und es haben viele Schriftsteller(x) in den Gefässen der Gebärmutter gegen die Zeiten des Kindbettes einen mil- chigen Saft gesehen, welcher sich sogar über den Mut- terkuchen ergossen hat (y). Und es ist wenigstens unter der salzwasserartigen und weißlichen Milch, dergleichen außer den Zeiten des Kindbettes in den Brüsten ist, und unter dem Safte der Gebärmutter eine sehr grosse Aehnlichkeit.
Es begiebt sich also der Chilus, wenn er sich von den Brüsten abwendet, in den Durchseiher, von der- gleichen weissen dikken und milchigen Safte, und dagegen fließt die Feuchtigkeit von der Gebärmutter in die Gefässe der Brüste, die den seinigen nicht unähnlich sind, zurükk: ich gestehe es aber gerne, daß diese Aehnlichkeit nur in den ganz kleinen und nicht sichtbaren Gefässen statt finde, und daß dasjenige, welches wir eben jezzt erzählt haben, nur aus den Erscheinungen, und aus der gemeinschaftli- chen Eigenschaft der Brüste, und der Gebärmutter, das ist, aus der Kraft beyder sich ausdehnen zu lassen, her- geleitet werden müsse.
Es findet sich endlich noch zwischen den Brüsten und der Gebärmutter eine Sympathie, so das Nervensystem angeht. Es erwekkt nemlich das verliebte Berühren der Warzen bey Mägdchen, die es nicht gewohnt sind, das verliebte Feuer, und es giebt einige, bey denen sich die kleine Ruthe von diesem Scherze in eine ähnliche Bewegung sezzen läßt (z). Man könnte dieses entweder einer erwiesenen Uebereinstimmung der Nerven, oder auch der Verwandschaft der Jdeen zuschreiben, und diese macht es, daß die an einem Theile des Körpers erregte Wollust der Liebe, die übrigen zur Wollust gehörige Erfordernisse
der
(x)[Spaltenumbruch]VIEUSSENS. post VER- HEYEN. I. II. p. 15. et 17. DIO- NIS. Physiolog. p. 119. DEIDIER. tum. p. 86. 87. 91. FIZES. de ge- ner. p. 182. ASTRUC. morb. mul. [Spaltenumbruch]
t. 1. p. 13. 14. 15. 50. 51. MURRY in thes. paris. 1735.
(y)VIEUSSENS. p. 40. DEI- DIER. tum. p. 87.
(z)BURTON. new. sistem. p. 11.
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
und es haben viele Schriftſteller(x) in den Gefaͤſſen der Gebaͤrmutter gegen die Zeiten des Kindbettes einen mil- chigen Saft geſehen, welcher ſich ſogar uͤber den Mut- terkuchen ergoſſen hat (y). Und es iſt wenigſtens unter der ſalzwaſſerartigen und weißlichen Milch, dergleichen außer den Zeiten des Kindbettes in den Bruͤſten iſt, und unter dem Safte der Gebaͤrmutter eine ſehr groſſe Aehnlichkeit.
Es begiebt ſich alſo der Chilus, wenn er ſich von den Bruͤſten abwendet, in den Durchſeiher, von der- gleichen weiſſen dikken und milchigen Safte, und dagegen fließt die Feuchtigkeit von der Gebaͤrmutter in die Gefaͤſſe der Bruͤſte, die den ſeinigen nicht unaͤhnlich ſind, zuruͤkk: ich geſtehe es aber gerne, daß dieſe Aehnlichkeit nur in den ganz kleinen und nicht ſichtbaren Gefaͤſſen ſtatt finde, und daß dasjenige, welches wir eben jezzt erzaͤhlt haben, nur aus den Erſcheinungen, und aus der gemeinſchaftli- chen Eigenſchaft der Bruͤſte, und der Gebaͤrmutter, das iſt, aus der Kraft beyder ſich ausdehnen zu laſſen, her- geleitet werden muͤſſe.
