unter den Leib- aͤrzten (d), an dieſer Stelle Zirkelrunde und in ſich ſelbſt zuruͤkklaufende Faſern. So redet der beruͤhmte Dei- dier von zwo Faſerſchichten an der Gebaͤrmutter, davon die eine ihrer Laͤnge nach, und die andere aber uͤberzwerch fortlief.
(e)
Frie-
(z)[Spaltenumbruch]Compend. anat. not. 31. in diſſ. MOEB I, wie auch LOPO- RINUS in einem deutſch geſchrieb- nen Buͤchelgen.
(a)HARTRANFT. l. c. n. 17. LIETAUD. p. 359. VIEUSSENS. nov. ſyſt. p. 15. BOERHAAVE in ſeinen prælect. GORTER. de mot. vit. p. 41. CASSEBOHM. in ſeinen ſcholis poſthumis. SMELLIE p. 58. NORTWIK. der ber. MEKEL zeigt beim HANNES. in der Diſp. worinnen er fetum per os nutriri zeiget. MONRO Ed. IV. Eſſ. of a Societ. at Edimb. V. P. 2. p. 107.
(b)J. H. COHAUSEN. in lu- cina RUYSCHIANA. HART- [Spaltenumbruch]
RANFT. de ſecund. extract. non differ.
(c) Unſer Freund SCHREIBE- RUS, in dem Leben des RUYSCH. p. 54. aus dem Munde J. F. BOH- LII, dieſem beruͤhmten Manne, mit dem ich wie mit dem SCHREI- BERO zwei vergnuͤgte Jahre zu Leiden zugebracht habe. BOH- LIUS aber war gegen die lezzte Jah- re des RUYSCHII geliebter, und faſt einziger Schuͤler.
(d)SENAC. du coeur. II. p. 689. wie auch MULLER. de uter. rupt. p. 13.
(e)Anat. p. 386.
O o o 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0985"n="949"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Abſchn. Bau der Gebaͤrmutter.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">Heiſter</hi><noteplace="foot"n="(z)"><cb/><hirendition="#aq">Compend. anat. not. 31. in<lb/>
diſſ. MOEB I,</hi> wie auch <hirendition="#aq">LOPO-<lb/>
RINUS</hi> in einem deutſch geſchrieb-<lb/>
nen Buͤchelgen.</note>, welcher zwar an der Gebaͤrmutter Muſkel-<lb/>
faſern zuließ, aber nicht zugeſtehen wollte, daß man ſie<lb/>
einen Muſkel nennen koͤnnte. Dieſes iſt auch gemeinig-<lb/>
lich die Vorſtellung, welche ſich andere beruͤhmte Maͤn-<lb/>
ner <noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">HARTRANFT. l. c. n. 17.<lb/>
LIETAUD. p. 359. VIEUSSENS.<lb/>
nov. ſyſt. p. 15. BOERHAAVE</hi> in<lb/>ſeinen <hirendition="#aq">prælect. GORTER. de mot.<lb/>
vit. p. 41. CASSEBOHM.</hi> in ſeinen<lb/><hirendition="#aq">ſcholis poſthumis. SMELLIE p.<lb/>
58. NORTWIK.</hi> der ber. <hirendition="#aq">MEKEL</hi><lb/>
zeigt beim <hirendition="#aq">HANNES.</hi> in der <hirendition="#aq">Diſp.</hi><lb/>
worinnen er <hirendition="#aq">fetum per os nutriri</hi><lb/>
zeiget. <hirendition="#aq">MONRO Ed. IV. Eſſ. of a<lb/>
Societ. at Edimb. V. P. 2. p.</hi> 107.</note> von der Gebaͤrmutter machen.</p><lb/><p>Andere, ob ſie gleich nicht eben uͤber dieſe Beſchaffen-<lb/>
heit, ein Muſkel zu ſeyn, viel Streit gefuͤhret, erinnern<lb/>
demohngeachtet doch die Aerzte, daß ſie nicht die Abloͤſung<lb/>
des Mutterkuchens, dieſem gar zu unſichern Werkzeuge<lb/>
uͤberlaſſen moͤchten <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">J. H. COHAUSEN. in lu-<lb/>
cina <hirendition="#g">RUYSCHIANA.</hi> HART-<lb/><cb/>
RANFT. de ſecund. extract. non<lb/>
differ.</hi></note>.</p><lb/><p>Selbſt <hirendition="#fr">Ruyſch</hi><noteplace="foot"n="(c)">Unſer Freund <hirendition="#aq">SCHREIBE-<lb/>
RUS,</hi> in dem Leben des <hirendition="#aq">RUYSCH.<lb/>
p.</hi> 54. aus dem Munde <hirendition="#aq">J. F. BOH-<lb/>
LII,</hi> dieſem beruͤhmten Manne,<lb/>
mit dem ich wie mit dem <hirendition="#aq">SCHREI-<lb/>
