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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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III. Abschn. Beweg. des Saamens.
merkt man schon eine völlige Tüchtigkeit zum Werke der
Liebe, und wir kennen alle einen Fürsten, welcher noch
nicht sechzehn Jahre zurükkgelegt hatte, und sogleich Zwil-
linge zeugte.

Jn diesem Alter erreicht die Reizbarkeit ihren höch-
sten Grad, und nun sind alle mögliche Reize ungemein
geschikkt die Liebe zu erwekken und auszuüben.

Nach dem vierzigsten Jahre, und wenn man sich
dem funfzigsten nähert, hört zwar der Saame nicht auf,
erzeugt zu werden, es geräth aber die Reizbarkeit sehr
ins Abnehmen, und kaum vermag die Natur, in einem
Manne, welcher sich lange Zeit enthält, den Saamen
im Traume auszuleeren; übrigens gehet die Begattung
langsamer vor sich, ob sie gleich nicht, wenn man damit
die Liebe zu seiner Ehegattin verbindet, unfruchtbar ist.

Nach der Zeit nimmt bei den Männern die Kraft
der Liebe allmälich mehr und mehr ab, ich sage, allmä-
lich, denn die Natur verbietet es auf keinerlei Weise,
daß ein sechzigjähriger Mann zum Vater werden könne,
ob es gleich die Gesezze verbieten (d). Es wird nur jeder-
zeit ein längerer und lebhafterer Reiz dazu erfordert,
wenn das Steifwerden gehörig geschehen, und der Saa-
me erfolgen soll.

Noch im siebenzigsten (e), im sechs und siebenzigsten
(f) Jahre und darüber, im drei und achtzigsten (g)
[Spaltenumbruch]

im
diesem Jahre auch im südlichen Eu-
ropa BUFFON. T. II. p. 489. ein
zehnjähriger Knabe schwängerte die
Amme HIERONIMUS ad VITA-
LIANUM.
(d) Wider solche schreibt mit
Recht CARANZA p. 389.
(e) Ein sehr geiler Greis von
diesen Jahren Eph. Nat. Cur. Dec.
II. ann. 2. obs.
121.
(f) Wegen Ehebruch verklagt
[Spaltenumbruch] SALMUTH. Cent. III. n. 59. Es
heirathete Jemand von 79 Jahren,
wegen der heftigen Reize zur Liebe,
so er fühlte Journ. des Trevoux
ann. 1708. m. Nov.
74. des Felicis
PLATERI
Vater heirathete, und
zeugte noch sechs Kinder MELCH.
ADAMI.
(g) Muthmaßlich war er schul-
dig, wurde aber dennoch losge-
sprochen ALBERTI Med. leg. L.
III.

III. Abſchn. Beweg. des Saamens.
merkt man ſchon eine voͤllige Tuͤchtigkeit zum Werke der
Liebe, und wir kennen alle einen Fuͤrſten, welcher noch
nicht ſechzehn Jahre zuruͤkkgelegt hatte, und ſogleich Zwil-
linge zeugte.

Jn dieſem Alter erreicht die Reizbarkeit ihren hoͤch-
ſten Grad, und nun ſind alle moͤgliche Reize ungemein
geſchikkt die Liebe zu erwekken und auszuuͤben.

Nach dem vierzigſten Jahre, und wenn man ſich
dem funfzigſten naͤhert, hoͤrt zwar der Saame nicht auf,
erzeugt zu werden, es geraͤth aber die Reizbarkeit ſehr
ins Abnehmen, und kaum vermag die Natur, in einem
Manne, welcher ſich lange Zeit enthaͤlt, den Saamen
im Traume auszuleeren; uͤbrigens gehet die Begattung
langſamer vor ſich, ob ſie gleich nicht, wenn man damit
die Liebe zu ſeiner Ehegattin verbindet, unfruchtbar iſt.

Nach der Zeit nimmt bei den Maͤnnern die Kraft
der Liebe allmaͤlich mehr und mehr ab, ich ſage, allmaͤ-
lich, denn die Natur verbietet es auf keinerlei Weiſe,
daß ein ſechzigjaͤhriger Mann zum Vater werden koͤnne,
ob es gleich die Geſezze verbieten (d). Es wird nur jeder-
zeit ein laͤngerer und lebhafterer Reiz dazu erfordert,
wenn das Steifwerden gehoͤrig geſchehen, und der Saa-
me erfolgen ſoll.