Es findet ſich endlich noch zwiſchen den Bruͤſten und der Gebaͤrmutter eine Sympathie, ſo das Nervenſyſtem angeht. Es erwekkt nemlich das verliebte Beruͤhren der Warzen bey Maͤgdchen, die es nicht gewohnt ſind, das verliebte Feuer, und es giebt einige, bey denen ſich die kleine Ruthe von dieſem Scherze in eine aͤhnliche Bewegung ſezzen laͤßt (z). Man koͤnnte dieſes entweder einer erwieſenen Uebereinſtimmung der Nerven, oder auch der Verwandſchaft der Jdeen zuſchreiben, und dieſe macht es, daß die an einem Theile des Koͤrpers erregte Wolluſt der Liebe, die uͤbrigen zur Wolluſt gehoͤrige Erforderniſſe
der
(x)[Spaltenumbruch]VIEUSSENS. poſt VER- HEYEN. I. II. p. 15. et 17. DIO- NIS. Phyſiolog. p. 119. DEIDIER. tum. p. 86. 87. 91. FIZES. de ge- ner. p. 182. ASTRUC. morb. mul. [Spaltenumbruch]
t. 1. p. 13. 14. 15. 50. 51. MURRY in theſ. pariſ. 1735.
(y)VIEUSSENS. p. 40. DEI- DIER. tum. p. 87.
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Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
und es haben viele Schriftſteller (x) in den Gefaͤſſen der
Gebaͤrmutter gegen die Zeiten des Kindbettes einen mil-
chigen Saft geſehen, welcher ſich ſogar uͤber den Mut-
terkuchen ergoſſen hat (y). Und es iſt wenigſtens unter
der ſalzwaſſerartigen und weißlichen Milch, dergleichen
außer den Zeiten des Kindbettes in den Bruͤſten iſt,
und unter dem Safte der Gebaͤrmutter eine ſehr groſſe
Aehnlichkeit.
Es begiebt ſich alſo der Chilus, wenn er ſich von
den Bruͤſten abwendet, in den Durchſeiher, von der-
gleichen weiſſen dikken und milchigen Safte, und dagegen
fließt die Feuchtigkeit von der Gebaͤrmutter in die Gefaͤſſe
der Bruͤſte, die den ſeinigen nicht unaͤhnlich ſind, zuruͤkk:
ich geſtehe es aber gerne, daß dieſe Aehnlichkeit nur in
den ganz kleinen und nicht ſichtbaren Gefaͤſſen ſtatt finde,
und daß dasjenige, welches wir eben jezzt erzaͤhlt haben,
nur aus den Erſcheinungen, und aus der gemeinſchaftli-
chen Eigenſchaft der Bruͤſte, und der Gebaͤrmutter, das
iſt, aus der Kraft beyder ſich ausdehnen zu laſſen, her-
geleitet werden muͤſſe.
Es findet ſich endlich noch zwiſchen den Bruͤſten und
der Gebaͤrmutter eine Sympathie, ſo das Nervenſyſtem
angeht. Es erwekkt nemlich das verliebte Beruͤhren
der Warzen bey Maͤgdchen, die es nicht gewohnt ſind,
das verliebte Feuer, und es giebt einige, bey denen ſich
die kleine Ruthe von dieſem Scherze in eine aͤhnliche
Bewegung ſezzen laͤßt (z). Man koͤnnte dieſes entweder
einer erwieſenen Uebereinſtimmung der Nerven, oder auch
der Verwandſchaft der Jdeen zuſchreiben, und dieſe macht
es, daß die an einem Theile des Koͤrpers erregte Wolluſt
der Liebe, die uͤbrigen zur Wolluſt gehoͤrige Erforderniſſe
der
(x)
VIEUSSENS. poſt VER-
HEYEN. I. II. p. 15. et 17. DIO-
NIS. Phyſiolog. p. 119. DEIDIER.
tum. p. 86. 87. 91. FIZES. de ge-
ner. p. 182. ASTRUC. morb. mul.
t. 1. p. 13. 14. 15. 50. 51. MURRY
in theſ. pariſ. 1735.
(y) VIEUSSENS. p. 40. DEI-
DIER. tum. p. 87.
(z) BURTON. new. ſiſtem. p. 11.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 886. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/922>, abgerufen am 22.11.2024.
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