Die Frauenspersonen, welche ihrem Gefchlechte ge- treu sind, haben keine Bärte(m), und unter den Thie- ren auch keine vorragende Zähne (n), bei vielen auch keine Hörner, und es haben auch in dem menschlichen Geschlech- te die Weiber weniger Zähne (o). So sind die Farben des weiblichen Geschlechtes schwächer, und bei den Vö- geln nicht so schön. Unter den Menschen ist die Frau schöner, weil bei ihr die blaue Adern durch die zärtere Haut besser durchscheinen, und die Haut selbst, welche vom Fette unterpolstert ist, weisser scheint, da sie bei ma- gern Personen gelb erscheint.
Die Haare der Mannbarkeit wachsen ihnen ebenfalls, nur nicht am Hintern, und dennoch scheinen sie, des wenigern Reibens wegen, und wegen der kleinern Gefässe weniger hizzig zu seyn (p).
Es war ein blosser Scherz von den Alten, daß einige unter ihnen die Meinung hegten (q), die Frau habe innerlich eben das, was der Mann auswendig ha- be; indessen haben vor kurzem berühmte Männer (r), fast im Ernste, diese längst widerlegte Meinung wieder hervor gesucht. Es ist genung, sich zu erinnern, daß die Geburtstheile in beiderlei Geschlechtern einander ungleich sind (s), und daß endlich der ganze Körper in beiden Ge- schlechtern, in den Grundstoffen selbst, unterschieden sey.
§. 2.
(m)[Spaltenumbruch]BROUZET. educat. I. p. 356.
(n)REL. von den Trankenbar. Miss. Cent. XXI. p. 717. weniger bei Weibern GREW. rar. p. 5.
(o)RIOLAN. p. 38. 39. &c.
(p) Wäßriger STAHL. theor. p. 357. da die Männer mehr Leim haben; sind kälter EMPEDOCIES. beim ARIST. part. anim. L. II. c. 2.
(q)GALEN. util. part. L. XIV. c. 6. de semine c. 2. AVICENNA [Spaltenumbruch]
L. III. Fen. 21. t. 1. c. 1. NEME- SIUS c. 25. THEOPHILUS L. V.
(r)J. BERENG. CARP. p. 208. b. CAESALP. Quaest VIII. L. VII. SANCTOR. ad 1. Fen. Advic. p. 387.
(s) Die Weiber haben keine Oberhode, keine Saamenbläschen, keinen Vorsteher, keine Harnröh- renzwiebel. Die Männer keine Scheide, keine Gebärmutter, und auch keine Muttertrompeten.
H h h 2
I. Abſchn. Die Bruͤſte.
Die Frauensperſonen, welche ihrem Gefchlechte ge- treu ſind, haben keine Baͤrte(m), und unter den Thie- ren auch keine vorragende Zaͤhne (n), bei vielen auch keine Hoͤrner, und es haben auch in dem menſchlichen Geſchlech- te die Weiber weniger Zaͤhne (o). So ſind die Farben des weiblichen Geſchlechtes ſchwaͤcher, und bei den Voͤ- geln nicht ſo ſchoͤn. Unter den Menſchen iſt die Frau ſchoͤner, weil bei ihr die blaue Adern durch die zaͤrtere Haut beſſer durchſcheinen, und die Haut ſelbſt, welche vom Fette unterpolſtert iſt, weiſſer ſcheint, da ſie bei ma- gern Perſonen gelb erſcheint.
Die Haare der Mannbarkeit wachſen ihnen ebenfalls, nur nicht am Hintern, und dennoch ſcheinen ſie, des wenigern Reibens wegen, und wegen der kleinern Gefaͤſſe weniger hizzig zu ſeyn (p).
Es war ein bloſſer Scherz von den Alten, daß einige unter ihnen die Meinung hegten (q), die Frau habe innerlich eben das, was der Mann auswendig ha- be; indeſſen haben vor kurzem beruͤhmte Maͤnner (r), faſt im Ernſte, dieſe laͤngſt widerlegte Meinung wieder hervor geſucht. Es iſt genung, ſich zu erinnern, daß die Geburtstheile in beiderlei Geſchlechtern einander ungleich ſind (s), und daß endlich der ganze Koͤrper in beiden Ge- ſchlechtern, in den Grundſtoffen ſelbſt, unterſchieden ſey.
