Jndessen giebt es doch noch eine andere Art, einen weinartigen Geist, wenigstens aus Pferdemilch, aber auch aus Kuhmilch(l) zu bekommen. Man überläßt nemlich die Milch dem freywilligen Sauerwerden, und dieses entweder mit sehr wenigem Mehle (m), oder daß man überhaupt gar kein Mehl darunter rühre (n). Auf solche Art destillirt am Feuer aus dieser fermentirter Milch ein saurer Geist, den die Tartarn in Syberien Arak nennen, und womit sie sich berauschen: Und man kann die Kräfte dieses Brantweins dergestalt schärfen (o), daß er nach Art des Alkoholz Schiespulver anzündet (p).
Es soll aber die Pferdemilch allein nur Rausch ma- chen (q). Die Sache ist schon an sich sehr alt(r), aber demohngeachtet doch, nachdem ich selbst daran gezweifelt habe (s), von meinem alten Freunde J. G. Gmelin(t), welchem wir zum größten Verluste der natürlichen Ge- schichte, und vornemlich der Kräuterkunde verlohren haben, zu unsern Zeiten bestätiget worden.
§. 20.
(l)[Spaltenumbruch]GMELIN. Itin. p. 100. Aju- kinsk. Kalmuk. von der Schaaf- wadeke p. 37.
(m) Beim Joh. di LUCCA in Itiner. Comm. Lit. Nor. 1742. hebd. 24. Siehe den NEUMANN. ad KESSEL. t. 1. P. 2. p. 18.
(n)GMELIN. Itin. Sibir. III. p. 497.
(o) Werde zwei bis dreimal de- stillirt ISBRAND. IDES. Itin. p. 237. II. p. 241. Ajuk. Kalmukeriet. Rec. d'obs. cur. II. p. 241. Relat. de la Tartarie t. 10. p. 23.
(p)Relat. de la Tartarie l. c. GMELIN.
(q)GMELIN. II. p. 363. Itin. Sibir.
(r)[Spaltenumbruch]Joh. di LUCCA descript. Tartar. Aus diesem PARCHAS. daher es LISTERUS hat, humor. p. 432. dies hat ISBRAND. IDES. p. 38. Collect. itin. t. 7. p. 91. fer- ner P. du HALDE IV. p. 46. et STRAHLENBERG. dieser von der Wadeke. Es vermuthet STAH- LIUS ebenfalls, daß dergleichen weinartig Wesen in der Milch sey, chem. fundam. t. 3. 878. und red- nerisch TEICHMEYER. chem. p. 106.
(s)Comm. ad Praelect. t. 5. P. II. p. 433.
(t)GMELIN. Itin. Sibir. t. 2. p. 100. I. p. 273.
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
Jndeſſen giebt es doch noch eine andere Art, einen weinartigen Geiſt, wenigſtens aus Pferdemilch, aber auch aus Kuhmilch(l) zu bekommen. Man uͤberlaͤßt nemlich die Milch dem freywilligen Sauerwerden, und dieſes entweder mit ſehr wenigem Mehle (m), oder daß man uͤberhaupt gar kein Mehl darunter ruͤhre (n). Auf ſolche Art deſtillirt am Feuer aus dieſer fermentirter Milch ein ſaurer Geiſt, den die Tartarn in Syberien Arak nennen, und womit ſie ſich berauſchen: Und man kann die Kraͤfte dieſes Brantweins dergeſtalt ſchaͤrfen (o), daß er nach Art des Alkoholz Schiespulver anzuͤndet (p).
Es ſoll aber die Pferdemilch allein nur Rauſch ma- chen (q). Die Sache iſt ſchon an ſich ſehr alt(r), aber demohngeachtet doch, nachdem ich ſelbſt daran gezweifelt habe (s), von meinem alten Freunde J. G. Gmelin(t), welchem wir zum groͤßten Verluſte der natuͤrlichen Ge- ſchichte, und vornemlich der Kraͤuterkunde verlohren haben, zu unſern Zeiten beſtaͤtiget worden.
§. 20.
(l)[Spaltenumbruch]GMELIN. Itin. p. 100. Aju- kinsk. Kalmuk. von der Schaaf- wadeke p. 37.