BERO</hi> zwei vergnuͤgte Jahre zu<lb/>
Leiden zugebracht habe. <hirendition="#aq">BOH-<lb/>
LIUS</hi> aber war gegen die lezzte Jah-<lb/>
re des <hirendition="#aq">RUYSCHII</hi> geliebter, und<lb/>
faſt einziger Schuͤler.</note> geſtand es, da er ſchon ein be-<lb/>
jahrter Greis war, offenbar, daß er ſich auf ſeine Mu-<lb/>ſkeln nicht viel verlaſſen duͤrfte.</p><lb/><p>Jndeſſen beobachtete doch nach <hirendition="#fr">Ruyſchens</hi> Zeiten<lb/>
ein beruͤhmter Mann, nemlich der erſte unter den Leib-<lb/>
aͤrzten <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">SENAC. du coeur. II. p.</hi><lb/>
689. wie auch <hirendition="#aq">MULLER. de uter.<lb/>
rupt. p.</hi> 13.</note>, an dieſer Stelle Zirkelrunde und in ſich ſelbſt<lb/>
zuruͤkklaufende Faſern. So redet der beruͤhmte <hirendition="#fr">Dei-<lb/>
dier</hi> von zwo Faſerſchichten an der Gebaͤrmutter, davon<lb/>
die eine ihrer Laͤnge nach, und die andere aber uͤberzwerch<lb/>
fortlief.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">O o o 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Frie-</fw><lb/><noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">Anat. p.</hi> 386.</note><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[949/0985]
II. Abſchn. Bau der Gebaͤrmutter.
Heiſter (z), welcher zwar an der Gebaͤrmutter Muſkel-
faſern zuließ, aber nicht zugeſtehen wollte, daß man ſie
einen Muſkel nennen koͤnnte. Dieſes iſt auch gemeinig-
lich die Vorſtellung, welche ſich andere beruͤhmte Maͤn-
ner (a) von der Gebaͤrmutter machen.
Andere, ob ſie gleich nicht eben uͤber dieſe Beſchaffen-
heit, ein Muſkel zu ſeyn, viel Streit gefuͤhret, erinnern
demohngeachtet doch die Aerzte, daß ſie nicht die Abloͤſung
des Mutterkuchens, dieſem gar zu unſichern Werkzeuge
uͤberlaſſen moͤchten (b).
Selbſt Ruyſch (c) geſtand es, da er ſchon ein be-
jahrter Greis war, offenbar, daß er ſich auf ſeine Mu-
ſkeln nicht viel verlaſſen duͤrfte.
Jndeſſen beobachtete doch nach Ruyſchens Zeiten
ein beruͤhmter Mann, nemlich der erſte unter den Leib-
aͤrzten (d), an dieſer Stelle Zirkelrunde und in ſich ſelbſt
zuruͤkklaufende Faſern. So redet der beruͤhmte Dei-
dier von zwo Faſerſchichten an der Gebaͤrmutter, davon
die eine ihrer Laͤnge nach, und die andere aber uͤberzwerch
fortlief.
Frie-
(e)
(z)
Compend. anat. not. 31. in
diſſ. MOEB I, wie auch LOPO-
RINUS in einem deutſch geſchrieb-
nen Buͤchelgen.
(a) HARTRANFT. l. c. n. 17.
LIETAUD. p. 359. VIEUSSENS.
nov. ſyſt. p. 15. BOERHAAVE in
ſeinen prælect. GORTER. de mot.
vit. p. 41. CASSEBOHM. in ſeinen
ſcholis poſthumis. SMELLIE p.
58. NORTWIK. der ber. MEKEL
zeigt beim HANNES. in der Diſp.
worinnen er fetum per os nutriri
zeiget. MONRO Ed. IV. Eſſ. of a
Societ. at Edimb. V. P. 2. p. 107.
(b) J. H. COHAUSEN. in lu-
cina RUYSCHIANA. HART-
RANFT. de ſecund. extract. non
differ.
(c) Unſer Freund SCHREIBE-
RUS, in dem Leben des RUYSCH.
p. 54. aus dem Munde J. F. BOH-
LII, dieſem beruͤhmten Manne,
mit dem ich wie mit dem SCHREI-
BERO zwei vergnuͤgte Jahre zu
Leiden zugebracht habe. BOH-
LIUS aber war gegen die lezzte Jah-
re des RUYSCHII geliebter, und
faſt einziger Schuͤler.
(d) SENAC. du coeur. II. p.
689. wie auch MULLER. de uter.
rupt. p. 13.
(e) Anat. p. 386.
O o o 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 949. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/985>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.