§. 2.
(m)[Spaltenumbruch]BROUZET. educat. I. p. 356.
(n)REL. von den Trankenbar. Miſſ. Cent. XXI. p. 717. weniger bei Weibern GREW. rar. p. 5.
(o)RIOLAN. p. 38. 39. &c.
(p) Waͤßriger STAHL. theor. p. 357. da die Maͤnner mehr Leim haben; ſind kaͤlter EMPEDOCIES. beim ARIST. part. anim. L. II. c. 2.
(q)GALEN. util. part. L. XIV. c. 6. de ſemine c. 2. AVICENNA [Spaltenumbruch]
L. III. Fen. 21. t. 1. c. 1. NEME- SIUS c. 25. THEOPHILUS L. V.
(r)J. BERENG. CARP. p. 208. b. CAESALP. Quæſt VIII. L. VII. SANCTOR. ad 1. Fen. Advic. p. 387.
(s) Die Weiber haben keine Oberhode, keine Saamenblaͤschen, keinen Vorſteher, keine Harnroͤh- renzwiebel. Die Maͤnner keine Scheide, keine Gebaͤrmutter, und auch keine Muttertrompeten.
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I. Abſchn. Die Bruͤſte.
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Hoͤrner, und es haben auch in dem menſchlichen Geſchlech-
te die Weiber weniger Zaͤhne (o). So ſind die Farben
des weiblichen Geſchlechtes ſchwaͤcher, und bei den Voͤ-
geln nicht ſo ſchoͤn. Unter den Menſchen iſt die Frau
ſchoͤner, weil bei ihr die blaue Adern durch die zaͤrtere
Haut beſſer durchſcheinen, und die Haut ſelbſt, welche
vom Fette unterpolſtert iſt, weiſſer ſcheint, da ſie bei ma-
gern Perſonen gelb erſcheint.
Die Haare der Mannbarkeit wachſen ihnen ebenfalls,
nur nicht am Hintern, und dennoch ſcheinen ſie, des
wenigern Reibens wegen, und wegen der kleinern Gefaͤſſe
weniger hizzig zu ſeyn (p).
Es war ein bloſſer Scherz von den Alten, daß
einige unter ihnen die Meinung hegten (q), die Frau
habe innerlich eben das, was der Mann auswendig ha-
be; indeſſen haben vor kurzem beruͤhmte Maͤnner (r),
faſt im Ernſte, dieſe laͤngſt widerlegte Meinung wieder
hervor geſucht. Es iſt genung, ſich zu erinnern, daß die
Geburtstheile in beiderlei Geſchlechtern einander ungleich
ſind (s), und daß endlich der ganze Koͤrper in beiden Ge-
ſchlechtern, in den Grundſtoffen ſelbſt, unterſchieden ſey.
§. 2.
(m)
BROUZET. educat. I. p.
356.
(n) REL. von den Trankenbar.
Miſſ. Cent. XXI. p. 717. weniger
bei Weibern GREW. rar. p. 5.
(o) RIOLAN. p. 38. 39. &c.
(p) Waͤßriger STAHL. theor.
p. 357. da die Maͤnner mehr Leim
haben; ſind kaͤlter EMPEDOCIES.
beim ARIST. part. anim. L. II. c. 2.
(q) GALEN. util. part. L. XIV.
c. 6. de ſemine c. 2. AVICENNA
L. III. Fen. 21. t. 1. c. 1. NEME-
SIUS c. 25. THEOPHILUS L. V.
(r) J. BERENG. CARP. p. 208.
b. CAESALP. Quæſt VIII. L. VII.
SANCTOR. ad 1. Fen. Advic.
p. 387.
(s) Die Weiber haben keine
Oberhode, keine Saamenblaͤschen,
keinen Vorſteher, keine Harnroͤh-
renzwiebel. Die Maͤnner keine
Scheide, keine Gebaͤrmutter, und
auch keine Muttertrompeten.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 851. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/887>, abgerufen am 25.11.2024.
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