(m) Beim Joh. di LUCCA in Itiner. Comm. Lit. Nor. 1742. hebd. 24. Siehe den NEUMANN. ad KESSEL. t. 1. P. 2. p. 18.
(n)GMELIN. Itin. Sibir. III. p. 497.
(o) Werde zwei bis dreimal de- ſtillirt ISBRAND. IDES. Itin. p. 237. II. p. 241. Ajuk. Kalmukeriet. Rec. d’obſ. cur. II. p. 241. Relat. de la Tartarie t. 10. p. 23.
(p)Relat. de la Tartarie l. c. GMELIN.
(q)GMELIN. II. p. 363. Itin. Sibir.
(r)[Spaltenumbruch]Joh. di LUCCA deſcript. Tartar. Aus dieſem PARCHAS. daher es LISTERUS hat, humor. p. 432. dies hat ISBRAND. IDES. p. 38. Collect. itin. t. 7. p. 91. fer- ner P. du HALDE IV. p. 46. et STRAHLENBERG. dieſer von der Wadeke. Es vermuthet STAH- LIUS ebenfalls, daß dergleichen weinartig Weſen in der Milch ſey, chem. fundam. t. 3. 878. und red- neriſch TEICHMEYER. chem. p. 106.
(s)Comm. ad Prælect. t. 5. P. II. p. 433.
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Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
Jndeſſen giebt es doch noch eine andere Art, einen
weinartigen Geiſt, wenigſtens aus Pferdemilch, aber
auch aus Kuhmilch (l) zu bekommen. Man uͤberlaͤßt
nemlich die Milch dem freywilligen Sauerwerden, und
dieſes entweder mit ſehr wenigem Mehle (m), oder daß
man uͤberhaupt gar kein Mehl darunter ruͤhre (n). Auf
ſolche Art deſtillirt am Feuer aus dieſer fermentirter Milch
ein ſaurer Geiſt, den die Tartarn in Syberien Arak
nennen, und womit ſie ſich berauſchen: Und man kann
die Kraͤfte dieſes Brantweins dergeſtalt ſchaͤrfen (o), daß
er nach Art des Alkoholz Schiespulver anzuͤndet (p).
Es ſoll aber die Pferdemilch allein nur Rauſch ma-
chen (q). Die Sache iſt ſchon an ſich ſehr alt (r), aber
demohngeachtet doch, nachdem ich ſelbſt daran gezweifelt
habe (s), von meinem alten Freunde J. G. Gmelin (t),
welchem wir zum groͤßten Verluſte der natuͤrlichen Ge-
ſchichte, und vornemlich der Kraͤuterkunde verlohren
haben, zu unſern Zeiten beſtaͤtiget worden.
§. 20.
(l)
GMELIN. Itin. p. 100. Aju-
kinsk. Kalmuk. von der Schaaf-
wadeke p. 37.
(m) Beim Joh. di LUCCA in
Itiner. Comm. Lit. Nor. 1742. hebd.
24. Siehe den NEUMANN. ad
KESSEL. t. 1. P. 2. p. 18.
(n) GMELIN. Itin. Sibir. III.
p. 497.
(o) Werde zwei bis dreimal de-
ſtillirt ISBRAND. IDES. Itin. p.
237. II. p. 241. Ajuk. Kalmukeriet.
Rec. d’obſ. cur. II. p. 241. Relat. de
la Tartarie t. 10. p. 23.
(p) Relat. de la Tartarie l. c.
GMELIN.
(q) GMELIN. II. p. 363. Itin.
Sibir.
(r)
Joh. di LUCCA deſcript.
Tartar. Aus dieſem PARCHAS.
daher es LISTERUS hat, humor.
p. 432. dies hat ISBRAND. IDES.
p. 38. Collect. itin. t. 7. p. 91. fer-
ner P. du HALDE IV. p. 46. et
STRAHLENBERG. dieſer von der
Wadeke. Es vermuthet STAH-
LIUS ebenfalls, daß dergleichen
weinartig Weſen in der Milch ſey,
chem. fundam. t. 3. 878. und red-
neriſch TEICHMEYER. chem. p.
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II. p. 433.
(t) GMELIN. Itin. Sibir. t. 2. p.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 906. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/942>, abgerufen am 22.11.2024.
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