Noch im ſiebenzigſten (e), im ſechs und ſiebenzigſten
(f) Jahre und daruͤber, im drei und achtzigſten (g)
[Spaltenumbruch]

im
dieſem Jahre auch im ſuͤdlichen Eu-
ropa BUFFON. T. II. p. 489. ein
zehnjaͤhriger Knabe ſchwaͤngerte die
Amme HIERONIMUS ad VITA-
LIANUM.
(d) Wider ſolche ſchreibt mit
Recht CARANZA p. 389.
(e) Ein ſehr geiler Greis von
dieſen Jahren Eph. Nat. Cur. Dec.
II. ann. 2. obſ.
121.
(f) Wegen Ehebruch verklagt
[Spaltenumbruch] SALMUTH. Cent. III. n. 59. Es
heirathete Jemand von 79 Jahren,
wegen der heftigen Reize zur Liebe,
ſo er fuͤhlte Journ. des Trévoux
ann. 1708. m. Nov.
74. des Felicis
PLATERI
Vater heirathete, und
zeugte noch ſechs Kinder MELCH.
ADAMI.
(g) Muthmaßlich war er ſchul-
dig, wurde aber dennoch losge-
ſprochen ALBERTI Med. leg. L.
III.
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[843/0879] III. Abſchn. Beweg. des Saamens. merkt man ſchon eine voͤllige Tuͤchtigkeit zum Werke der Liebe, und wir kennen alle einen Fuͤrſten, welcher noch nicht ſechzehn Jahre zuruͤkkgelegt hatte, und ſogleich Zwil- linge zeugte. Jn dieſem Alter erreicht die Reizbarkeit ihren hoͤch- ſten Grad, und nun ſind alle moͤgliche Reize ungemein geſchikkt die Liebe zu erwekken und auszuuͤben. Nach dem vierzigſten Jahre, und wenn man ſich dem funfzigſten naͤhert, hoͤrt zwar der Saame nicht auf, erzeugt zu werden, es geraͤth aber die Reizbarkeit ſehr ins Abnehmen, und kaum vermag die Natur, in einem Manne, welcher ſich lange Zeit enthaͤlt, den Saamen im Traume auszuleeren; uͤbrigens gehet die Begattung langſamer vor ſich, ob ſie gleich nicht, wenn man damit die Liebe zu ſeiner Ehegattin verbindet, unfruchtbar iſt. Nach der Zeit nimmt bei den Maͤnnern die Kraft der Liebe allmaͤlich mehr und mehr ab, ich ſage, allmaͤ- lich, denn die Natur verbietet es auf keinerlei Weiſe, daß ein ſechzigjaͤhriger Mann zum Vater werden koͤnne, ob es gleich die Geſezze verbieten (d). Es wird nur jeder- zeit ein laͤngerer und lebhafterer Reiz dazu erfordert, wenn das Steifwerden gehoͤrig geſchehen, und der Saa- me erfolgen ſoll. Noch im ſiebenzigſten (e), im ſechs und ſiebenzigſten (f) Jahre und daruͤber, im drei und achtzigſten (g) im (c) (d) Wider ſolche ſchreibt mit Recht CARANZA p. 389. (e) Ein ſehr geiler Greis von dieſen Jahren Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 2. obſ. 121. (f) Wegen Ehebruch verklagt SALMUTH. Cent. III. n. 59. Es heirathete Jemand von 79 Jahren, wegen der heftigen Reize zur Liebe, ſo er fuͤhlte Journ. des Trévoux ann. 1708. m. Nov. 74. des Felicis PLATERI Vater heirathete, und zeugte noch ſechs Kinder MELCH. ADAMI. (g) Muthmaßlich war er ſchul- dig, wurde aber dennoch losge- ſprochen ALBERTI Med. leg. L. III. (c) dieſem Jahre auch im ſuͤdlichen Eu- ropa BUFFON. T. II. p. 489. ein zehnjaͤhriger Knabe ſchwaͤngerte die Amme HIERONIMUS ad VITA- LIANUM.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 843. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/879>, abgerufen am 22.11.2024.